Was gibt es Neues auf El Hierro
Vier Jahre ist es nun her, seit der Vulkan unter El Hierro sich mit neuen Leben füllte.
Nach über 300 Jahren Ruhezeit rüttelte er mit fast 24.000 Erdstößen bis
ML5,1 die Insel wieder wach. Die Eruption kurz vor der Küste von La
Restinga lies damals Größeres befürchten.
Es gab ein
seltenes Naturschauspiel mit bunt
gefärbtem Meerwasser durch austretende Gase und Schwebepartikel. Über
viele Quadratkilometer konnte sogar aus dem Weltall dieses Spektakel
beobachtet werden.
Auch wurden erstmalig bei einem Vulkanausbruch weiße Lavabrocken mit schwarzem Schokoladenüberzug ausgeworfenen- die
Restingolitas.
Ein neuer Unterwasservulkan wurde geboren. Noch 88 Meter unter der Meeresoberfläche verborgen – der
Eldiscreto.
Seitdem ist wieder Pause angesagt. Aber noch keine Ruhe. Immer wieder
gab es in den vergangenen Jahren Erdbeben und auch die letzten Tage
kleinere Erdstöße.
Auf der Insel läuft alles wieder seinen geregelten Gang. Die spanienweite
Wirtschaftskrise hat auch auf El Hierro tiefe Einschnitte hinterlassen. Viele Bewohner sind
ausgewandert und noch mehr
arbeitslos.
Die maßlose Bauwut und eine verfehlte Wirtschafts- und
Subventionspolitik hat gravierende Spuren hinterlassen. Das eine ist
Vergangenheit, aber an den Folgen wird die Insel noch lange zu knabbern
haben.
Zu geblendet haben die Aussagen von bleibendem Wohlstand und
Reichtum. Madrid hat es vorgemacht und jede spanische Region, Provinz
und Gemeinde wollte das versprochene Wachstum auch nicht versäumen. An
Stillstand oder gar Rückschritt dachten nur die Pessimisten. Aber so
sollte es dann auch kommen. Jede Medaille hat zwei Seiten. Solange die
Subventionen aus fremden Kassen fließen und keine nachhaltige eigene
Wirtschaft aufgebaut wird, es es nur eine Frage der Zeit bis sich die
Medaille dreht.
Von Betonpalästen, breiten Straßen, Wellness Bädern oder
einem Kongresszentrum im Rohbau kann niemand leben. Das kostet nur
Unterhalt oder wird Verrotten.
Jetzt müssen und werden kleinere Brötchen gebacken. Hier hat man es im Gegensatz zu
Griechenland
kapiert und ist mit kleinen Schritten dabei sich langsam zu erholen.
Einschnitte im Sozialsystem, im Arbeitsrecht, Steuererhöhungen und die
Streichung von Vergünstigungen sind nur einige Punkte … und dann soll
noch ein Land finanziell auch aus spanischen Kassen am Leben gehalten
werden, das mit aller Gewalt seinen hohen Lebensstandard behalten will.
Das soll mal ein Ziegenhirte auf Europas südlichsten Zipfelchen verstehen.
Globalisierung heißt das Schlagwort, wenn weit ab vom Golfotal die EU
Milliarden in der Akropolis versenkt werden. Solange aus Brüssel Mittel
kamen wurden die auch ungefragt von El Hierro genommen. Jetzt wo es ans
Zahlen geht, erinnert man sich gerne wieder an die eigenen Interessen
und an die eigene Partei. Im Mai 2015 wurde der bisherige Inselpräsident
Alpidio Armas (Koalition überregionaler Parteien) abgewählt und eine
Dame –
Belén Allende der nationalen Inselpartei AHI, zur Präsidentin gekürt …ob Fortschritt oder Rückschritt vermag ich nicht zu beurteilen.
Vielen, auch auf den Nachbarinseln, wird die Macht und das nebulöse Wirken des Beamtenapparat in Brüssel langsam unheimlich.
Die anfängliche Euphorie vom Stern Europa ist längst verflogen.
Der Regulierungswahn ist inzwischen in der letzte Bar in Tacoron
angekommen. Nur noch eine auf Hygiene überprüfte Köchin darf jetzt die
Pizza zubereiten. Schilder am Eingang sagen jetzt dem Gast, ob der
Innenraum noch Kapazität aufnehmen kann oder die maximale Personenzahl
bereits überschritten ist. Gemüseeinkauf geht nur noch mit dem
Plastikhandschuh und die bisher kostenlosenTüten im Supermarkt kosten
plötzlich Geld.
Nicht alles ist falsch. Aber damit ging das besondere
Flair, die
Atmosphäre und die gewissen
Eigenarten
immer mehr im Bürokratiesumpf verloren. Hatte man damals noch
erwartungsvoll den teuren Euro gegen die Leichtmetall-Peseta
eingetauscht, wäre ich mir heute nicht mehr so sicher.
Die langen Arme aus Brüssel, greifen schon bis zum Eldiscreto. Hier
haben sie allerdings noch einmal ihr Füllhorn ausgeschüttet und den Bau
eines
Vulkanzentrum ermöglicht.
Der Vulkanpark von El Hierro
Der im Februar 2015 neu eröffnete
Geoparque liegt an
der HI-4 zwischen La Restinga und El Pinar, unweit der Abzweigung zur
Badebucht Tacoron in einem renaturierten Steinbruch.
Auf den ersten
Blick vielleicht etwas unscheinbar, ist er doch einen Besuch wert und
bietet mit mehreren gut gemachten interaktiven Multimedia Shows eine
Menge Informationen rund um den
Unterwasservulkan vor La Restinga.
Ralf Rehbock (Fotos) hat vor einigen Wochen El Hierro besucht und wird uns seine gewonnenen Eindrücke schildern (Danke).
In Vitrinen sind einige Restingiolas zu sehen, die während der
aktiven Phase vom Eldiscreto vor Restinga vom Rettungskreuzer aus dem
Meer gefischt wurden.
Auf der kurzen geführten Wanderung zwischen den zwei
Ausstellungsgebäuden macht eine Rangerin auf viele geologische
Besonderheiten in dem Lavafeld aufmerksam an denen man sonst vielleicht
achtlos vorbei gelaufen wären.
Sie hat auch erzählt das mitunter kleine
Gruppen von Einwohnern aus Restinga vorbei schauen die sich dann oft
sehr emotional an die Zeit der Evakuierungen erinnern. In einer Nacht
und Nebelaktion mussten damals die Bewohner „Notevakuiert“ werden.
Hier die dramatischen Stunden zum Nachlesen „
Restinga evakuiert„. Die Behörden hatten trotz eindeutiger Anzeichen die Gefahr falsch eingeschätzt und verharmlost.
Der Besuch dauert eine gute Stunde und ist kostenlos. Weitere Infos gibt es im Internet unter
www.geoparqueelhierro.es
Das „alte“
Restingolita-Museeum der Gemeinde direkt in La Restinga ist weiter geöffnet.
In Folge erscheinen nun weitere Vorort Berichte von Ralf Rehbock zur heutigen Situation auf El Hierro.