Samstag, 2. August 2014

Auf Tuchfühlung mit einem aktiven Vulkan

Annäherung durch einem Stollen



Vor ein paar Tagen hatte ich die Gelegenheit mich einem Vulkan unterirdisch zu nähern. Ich war gespannt welche Beobachtung und Erfahrung auf dem Wege in Richtung Magmakammer zu gewinnen sind. Es handelt sich um den 1971 ausgebrochen Vulkan Teneguia im Süden hier auf La Palma. Auf dem Bild oben liegen oberhalb des Stollen- Einganges die Auswürfe des Teneguia und links im Hintergrund der Vulkankegel des San Antonio.

Damit die Lage besser geographisch einzuschätzen ist, links eine Google Satellitenaufnahme mit der Zielrichtung (Pfeile) der Galerie. Der Eingang befindet sich fast auf Meereshöhe an einem kleinen Sandstrand.

Die Bohrung und der gerade fertiggestellte Bau dieser Galerie diente der Suche nach der Fuente Santa - der Heiligen Quelle - die im Jahre 1677 beim Ausbruch des Vulkan San Antonio verschüttet wurde. Wer etwas zur Vorgeschichte erfahren möchte geht auf diese Seite.

Es ist nicht ganz ohne Risiko einen aktiven Vulkan anzubohren. Beispiele wie Tiefenbohrungen enden können, gibt es bereits mehrere (siehe Geothermie - Vulkane sind nicht unterschätzen).

Auch handelt sich um kein festes Basaltgestein, sondern um relativ loses Lavamaterial. Wie auf dem Foto zu sehen, musste der Gang wie ein Käfig gegen herabstürzende Lavabrocken abgesichert werden.
Auch der Kohlendioxidgehalt (CO²) steigt mit jedem Meter Richtung Vulkan bzw. Magmakammer an. Ein leistungsfähiges Belüftungssystem (Rohre rechts) sorgt für einen geregelten Luftaustausch und immer genügend Sauerstoff in der Atemluft. Das geruchlose CO²  würde sonst den Stollen im Endbereich unpassierbar machen.




Nur 180 Meter tief bis an die erste Schlackenwand (Grafik) verläuft fast konstant in Meereshöhe der gebohrte Stollen. Am Endpunkt hat sich eine 60 Meter dicke Lavaschicht über der Galerie angehäuft. Das erste Wasserbecken mit Quellwasser (links) befindet sich in ungefähr 120 m Stollentiefe. Es ist ein stark mineralhaltiges Wasser, das im Gezeitenpegel seine Wasserhöhe verändert. Auf der Wasseroberfläche kristallisieren ausgewaschene Mineralien aus der darüber liegenden Lava, aber auch Salz das mit dem Meerwasser durch den Beckenboden eindringt.



Wir hatten am Eingangsbereich zum Stollen eine Lufttemperatur von +24° und eine Wassertemperatur von +21,5°. Hier hat das Wasser nach 120 m bereits +31,2°.
Deutlich sind die Ausblühungen im Decken und Wandbereich zu erkennen. Es ist je nach Lava- Zusammensetzung eine hohe Konzentration von Kalzium, das dann beim Zusammentreffen mit dem Bodenwasser, eine Kohlensäure- Bicarbonat Mischung ergibt. Die darüber liegenden Lavaschichten - es gab in den letzten 350 Jahren hier mehrere Vulkanausbrüche - dürfte nicht sehr eisenhaltig sein. Das Wasser soll aber in seiner Zusammensetzung eine heilende Wirkung entfalten.




Welches Wasser eine sehr eisenhaltige Quelle produziert, habe ich vor einigen Wochen in unserer Caldera etwas näher untersucht. Ein richtig ockerfarbiger Bach plätschert durch sein Barranco. Auch hier zum Nachlesen "Goldstrom".



Auch dieses Foto musste sein. Es ist natürlich für mich als Naturliebhaber und Hobbyforscher ein gefundenes Fressen, direkt vor der Haustür nicht nur Vulkane, geologische Formationen, sondern auch Höhlen oder wie jetzt eine Galerie aufsuchen zu können.
Zwischen Frühstück und Mittagessen schnell eine interessante Exkursion. Wer kann das schon.
Andere müssen erst oft weit Anreisen um einen Vulkan, eine Höhle oder überhaupt diese oder eine tolle Nachbarinsel zu sehen.
Wenn Sie einmal ihren Urlaub hier verbringen sollten und eine fachkundige Führung wünschen (kleine Gruppen auch El Hierro), dann eine Mail an mich.
Da wir schon bei Werbung sind - es gibt wieder meinen El Hierro Wandkalender 2015 in verschiedenen Formaten (siehe Seitenleiste).
Nur ca.60 m weiter am Ende der Galerie, steigt die Wassertemperatur auf +39,5° an. Warm wie in einer Badewanne, ist hier nach insgesamt 180 m das Quellwasser. Noch sind wir bestimmt 1,5 km vom Zentrum des Vulkan entfernt. Die Magmakammer selbst liegt dann aber immer noch über 10 km in der Tiefe. Bei einer Verlängerung des Stollen um vielleicht weitere 200 m dürften Wasser- Temperaturen schon von über +80° zu erreichen sein.

Es stellt sich nun die Frage, ob diese Wärmeenergie nutzbar gemacht werden kann. Vulkanwärme wird mit Geothermie- Projekten bereits seit vielen Jahren z.B. auf Island genutzt.
Bei allem Respekt vor Vulkanen zeigt aber die Fuente Santa, dass dies auch auf  La Palma, El Hierro sicher auch auf anderen Nachbarinseln machbar wäre.

2 Kommentare:

  1. Hallo Herr Betzwieser,

    ist eine solche Nutzung der Erdwärme in Planung?

    Grüße aus Bayern

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    1. Hallo,
      bis jetzt noch nicht. Es ist nur ein Gedankenspiel von mir.
      Ernsthaft denkt die Inselverwaltung über die Nutzung des Quellwasser, als "Heilwasser" nach. Wobei überhaupt noch nicht genau geprüft ist, ob es denn einen gesundheitlichen Nutzen auch bringt. Bisher sind es alte Überlieferungen die von einer Heilwirkung berichten.

      Ein Thermalbad oder der Export des "Wunderwasser" wird im Augenblick diskutiert.

      Gruß
      Manfred

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