Sonntag, 31. August 2014

Island - weitere Vulkan Eruptionsspalte geöffnet

Seit Sonntag-Morgen fliest beim Bardarbunga wieder Lava

Nachdem sich am vergangenen Freitag nur wenig Lava ergossen hat, setzt sich seit einigen Stunden die Vulkan- Eruption fort (Foto Island Mila-Webcam). Im nördlichen Teil der Spalte bei Holuhraun, hat sich auf eine Länge von 200 bis 300 Meter am Sonntag- Morgen die Lava erneut einen Durchbruch zur Erdoberfläche geschaffen. Es ist bis jetzt keine gewaltige oder explosive Eruption, da die Ausbruchstelle nördlich des Gletschers liegt und keine großen Mengen Wasser Verdampfen müssen. Auch scheint in diesem Kanalbereich der Innendruck nicht allzu groß zu sein, so dass keine übermäßigen Gas- und Lavamengen ausgeworfen werden.

Das eigentliche Geschehen spielt sich weiter südlich Richtung Bardarbunga unter der Eisdecke ab. Hier gibt es unverändert viele Beben. Ob nun die Fissur im Norden eine große Druckentlastung bringt, bleibt abzuwarten.

Aufgrund eines heranziehenden Tiefdruckgebiet (ich hatte berichtet) mit Windspitzen über 20 m/s und viel Regen ist der Verlauf der Eruption auf der Webcam nicht mehr zu beobachten.

Der Isländische Wetterdienst (IMO) der dort auch für die Vulkanaktivitäten zuständig ist, macht seine Aufgabe gut. Er ist das isländische Gegenstück zur spanischen IGN (Instituto Geografico National).
Die grafische Aufarbeitung erfolgt fast in Echtzeit, wobei manche Darstellungen gewöhnungsbedürftig sind.
Es stehen mehrere Webcams von einem privaten Betreiber (Mila) zur Verfügung.

Insgesamt gibt es in diesem Punkt keine Kritik.

Vom Beobachten und Zuschauen auch in anderen europäischen Ländern kann man lernen. Island hat in Europa die meisten Vulkanausbrüche zu verzeichnen. Entsprechend Professional und mit Erfahrungswerten wird die "Vulkankrise" auch gemanagt. Das ist auch der Grund warum ich über Island berichte.

Sehr schnell werden Änderungen und Einschätzungen veröffentlicht. Das war auf El Hierro nicht immer so der Fall.
Mehrere staatliche Institute (IGN, Involcan) und der Krisenstab (Pevolca) mussten sich immer erst Einig werden. Entscheidungen fielen mit Zeitverzögerung oft erst am nächsten Tag.

Es war der lange und träge Entscheidungsarm, der so manche gefährliche Situation erst herauf beschwor. Ich denke an die Aufhebung der Evakuierung von La Restinga, der dann nur wenige Stunden später, eine Notevakuierung in der Nacht und die Eruption des Eldiscreto 2 km vor der Küste folgte. Zum Glück ist damals 2011 nichts passiert - es hätte aber auch anders kommen können.

Ich bin mir sicher, dass die kanarischen Behörden und Institute die Vorgänge auf Island genau beobachten und daraus vielleicht auch ihre Rückschlüsse ziehen.
Isländische Vulkanologen hatten 2011 ihre Unterstützung angeboten. Diese wurde von der Pevolca dankend abgelehnt.

Die nächste "Vulkankrise" wird auf den Kanaren kommen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Jetzt hat man Zeit, die Fehler der Vergangenheit Aufzuarbeiten und Änderungen vor allem in der Administrative vorzunehmen. Erst kommt der Schutz des Menschenleben und dann erst wirtschaftliche Faktoren, wie der Tourismus.
Das war und ist meine Meinung - oder wie ein damals am 24.10.2011 veröffentlichter Kommentar:

"Leider muss ich immer wieder feststellen, dass die Behörden entweder keine, verspätete oder sehr abgeschwächte Informationen heraus geben. Mich versetzt diese Tatsache viel mehr in Angst, als das eigentliche Geschehen. Panik entsteht durch Unwissenheit und nicht durch Aufklärung"

Freitag, 29. August 2014

Island - Sichtbare Spalteneruption hat begonnen

Warnung: Eine Spalteneruption hat nördlich von Dynjujökull gestartet.


Das ist der offizielle Warnhinweis des Iceland Met Office (IMO) und der Vedur. Die ersten Webcam Aufnahmen zeigen einen Feuerschein und austretende Dämpfe. Gegen Mitternacht hat, wie von vielen erwartet, die sichtbare Eruption des Bardarbunga begonnen. Die letzten starken Beben haben den Eisdurchbruch geschafft. 

In der bereits gestern erwähnten Eisspalte, nördlich des Dyngju tritt an mehreren Punkten Lava und Gas aus. Wie lang diese so genannte Spalteneruption ist, wird sich erst heute abschätzen lassen. Der erste Eruptionsschub hat sich gegen 2.40 Uhr verlangsamt.


Es hat jetzt doch einige Tage angedauert, bis die am 23. August 2014 begonnene Eruption die dicken Eisbarrieren durchschmolzen hat. Gestern wurde noch festgestellt, dass ein naher See innerhalb von 24 Stunden seinen Wasserstand durch zufließendes Gletscherwasser um 10 Meter erhöht hat.

Nach IMO Angaben sind noch keine den Flugverkehr beeinträchtigenden Aschepartikel in die Atmosphäre geblasen worden. Trotzdem wurde im Vulkangebiet die Warnstufe wieder auf "Rot" gesetzt. Große Mengen Magma sind in den letzten Tagen in die Kammer nachgeströmt. Das Potential für eine starke Eruption ist vorhanden.



Jedoch könnte in den kommenden Tagen der Ex-Hurrikan Cristobal zur Hilfe kommen. Das Tiefdruckgebiet dreht sich gegen den Uhrzeigersinn und könnte eine mögliche Aschenwolke nach Nordosten verwehen. Dann würde Skandinavien ein Problem bekommen.

Aber die Natur und die Vulkane sind unberechenbar. In der Regel sind es nur wage Vermutungen, aber wie jetzt ausnahmsweise die Eruption, lies sich anhand von Fakten zu 90 % vorhersagen. Wie lange und wie stark die Eruption andauert, liegt nicht in Menschenhand.

Es kann nur ein kurzer Druckabbau mit Gas und wenig Lava sein -  aber bei entsprechendem Magmanachschub aus dem Erdinnern sich auch kräftig wie die Eyjafjallajökull - Eruption  2010 entwickeln.

Das eigentliche Problem für die Isländer liegt aber im Abschmelzen der Eiskappen. Riesige Wassermengen könnten in kürzester Zeit die Bäche und Flüsse anschwellen lassen und auch weiter im Landesinnern größere Schäden verursachen.

Donnerstag, 28. August 2014

Island - Riss in der Eisdecke entdeckt

Erste Spuren einer Eruption ?

Nördlich des Bardarbunga hat sich eine Eisspalte geöffnet. Wie die IMO (Foto) mitteilte, wurde bei einem Kontrollflug der Küstenwache gestern eine ca. 4 bis 6 km lange und 10 bis 15 m tiefe Spalte im hier 400 - 600 m dicken Eis entdeckt. Es wird vermutet, dass im Untergrund der Gletscher abschmilzt und die Eismassen nachgeben. Größere Wasserströme wurden jedoch noch nicht entdeckt.
In den vergangenen Tagen hatten sich die Beben immer weiter nach Norden in Richtung Vulkan Askja verschoben.



Fast 37 km weiter nördlich vom Bardarbunga  hat sich das Magma einen Weg gesucht (siehe IMO Grafik). Hier finden auch die stärksten Beben statt. Bis zu ML5,4 am 26. August aus nur 2 km Tiefe. Es stellt sich die Frage wie stark vulkanische Beben ansteigen können. Den kräftigsten Erdstoß hatte Island mit ML6,3 im Jahre 2008 erlebt. Mir sind auch keine Beben über ML6,5 weltweit bei einer rein vulkanischen Aktivitäten bekannt. In Island ist dies jedoch geologisch auch etwas anders als auf den Kanaren.

Island liegt am Zusammentreffen zweier Kontinentalplatten (siehe letzten Beitrag). Auf der Grafik links ist der Bebenverlauf der letzten Jahre (rot) markiert. Es ist genau die Plattengrenze wo Magma hervortritt und neue Vulkane entstehen lässt. Theoretisch können hier durch die Verschiebung der Platten tektonische Beben und vulkanische Beben auftreten. Ein Wechselspiel mit auch noch kräftigeren Beben ist möglich.
Die IMO kann nicht genau sagen, wo Magma bereits unter dem Eis ausgetreten ist. Klar ist nur, dass eine Eruption erfolgte. Bislang sind außer dem Riss in der Eisdecke aber noch keine Oberflächenspuren gefunden worden.


Auch gibt es noch keine auffälligen Gaskonzentrationen an der Erdoberfläche. Die dicke Eisdecke hindert auch das Ausströmen von Schwefel, Helium oder Kohlendioxid. Durch den Riss kann es jetzt aber eine Spalte geben, aus der dann erhöhte Gasemissionen gemessen werden können.


Eine 3D-Simulation von dfmorvan (Danke) verdeutlicht den bisherigen Bebenverlauf um den Bardarbunga.


Montag, 25. August 2014

Was haben El Hierro und Island gemeinsam ?

Der Insel Vergleich

Auch vor El Hierro gab es heute Morgen um 9.07 Uhr ein ML2,2 Beben (IGN Grafik) aus 12 km Tiefe. Im Vergleich zu Island ist es aber im Moment hier ruhig. Um den Bardarbunga auf Island summierten sich die Erdstöße in den letzten 48 Stunden auf 247 Beben. Zahlen die wir Ende 2011 auch auf El Hierro hatten. Island ist mit seinen 103.000 km² fast 370 mal größer als El Hierro (278 km²) und hat mit nur 320.000 Bewohnern eine noch viel geringere Bevölkerungsdichte wie auf El Hierro (40 Einwohner/km²).
Dafür aber jede Menge aktiver Vulkane. Im Schnitt alle 5 Jahre erlebt Island einen Vulkanausbruch.Auf der Karte links (IMO) sind die wichtigsten Vulkane aufgeführt. Viele (grün) befinden sich zur Zeit im Schlafmodus .Nur der Bardarbunga (rot) beschäftigt im Moment die Insulaner und den Rest der Welt.

Hier ist es kein stabiler Hotspot wie unter den Kanaren, sondern Island liegt auf dem tektonischen Plattenrand der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte. Quer durch die Insel verläuft diese Plattengrenze. Nur durch den beständigen Nachschub mit frischer Magma wird ein Auseinanderbrechen der Insel verhindert.

Zwei Inseln - El Hierro am südlichsten Rand des politischen Europa und Island genau entgegengesetzt am nördlichsten Rand. Auf El Hierro Vulkane und im Norden noch aktivere und ausbruchsgewaltigere Vulkane.

Damit sind aber schon fast alle Gemeinsamkeiten aufgezählt.

Auf Island haben wir eine jährliche max.Durchschnittstemperatur von +7°C - auf El Hierro von +22,9°C.
El Hierro also für Sonnenanbeter und Island für Eskimos.

Sonntag, 24. August 2014

Island Vulkan Beben von ML5,1

Bisher geringer Magmaaustritt


NEWS



16.30 Uhr - um 16.01 Uhr ein Beben der Stärke ML5,0 aus nur 4,6 km Tiefe im zweiten nordwestlichen Kanal (siehe Grafik unten).
11.32 Uhr - Ein weiteres kräftiges ML4,2 Beben aus 11,6 km Tiefe. 


Die Beben halten weiter an. In der vergangenen Nacht gab es seit Beginn der Aktivität die bisher schwersten Erdstöße. Um 0.09 Uhr ein ML5,1 (EMC ML5,3) und um 5.33 Uhr ein ML4,9 Beben. Beide Beben entstanden in 10 km Tiefe etwas westlich des eigentlichen Epizentrum (siehe IMO Grafik). Es scheint als würde hier ein neuer Aufstiegskanal entstehen. Aufsteigendes Magma muss sich erst noch einen Durchgang durch die Gesteinschichten schaffen.  Die Grafik zeigt die Beben der vergangenen 12 Stunden. Die Tiefe der Schwarmbeben reicht jetzt bis zu 0,7 km zur Erdoberfläche. Die Hauptaktivität liegt aber um die 3,0 km Tiefe.
Die IMO bestätigte einen kleinen Magmaaustritt unter der Eisfläche. Die Eisschicht sei hier bis zu 400 Meter dick. Es könne eine zeitlang dauern bis auch optisch Lava zu erkennen sei. Es sei ein so genannter subglazialer Vulkanausbruch. Wegen des Gletscher-Druck sei es nicht sicher, ob Magma bis zur Atmosphäre vordringt.


Die gestern zu beobachtende "Dampffahne" war nach IMO Angaben kein austretender Wasserdampf oder Gas. Die gemessene Gasemission sei noch nicht erhöht und im normalen Wert für die Gegend. Das hätten Messungen bei Überflüge von Wissenschaftlern der Universität von Island gestern ergeben. Auch konnten keine vermehrten Schmelzwasser Austritte beobachtet werden.

Das Foto (Ruf) unten zeigt den überflogenen Bereich.


Samstag, 23. August 2014

Island Vulkan um 13.00 Uhr ausgebrochen

NEWS:
Die Eruption des Bardarbunga hat begonnen.


Gegen 13.00 Uhr hat die eruptive Phase begonnen. Aus dem Vulkanbereich entströmen Dämpfe und Gase. Alles ist hier rechts in der Webcam zu beobachten. Die IMO hat die Warnstufe "ROT" ausgerufen.

Das betrifft zunächst den Flugverkehr im Nahbereich. Wie stark die aufsteigenden Dämpfe bereits mit Aschepartikeln durchsetzt sind und ob Magma an der Oberfläche austritt, ist nicht bekannt.

Es ist das Gletschergebiet Dyngje (rechts im Bild). Wahrscheinlich wird der Kratermund erst in einigen Stunden die dicke Eisschicht darüber aufgeschmolzen haben. Dann dürfte es etwas heftiger zur Sache gehen. Ich bleibe am Ball.

Vulkan in Island bebt weiter

Heute Morgen Erdstöße bis ML3,6

Der Bebenreigen um den Vulkan Bardarbunga geht weiter. Seit Donnerstag bis heute wurden nach der IMO Auflistung 1704 Erdbeben registriert. Schwerpunkt ist der nordwestliche Teil der Gletscher- und "Eiswüste" (Gafiken: IMO).Über 200 Millionen m³ Magma könnten sich nach Einschätzung der Vulkanologen zur Zeit in der Magmakammer befinden. Die übrigens sehr gut aufgemachte Grafik unten zeigt den heute etwas nachlassenden Bebenschwarm. Dafür werden aber die Beben auch wieder stärker.

Am frühen Morgen bereits drei Erdstöße über ML3,0. Zwei Beben davon mit ML3,6 aus 4,8 und 5,8 km Tiefe. Die Ausgangstiefe scheint im Moment um die 5 Kilometer Tiefe stehen zu bleiben.
Dafür sind aber rege Veränderungen an der Oberfläche zu registrieren. Die GPS Messdaten der Universität of Iceland zeigen eine starke Wanderung der Erdoberfläche nach Nordwesten bis ans Skalenende bei ca. 70 mm innerhalb weniger Tage (links).

Ganz anders die vertikale Verformung in die Höhe (unten). Auf El Hierro hatten und haben wir eine Aufwölbung bis 25 cm. In Island scheint sich der Deckendruck in eine leichte Deflation zu wandeln. Im Juli 2014 gab es bereits höhere Werte. Das lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass Druck seitlich -also horizontal entweichen kann.

Die Wissenschaftler sprechen auch von einer rund 25 km langen Spalte in die Magma und Gase in 5 km Tiefe eindringen können. Das würde dann auch eine Eruption im weiteren Umfeld des Bardarbunga nicht ausschließen.

Zur Erinnerung: Auf El Hierro gab es 2011 viele und starke Beben im Golfotal. Die Eruption des Eldiscreto erfolgte dann aber überraschend im 10 km entfernten La Restinga. So ähnlich, mit einem aber noch größerem Abstand zum jetzigen Epi-Zentrum, könnte es auf Island enden.

Hier ist es auch egal, wo die Eruption nun genau in dieser menschenleeren Gegend erfolgt - falls es soweit kommen sollte.

Schon jetzt ist festzustellen, dass Island eine offene Informationspolitik betreibt. Fast alle verfügbaren Daten einschließlich einer Webcam stehen zur Verfügung.
Auch Island lebt neben der Fischerei vom Tourismus. Jetzt ist Urlaubszeit und 200 - 300 Touristen wurden aus dem Sperrgebiet um den Bardarbunga evakuiert.

Es wird keine Geheimniskrämerei betrieben oder Daten unterdrückt oder beschwichtigt. Geologen können frei ihre Ansicht äußern und müssen nicht auf das offizielle Sprachrohr des Krisenstab verweisen.
Es sind auf Island sicher andere örtliche Verhältnisse als auf El Hierro. Räumlich gibt es hier mehr Ausweichmöglichkeiten.
Es bleibt aber genau zu beobachten und die Unterschiede, den Umgang und das Verhalten bei dieser "Vulkankrise" in Island zu registrieren ...und vielleicht kann man daraus lernen.

Freitag, 22. August 2014

Vulkan Bárðarbunga jetzt Live dabei

Die Schwarmbeben halten weiter an

Bei den Aktivitäten des Vulkan Bardarbunga in Island sind wir nun fast Live dabei. Die aktuellen Beben, den 3D-Verlauf und eine Webcam (links zum Vergrößern anklicken) wurde von Baering ins Netz gestellt. Es sind die Beben der letzten 48 Stunden (grün abgehakt = bestätigt). Lacation die einzelnen Messpunkte ... und die immer aktualisierten Werte hier rechts dauerhaft in der Seitenleiste verlinkt.

Es ist schon ein Fortschritt, dass im Vergleich zu El Hierro, alle wichtigen Daten und die Webcam zusammen gefasst sind. Beim Beobachten der Webcam sind auch die Beben durch das Wackeln der Kamera optisch wahrzunehmen.

Aus der Luft sieht die eisbedeckte Fläche, die gestern von zwei IMO Mitarbeitern mit einem Flugzeug der Küstenwache überflogen wurde, noch unverändert aus. Als Statement erklärt das Icelandic Met Office (IMO) heute: "Die Schwarmbeben halten weiter an. Derzeit gibt es noch keine Anzeichen von Magma an der Oberfläche".

Aus dem Radarbild ist schon etwas mehr zu erkennen (Fotos: Halldor Björnsson). Der Rand der Caldera mit dem Bardarbunga und das tief eingeschnittene Flusstal. Alles bedeckt (siehe Bild oben) mit einer dicken Eis- und Gletscherschicht und sehr kalt.
Auch nördlich und ohne Eis ist der zerklüftete Küstenbereich mit dem Fluß Jökulsa A Fjöllum zu sehen. Durch dieses Flussbett müssten beim Abschmelzen der Eismassen die Wasserströme bis ins Meer gelangen. Es gibt hier keine großen Berge oder Erhebungen, so dass sich der Wasserstrom in die Breite ausdehnen wird. Nur eine Brücke (auf dem Bild nicht zu erkennen) führt über diesen Flusslauf. Der linke südliche Teil ist schon Sperrgebiet.


"Wir erwarten Sturzfluten und Aschewolken" so die Überschrift zu einem Interview mit der Geophysikerin Rikke Pedersen, hier zum Nachlesen in der Wirtschaftswoche. -

und die Bild Zeitung legt noch etwas drauf::
" Isländischer Vulkan vor MEGA-Ausbruch - Angst vor dem nächsten Asche-Monster"  

Donnerstag, 21. August 2014

Vulkan Bardarbunga auf Island kurz vor Ausbruch ?

Alle Anzeichen deuten auf eine baldige Eruption

Während es unter El Hierro im Moment relativ ruhig bleibt, meldet sich in Island der Vulkan Bárðarbunga zu Wort. Einer dieser komplizierten Namen, der sich nach einem Siedler und der Endung "bunga" = Wölbung zusammensetzt. 
Fast 3000 Beben in den letzten Tagen aus einer Tiefe zwischen 1,1 und 12,9 km. Die örtlichen Behörden haben die Warnstufe "Orange" ausgerufen (= 2. höchste Stufe) und das Gebiet weiträumig gesperrt. Der Umkreis ist nicht bewohnt. Nur ca. 200 Touristen sollen sich dort aufgehalten haben, die evakuiert wurden. Der Bardarbunga liegt in einem Gletschergebiet (siehe Google Karte) unter einer bis zu 600 Meter dicken Eisplatte und ist Teil einer Caldera (Senkkrater) mit 10 km Durchmesser und 700  Meter Tiefe. Der letzte dokumentierte größerer Ausbruch erfolgte im Jahre 1902. 


Beben bis ML4,5 und 1605 Schwarmbeben allein in den letzten 48 Stunden, lassen nach Auskunft des Islandic Met Office (Quelle: Grafiken und Karten) auf etwas Größeres schließen. Solche Ausschläge auf den Seismogrammen wie hier, sind wir noch von El Hierro gewohnt. Der anhaltende Tremor (breites Band vor und nach dem Hauptbeben) lässt auf vordringende Magma schließen. 
Es ist die in Ritzen und Spalten aufsteigende Magma die diese "Minibeben" produziert. Bei einer Eruption könnten wieder große Lava- und Gesteinsmassen in die Atmosphäre geblasen werden, die zu Beeinträchtigung des nordatlantischen Flugverkehr führen würden.

Und es gibt noch ein Zweites Problem. Die dicken Eismassen werden geschmolzen. Viel Schmelzwasser würde sich einen Weg suchen. Soweit ich die Karten studiert habe, gibt es zwei Flusstäler aus diesem Caldera Bereich. Hier würde sehr viel Wasser auch in das weitere Umfeld strömen.

Island ist bekannt für Vulkane. Hekla, Krafla oder der unaussprechbare Vulkan Eyjafjallajökull sind noch in Erinnerung.

Hier links auf der Karte sind die Vulkane eingezeichnet. Der Bardarbunga liegt im südöstlich weißen Bereich. Auch haben die isländischen Vulkanologen ganz andere Erfahrungswerte wie ihre IGN Kollegen in Spanien. Waren kurz vor der Eldiscreto Eruption auf El Hierro die Behörden zurückhaltend und beschwichtigend und haben La Restinga erst geräumt als schon das Meerwasser "kochte". So wird auf Island das Gebiet abgeriegelt und offen über zu erwartende Möglichkeiten gesprochen. Allerdings sind in Island die örtlichen Verhältnisse auch etwas anders. Es bleibt interessant die Arbeit der Vulkanologen und der Behörden zu beobachten und Vergleiche zu ziehen.

Auch die GPS Messungen zeigen in den letzten Tagen Veränderungen. Während sich die Messpunkte nach Nordosten verschieben, wölbt sich die Eisfläche über dem Bardarbunga vertikal um gut 20 mm in die Höhe (untere Grafik).
Es sind eindeutige Anzeichen für einen Druckaufbau um die Magmakammer. Tief liegt hier das Magmafeld nicht mehr - ich schätze um die 5 km Tiefe - was auch die 3D Grafik verdeutlicht. Was ich allerdings noch nicht gefunden habe, sind aktuelle Messwerte der Gasemission. Es ist aber zu erwarten, dass vermehrt Kohlendioxid (CO2 - danke an P. Gerstberger - mit meiner Tastatur geht es leider nicht besser), Schwefel und Helium austritt. Alles deutet nach jetzigem Stand auf eine Vulkan- Eruption hin. Wie stark und wie gewaltig der Ausbruch erfolgen wird, weis niemand. Die Forschungsleiterin Kristin Vogfjöro vom Islandic Met Office spricht allerdings von einer ungewöhnlich großen Magmamenge im Untergrund.


Auch eine Webcam wurde bereits installiert. Noch ist darauf außer Geröll und Eis nicht viel zu sehen. Doch - das möchte ich noch anmerken, bei Sonnenaufgang heute Morgen hatten wir im August auf Island (Höhe unbekannt) - 18°C.

Sonntag, 17. August 2014

Das Golfotal im Spiegelbild

Gibt es einen Doppelgänger?


Eine steil aufragende Felswand von 600 bis 800 Meter Höhe und eine Talsenke wie im Golfotal von El Hierro. Im Mittelteil der alte Vulkan- Kegel des Tanganasoga.

Was hier fehlt, ist der grüne Bewuchs auf der Anhöhe und im Tal. Eine Kopie des Golfotal nicht auf unserem Planeten, sondern in rund 400 Millionen Kilometer Entfernung im All.
Es ist der Komet "Tschuris" (67P/T Churyumov-Gerasimenko) der zur Zeit von der ESA-Sonde Rosetta umkreist wird. Das Steilhang (Foto: DLR) wurde aus 100 km Höhe aufgenommen und dürfte eine Breite von rund 2,5 km haben. Mit etwas Fantasie ist eine gewisse Ähnlichkeit mit El Hierro nicht abzustreiten. Natürlich ist das Original nicht zu übertreffen.

Zur Zeit wird erkundet, wo der Rosetta- Lander Anfang November den besten Landplatz auf dem Kometen Tschuris finden könnte. Eine spannende Mission mit gestochen scharfen Aufnahmen und jeder Menge Überraschungs-Potential - weiteres dazu auf  Naturwissenschaft EX.

Das Erdbeben Diagramm der IGN links vom Monat August 2014 zeigt, dass unter El Hierro weiter Beben vorhanden sind. Am vergangenen Freitag zwei Beben von ML2,1 aus 10 bzw.16 km Tiefe. Einmal auf dem Atlantik vor der Westküste und im Süden unter dem Inselmassiv im Bereich von El Julan.




Über die Kohlendioxid (Co²) Emission hatte ich bereits berichtet (siehe Beitrag). Jetzt wurden auch die von der Involcan aktuell ermittelten Gaswerte für die Nachbarinsel La Palma veröffentlicht. Täglich strömen im Bereich der Cumbre Vieja (220 km²) 911 Tonnen Kohlendioxid (CO²) aus. Die Cumbre Vieja ist der mittlere und südliche und vulkanisch noch aktive Teil der Insel.
Das sind täglich pro Quadratkilometer 4,14 Tonnen Kohlendioxid. Damit hat La Palma den höchsten CO² Ausstoß aller kanarischen Inseln (Teneriffa liegt bei 2,6 t und El Hierro bei 2,5 t/Tag)
.
Diese riesigen Gasmengen liegt aber immer noch im Normalbereich für die Westkanaren. Durch die starke Luftströmung und schnelle Vermischung stellen sie laut. Involcan keine Gefahr für das menschliche Leben dar. Was ich - da ich seit vielen Jahren direkt am Abhang der Cumbre Vieja wohne - nur bestätigen kann.

Es wäre einmal interessant, optisch diese riesige Gasmenge aus der Satellitenperspektive darzustellen. Technisch heute noch nicht möglich. Wahrscheinlich wären aber dann - die Inseln unter dieser mächtigen Gaswolke nicht mehr auszumachen.

Donnerstag, 14. August 2014

Ölbohrung vor Fuerteventura kann beginnen

Madrider Regierung gibt grünes Licht

So wird es bald vor der Ostküste von Fuerteventura und Lanzarote aussehen. Die Ölmultis haben nun offiziell, nach dem auch das spanische Umweltministerium grünes Licht gegeben hat, die Genehmigung mit Probebohrungen zwischen den Kanaren und der Westküste Marokkos zu beginnen.
In wenigen Wochen will das Konsortium aus Repsol, der australischen Woodside Energy und der deutschen RWE, die erste Bohrung ausbringen. Die technische Ausrüstung und das Equipment liegen bereits seit geraumer Zeit im Hafen von Las Palmas (Gran Canaria) vor Anker.

Trotz aller Proteste der Kanarischen Regierung und von Umweltschutz-Verbänden, hat der Madrider Industrieminister Jose Manuel Soria (ein Canario), das nationale spanische Interesse über die regionalen Bedenken gesetzt und die Genehmigung erteilt. Es seien alle Einwände ausreichend geprüft worden und Spanien könne sich nicht den Luxus leisten, auf die Erdölsuche zu verzichten. 99 % des benötigten Erdöl würden zur Zeit importiert. Im benachbarten Marokko - nur wenige Kilometer von der beabsichtigten Bohrstelle entfernt - hat das schottische Unternehmen Cairn Energy bereits im März 2014 Erdöl gefunden und will es Ausbeuten.

Die jetzt erteilte Bohrgenehmigung für Repsol & Co. betrifft nur die Probebohrung. Insgesamt sollen drei Bohrungen ca. 50 bis 60 Kilometer vor der kanarischen Küste erfolgen (siehe auch Vulkan und Erdölförderung).
Für die eigentliche Erdölförderung ist eine neue eigene Erlaubnis notwendig.

Die Suchbohrungen erfolgen in eine Tiefe von 3.000 bis 6.900 Meter Tiefe. Dabei gibt es Auflagen:

Sollte sich während der Probebohrung um Umkreis von 75 km ein Erdbeben mit mehr als ML4,5 ereignen oder Gefahren für die Umwelt auftreten, muss die Bohrung sofort gestoppt werden.

Repsol muss zur Behebung evtl. Schäden eine Sicherheitsleistung von 60 Millionen Euro in Madrid hinterlegen.
Es ist die besondere Situation über einem vulkanischen Hotspot und seiner Seitenverästelung Bohrungen auszubringen. (siehe auch Gewinn oder Vernunft).

Auch die Madrider Regierung hat inzwischen erkannt - das zeigen die Auflagen, dass es ein Risiko ist, in Richtung eines Vulkan zu bohren. Es gibt kaum Erfahrungswerte für Erdölbohrungen um aktive Magmakammern. Auch wurde die Beschaffenheit und Struktur dieses Meeressektors kaum untersucht bzw. die Ergebnisse nicht veröffentlicht.

Es wäre dringend angeraten, staatliche Geologen/Vulkanologen der IGN oder des Institut für Meeresforschung vor Ort einzusetzen. Eine direkte Überwachung und wissenschaftlich neue Erkenntnisse über den Gesteinsaufbau am Meeresgrund wären so sicher zu gewinnen.
Wenn schon gebohrt werden muss, soll auch die Vulkanwissenschaft davon partizipieren.
Wann haben Wissenschaftler denn schon die Möglichkeit vor Ort - 6900 Meter tief in die Erdkruste zu schauen ?

Bei allem "Für" und "Wider" bleibt festzustellen:

1. Minister Soria ist verpflichtet alle Möglichkeiten der eigenen Erdölförderung auszuschöpfen, bevor es der Nachbar Marokko umsetzt.

2. Die betroffenen Ostinsel leben vom Tourismus und von sauberen Stränden. Eine "Ölkatastrophe" wie im Golf von Mexiko oder eine Ölverschmutzung ist nicht auszuschließen. Es wäre der Niedergang des wichtigsten Wirtschaftszweig.

3. Es ist ein Experiment und gewagtes Unternehmen in einen vulkanisch aktiven Untergrund zu Bohren mit ungewissem Ausgang. Die Probebohrungen selbst dürften nicht die eigentliche Gefahr darstellen. Erst die spätere Ölförderung könnte das geologische Gleichgewicht durcheinander bringen mit all seinen Folgen.
Negative Beispiele hat man auch bei Almeria auf der spanischen Halbinsel bereits gesammelt (siehe Erdgasspeicher und Ölbohrung).

Es zeigt sich auch hier wieder, dass zwei wirtschaftlich orientierte Interessengruppen aufeinander prallen. Die Ölmultis und die Tourismusindustrie.
Beide haben primär wirtschaftliche Interessen. Die eigentlichen Ökologen bilden nur eine Randgruppe und werden nur zur Unterstützung des eigenen Ziel gerne mit ins Boot geholt.

Warum hat man in der Vergangenheit die Landschaft zu betoniert und nicht in saubere und nachhaltige Energie (siehe El Hierro) investiert.
Geld war genügend vorhanden und jede Insel könnte heute seinen eigenen regenerativen Strom produzieren - ohne Erdöl.
Wind, Sonne und Wasser war und ist genügend vorhanden.
Darüber sollte man sich seine Gedanken machen ... oder liege ich so falsch?

Aktueller Nachtrag vom 15.08.2014

Jetzt hat der Kanarische Inselpräsident Paulino Rivero der Zentralregierung in  Madrid gar mit dem Abbruch der offiziellen Beziehungen gedroht, sollte die Genehmigung nicht widerrufen werden.
Es ist allerdings nur ein Lippenbekenntnis des Präsidenten, da die Kanaren finanziell von Madrid abhängig sind und die Subventionen aus Madrid dringend brauchen. Ob sich die Zentralregierung davon beeindrucken lässt, ist eher unwahrscheinlich.
Der Industrieminister Jose Manuel Soria wurde bereits im März 2014 von Fuerteventura zur Persona non grata erklärt.

Interessant ist auch in diesem Zusammenhang, dass so einige kanarische Politiker vor einem Jahr noch eine ganz andere Meinung zur Ölbohrung hatten. Als aber bekannt wurde, dass die Inseln an den evtl Einnahmen der Ölförderung nicht beteiligt werden, wurde über Nacht die Meinung und das Lager gewechselt.

Montag, 11. August 2014

Ebola-Epidemie und die Kanarischen Inseln

Kann die tödliche Seuche die Inseln erreichen?

Seit einigen Wochen sorgt die Ebola Epidemie in Westafrika für Schlagzeilen. Täglich neue Horrormeldungen über die unkontrollierte Ausbreitung der Ebola Seuche auf neue Nachbar- Staaten auf dem afrikanischen Kontinent. Bisher fast 1000 Tote und die Sterblichkeitsrate liegt bei 65 %. Es gibt im Moment noch kein Medikament oder eine Behandlungsmethode gegen diesen Erreger. Die Weltgesundheits- Organisation (WHO) ruft den internationalen Notstand aus und stellt 100 Millionen Dollar als Soforthilfe zur Verfügung. Länder machen ihre Grenzen dicht.

Müssen wir uns darüber auf den Kanaren Sorge machen?
Schließlich liegen wir als südwestlichster Teil des politischen Europas dem Epizentrum am nächsten. Dies beschäftigt viele Canarios und auch Leser.

"Soll ich meinen Urlaub antreten oder besser verschieben? Die Kanaren liegen doch direkt bei Westafrika?" - so der Tenor einiger besorgter Mails.

Es sind gerade einmal 1800 Kilometer bis ins Ebola Krisengebiet. Betroffen sind im Moment Guinea, Sierra Leone, Liberia, die Elfenbeinküste und Ghana (siehe Google Karte). Es ist wie auf der Karte schön zu sehen, schon der wieder "grüne Bereich" die Sahel- Zone wo es Wasser, etwas Bewuchs und Menschen gibt. Die sich nördlich davon (gelbbraun eingefärbte) Sahara ist fast steril und auf dem Landweg eine Barriere für den Erreger. Nach Westen Richtung Kanarische Inseln liegt dazwischen der Atlantik, der eine Ausbreitung über das Meer abschottet. Der Ebola Erreger kann sich nicht über die Luft, sondern nur bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten eines Infizierten Ausbreiten und Anstecken.

Wollen wir uns zunächst die Krankheit und Symptome etwas näher anschauen. Der Name Ebola stammt von dem gleichnamigen Fluss im Norden von Kongo. Hier brach 1976 zum ersten mal diese Krankheit aus. Woher der neue Erreger kam ist nicht bekannt. Manche behaupten, er sei ein Produkt aus amerikanischen Biowaffen- Labors und zu Testzwecken dort ausgesetzt worden. Sicher ist jedoch, dass die kanadische Firma Tekmira zur Zeit gemeinsam mit dem US-Verteidigungsministerium an einem Impfstoff mit dem Namen "TKM-Ebola" arbeitet. Dieser Wirkstoff ist aber nur bisher an Tieren getestet worden und noch nicht einsatzbereit.
Der Ebola-Erreger hat eine Inkubationszeit von 2 bis 21 Tage. Alles weitere hier auf der Zusammenstellung von Ärzte ohne Grenzen. Diese Organisation ist bereits seit Jahren in Westafrika vertreten und hat die meiste Erfahrung in der Behandlung mit dem Ebola Erreger.

Primär müssen wir uns auf den Kanaren im Moment also keine allzu großen Sorgen machen. Aber Gedanken darüber - Was wäre, wenn der Erreger doch hier landet? - sollten wir uns schon machen.

Auch mit Westafrika sind wir vernetzt. Es kommen wohl keine Touristen von dort auf unsere Inseln, aber es gibt Schiffs- und Flugverbindungen. Die Armas Fähre legt in Marokko und teilweise in Mauretanien an. Die kanarische Binter Airlines fliegt nach Dakar im Senegal und nach Cabo Verde. Die Kapverdischen Inseln liegen nur einen Katzensprung vom jetzigen Krisenherd entfernt.

Nicht zu unterschätzen sind auch die illegalen Flüchtlinge aus Westafrika. Mit ihren Booten, den so genannten Cayucos kommen sie oft unbemerkt an Land. Es sind Flüchtlinge aus Ghana, Burkina Faso, Mali und Senegal.
Betroffen sind meist die besser von der afrikanischen Küste erreichbaren Ostinseln Fuerteventura und Lanzarote. Aber auch im Dezember 2013 La Restinga auf El Hierro oder im März 2013 Puerto Tazacorte auf La Palma.
Waren es im Jahre 2006 noch 39.180 Wirtschafts-Flüchtlinge, so sind es 2014 bisher nur einige Hundert gewesen.
Die Kanarische Regierung ist alarmiert und hat in der letzten Woche das sog. Schutzprotokoll in Kraft gesetzt. Was sich alles dahinter verbirgt, konnte ich allerdings bisher noch nicht in Erfahrung bringen.
Es sei eine reine Vorsorgemaßnahme zum Schutz der Bevölkerung. Auch verfüge die Uniklinik auf Teneriffa über ein Tropeninstitut mit entsprechend erfahrenen Ärzten.

Ich denke das Ansteckungsrisiko ist gering. Genauso groß wie in Frankfurt, Hamburg oder Berlin, wo beständig Flugzeuge aus Westafrika landen.

Aktueller Nachtrag 12.08.14: - aus Focus Online "Erster Toter in Europa: Spanier stirbt an Ebola"

Samstag, 9. August 2014

Vulkan - kurzes Aufbäumen mit 8 Beben

NEWS:

Gestern gab es gleich 8 leichte Beben bis ML2,2. Wie an einer Schnur gezogen, entwickelte sich der erste Bebenstoß am Tanganasoga am Golforand und zog dann eine Serie von Beben bis nach Süden in den Bereich der alten Eldiscreto Eruption und ins Golfotal nach sich (siehe IGN Grafik).

Alles spielte sich in nur 18 Minuten, zwischen 8.12 und 8.30 Uhr ab. Die Ausgangstiefe lag zwischen 8 und 14 km.
Seit dem gab es bis jetzt keine weiteren Beben. Es scheint in einer relativ ruhigen Phase, wie ein Erinnerungsruf "Noch bin ich da".
Es bleibt jetzt einmal abzuwarten, ob es bei diesem "Seufzer"  bleibt oder eine Reaktivierung der Aktivität ansteht.

Freitag, 8. August 2014

Vulkan TV Dokumentation

TV Programm-Tipps
Am Wochenende kommen gleich zwei interessante TV Beiträge zur Entstehung und dem Leben auf aktiven Vulkanen. Die angegebenen Sendezeiten sind deutsche Uhrzeit (MESZ). Für die Kanaren also alles eine Stunde früher.

Wenn die Vulkane erwachen
Samstag, 09. August um 20:15 Uhr (84 Min.) bei ARTE
Wiederholung am Sonntag, 10.08. um 16:10 Uhr
Vulkane und Vulkanausbrüche spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte der Erde. Mit neuester HD-Aufnahmetechnik und aufwendigen Computeranimationen zeichnet die Dokumentation die Entstehung der Ile de la Réunion im Indischen Ozean nach - so die Inhaltsbeschreibung von ARTE.
Auch wenn in der TV Zeitung TELE (Foto links) die Eldiscreto Eruption abgebildet ist, dürfte es doch mehr um Ile de la Réunion gehen (Danke an Bernhard Rossi, Schweiz - für den Programm- Hinweis)



Ist "Leben auf dem Vulkan" möglich? 

ZDF-Dokumentation "Terra X" über eine unbekannte Seite der Feuerberge

Sonntag, 10. August 2014 um 19.30 Uhr im ZDF

Explosionen, Lavaströme und giftige Gase - seit jeher bedrohen Vulkane Menschen, Tiere und ganze Kontinente. Die "Terra X"-Dokumentation am Sonntag, 10. August 2014, 19.30 Uhr, im ZDF zeigt jedoch eine andere Seite der Feuerberge: "Leben auf dem Vulkan".
Internationale Kamerateams waren rund um den Globus unterwegs und haben Lebewesen beobachtet, die sich auf erstaunliche Weise an Asche und Glut angepasst haben und die Energie der Vulkane zu ihrem Vorteil nutzen. Wie einst manche Dinosaurierarten lassen einige Reptilien und Vögel, wie etwa das Großfußhuhn in Indonesien, ihre Eier von der vulkanischen Hitze ausbrüten - so die Beschreibung.

Mittwoch, 6. August 2014

Erstmals Kontakt mit dem Kometen Tschuris

Rosetta - der Kometenjäger

Das sind die aktuellsten Aufnahmen (Fotos DLR) vom Kometen "Tschuris" (67P/T Churyumov-Gerasimenko) aus ca. 100 km Entfernung. Heute Morgen gegen 11.30 (Uhr MESZ) ist die europäische ESA Sonde "Rosetta" nach einer Flugzeit von über 10 Jahren in die Umlaufbahn um den Kometen eingetreten.
Nach ersten Einschätzungen hat der Komet eine Größe von 5 x 3 km und eine Oberflächen- Temperatur von -70°C. Auch besteht seine Oberfläche nicht wie vermutet aus Eis, sondern aus Gestein und Staub. Zahlreiche Narben und Krater zeugen von einem regen Meteoritenbeschuss oder von Vulkanaktivitäten.

Das will man alles näher untersuchen und schickt Anfang November 2014 dem mitgebrachten Lander "Philae" (Foto links ESA) auf die Kometenoberfläche. Der ungefähr 100 kg schwere ballistische Lander, ist ein High-Tech-Würfel mit einer Kantenlänge von einem Meter und bestückt mit zehn wissenschaftlichen Instrumenten. Seine Hauptaufgabe ist die Vorort Analyse des Kometenmaterials, des wohl ursprünglichsten und ältesten Materials, das es in unserem Sonnensystem gibt.

Der Komet "Tschuris" ist ein relativ kleiner Körper mit wenig Schwerkraft. Der Lander Philae wiegt so auf der Kometenoberfläche nur noch wenige Gramm. Beim Landeanflug könnte er wie ein PingPong abprallen und ins All zurück geschleudert werden. Aus diesem Grund besitzt Philae zwei Harpunen, die beim ersten Oberflächenkontakt in den Kometen- Boden geschossen werden und ihn verankern. 
Es ist das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass direkt auf einem Kometen gelandet wird. Erstaunlicher ist noch, dass Alles vollautomatisch erfolgen muss. Ein Signal von der Erde zum jetzt ca. 404 Millionen Kilometer entfernten Kometen, braucht selbst bei Lichtgeschwindigkeit eine halbe Stunde.

Es bleibt also spannend, was auf  Tschuris so alles gefunden wird. Wahrscheinlich gibt es Wasser - 
Aber, aus was besteht der Kometenkern? 
Gibt es oder gab es aktive Vulkane?
Wie entsteht bei Sonnenannäherung der Kometenschweif?  
Sind Grundelemente für Leben vorhanden? 
- und noch einiges  mehr.

Viele Fragen - die technischen Geräte zur Untersuchung sind alle an Bord. Ich denke wir werden einige Überraschungen erleben. Ich bleibe am Ball.
Unter unseren Füßen ist es weiter ruhig. Es gibt wohl täglich unter El Hierro mindestens ein schwaches Beben. Auch bleibt die Bodenverformung aufgebläht stehen und ohne große Veränderung. Sonst ist aus vulkanischer Sicht weiter "Ruhepause" angesagt.

Wer sich die über 10 jährige Entwicklung des Kometenjäger Rosetta näher Anschauen möchte, hier das ESA Video:



Samstag, 2. August 2014

Auf Tuchfühlung mit einem aktiven Vulkan

Annäherung durch einem Stollen



Vor ein paar Tagen hatte ich die Gelegenheit mich einem Vulkan unterirdisch zu nähern. Ich war gespannt welche Beobachtung und Erfahrung auf dem Wege in Richtung Magmakammer zu gewinnen sind. Es handelt sich um den 1971 ausgebrochen Vulkan Teneguia im Süden hier auf La Palma. Auf dem Bild oben liegen oberhalb des Stollen- Einganges die Auswürfe des Teneguia und links im Hintergrund der Vulkankegel des San Antonio.

Damit die Lage besser geographisch einzuschätzen ist, links eine Google Satellitenaufnahme mit der Zielrichtung (Pfeile) der Galerie. Der Eingang befindet sich fast auf Meereshöhe an einem kleinen Sandstrand.

Die Bohrung und der gerade fertiggestellte Bau dieser Galerie diente der Suche nach der Fuente Santa - der Heiligen Quelle - die im Jahre 1677 beim Ausbruch des Vulkan San Antonio verschüttet wurde. Wer etwas zur Vorgeschichte erfahren möchte geht auf diese Seite.

Es ist nicht ganz ohne Risiko einen aktiven Vulkan anzubohren. Beispiele wie Tiefenbohrungen enden können, gibt es bereits mehrere (siehe Geothermie - Vulkane sind nicht unterschätzen).

Auch handelt sich um kein festes Basaltgestein, sondern um relativ loses Lavamaterial. Wie auf dem Foto zu sehen, musste der Gang wie ein Käfig gegen herabstürzende Lavabrocken abgesichert werden.
Auch der Kohlendioxidgehalt (CO²) steigt mit jedem Meter Richtung Vulkan bzw. Magmakammer an. Ein leistungsfähiges Belüftungssystem (Rohre rechts) sorgt für einen geregelten Luftaustausch und immer genügend Sauerstoff in der Atemluft. Das geruchlose CO²  würde sonst den Stollen im Endbereich unpassierbar machen.




Nur 180 Meter tief bis an die erste Schlackenwand (Grafik) verläuft fast konstant in Meereshöhe der gebohrte Stollen. Am Endpunkt hat sich eine 60 Meter dicke Lavaschicht über der Galerie angehäuft. Das erste Wasserbecken mit Quellwasser (links) befindet sich in ungefähr 120 m Stollentiefe. Es ist ein stark mineralhaltiges Wasser, das im Gezeitenpegel seine Wasserhöhe verändert. Auf der Wasseroberfläche kristallisieren ausgewaschene Mineralien aus der darüber liegenden Lava, aber auch Salz das mit dem Meerwasser durch den Beckenboden eindringt.



Wir hatten am Eingangsbereich zum Stollen eine Lufttemperatur von +24° und eine Wassertemperatur von +21,5°. Hier hat das Wasser nach 120 m bereits +31,2°.
Deutlich sind die Ausblühungen im Decken und Wandbereich zu erkennen. Es ist je nach Lava- Zusammensetzung eine hohe Konzentration von Kalzium, das dann beim Zusammentreffen mit dem Bodenwasser, eine Kohlensäure- Bicarbonat Mischung ergibt. Die darüber liegenden Lavaschichten - es gab in den letzten 350 Jahren hier mehrere Vulkanausbrüche - dürfte nicht sehr eisenhaltig sein. Das Wasser soll aber in seiner Zusammensetzung eine heilende Wirkung entfalten.




Welches Wasser eine sehr eisenhaltige Quelle produziert, habe ich vor einigen Wochen in unserer Caldera etwas näher untersucht. Ein richtig ockerfarbiger Bach plätschert durch sein Barranco. Auch hier zum Nachlesen "Goldstrom".



Auch dieses Foto musste sein. Es ist natürlich für mich als Naturliebhaber und Hobbyforscher ein gefundenes Fressen, direkt vor der Haustür nicht nur Vulkane, geologische Formationen, sondern auch Höhlen oder wie jetzt eine Galerie aufsuchen zu können.
Zwischen Frühstück und Mittagessen schnell eine interessante Exkursion. Wer kann das schon.
Andere müssen erst oft weit Anreisen um einen Vulkan, eine Höhle oder überhaupt diese oder eine tolle Nachbarinsel zu sehen.
Wenn Sie einmal ihren Urlaub hier verbringen sollten und eine fachkundige Führung wünschen (kleine Gruppen auch El Hierro), dann eine Mail an mich.
Da wir schon bei Werbung sind - es gibt wieder meinen El Hierro Wandkalender 2015 in verschiedenen Formaten (siehe Seitenleiste).
Nur ca.60 m weiter am Ende der Galerie, steigt die Wassertemperatur auf +39,5° an. Warm wie in einer Badewanne, ist hier nach insgesamt 180 m das Quellwasser. Noch sind wir bestimmt 1,5 km vom Zentrum des Vulkan entfernt. Die Magmakammer selbst liegt dann aber immer noch über 10 km in der Tiefe. Bei einer Verlängerung des Stollen um vielleicht weitere 200 m dürften Wasser- Temperaturen schon von über +80° zu erreichen sein.

Es stellt sich nun die Frage, ob diese Wärmeenergie nutzbar gemacht werden kann. Vulkanwärme wird mit Geothermie- Projekten bereits seit vielen Jahren z.B. auf Island genutzt.
Bei allem Respekt vor Vulkanen zeigt aber die Fuente Santa, dass dies auch auf  La Palma, El Hierro sicher auch auf anderen Nachbarinseln machbar wäre.