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Sonntag, 29. März 2015

Erdbeben – kommt El Hierro Vulkan zurück?

Erdbeben mit der Stärke von ML3,1


Nach über einem Jahr Ruhe meldete sich heute Morgen mit einem ML3,1 Erdbeben der Vulkan Eldiscreto zurück.
 
Um 5.48 Uhr erfolgte der erste nun wieder spürbare Erdstoß aus 19 km Tiefe (siehe IGN Grafik). Das Epizentrum lag ca. 2 km vor der Südküste von El Hierro im Gebiet von El Julan.

Bereits Tage zuvor gab es mehrere kleine nicht spürbare Erdbeben, die von den Seismografen aufgezeichnet wurden. Es war ein Erdstoß am 27. März 2015 von ML2,2 aus 12 km Tiefe weit im Westen (blauer Punkt). Gestern ein ML1,9 Beben aus 22 km Tiefe im Bereich der alten Eruptionstelle von 2011 im Süden (gelb) und heute Morgen als Dreieck gekennzeichnet dazwischen.

Noch haben die jetzt wieder verstärkt auftretenden Beben nicht das Wiederaufflammen alter Aktivität zu bedeuten. Auch in Zeiten der vermeintlichen Ruhe gab es kleine Beben. Es können Magmaverlagerungen und dadurch entstehende Spannungsbeben sein. Die Tiefe von 12 und mehr Kilometer liegt im Bereich der vermuteten Magmakammer.


Was sagen die GPS-Verformungswerte?

Die Bodenverformung auf El Hierro hat sich in den vergangenen 12 Monaten kaum verändert. Nach den GPS Messwerten herrscht weiter konstant hoher Innendruck, der an manchen Messpunkten eine Aufwölbung von über 20 cm seit der Eruption im Jahre 2011 bewirkt hat.

Mit einem Auge beobachte ich in den vergangenen Jahren ständig auch in “Ruhezeiten” diese Werte. Größere Änderungen bis zu 75 mm hat nur der Messpunkt IZAN auf Teneriffa zu verzeichnen.

Erdbeben auch zwischen Teneriffa und Gran Canaria?

Interessant in diesem Zusammenhang sind auch die in den letzten Tagen verstärkt wahrgenommenen Erdbeben zwischen Teneriffa und Gran Canaria

Erdstöße bis ML2,4 aus großer Tiefe um die 32 km wurden hier registriert. Es ist ein alter Vulkanbereich, der in über 3.000 m Meerestiefe auch schon Vulkankegel von 600 m Höhe geschaffen hat. In den nächsten Monaten sollte unabhängig von den jetzigen Aktivitäten mit dem Forschungsschiff Ángeles Alvariño (siehe meine Besichtigungstour vom 7.4.2014) dieser Sektor näher unter die Lupe genommen werden. Das Untersuchungsprogramm sieht im weiteren Verlauf auch einen Besuch des Eldiscreto auf El Hierro vor.

Wie wir wissen, hängen alle Erdbeben- und Vulkanaktivitäten unter den Kanaren zusammen.
Es ist ein weit verzweigtes Kanalsystem, das sogar bis ins Atlasgebirge in Westafrika reicht. Eine Veränderung im Osten, kann eine Reaktion ganz im Westen bei El Hierro auslösen.

Mutter dieser Aktivitäten ist der wahrscheinliche Hotspot mit Zentrum jetzt zwischen La Palma und El Hierro. Ein stationärer Punkt über den sich die afrikanische Kontinentalplatte immer weiter noch Nordosten hinweg schiebt. 

Dienstag, 14. Oktober 2014

El Hierro Vulkan sendet Lebenszeichen

Erneut Beben bis ML2,8 vom El Hierro Vulkan


In regelmäßigen Abständen meldet sich der El Hierro Vulkan zurück. Gestern mit einem ML2,8 Beben vor der Westküste (Pfeil IGN Grafik). Der Erdstoß kam aus 21 km Tiefe und damit aus dem unteren Bereich der Magmablase. Heute Morgen ein weiterer leichter Erdstoß im Golfotal (rosa Punkt) von ML1,6 aus 12 km Tiefe. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass sich vielleicht zwei getrennte Magmablasen unter El Hierro gebildet haben. Auf der Gesamtbebengrafik haben wir unter dem Inselmassiv den dunklen rechten Teil (blau/braun) und links ca. 15 km vor der Westküste die grün markierten Beben. Gespeist werden beide Magmablasen von der gleichen Magmakammer die unter dem Golfobecken um den Berg Tanganasoga liegen dürfte.













Auch der Blick von Süden auf das Bebengebilde zeigt zeigt die nach Westen ausweichenden Magmaströme. Am nächsten bis zur Inseloberfläche hat es die rechte Blase um den Ort Sabinosa geschafft. Hier liegt das Magma in 5 bis 7 km Tiefe. Da ein weiterer Aufstieg wegen besonders harter Gesteinsschichten hier bisher nicht möglich war, wurde wahrscheinlich der Ausweg nach Westen gesucht.

Ähnliches ist im Augenblick auch beim Vulkan Bardarbunga auf Island zu beobachten. Vom eigentlichen Zentrum unter dem rund  600 Meter dicken Gletschereis findet über einen Magmakanal nach Norden die Entlüftung statt. Hier hat das Magma durch eine Spalteneruption den Weg bis zur Atmosphäre geschafft.

Im El Hierro Vulkan ist der Innendruck weiter hoch. Nach den aktuellen GPS Messungen der Oberflächen- Verformung hält sich das seit März 2014 aufgebaute Potential weiter auf hohem Niveau. Auch nach Abklingen der Bebenhäufigkeit ist damit keine große Druckentlastung zu beobachten.

Wie könnte es nun mit dem El Hierro Vulkan weiter gehen?


Der unter hohem Druck stehende Magmabereich übt einen konstanten Druck auf das Deckengewölbe aus .Irgendwann reißt auch das stabilste Gestein und das Magma wird weiter aufsteigen.
Wahrscheinlicher ist allerdings, dass Nachschub über den Hotspot aus dem Erdinneren in die Kammer eindringt und den Druck noch weiter erhöht.
Auch wenn im Moment dazu keine Anzeichen zu erkennen sind, ist die Natur immer für eine Überraschung gut.

Weitere Informationen zu den Kanarischen Westinseln finden Sie auf den neuen  Kanaren News.

Samstag, 6. September 2014

Vulkan - Neue GPS Messwerte zur Bodenverformung

Vergleichswerte zur Bodenverformung El Hierro - La Palma - Island

Die Beben haben sich nicht weiter fortgesetzt. Es gab wohl in den letzten 24 Stunden einige kleine Erdstöße bis ML1,9 - diese sind aber unter El Hierro an der Tagesordnung. Zeit sich die aktuellen GPS Messdaten der Universität Nagoya (Grafiken) anzusehen. Links die vertikale Bodenverformung vom Messpunkt El Pinar im südlichen Inselteil von El Hierro. Seit Anbeginn der vulkanischen Aktivität im Jahre 2011 bläht sich mit jedem neuen Bebenschub die Inseloberfläche weiter in die Höhe. Seit März 2014 verharren die Werte auf hohem Niveau. Kein Rückgang und damit kein Entweichen oder Nachlassen des Innendruck ist zu verzeichnen. Es sind 23 cm vertikale Oberfächenverformung seit Ende 2011.

Ein Blick zur Nachbarstation Sabinosa im Golfotal zeigt ähnliche Werte (unterer Grafik UD). Die horizontale Verschiebung nach Norden (mittlere Grafik) bleibt auch konstant, während die Verschiebung auf der Achse Ost/West stark rückläufig ist (obere Grafik).

Es sind insgesamt GPS-Werte die auf kein schnelles Ende der Aktivtät hindeuten. Dies sind im Moment - neben der Gasemission - die einzigen Daten die einen Einblick in die geologischen Vorgänge unter der Insel ermöglichen. Schon beim nächsten größeren Magmanachschub aus dem Erdinnern kann die noch stabile Hülle Risse bekommen. Eine Eruption wäre die Folge.
Wann das allerdings sein wird, kann auch kein Wissenschaftler beantworten. Sicher ist nur, dass nach den heute zur Verfügung stehenden Messdaten, eine Eruption zu erwarten ist.
Es macht natürlich keinen Sinn darauf zu Warten, aber man sollte vorbereitet sein. Neue Beben in größerer Anzahl sind dann der letzte Wink für aufsteigende Magma.

Interessant als Vergleich sind die GPS Daten der nur 70 km entfernten Nachbarinsel La Palma (links). Es ist der gleichen Zeitraum.von Anfang 2012 bis heute. Kaum Veränderungen oder größere Ausschläge. Die vertikale Bodenverformung und auch die horizontale Verschiebung der Insel ist gleich Null. Das sind normale Werte wie sie auch auf den restlichen Kanaren zu beobachten sind. Das ist der Istzustand der sich auch auf La Palma schnell verändern kann. Der Hotspot ist kein regionales Ereignis. Er liegt auch unter dem südlichen Teil von La Palma. Zur Zeit hat er allerdings seine Fühler mehr Richtung El Hierro ausgestreckt. Die Haupt-Magmakammer die ihn speist, wird auf 60 x 60 km Größe geschätzt. Es sind alles Schätzwerte, verlässliche Daten gibt es nicht.

Wie schnell alles gehen kann, haben wir am Beispiel Bardarbunga auf Island gesehen. Innerhalb von 3 Wochen (Mitte August bis heute) hat sich die Inseloberfläche nur um 4,5 cm angehoben. Siehe die Grafik der Universität Iceland am Messpunkt GSIG in Nähe des Bardarbunga unten. Viele und auch starke Beben bis zur Eruption.

Keine jahrelange Vorwarnzeiten - es kann auch sehr schnell gehen.
Island ist natürlich kein El Hierro. Es liegt auch an der geologischen Beschaffenheit und Zusammensetzung der Erdkruste, wie schnell das Magma die Hülle durchschmelzen kann ... und hier scheinen wir auf den Kanaren ein ziemlich zähes Gestein zu haben.


Mittwoch, 16. April 2014

Vulkan - Frühwarnung mit neuer Satellitengeneration

NEWS:


Mit dem Start des Sentinel-1A Beobachtungs- Satelliten, hat die ESA (Fotos) am 3. April 2014 den Ersten von einer neuen Flotte von Satelliten gestartet. Sie sollen eine Fülle an Daten und Bildmaterial von bisher nicht gekannter Präzision liefern. Mit einem C-Band Synthetic Aperture Radar (SAR) -  ein Allwetter-, Tag und Nacht Radar, wird die Erdoberfläche alle 6 Tage komplett frisch gescannt. Dabei können Oberflächenverformungen ab einem Millimeter Veränderung bereits erkannt werden. Die Radar- Interferometrie kombiniert zwei oder mehr Radarbilder über dem gleichen Gebiet, um Veränderungen von schon geringfügigen Bodenbewegungen zu registrieren.
Es ist eine neue Art von GPS Messung, die wir auf El Hierro durch die japanische Universität Nagoya kennen.
Eine Vulkanfrühwarnung auch für Gebiete die nicht ständig von GPS Sensoren überwacht werden. Aufsteigende Magma und erhöhter Druck in der Magmakammer wölbt die darüber liegende Erdkruste. Erste Anzeichen für eine bevorstehende Eruption.

Mit den Folgesatelliten soll bis 2015 ein lückenloses Warnsystem geschaffen werden. Auch soll es Informationen zur Überwachung von Gesteinsverschiebungen vor Erdbeben oder etwa drohenden Erdrutschen liefern.

In den letzten Tagen nehmen die Beben unter El Hierro wieder zu (IGN Grafik links). Gestern 8 Beben - heute bereits 2 Erdstöße. Es sind schwache Beben bis ML1,8. Die Tiefe variiert zwischen 9 und 13 km Tiefe.
Auch die Ausgangslage liegt jetzt wieder mehr zentral über der alten Haupt- Magmakammer um den Tanganasoga und dem Golfobecken (Grafik).

Die Bodenverformung bleibt konstant auf hohem Niveau. Hier hat sich seit dem letzten Bebenschwall Mitte März 2014 keine große Veränderung ergeben. Wie beim Aufpumpen eines Fahrradreifen bleibt der letzte Pumpstoß erhalten. Der Schlauch hält dicht bzw. es findet keine Druckabgabe in das Nachbargestein statt.

Mittwoch, 9. April 2014

Der Puls des Vulkan

NEWS:

Die Reliefaufnahme der IEO von El Hierro lässt sich hier nicht größer und detaillierter darstellen. Zu erkennen ist aber der steile Meeresabstieg auf 3470 Meter (rote Pfeile) nur 30 bis 35 km vor der Küste. Vom Sockelaufbau am Meeresgrund bis zum höchsten Berg Malpaso mit 1501 m über dem Meeresspiegel sind es also rund 6.000 m Höhen- Unterschied. Nur 25 % der Insel sind überhaupt sichtbar.
 
Die Abbruch- und Abrutschkante im Golfo (Schriftzug Hierro) hebt sich deutlich von der restlichen Unterwasserstruktur ab.
Der langgezogene südliche Inselausläufer, hier als "Rift del Hierro" bezeichnet, ist dagegen sehr flach. Viele Eruptionen haben in der Vergangenheit diese Unterwasser Landschaft mit Vulkankegeln von über 2000 m Höhe entstehen lassen. In diesem Gebirgszug befindet sich auch in Inselnähe der Eldiscreto.
 
Im Original ist diese Karte wesentlich beeindruckender. Wie mir die IEO Wissenschaftlerin erklärte, lassen sich in Zukunft diese Reliefkarten mit der neuen 3D Druckertechnologie viel einfacher und kostengünstiger herstellen.
 
 
Der Puls des Vulkan. So könnte die IGN Grafik links über die Bebenaktivität seit 2011 bezeichnet werden. In fast regelmäßigen Abständen erfolgten in den letzten 2,5 Jahren starke Impulse. Insgesamt hat sich aber die Bebenaktivität sowohl in der Anzahl der Erdstöße als auch in der Dauer des einzelnen Bebenschwall etwas abgeschwächt. Nur die Stärke einzelner Beben ( zuletzt am 27.12.2013 ML5,1) hat zugenommen. Aber - und da sind sich alle Fachleute einig - der nächste Schub wird kommen.
Zur Zeit sind wir wieder in einer Ruhephase. Es gibt aber trotzdem fast täglich neue leichte Beben. So wie heute Morgen um 2.44 Uhr ein ML1,9 Erdstoß im äußersten Westteil der Insel aus 11 km Tiefe.

Die Bodenverformung ist im Moment der entscheidende Indikator. Stetig steigt die GPS Kurve, wie hier vom Messpunkt Sabinosa im südlichen Golfo, weiter an. Es ist die vertikale UD Verformung. Mit jedem neuen Bebenschub wird neuer Druck in der Magmakammer aufgebaut, der dann auch erhalten bleibt und sich summiert.
Auch beim Standort Frontera (Golfo Mittelteil) ist ähnliches zu beobachten. Es ist nicht nur flüssige Magma (1200° C) und Gas, sondern durchaus auch feste und inzwischen auf 700 - 800°C herabgekühltes Gestein, das diese Ausbeulung verursacht. Jeder neue Magmanachschub kann innerhalb von Stunden das "erstarrte" Gestein wieder verflüssigen und weiter zum Aufbau der Inselverformung beitragen.

Die amerikanischen Vulkanologen Kari Cooper von der University of California in Davis und Adam Kent von der Oregon State University in Corvallis fanden heraus, dass das Gestein in der Magmakammer vieler Vulkane die allermeiste Zeit in weitgehend festem Zustand vorliegt.
"Doch flüssiges Magma ist eine Voraussetzung dafür, dass ein Vulkan ausbrechen kann. Mit einer Eruption ist dann zu rechnen, wenn mehr als die Hälfte des Magmas geschmolzen ist. Beim Abkühlen dagegen kristallisiert die Schmelze zunehmend aus und erstarrt. Sie kann jedoch durch aufsteigendes Magma wieder erhitzt und so mobilisiert werden." - so die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Nature".

Freitag, 21. März 2014

Vulkan - El Hierro wächst weiter

NEWS:

So sieht die alte und einfache Methode zu Erkennung einer Bodenverformung beim Aufblähen einer Magmakammer aus (Foto: US Geologica Survey). Eine ehemals gerade verlaufende Markierung (links) wird durch den Innendruck und die Boden Aufwölbung verformt (rechts). Wie beim Aufblasen eines Ballon verbiegt sich die Gerade in die Horizontale. Diese Markierung an einer Steilklippe könnte auch die vertikale Ausdehnung anzeigen.
Lange war auch die Verwendung von Neigungsmessern, dem so genannte Tiltmeter, üblich. Dieser ist mit einer Wasserwaage zu vergleichen.
Heute werden elektronische Tiltmeter oder Extensionsmeter mit Laserstrahl eingesetzt. Sie ermöglichen die Dehnung der Oberfläche zwischen zwei Fixpunkten auf Bruchteilen von Millimeter zu erfassen. Auf 30 m lässt sich eine Veränderung von 0,3 tausendstel Millimeter nachweisen.
Ganz so genau muss es bei Vulkanen nicht zugehen.


Der "Navi" dürfte jedem bekannt sein. Die satellitengestützte Navigation, das Global Position System (GPS), hat längst den Alltag erobert. Ob als Autofahrer oder Wanderer findet man sich mit seinem SmartPhon auch in fremder Umgebung zurecht. Diese Technik kommt natürlich vom US Militär oder das „Glonass“-System von der russischen Seite.  Ein GPS-Empfänger erhält Daten von mindestens drei Satelliten und kann daraus zentimetergenau seine eigene Position errechnen. Auf dem rotierenden Modell (links von Wikipedia) mit einem fixen Standort, werden die immer verfügbaren Satelliten angezeigt.
Zur Zeit gibt es 24 NAVSTAR Satelliten die eine genaue Orts- und auch Höhenbestimmung ermöglichen. Im Laufe des Jahres 2014 soll dieses System mit 32 GPS II Satelliten noch modifiziert werden.  

Genau dieses System wird von der Universität Nagoya auch zur GPS Messung der Bodenverformung auf El Hierro eingesetzt. Es sind allerdings keine passiven Geräte. Sie können mit dem Satelliten kommunizieren und ihre Daten senden. So kommen dann diese Tabellen mit der vertikalen Bodenverformung (siehe Grafik) vom Messpunkt Frontera zustande.

Aktuell haben wir seit dem Jahre 2012 eine Aufwölbung um 240 mm ( von -7 bis jetzt +17 cm) zu verzeichnen. Bei fast allen anderen GPS Messpunkten auf der Insel sieht es ähnlich aus.

Somit dürfte nun der höchste Berg der Insel - der Pico de Malpaso - von ehemals 1501,00 Meter -  jetzt auf 1501,24 Meter in 2 Jahren angewachsen sein.

Interessant vielleicht der Vergleich mit dem Yellowstone Park in den USA. Dort stieg die Bodenhöhe über dem "Supervulkan" von 1923 bis 1985 um 74 Zentimeter an. In 62 Jahren würde das bei der El Hierro Ausdehnung von 12 cm/Jahr einer Blase von 744 cm (7,44 Meter) entsprechen.
Selbst das dehnungsfreudigste Gestein würde diese Belastung nicht lange aushalten und reißen.
Im Yellowstone Park wurde die Bodenverformung immer von einem beständigen Auf und Ab begleitet. Auf El Hierro kennen wir aber nur eine Richtung - den kontinuierlichen Anstieg. Mit jeder neuen Intrusion und jedem neuen Bebenschwall wächst der Druck weiter an.

GPS Daten sollen als Frühindikatoren dienen. Sie zeigen an, was zu erwarten ist. Was sie uns aber nicht sagen können, wann der Breakdown Point erreicht ist.

Hier sind wir am Ende unserer Wissenschaft angelangt. Zu wenige Informationen sind vom Gesteinsaufbau, der Festigkeit, der Elastizität und überhaupt von der Zusammensetzung der tragenden Schichten über der Magmakammer bekannt.
Der Druck will entweichen - und er wird auch über kurz oder lang entweichen. Vielleicht fehlt nur noch die richtige Initialzündung.

Es gibt noch viel zu Beobachten und zu Erforschen. Vieles wissen wir bereits heute. Es ist aber noch lange nicht ausreichend um nur annähernd sagen zu können, was der Vulkan die nächste Woche machen wird. 

Montag, 17. März 2014

Vulkan - das war der nächste Bebenintervall

NEWS:

Der jüngste Bebenschwall hat seinen Höhepunkt überschritten. Es war seit der Eldiscreto Eruption 2011 der 6 Bebenintervall. Mit 280 Erdstößen innerhalb der letzten drei Tage bis ML2,4 waren die Beben dieses Mal noch harmlos. Der Kreis schließt sich jedoch langsam. Jetzt drang Magma in 16 bis 19 km Tiefe in den nördlichen Inselteil ein (siehe IGN Grafik). Ein Gebiet das in der Vergangenheit als ruhige Oase nur von Einzelbeben betroffen war. Wo soll aber die aus tieferen Erdschichten nach oben drängende Magma auch hin, wenn zur Zeit kein Durchbruch zur Erdoberfläche möglich ist.


Nachdrängende Magma und die in Folge sich bildenden Gase brauchen Platz und erhöhen den Kammer- Innendruck. Die Konsequenz ist eine weitere Ausbeulung und Verformung der Inseloberfläche. Wie beim Aufblasen eines Luftballon wölbt bzw. breitet sich die Oberfläche immer weiter aus. Nach den aktuellen GPS Messwerten (links) die allerdings nur von den Randzonen stammen, ist der jüngste Sprung zu erkennen. Es sind die Daten von HI00 nördlich bei Tamaduste und etwas südlich der Messpunkt HI08 bei El Pinar. Direkt über dem Epizentrum gibt es keine Station. Um rund 40 mm hat sich der Boden gehoben. Die Tabelle zeigt den Zeitraum von Anfang Januar 2014 bis heute.



 
Als Animation hat dfmorvan (Gracias) den Zeitablauf vom 1.3. bis 16.3.2014 grafisch in einem Video dargestellt. Es ist nur der nördliche Inselteil ersichtlich.
 
So kann es nun noch eine Weile weiter gehen. Mit jeder neuen Intrusion - das Eindringen von fließfähigem Material in einen bereits existierende Gesteinskörper - vergrößert sich das Magmavolumen.

 
Wie auf der Grafik (Motilla) bilden sich Magmablasen (siehe Nr. 1/2/5/7). Auch eine horizontale Verbindung zur nächsten Blase ist möglich.
Das flüssige Gestein und die dabei entstehenden Gase erhöhen den Innendruck und bleiben dabei eingeschlossen. Das Deckengewölbe verformt sich.
Bei entsprechendem Druckaufbau reißt die Ummantelung - das Magma kann aufsteigen und es kommt zu einer Eruption (Nr. 6)

Wie viel Druck der Gesteinsaufbau auf El Hierro noch aushält - ist die Unbekannte. Leichter wird es aber sein, einen alten Magmakanal (davon gibt es viele) aufzuschmelzen.

Es stellt sich nicht die Frage ob, sondern "Wann" dies sein wird


Sonntag, 16. März 2014

Vulkan - Beben gehen unvermindert weiter

NEWS:
14.17 Uhr - nach den neuesten GPS Messwerten (13.35 Uhr) der nördlichen Stationen hat sich die Inseloberfläche in den letzten beiden Tagen um bis zu 40 mm angehoben.


Die Bebenserie hält auch heute weiter an. Gestern insgesamt 136 Erdstöße bis ML2,3. Die Ausgangstiefe bleibt dabei stabil in 15 bis 20 km Tiefe. Aber auch ein Einzelbeben im Küstenbereich auf der Ostseite aus flacher Tiefe von 6 km war zu verzeichnen. Die Bodenverformung nimmt nach den GPS Messungen leicht zu. Aussagekräftige Daten werden aber erst in den nächsten Tagen zur Verfügung stehen, da die Messungen etwas hinterher hinken. Leider gibt es gerade in dem jetzt betroffenen Epi- Nordost Sektor keinen GPS Messpunkt. Hier wird man die am nächsten liegenden HI00 (Tamaduste) und Frontera zur Hilfe nehmen müssen.
Um die örtliche Lage und die Einordung des neuen Bebenschwall etwas näher zu verdeutlichen, habe ich die Grafik (unten) aller seit 2011 aufgezeichneten Beben eingefügt (zum Vergrößern anklicken).

Die Beben und damit auch der Magmafluss verschieben sich nach Nordosten. Nur da wo Magma auf einen Widerstand trifft, wird ein Beben erzeugt. Auf der IGN Grafik habe ich im Tiefenprofil (roter Kreis) die aktuelle Bebenlage eingezeichnet.
Zu erkennen ist, dass es die Beben im mittleren Bereich bis auf 6 bis 7 km an die Inseloberfläche bereits geschafft haben. Nach Westen (gelb) erstreckt sich das Magmafeld ca.15 bis 20 km in einer durchschnittlichen Tiefe von 15 km. Während das Feld nach Osten (rot) sich erst auf 5 bis 8 km horizontal erstreckt. Hier könnte also noch Nachholpotenzial sein.

Magma hat das Bestreben aufzusteigen. Nur wenn undurchdringliche Gesteinsschichten das vertikale Aufsteigen unmöglich macht, wird es nach einem horizontalen Ausweg suchen.
Vom höchsten Bebenpunkt (geringste Tiefe) mit der Longitud 18.06 verläuft eine weiße Linie nach Norden. Auch von der Laditud 27.73 nach Osten. Genau unter dem Kreuzungspunkt liegt der alte Vulkanberg Tanganasoga im Golfotal.
Er ist der Dreh- und Angelpunkt aller vulkanischen Aktivitäten unter der Insel.

Das heißt jedoch nicht, dass auch hier eine Eruption erfolgen muss.
Die Eldiscreto Eruption 2011 im Süden (weißes Kreuz) und die erst später entdeckte Eruption  am Westzipfel (Kreuz) zeigen, dass das Magma auch entfernt vom eigentlichen Zentrum zur Oberfläche gelangen kann.
Über kleine Kanäle in weicherem Gestein kann es sich praktisch im gesamten Inselbereich einen Ausgang zum Druckabbau suchen und wird sich nicht an mathematische Regeln halten.

Aus diesem Grunde ist es auch schwer oder sogar unmöglich eine Eruptionstelle vorher zur erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
2011 hatten alle Beobachter eigentlich einen Ausbruch im Golfobecken erwartet. Innerhalb weniger Stunden (Tage) hatte er sich aber dann eine ganz andere Stelle im Süden ausgesucht.

Sonntag, 23. Februar 2014

Vulkan - Zwischenbilanz

NEWS:
Montag, 24.02.14
Heute bereits 7 Erdstöße bis ML1,9 aus 9 bis 14 km Tiefe um den Tanganasoga und im Golfo Küstenbereich.


Ein vertrauter Anblick aus alten Tagen. Der Eruptionspunkt des Eldiscreto von 2011. Hier genau gab es heute in den frühen Morgenstunden um 3.15 Uhr ein ML2,0 Beben aus 22 km Tiefe. Die große Tiefe ist schon ungewöhnlich, da alle vergangenen Erdstöße an dieser Stelle bei 3 bis 10 km Tiefe lagen. Aber es dürfte nicht nur ein Magmakanal sondern ein ganzes Netz von Verbindungen vorhanden sein. Das Beben hat nach meiner Einschätzung seinen Ursprung am Boden oder im Eingangsbereich der Magmakammer.

Seit dem letzten großen Bebenschwall Ende Dezember 2013 ist es in den vergangenen zwei Monaten verhältnismäßig ruhig geblieben. Das 90 Tage Histogramm der IGN (links) zeigt die registrierten Beben. Trauen möchte ich diesem scheinbaren Frieden jedoch nicht. Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder diese "Ruhephasen" mit anschließenden Überraschungen.

 
Die GPS Messkurven der Bodenverformung - hier meine drei Referenzpunkte im südlichen Inselteil - sind auf dem Niveau vom Dezember 2013 geblieben. Interessant ist der rechte Teil mit den von mir eingefügten Standorten. Sie zeigt die anhaltend vertikale Verformung um rund 40 mm seit den Dezember Beben. Bei Las Calmas gibt es einige Messaussetzer.
Der Kammerdruck ist also weiter vorhanden.
 
 
Das Forschungsschiff Ángeles Alvariño des Instituto Español de Oceanografía (IEO) will im März 2014 in einer neuen 20 Tages-Kampagne die Küstengewässer um den Eldiscreto näher unter die Lupe nehmen. Die Ángeles Alvariño der IEO war bereits 2012 eingesetzt und hat den Unterwasserroboter ROV Liropus 2000 mit an Bord. Schwerpunktmässig geht es jetzt darum, inzwischen eingetretene Veränderungen am Vulkankrater Eldiscreto zu vermessen und zu untersuchen.
Interessant auch der Größenvergleich links (Fotos: IEO) mit der Schiffschraube. Die Ángeles Alvariño wurde 2012 als jüngstes Foschungsschiff der IEO in Dienst gestellt. Das Boot ist fast ein Zwilling des Forschungsschiff Ramon Margalef. Nur noch etwas moderner und auf dem neuesten Stand der Technik als schwimmendes Labor. Es ist 46 Meter lang und Bau und Ausrüstung verschlangen  rund 20 Millionen Euro. Finanziert wurde es überwiegend aus EU Töpfen.
Überraschen würde mich auch nicht, wenn die Ángeles Alvariño eine bis heute noch nicht entdeckte neue Eruptionsstelle vom Sommer/Herbst 2013 finden würde. Damals sind innerhalb weniger Tage die Werte der Bodenverformung drastisch abgesunken (ich hatte berichtet).
Dieser damals vielleicht neu entstandene Vulkankegel müsste sich im westlichen Golfo in tieferen Meeresregionen befinden. Warten wir einmal ab, ob meine Vermutung zutrifft.

Samstag, 1. Februar 2014

Vulkan - neue Beben aus 3 km Tiefe

NEWS:
Sonntag, den 02.02.2014 - gestern 6 Beben, heute bereits 2 Erdstöße auf der anderen Inselseite im Südosten vor La Restinga aus 11 km Tiefe.


Ein Beben von ML2,3 (IGN Grafik) um 9.23 Uhr gefolgt von einem ML1,4 Beben um 9.26 Uhr aus nur 3 km Tiefe. Das Zentrum liegt im Küstenbereich bei Sabinosa/Pozo de La Salud. Insgesamt gab es heute bis jetzt vier Erdstöße. Nr. 3 und 4 erfolgten vor der Westspitze aus 11 bzw. 32 km Tiefe.
Das Gebiet um Sabinosa im Golfotal war bereits 2012 Zentrum zahlreicher Erdbeben. Hier liegt die Magma besonders nahe an der Inseloberfläche. Viele Erdstöße kamen 2012 aus dem 5 km Tiefenbereich. Wenn sich nun die 3 km Tiefe durch weitere Beben bestätigen sollte, könnte die Magma still und leise weiter vertikal vorgerückt sein und einen Punkt erreicht haben, der genau zu beobachten wäre. Die folgenden Stunden oder Tage werden es zeigen.

Die Bodenverformung im Mittel- und Südteil der Insel von El Pinar bis La Restinga  zeigt eine Computer Animation von dfmorvan. Es ist der Zeitraum Ende Dezember 2013 bis Ende Januar 2014. Also der gerade zurück liegende Zeitraum. Die Animation wurde nach den GPS Messdaten erstellt und zeigt jetzt neben den bisher bekannten grafischen Kurven erstmals auch optisch zum besseren Verständnis die Lageverschiebung und den Grad der entsprechenden vertikalen Verwerfung nach der rechten Farbskala auf. Hier geht es zum VIDEO.




Da habe ich noch etwas Interessantes zum Wochenende gefunden:

Beinahe-Katastrophe - Pupsende Kühe produzieren Stichflamme im Stall
Nachzulesen in RP-Online

Dienstag, 28. Januar 2014

Warum läuft das regenerative Energieprojekt nocht nicht ?

NEWS:
Mittwoch, den 29.01.14 - ein leichter ML0,9 Seufzer um 13.26 Uhr aus 11 km Tiefe unter dem Inselmassiv. Morgen wird starke Meeresbrandung erwartet - die Seismografen werden darauf mit Ausschlägen reagieren.


Mit dem alternativen Energieprojekt "Gorona" von El Hierro hatte ich mich schon mehrfach beschäftigt. Seit Herbst 2013 sind die Baumaßnahmen abgeschlossen und es könnte nun eigentlich in den Probebetrieb gehen. In der Tat steht es aber still (siehe Leserbrief von gestern). Nach den ursprünglichen Planungen sollte es bereits seit 2011 "grünen Strom" produzieren. Ich hatte in den vergangenen Jahren mehrmals die Gelegenheit vor Ort, mich etwas tiefer mit der Technik zu beschäftigen und auch Einblick in den Baufortschritt zu werfen ( siehe Natur und regenerative Energie und die Folgebeiträge).

Auch ein längeres Gespräch mit dem Kopf und "Vater" dieses Projektes, dem damaligen Vizepräsidenten von El Hierro - Javier Morales - der als Visionär und Initiator diese Idee auf El Hierro erst möglich machte, überzeugte auch mich von der einmaligen Chance, zu 100% die Insel mit sauberer Energie zu versorgen (...der Visionär).
Die Technik selbst ist nicht neu - aber die Koppelung von Wind- und Wasserkraft soll und das ist bisher einmalig, eine ganze Insel mit Strom versorgen.

.. und warum läuft nun die Anlage noch nicht ?

Es sind die Wirren und nur schwer zu durchschauenden Interessenlagen des politischen Alltags.

Der frühere Sozialist und Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero ermöglichte private Investitionen in die Strom- und Energieversorgung. Großzügige Subventionen sollten langfristig planbar einen Anreiz schaffen in Wind-, Wasser- oder Sonnenenergie zu investieren. Das wurde auch vieler Orts - auch auf El Hierro - gemacht. Beim Gerona-Projekt waren es wohl kaum private Anleger, sondern meist Finanzmittel von öffentlichen Töpfen aus Brüssel und Madrid. Hohe Subventionen für jedes eingespeiste KW/h waren der Köder.

Mit dem Regierungswechsel zu einer konservativen Regierung (PP) im Dezember 2011 änderten sich aber diese Prioritäten.

Erst wurde die Förderung auf 25 Jahre begrenzt, dann wurden die subventionierten Kilowattstunden beschränkt und zusätzlich im letzten Jahr noch eine Ökosteuer auf den eingespeisten Strom erhoben.
Sicher war die gutgemeinte Subvention für alternative Energie zu hoch und auf Dauer auch zu kostspielig.

Ein fast bankrottes Land wie Spanien konnte das nicht weiter verkraften. Bezahlt hat diese Kosten im Endeffekt sowieso der Endverbraucher über seine Stromrechnung. Der Strompreis stieg auf den Kanaren in den letzten 5 Jahren um über 60% an.

Durch das Gorona Projekt auf El Hierro und den selbsterzeugten Strom hätte sich für die Insel selbst nichts am Strompreis von heute rund 0,14 € pro KW/h geändert. Der Strompreis wird zentral aus Madrid, unabhängig wie viel Ökostrom vor Ort selbst eingespeist wird, festgelegt.
Es bleibt aber das schöne Gefühl, selbsterzeugten sauberen Strom zu verbrauchen.

Anders sieht es aber für den Eigner der Anlage, das Cabildo von El Hierro aus. Die Insel ist für die Wartung und Instandhaltung ihrer Anlage selbst verantwortlich. Über die Einspeisevergütung soll der Unterhalt finanziert werden. Bleibt davon noch etwas übrig, könnte das über eine Senkung des Wasserpreises zum Beispiel auch an die Anwohner weiter gegeben werden. So könnten dann Alle von dem Projekt doch noch profitieren.
So auch der Gedanke und Wunsch von Alpidio Armas, dem Inselpräsidenten.

Wäre da nicht schon wieder Minister Soria aus Madrid (Konservative Partei). Er entscheidet wie das alternative Energieprojekt von El Hierro in das nationale Tarifsystem für Energieerzeuger eingestuft wird. Hier gibt es gute und schlechte Varianten und letztendlich entscheidend wie der Gewinn oder auch Verlust ausfällt. Auch hegt der Minister Gedanken die komplette alternative Stromerzeugung in eine Hand unter Madrider Kontrolle zu stellen. Das käme dann fast einer Enteignung gleich.

... und dieser Prozess läuft. Javier Morales der Initiator wurde Senator im Gesamtkanarischen Parlament (er hatte nicht das richtige Parteibuch) und die jetzige Inselregierung von El Hierro unter dem Sozialisten Alpidio Armas nicht den richtigen Draht ins konservative Madrid.

So möchte ich kurz und hoffentlich verständlich die derzeitige Situation darstellen.
Bleibt also abzuwarten - vielleicht den Kopf zu schütteln und sich zu ärgern - über das Unvermögen und dieses politische Geplänkel.
Schade für die Umwelt und Schade für El Hierro.

Fast schon berechenbarer geht es mit den vulkanischen Aktivitäten unter El Hierro zu. Auch wenn die Natur unsere mathematischen Regeln nicht einhält oder besser wir die natürlichen Abläufe noch nicht ganz kapiert haben, bleibt die Bodenverformung im Südteil der Insel bestehen. Links die GPS- Referenzpunkte HI 08/09/10) von El Pinar und La Restinga. Auch wenn es tägliche Schwankungen gibt, haben wir im Durschnitt seit Mitte Dezember 2013 eine vertikale Verwerfung von 60 mm (von -20 auf +40). Der Innendruck bleibt also vorhanden und kann sich nicht abbauen. Seit 27.12.13 bis heute sind weitere Beben fast ganz ausgeblieben.
Nur Stillstand - aber keine Entwarnung.

Montag, 6. Januar 2014

Vulkan - GPS als Frühindikator

NEWS:
16.16 Uhr - um 14.06 Uhr ein ML2,3 Beben aus 12 km Tiefe vor der Westspitze.

Ein Blick auf die Bebenentwicklung der vergangenen 30 Monate um El Hierro. Seit dem Auftakt der Vulkanaktivität am 19.7.2011 hat die IGN bis heute 21.029 Beben bis ML5,1 gezählt. Ohne große Unterbrechung arbeitet seitdem das Magma an seinem Aufstieg. Nur Ende 2011 hat das Magma es bei der Eldiscreto Eruption an die Meeresboden- Oberfläche geschafft. Es ist seit dem Vulkanausbruch auf Lanzarote im 18. Jahrhundert - er brauchte fast 6 Jahre, die längste Aktivitätsphase auf den Kanaren. Die letzten Vulkane auf La Palma 1949 und 1971 hatten nach 3 Monaten ihre aktive Phase abgeschlossen und sind seitdem ruhig. Auch die Ausdehnung der Magmakammer, die früher wegen fehlender Messeinrichtungen nicht so klar umrissen werde konnte, ist beachtlich. 40 Kilometer Ausdehnung von West nach Ost und rund 30 Kilometer nach Norden.
Wenn es in den ersten Tagen des Neuen Jahres bisher mit Beben ruhig blieb (gestern nur ein ML2,3 Erdstoß), spricht die Aufzeichnung der Bodenverformung eine andere Sprache. Rund 8 cm ist wie auf der GPS Grafik links die vertikale Verformung z.B. am Messpunkt El Pinar im Südteil der Insel seit Mitte Dezember 2013 angewachsen ... und sie bleibt stabil. 

Auf der Nagoya Grafik ist der zeitliche Druckanstieg seit Anfang 2012 gut zu erkennen. Nach der Eldiscreto Eruption lagen wir bei -8 cm. Mit jedem neuen Magmaeinschuss und den dadurch entstandenen Bebenschwalls stieg die Kurve in Schüben kontinuierlich immer weiter an. Eine wesentliche Entlastung findet nicht statt. Heute liegen wir bei mindestens +12 cm Aufwölbung. Insgesamt also 20 cm vertikale Verformung.

Dies mag nun noch eine Weile so weiter gehen. Je höher aber der Innendruck wird, desto heftiger auch die Beben. Es ist eine trügerische Ruhe und an der Inseloberfläche nicht zu bemerken.

Nur empfindliche Messgeräte, die es in früheren Jahren noch nicht gab, können diese Veränderungen feststellen und lassen ungefähre Prognosen für die Zukunft zu. GPS Oberflächen Vermessungen sind also ein wichtiger Frühindikator.

Wann und wo der Mantel genau bricht, sagen diese Daten jedoch nicht aus. Es liegt an der Festigkeit des Gesteinaufbau, wie homogen ist die Struktur der Hülle, gibt es bereits Risse oder Hohlräume in die das Magma eindringen kann, wie viel Tonnen Druck hält es noch aus und noch mehr unbekannte Faktoren.

Die Seismografen schlagen aus

Wenn in der kommenden Nacht die El Hierro Seismografen starke tremorähnliche Ausschläge aufzeichnen, liegt es am Atlantik. Starke Brandung mit bis zu 6 m hohen Wellen werden an die Küste anschlagen und sie in Schwingung versetzen. Der staatliche Wetterdienst AEmet hat die Wetterwarnstufe für die Westinseln von heute 17.00 Uhr bis Dienstagvormittag 9.00 Uhr auf "Orange" gesetzt. Die starke Brandung kommt aus Nordosten.

Wo und wie der starke Wellengang zustande kommt - ist mir ein Rätsel. Hier ist es heute und nach den Prognosen auch in den nächsten Tagen fast windstill und sonnig. Erst am kommenden Donnerstag soll es bis 30 L/m² Regen geben. Die Schneefallgrenze fällt auf 1900 m, so dass auch unser Roque de los Muchachos (2426 m) erstmals in diesem Winter eine weiße Scheekappe bekommen wird.

Freitag, 3. Januar 2014

Vulkan - fließt Magma nach ?

NEWS:

Auch ohne neue Beben scheint sich die Magma zu verschieben oder frische Magma nach zufließen. Die GPS Referenzpunkte El Pinar (HI08) und La Restinga (HI09) -zum Vergrößern anklicken- sind nach einer leichten Entspannung wieder angestiegen (rechte Tabelle). Während die linke Tabellenspalte die Verlagerung nach Norden anzeigt. Wie eine Schere driften beide Messpunkte auseinander. HI08 um 30 mm nach Norden und HI09 um 20 mm nach Süden.

Zum besseren Verständnis hier die IGN Karte mit den GPS Stationen. Die rote Linie markiert in etwa die Grenze zwischen der Nord und Südverschiebung. Hier dürfte auch die stärkste vertikale Aufblähung zu finden sein. Der Messpunkt HI07 liefert zur Zeit keine Daten.





Warum die GPS Daten nicht in Echtzeit zur Verfügung stehen -  hier die Erklärung eines Fachmann:
Es ist keine böse Absicht, dass diese Daten nie in "Echtzeit" angezeigt werden, dass ist schlichtweg technisch gar nicht möglich. Das normale GPS-System ist viel zu ungenau für eine derartige Höhenbestimmung (Meter-Bereich). Um Bodenverschiebungen im cm-Bereich festzustellen wird das sogenannte Differential-GPS verwendet. Dazu gibt es auf den Kanaren 2 Referenz-Stationen auf La Palma und Gran Canaria. Um nun verlässliche und genaue Werte zu erhalten, müssen über einen längeren Zeitraum Daten gesammelt werden und durch mathematische Verfahren korrigiert werden. Das schnellste Verfahren, dass die Uni Nagoya auf El Hierro verwendet ist die "Ultra-rapid solution", diese hat aber trotz des Namens eine Latenz von 6 Stunden. Die weiteren Verfahren: "Rapid solution" mit 2 Tage Latenz und "Final" mit 2 Wochen Latenz. Wie Sie daran sehen, sind die Daten die veröffentlicht werden recht aktuell.

Danke an Frank für diese Erklärung. Es ist also derzeit noch nicht möglich, mit den vorhandenen technischen Mitteln schnellere aussagekräftige Daten zu ermitteln.

Eine Animation des jüngsten Bebenreigen Mitte Dezember 2013 auf der Ostseite bei den Las Playas (rot) zeigt die Tiefenlage. Der Anblick auf die Grafik erfolgt aus Südosten. Das Ausgangszentrum liegt um die 15 km Tiefe.  Die alten grünen Beben die wesentlich flacher erfolgt sind (8- 10 km), liegen im Golfo bei Sabinosa/Tanganasoga. Wer sich die Entwicklung aus unterschiedlichen Perspektiven anschauen möchte, geht auf die
Grafik von dfmorvan.



Der Präsident des Cabildo (Inselregierung) von El Hierro, Alpidio Armas, hat sich in der Zeitung "Canariasahora" auch zum ML5,1 Beben vom 27.12.2013 geäußert.
"Wenn wir eine Gefahr für die Insel und seine Bewohner sehen würden, wären wir heute nicht mehr hier.
Man möge nicht alles Überbewerten. Schäden seien kaum entstanden.
Die Presse ermahnte er, zurückhaltend und möglichst ohne Fotos und Bilder zu berichten"

Es ist natürlich die Aufgabe eines Präsidenten Ruhe und Zuversicht auszustrahlen. Wenn allerdings zu viel "Verschönt" und "Verharmlost" wird, hat dies mit der vorhandenen Realität auch wieder wenig zu tun.
Große Schäden sind bisher nicht entstanden, da liegt er richtig - Normal sind diese vulkanischen Aktivitäten aber auch wieder nicht.
Ein gesundes Abwägen zwischen wirtschaftlichen Interessen und etwas Weitblick was von dieser Naturgewalt noch ausgehen könnte - wäre vielleicht der richtige Mittelweg. Geologenstimmen haben wir in den vergangenen Tagen dazu gehört.

Niemand möchte, dass Menschen verletzt werden oder gar ums Leben kommen. Dies ist die oberste Priorität - die Wirtschaft und das Geld so sehe ich das, müssen sich darunter Einreihen.

Es ist ein Spagat zwischen der krampfhaft zelebrierten Normalität "Heute" und der nicht wahrgenommenen oder verdrängten Wirklichkeit vielleicht "Morgen".
Aber er ist der Inselpräsident und trägt die Verantwortung für seine Bewohner und auch die Gäste.

Montag, 30. Dezember 2013

Auch im Golfo wächst die Magmablase

NEWS:

Es bleibt weiter ruhig. Gestern 2 Beben bis ML2,2 aus 12 km Tiefe und heute ebenfalls bisher 2 schwache Erdstöße.
Betrachten wir einmal die globale Lage um das gesamte Szenario besser verstehen zu können. Der Hotspot (blauer Kreis) dürfte im Atlantik zwischen La Palma und El Hierro in 20/30 und mehr Kilometer Tiefe liegen. Es ist der eigentliche Durchbruch vom Erdinnern durch die Erdkruste. Die darüber liegende Kanarische Atlantikplatte die mit der afrikanischen Kontinentalplatte fest verbunden ist, wandert pro Jahr um einige Zentimeter Richtung Nordosten. Optisch entsteht aber der Eindruck als würde der Hotspot immer weiter nach Südwesten wandern. Von hier aus werden die in flacheren Zonen liegende Magmakammern mit Material versorgt. Wir haben eine Magmakammer bei La Palma die 1949 zum Ausbruch des San Juan und 1971 zum Ausbruch des Teneguia (schwarzes X) geführt hat. Bei El Hierro gibt es ebenfalls mindestens eine Magmakammer, die im Golfo um den Berg Tanganasoga und/oder vor der Westküste (rotes X) angesiedelt sein dürfte. Aus diesen Kammern führen verschiedene Wege (Magmakanäle) Richtung Erdoberfläche. Der leichteste Aufstiegsweg liegt im Bereich des Inselmassiv wo sich in der Vergangenheit schon viele Eruptionen ereigneten und die Insel überhaupt erst geschaffen haben. So auch die Eldiscreto- Eruption 2011 (weißer Kreis).

Diese Kammer füllt sich im Augenblick mit neuer Magma und löst die Beben aus. Der Innenkammer- Druck entsteht also nicht primär auf der Ostseite, sondern in der Magmakammer und damit auch in seinem verzweigten Kanalsystem, das bis zur Ostküste reicht. Auch wenn im Golfotal zur Zeit keine Beben registriert werden, schwillt der Boden auch hier an und zwar recht kräftig.
Oben die GPS Messpunkte im Golfo und links die jüngsten Werte dazu. Bis zu 70 mm in den vergangenen Tagen. Mit der bereits in den vergangenen Jahren - besonders seit März 2013 - erfolgten vertikalen Verformung liegen wir heute auch im Golfo bei +200 mm (20 cm). Zu erwarten wäre gewesen, dass die Verformung nach dem Bebenschwall stagniert - nun steigt sie aber weiter an.
Es strömt wahrscheinlich auch ohne große Beben weiter frische Magma ein. Erst wenn der Druck und damit die Bodenverformung ihre maximale Belastungsgrenze erreicht hat und in flachere Tiefen gepresst wird, dürfte es zu neuen und starken Beben kommen.

... und was macht die Pevolca (Krisenstab) im Rahmen seiner Prävention:
"Alles steht unter Beobachtung und wir haben alles unter Kontrolle", so der Tenor - weitere Maßnahmen sind im Augenblick nicht geplant oder notwendig.

Dass sich das letzte ML5,1 Beben nicht groß ankündigte und Straßen mit Fels und Geröll verschüttete spielt anscheinend keine Rolle. Bisher ging ja alles gut. Wollen wir einfach hoffen, das es auch nach dem nächsten Beben so bleibt !    

Sonntag, 29. Dezember 2013

Vulkan - was kommt nun ?

NEWS:
Eine kleine Bitte: Wenn Sie vor Ort etwas Auffälliges beobachten, spüren oder riechen sollten, teilen Sie es mir als Kommentar (unten) oder per Mail La.Palma@web.de - auch mit Foto - mit. Danke!


Selbst die AIDAstella hatte heute Morgen Probleme in den Hafen von Santa Cruz de La Palma einzulaufen. Starker Seegang mit 3 bis 4 Meter hohen Wellen, hatte bereits eine Routenänderung von Lanzarote nach La Palma für Heute erzwungen. Diese Brandungswellen machen sich auch auf dem Seismogramm von El Hierro bemerkbar. Ob es bereits einen leichten Tremor gibt, lässt sich im Moment nicht ablesen. Gestern Abend sah es zunächst so aus als ob der Durchhänger in der Bebenaktivität beendet sei. 7 Beben von 20.00 bis 23.00 Uhr bis ML2,4 aus 11 km Tiefe und dann wieder Ruhe.

Das Zentrum bleibt vor der Westküste (Kreis) mit Wanderungstendenz zum westlichen Inselmassiv. Das blaue Dreieck kennzeichnet das ML5,1 Beben. Inzwischen ist die Bebenfront nach Osten weiter marschiert und liegt mit den Spitzen ca. 8 km vor der Küste. Auch ein ML1,9 Erdstoß an der Ostküste aus nur 2 km Tiefe lies aufhorchen. Hier dürfte es sich aber um Spannungsbeben gehandelt haben. Seit 17 Stunden war kein weiteres Beben mehr zu verzeichnen.

Ist dies ein gutes oder schlechtes Zeichen?

Ich denke es ist eine Reorganisationsphase - eine Pause zum Kräfte sammeln - um dann wieder loszulegen. Also kein gutes Zeichen.
Inzwischen erwartet auch der "Expertenkreis" um den Krisenstab Pevolca eine Fortsetzung der vulkanischen Aktivität mit Beben um die ML5,0.
Vulkanologen sind sich ziemlich sicher, dass in den vergangenen Wochen große Mengen von 90 - 120 Kubikkilometer Magma eingeflossen sind.
Nicht allein unter El Hierro sondern in den gesamten Hauptkammerbereich der sich unter dem Atlantik bis La Palma erstreckt. Die sichtbare Insel El Hierro ist dabei nur die Spitze des Eisberg.

Auch die Bodenverformung die sich auf dieses gesamte Meeresgebiete erstreckt, hat weiter zugenommen. Gemessen wird sie allerdings nur auf festem Boden - die GPS-Station La Restinga (HI09) meldet z.B. heute einen vertikalen Anstieg von jetzt 85 mm nur in den letzten Tagen.
Eine bisher seit Beginn der Vulkanaktivität 2011 noch nie gemessene Verformung und das bisher stärkste Beben von ML5,1.
Jeder logisch denkende Mensch kann sich selbst seinen Reim darauf machen, was wohl als nächstes Folgen muss.
Ohne eine Entlüftung (Eruption) wird sich der Überdruck nicht abbauen können. Es kann durchaus sein, dass wir in den nächsten Tagen nicht nur starke Beben sondern auch noch einen weiteren Druckanstieg erleben werden.