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Montag, 7. April 2014

An Bord des Forschungsschiff Ángeles Alvariño

NEWS:



Mit diesen Manipulatoren (Greifarme) kann der ROV Liropus 2000 fast wie eine Menschenhand in bis zu 2000 Meter Wassertiefe ferngesteuert Proben entnehmen, Schneiden und Gegenstände fassen. Gestern hatte ich Gelegenheit anlässlich der 100 Jahr Feier des Instituto Español de Oceanografía (IEO) an Bord des modernsten Forschungsschiff der IEO, der Ángeles Alvariño, vor allem die technischen Möglichkeiten näher unter die Lupe zu nehmen. Die Ángeles Alvariño gehört zu einer Gruppe von insgesamt acht Forschungsschiffen der IEO. Die Ramon Margalef, Cornide Saavedra und auch die Sarmiento de Gamboa (Eigner CSIS) hatten wir in den vergangenen Jahren um den Eldiscreto vor El Hierro erlebt.

Die Ángeles Alvariño ist mit einer Länge von 46 m ein schwimmendes Labor und mit der modernsten Technologie ausgestattet. Die Stammbesatzung besteht aus zivilen und militärischem Personal. Je nach Forschungseinsatz sind bis zu 20 Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen mit an Bord. Im Moment Geologen, Vulkanologen, Meeresbiologen und Chemiker der Universitäten Cadiz (Festlandspanien), La Laguna (Teneriffa)  und Las Palmas (Gran Canaria). Der Flottenstützpunkt der IEO ist der Hafen Vigo (Galicien) in Nordwestspanien am Atlantik.

Mit seinen 6 Elektromotoren ist der ROV Liropus 2000 sehr beweglich und kann bis zu 60 kg an Nutzlast in einer automatisch ausfahrenden Schublade mit an die Meeresoberfläche bringen. Seine Sensoren, Laser und drei hochauflösende Kameras erleichtern das Navigieren von Bord. Drei Spezialisten sind für die Steuerung notwendig.
Besonders die Ausleuchtung seiner Blickrichtung mit leistungsstarken Lampen von 17.000 Lux, das entspricht der Leistung von 17 x einer 100 W Glühbirne, macht ihn zum verlängerten Arm am Meeresgrund. Er misst Temperatur, Druck und Salzgehalt und kann über seinen Saugrüssel flüssige und gasförmige Proben einsammeln. Gebaut wird der Liropus 2000 in Texas (USA) und über die schottische Firma Sub-Atlantik in Europa vertrieben.
Es ist nicht nur der Unterwasserroboter selbst - sondern eine ganze Systemkomponente, die zusammen spielt. Das Grundgerät (Foto im Vordergrund) ist ein modifizierter Super Mohawk II, die Nabelschnur und Seilwinde von 2200 m Länge und dem Kontroll- und Workshop Container im Hintergrund. Kostenpunkt rund 1,45 Mill. Euro.



Weltweit wurden bisher 22 Exemplare davon ausgeliefert. Auch Deutschland verfügt in Kiel über ein ähnliches Gerät. Die US-Marine setzt den ROV als Minenräumer ein.

Wasserproben aus unterschiedlichen Meerestiefen können mit diesem Rondell von Behältern in nur einem Tauchgang entnommen werden. Eine Firma aus Fort Lauderdale (Florida) hat dieses Wasser- Entnahmesystem entwickelt.
Der Blick auf die Oberseite des Flaschenkarussell zeigt die einzelnen Stöpsel zum Verschließen der Behälter. Es kann vorprogrammiert mit einem Drucksensor (Tiefenmesser) oder durch ein extra Signal von Bord erfolgen. Die Funktionsweise des ganzen Mechanismus wurde vorgeführt. Es war schon beeindruckend wie präzise über diese einzelnen Seilschaften der Verschluss mit einem lauten "Knack" in die Flaschen einrastet.


Das entnommene Meereswasser muss natürlich untersucht werden. Dafür gibt es an Bord ein ganzes Laboratorium in dem die unterschiedlichsten Stoffe, Mineralien und die entsprechenden Sättigungsgrade - aber auch Kleinstlebewesen (Algen) - direkt vor Ort untersucht und analysiert werden.




Herzstück ist natürlich das Kommandozentrum tief im Bauch des Schiffes. Hier laufen alle Informationen der baythymetrischen Messungen ein (die Funktionsweise hatte ich erklärt). Eine sehr genaue Abtastung der Topographie des Meeresbodens ... und auf der Monitorwand (Foto unten) die jüngsten Ergebnisse um den Eldiscreto.

Das hat mich natürlich besonders erfreut einmal direkt aus erster Hand die Computer Modelle zu sehen. Um ganze drei Meter ist die Spitze des Eldicreto innerhalb von 12 Monaten geschrumpft. Durch die Setzung der ausgeworfenen Lava und durch Abtragungen mit der Meeresströmung fehlen jetzt exakt 88,32 Meter bis zur Meeresoberfläche.
Auf dem oberen Bildschirm sind die ROV Aufnahmen zu sehen. Auch heute perlen noch Gasblasen aus den Kraterwänden. Dies ist aber ein normaler Vorgang nach einer Eruption.

Auch 20 Jahre später und teilweise noch heute, sind beim Teneguia (Ausbruch 1971) hier auf La Palma Schwefelgerüche wahrzunehmen.

Es bleibt festzustellen, dass das Instituto Español de Oceanografía umfassend, offen und ehrlich über ihre wissenschaftliche Arbeit aufklärt und die Fakten auch zeigt.
Ganz anders wie so manch andere öffentliche Stellen in der Vergangenheit. Mit Geheimniskrämerei wird nur Unruhe und Unsicherheit erzeugt. Auch Informationen solange zurück zuhalten bis sie in einem wissenschaftlichen Fachjournal veröffentlicht werden und dafür die  Lorbeeren einzusammeln, kann nicht Sinn und Zweck einer mit Steuergeldern geförderten Einrichtung sein.

Der Besatzung der Ángeles Alvariño an dieser Stelle nochmals ein Lob und vielen Dank.

Auf meiner Kreuzfahrtseite werde ich in den nächsten Tagen noch einiges zum restlichen Schiffsalltag der Alvariño nachreichen.

Freitag, 7. März 2014

Vulkan - entdeckt die Ángeles Alvariño etwas Neues ?

NEWS:
Samstag, 08.03.14 - in der vergangenen Nacht 3 Beben - davon um 1.33 Uhr ein ML2,6 und kurz darauf um 1.50 Uhr ein ML1,8 Erdstoß aus 17 bzw. 18 km Tiefe direkt am Westzipfel von El Hierro.

07.03.14 - 9.42 Uhr - Beben mit ML2,4 aus 33 km Tiefe zwischen Gran Canaria und Fuerteventura.

Blick aus dem Weltraum (NASA) und kein Vulkanausbruch. Es ist ein Blitz der rechts als heller weißer Fleck vom Lightning Imaging Sensor (LIS) auf der Internationalen Raumstation ISS erfasst wird. 
Es ist die Nachtansicht von Gewitterwolken über Südkalifornien mit den gelb durch die Wolkenschicht scheinenden Nachtlichtern von Los Angeles und San Diego.
Mit dem neuen LIS Sensor-System soll die Anzahl und die Strahlungsenergie globaler Blitze erfasst und näher untersucht werden.

 






Während unter El Hierro innerhalb der letzten 24 Stunden nur ein ML1,9 Beben aus flacher Tiefe von 2 km in Nähe des Tanganasoga zu verzeichnen war, hat das Forschungsschiff  Ángeles Alvariño seine Arbeit aufgenommen (Foto: Vulcano). Hoher Seegang verhindert im Moment allerdings den Einsatz des ROV Liropus 2000. Das Forscherteam musste sich gestern auf die Justierung der technischen Geräte beschränken. Heute, so hofft die Besatzung, werden sich die Wetterbedingungen bessern um das vorgesehene  Untersuchungs- Programm zu starten.

Es würde mich nicht wundern, wenn in den nächsten Tagen auch ein bisher noch nicht entdeckter neuer Eruptionsmund gefunden wird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass im Herbst 2013 aufgrund der sich plötzlich veränderten GPS Druckwerte eine weitere Eruption im Bereich der Westspitze (südlicher Golfoausgang) stattgefunden hat. Wir werden sehen !

Das Schiff ist mit den modernsten Anlagen ausgestattet und sicher für eine Überraschung gut. Nicht nur um die Eruptionsstelle des Eldiscreto, sondern auch im Golfo wird mit hochempfindlichen Sensoren der Meeresgrund im Küstenbereich erfasst und vermessen.
Mit der bathymetrieschen Vermessung wird die topographischen Gestalt des Meeresboden abgetastet und ein hochauflösendes Tiefenprofil erstellt. Schon kleine Veränderungen können dann im Vergleich zu der Ende 2012 erstellten Karte, erkannt werden.

Mittwoch, 5. März 2014

Vulkan - Schatzsuche und neue Forschungskampagne

NEWS:
Donnerstag, 06.03.14 - gestern um 11.47 Uhr ein ML1,9 Erdstoß aus  nur 2 km Tiefe in Nähe des Tanganasoga (wahrscheinlich ein Spannungsbeben).


Nachdem wir nun auch unseren "Dia de Los Indianos" (Fotos hier) überstanden haben, wieder zum vulkanischen Teil.
Gestern Abend um 21.31 und 21.57 Uhr zwei schwache Beben bis ML1,2 aus 13 km Tiefe direkt unter dem Inselmassiv.
Der Vulkankegel des Eldiscreto von 2011 (Grafik IEO) wird neu vermessen. Festgestellt werden soll, ob sich inzwischen Veränderungen ergeben haben. Die unten eingetragen Punkte 51 bis 59 sind keine Höhenangaben, sondern Messpunkte.

 
 
Jetzt beginnt in Kürze die dritte Ozeanographische  VULCANO 0314-Kampagne mit dem Forschungsschiff Ángeles Alvariño (ich hatte berichtet).
 
Mit an Bord sind Wissenschaftler des  Spanischen Institut für Meereskunde (IEO), der Universität Las Palmas de Gran Canaria und dem hydrographischen Institut der Marine und der Universität von La Laguna (Teneriffa).
Mit einer hochauflösenden Multibeam-Sonde, soll eine neue 3D Karte des Kegel aufgenommen werden. Die bisher bekannte Basisbreite des Eldiscreto beträgt 800 m und die Höhe rund 260 m. Bis zur Wasseroberfläche fehlen noch 87 m.

Hier links die alten Aufnahme aus dem Jahre 2012 mit der Gasaustrittfahne am linken Kraterrand (Vulcano). Interessant dürfte werden, ob durch das starke ML5,1 Beben vom 27.12.13 die Flanken abgerutscht sind. Eingesetzt wird auch der Unterwasser-Roboter (Remote Operative Fahrzeug) kurz ROV Liropus 2000. Es werden somit auch Bilder vom Vulkan selbst und dem Ozeanboden in Nähe der Eruptionsstelle möglich sein. Die Veränderungen aus geologischer und botanischer Sicht und das evtl.Verhalten der Meeresbewohnern, wird sich so zu früheren Untersuchungen zeigen.  Das ROV ermöglicht auch mit seinem Gelenkarm Probenahmen. Also insgesamt eine spannende Aktion, die für die nächsten 20 Tage angesetzt ist.

Wo ist die Hightech-Boje geblieben.

Aufgabe der Angeles Alvariño soll es auch sein, die Anfang Dezember 2013 verloren gegangene Messboje (Bild) zu finden. Eine hochmoderne Station die ihre Messergebnisse via Satellit zur Basisstation funkt. Alles dazu in meinem Beitrag vom November 2013.
Nach einem schweren Unwetter ist sie am 5. Dezember 2013 über Nacht optisch (lag nur 1,5 km vor der Küste) spurlos verschwunden. Auch das Funksignal stellte seine Funktion ein. Suchaktionen brachten bisher keine Ergebnisse. Entweder treibt sie nun als "Flaschenpost" gen Karibik oder sie liegt am Meeresgrund. Es wird also auch eine Art "Schatzsuche" das teure Stück zu finden. Verankert war sie direkt über der Krateröffnung am Messpunkt 56 (oben) und galt eigentlich als unsinkbar (das kennen wir aber auch von der Titanic).
 
Das waren links die letzten Aufzeichnungen/ Lebenszeichen der Boje. Seit dem herrscht Schweigen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Am kommenden Samstag kann die Angeles Alvariño auch im Hafen von Puerto de La Estaca im Rahmen der 100-Jahrfeier der IEO besichtigt werden.


Sonntag, 23. Februar 2014

Vulkan - Zwischenbilanz

NEWS:
Montag, 24.02.14
Heute bereits 7 Erdstöße bis ML1,9 aus 9 bis 14 km Tiefe um den Tanganasoga und im Golfo Küstenbereich.


Ein vertrauter Anblick aus alten Tagen. Der Eruptionspunkt des Eldiscreto von 2011. Hier genau gab es heute in den frühen Morgenstunden um 3.15 Uhr ein ML2,0 Beben aus 22 km Tiefe. Die große Tiefe ist schon ungewöhnlich, da alle vergangenen Erdstöße an dieser Stelle bei 3 bis 10 km Tiefe lagen. Aber es dürfte nicht nur ein Magmakanal sondern ein ganzes Netz von Verbindungen vorhanden sein. Das Beben hat nach meiner Einschätzung seinen Ursprung am Boden oder im Eingangsbereich der Magmakammer.

Seit dem letzten großen Bebenschwall Ende Dezember 2013 ist es in den vergangenen zwei Monaten verhältnismäßig ruhig geblieben. Das 90 Tage Histogramm der IGN (links) zeigt die registrierten Beben. Trauen möchte ich diesem scheinbaren Frieden jedoch nicht. Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder diese "Ruhephasen" mit anschließenden Überraschungen.

 
Die GPS Messkurven der Bodenverformung - hier meine drei Referenzpunkte im südlichen Inselteil - sind auf dem Niveau vom Dezember 2013 geblieben. Interessant ist der rechte Teil mit den von mir eingefügten Standorten. Sie zeigt die anhaltend vertikale Verformung um rund 40 mm seit den Dezember Beben. Bei Las Calmas gibt es einige Messaussetzer.
Der Kammerdruck ist also weiter vorhanden.
 
 
Das Forschungsschiff Ángeles Alvariño des Instituto Español de Oceanografía (IEO) will im März 2014 in einer neuen 20 Tages-Kampagne die Küstengewässer um den Eldiscreto näher unter die Lupe nehmen. Die Ángeles Alvariño der IEO war bereits 2012 eingesetzt und hat den Unterwasserroboter ROV Liropus 2000 mit an Bord. Schwerpunktmässig geht es jetzt darum, inzwischen eingetretene Veränderungen am Vulkankrater Eldiscreto zu vermessen und zu untersuchen.
Interessant auch der Größenvergleich links (Fotos: IEO) mit der Schiffschraube. Die Ángeles Alvariño wurde 2012 als jüngstes Foschungsschiff der IEO in Dienst gestellt. Das Boot ist fast ein Zwilling des Forschungsschiff Ramon Margalef. Nur noch etwas moderner und auf dem neuesten Stand der Technik als schwimmendes Labor. Es ist 46 Meter lang und Bau und Ausrüstung verschlangen  rund 20 Millionen Euro. Finanziert wurde es überwiegend aus EU Töpfen.
Überraschen würde mich auch nicht, wenn die Ángeles Alvariño eine bis heute noch nicht entdeckte neue Eruptionsstelle vom Sommer/Herbst 2013 finden würde. Damals sind innerhalb weniger Tage die Werte der Bodenverformung drastisch abgesunken (ich hatte berichtet).
Dieser damals vielleicht neu entstandene Vulkankegel müsste sich im westlichen Golfo in tieferen Meeresregionen befinden. Warten wir einmal ab, ob meine Vermutung zutrifft.

Sonntag, 31. März 2013

Vulkan - leichte Entspannung

NEWS:
19.25 Uhr - über Schäden wurde mir bisher nichts bekannt. Am Nachmittag gab es weitere Erdstöße bis ML3,4. Die IGN verwendet nun bei stärkeren Beben eine genauere Maßeinheit. Bisher wurden die Beben nach ML= Richterskala eingestuft. Nun erstmals wurde beim ML4,9 Beben von heute Vormittag der Wert auf Mw= Momentmagnitude geändert. Morgen möchte ich auf die Unterschiede etwas näher eingehen.
15.52 Uhr - Das  ML4,9 Beben (inzwischen von der IGN auf 4,6 Mw -Momentmagnitute= andere Masseinheit umgeändert) lag ca. 10 km vor der Westküste (grüner Pfeil) und erfolgte in 20 km Tiefe. Steinschläge und Erdrutsche im Golfo bei Sabinosa. Über weitere Schäden ist noch nichts bekannt.









15.22 Uhr - Das erste Video aus dem südlichen Golfotal von ExprimeCanarias.
14.47 Uhr - doch nicht die gewünschte Entspannung. Um 10.59 Uhr ein ML4,9 und um 9.40 Uhr ein ML4,5 Beben, beide in 20 km Tiefe. Das Beben wurde auch stark auf La Palma verspürt. Erst erhob sich der Erdboden, dann schüttelte es und er fiel zurück (Beschreibung meiner Frau). Ich war mit einer Reisegruppe im Bus unterwegs und habe davon nichts mitbekommen.


Die Beben haben nachgelassen. Gestern gab es noch 106 Erdstöße, davon 31 mit ML3,0 und mehr. Auch heute Morgen um 3.53 Uhr ein ML3,5 Beben aus 18 km Tiefe. Die Lage der Beben verteilt sich nun mehr aus dem eigentlichen Epizentrum im Westen in das Umfeld (rote Punkte). So hatten wir drei Beben im näheren Küstenbereich des Golfo aus 11 und 12 km Tiefe. Durch die starke Aktivität der vergangenen Tagen wurde das gesamte Magmasystem kräftig durcheinander gewirbelt, so daß jetzt Spannungs- und Entspannungsbeben auftreten. 

Faktum ist, daß durch den neuen Magmazufluss der Innendruck der Kammer weiter erwartungsgemäß zugenommen hat. Die GPS Messungen am Messpunkt HI05 (Leuchtturm Orchilla) zeigen auf der linken IGN Grafik eine horizontale Verschiebung der Insel von über 80 mm nach Osten und eine vertikale Ausbeulung (rechte Grafik) von rund 120 mm in die Höhe. Das sind jetzt nur die in den letzten Tagen neu entstandenen Verformungswerte.
 
Das Forschungsschiff  Ramon Margalef kreuzt seit Tagen in den Gewässern vor El Hierro. Dieser Einsatz wurde bereits im letzten Jahr geplant und hat mit der neuerlichen Vulkanaktivität nur indirekt etwas zu tun. Die Besatzung besteht aus Wissenschaftlern mehrerer spanischer Institute und trägt den Namen "Campana Vulcano 0313".
Die Besatzung führt eine Art Tagebuch über die Tagesergebnisse. Wer den Tagesablauf einmal auf span. Nachlesen möchte hier.
 

Sonntag, 29. April 2012

El Hierro Vulkan - Eldiscreto ist noch sehr lebendig

NEWS:
Gestern gab es wieder zwei Erdbeben. Das erste Beben um 8.16 Uhr mit ML1,4 in 15 km Tiefe im Süden und ein weiteres um 21.32 Uhr mit ML1,0 in nur 1,3 km Tiefe an der Westspitze im Golfo.
Die ersten Sonaraufnahmen der ULPGC und SOS Oceanos von Bord des Forschungs- schiffes Atlantic Explorer zeigen erstaunliches. Der Eldiscreto ist noch sehr lebendig. Die Aufnahme zeigt den Vulkankegel und darüber eine große Wolke von austretendem Gas und weiteren Partikeln, die von der Meeresströmung verteilt werden. Auf der Meeresoberfläche war in den letzten Tagen von Land aus, keine Verfärbung mehr zu erkennen. Die Besatzung des Forschungsschiffes berichtet jedoch, daß über der Eruptionsstelle deutlich eine grüne Verfärbung zu erkennen sei. Auch würden tote Fische in der Größenordnung von bis zu 10 cm zur Meeresoberfläche hoch getrieben. Heute bzw. in den nächsten Tagen soll der Unterwasser-Roboter (ROV) wieder eingesetzt werden, um reale Bilder von der momentanen Aktivität und den Auswürfen des Eldiscreto zu bekommen. Erst dann kann die Situation richtig eingeschätzt werden.

Auch in den vergangenen Monaten war es ja oft so, daß erst durch Luftaufnahmen aus dem Hubschrauber die genauen Ausmaße der Meeresverfärbung zu erkennen waren. Seit der offiziellen Beerdigung des Vulkan im März 2012 wird kein Helikopter mehr eingesetzt.

Samstag, 28. April 2012

El Hierro Vulkan - Atlantic Explorer im Einsatz

NEWS:
Die Atlantic Explorer der Uni Las Palmas (ULPGC) ist seit gestern vor La Restinga wieder im Einsatz. Das Forschungsschiff (Bild jcasvivero) das die ersten Eldiscreto Unterwasser- aufnahmen geliefert hatte. Es startet im Rahmen der 4. Kampagne "Guayota" zu einer neuen Mission. Vielleicht bringt es uns diesmal mit dem Unterwasser ROV direkte Aufnahmen aus dem Vulkanschlot.
Weitere seismische Bewegungen waren am Freitag nicht zu verzeichnen. Auch die Meeresoberfläche zeigte keine Verfärbungen oder aufsteigende Gasblasen.

Wenn Käsekuchen glücklich macht - eine Reise auf die Kanaren
Ein Bericht von Oliver Lück in DerWesten mit Fotos von mir:

Während der Siesta gleichen die Straßen von Valverde auf den Kanaren einer Geisterstadt. Nur bei Bäckerin Marisol Gutiérrez wird trotzdem gearbeitet: Täglich bäckt sie kleine Käsekuchen nach traditionellem Rezept. Denn die gut 10.000 Inselbewohner sind verrückt nach ihrer Spezialität.
Kein Auto fährt, niemand ist unterwegs, kein Geschäft hat geöffnet. Wenn man um drei Uhr am Nachmittag durch die Straßen von Valverde geht, kann es passieren, dass man ganz alleine ist. Jetzt schläft El Hierros Hauptstadt, die mit ihren 1700 Einwohnern eigentlich keine richtige Stadt ist. Es ist so ruhig, dass man seine eigenen Schritte hört. Denn zwischen halb drei und fünf ist Siesta – und die Siesta ist heilig.
Einzig in einem cremefarbenen Haus wird gearbeitet. Draußen hört man es durch die geöffneten Fenster schaben und kratzen. Der Duft von frisch Gebackenem zieht auf die Straße. Wenn der Wind günstig steht und vom Meer eine leichte Brise hinauf weht, erfüllt der Wohlgeruch den halben Ort, der sich mit seinen Hangterrassen, Äckern und winzigen Häusern auf 600 Metern über dem Atlantik an den Berg schmiegt.
Es ist ein süßlicher Duft mit einer leicht rauchigen Note. Es ist ein Duft, wie es ihn nur auf El Hierro gibt, der kleinsten der Kanarischen Inseln. Über dem Eingang des Hauses steht in großen, schwarzen Buchstaben: „Fabrica de Quesadillas“ – Käsekuchen-Fabrik.

Ein 100 Jahre altes Rezept

„Wir haben keine Zeit für Siesta“, sagt Marisol Gutiérrez, die Chefin, „sonst kommen wir mit der Produktion nicht nach.“ Die 69-Jährige steht vor der Tür ihrer Fabrik, die eigentlich keine richtige Fabrik ist. Doch auf El Hierro ist alles etwas kleiner und überschaubarer, also passt das mit der Fabrik schon ganz gut: Vier Angestellte backen rund 2500 Küchlein die Woche. Weiterlesen in Der Westen .
Auch die Quesadillas und artverwandtes Gebäck habe ich mit meiner Familie in den vergangenen Jahren öfter getestet. Der Inhalt schmeckt wie ein etwas festerer Käsekuchen mit kräftigem Limonengeschmack. Nicht ganz so saftig, das gibt die kleine Kuchenform wahrscheinlich nicht her, wie man es von einem guten Käsekuchen gewohnt ist. Aber lecker...
Inzwischen gibt es neben der Original Bäckerei in Valverde auch noch eine Bäckerei in Frontera, die ein ähnliches "Queso de Almendra" herstellt. Die Quesadillas von El Hierro werden auch auf den Märkten der Nachbarinseln angeboten.

Freitag, 30. März 2012

El Hierro Vulkan - Hesperides vor Ort

NEWS:
Gestern kreuzte das For- schungsschiff "Hesperides" über der Eruptionstelle. Die Hesperides wurde 1991 in Dienst gestellt und gehört zur spanischen Marine. Normal ist sie in der Antarktis unterwegs und kam nun im Rahmen des bis Mai andauernden Beobachtungszyklus verschiedener Schiffe auf die Kanaren. Inwieweit sie mit neuen Messergebnissen aufwarten kann, wird sich zeigen. Danke an Carlos Bernal für die Grafik. Gestern gab es keine weiteren Beben oder ungewöhnliche Beobachtungen.

Hier habe ich einmal eine Fotosequenz der Eruption vom 8. November 2011 nebeneinander gestellt. Sie zeigt die doch gewaltige erste Eruption des Eldiscreto. Diese Aufnahmen stammen aus dem Canarischen TV und wurden aus mehren Kilometer Entfernung aufgenommen.

Mittwoch, 14. März 2012

El Hierro Vulkan - erneuter Versuch

NEWS:
Großes Stelldichein gestern über dem Eruptionspunkt. Ein Beobachtungsboot der Guardia Civil und das S.O.S Forschungsschiff Atlantic Explorer im Einsatz. Unterwasser Aufnahmen mit dem mitgeführten ROV konnten wie bereits vermutet, wegen mangelnder Sicht und der aufgewühlten See nicht gemacht werden. Heute soll es nochmals neu versucht werden. Die Chancen stehen wesentlich besser, da kein neuer Gasausstoß zu erkennen ist und die Wellen abgeflacht sind. Warten wir einfach ab. Das Ergebnis werden wir heute Abend bzw. Morgen sehen.
Bemerkenswerte neue Beben waren nicht zu verzeichnen. Die grafische Darstellung der AVCAN veranschaulicht die Lage der in den vergangenen Tagen erfolgten Erdstöße. Das Hauptgebiet liegt im Inselinnern unter dem Berg Tanganasoga. Hier wird der südliche Rand der Magmahauptkammer bzw. der Magmakanal Richtung Eldiscreto vermutet.

Dienstag, 13. März 2012

El Hierro Vulkan - Der Eldiscreto lebt

NEWS: 7.52 Uhr Beben von ML1,6 in 11 km Tiefe unter dem Taganasoga
Der Eldiscreto wacht wieder auf. Was sich bereits gestern angekündigt hat, lässt sich heute Morgen als sprudelnder Fleck (Foto rechts oben) gut erkennen. Es scheint, daß es sogar zwei nahe beieinander liegende Eruptionstellen gibt. Der "Atlantik Explorer" will heute mit seinem ROV Unterwasserroboter den Vulkan näher unter die Lupe nehmen. Ob das allerdings gelingt ist fraglich. Das Meereswasser dürfte mit dem Wiederaufleben der Aktivität sehr viele Schwebstoffe enthalten und die Sicht auf nur wenige Meter eingrenzen. Fast zwei Wochen hatte man nun während der Ruhephase Zeit, ohne große Eintrübungen Aufnahmen zu machen, die man aber ungenutzt verstreichen ließ.
Die Beben halten sich im Rahmen. Innerhalb der letzten 24 Stunden hatten wir 4 Erdstöße, den Kräftigsten gestern um 14.56 Uhr mit ML1,7 in 11 km Tiefe unter dem Berg Taganasoga im Inselinnern. Die aktualisierte kumulierte Energiekurve der AVCAN (links) zeigt jetzt ein ähnliches Leistungsbild wie bereits Anfang Dezember 2011. Ein moderates aber stetiges Ansteigen der kumulierten Energie.
Die Atlantik Explorer bei der Arbeit. Sehr schön heute über die Webcam (rechts) zu beobachten.

Freitag, 2. März 2012

El Hierro Vulkan - neue Mikroorganismen entstanden

NEWS: Neue Beben
- 17.06 Uhr mit ML1.9 in 14 km Tiefe im Süden
- 19.27 Uhr mit ML1.5 in 21 km Tiefe im Golfo
- 19.28 Uhr mit ML2,0 in 24 km Tiefe im Golfo
Das Forschungsschiff "Ramon Margalef" verlässt nun die Kanarischen Gewässer und kehrt zurück zum Heimathafen Vigo in Nordspanien. In den vergangenen 4 Monaten hat es in mehreren Missionen die Unterwasser Landschaft um El Hierro und das Anwachsen des Eldiscreto beobachtet, erforscht und dokumentiert. Leider kam aus technischen Gründen der moderne Unterwasser ROV nie richtig zum Einsatz. Seit gestern Abend kreuzt nun zur Beobachtung ein Schiff der spanischen Marine um die Eruptionstelle.
Weitere Schiffe werden in den nächsten Wochen folgen. Die meisten Kreuzer dienen der Beobachtung und weniger der Erforschung, da sie technisch dafür nicht ausgerüstet sind.
Bild: Avcan
In den letzten 24 Stunden hatten wir 10 Beben. Schwerpunkt ist das Eldiscreto Gebiet, wobei die Stärke der Erdstöße wieder zugenommen hat.
19.07 Uhr - ML2,1 in 12 km Tiefe im Süden
19.46 Uhr - ML1,9 in 18 km Tiefe im Süden
20.17 Uhr - ML2,0 in 14 km Tiefe im Süden
00.01 Uhr - ML1,8 in 12 km Tiefe im Golfo

Alles Beben um die ML2,0 und für den Menschen nicht spürbar. Der Untergrund kommt einfach noch nicht zur Ruhe. Auf der Meeresoberfläche sind auch heute keine großen Verfärbungen oder Eruptionshinweise zu erkennen. Es scheint so als sei der Auswurfschlot verstopft.
Bild: Euglenophyta Uni Marburg
Die El Banco Español de Algas (Algen- Datenbank), angeschlossen an das Zentrum der Biotechno- logie Marina von der Universität Las Palmas Gran Canaria (ULPGC), studiert zur Zeit die neuen Arten von Mikroorganismen, die nach dem Unterwasser Ausbruch von El Hierro aufgetaucht sind.
Obwohl es noch zu früh ist über Ergebnisse zu sprechen, sind bereits Verschiebungen der Organismen zu erkennen, so Martel Anthere vom Institut. So sind Arten die direkt nach der Eruption vorhanden waren verschwunden und neue resistente Organismen die sich den geänderten Umweltbedingungen anpassen, neu entstanden. Es bleibt also auch hier in der Mikrobiologie spannend, was die weiteren Forschungsergebnisse noch ans Licht befördern.