Freitag, 8. Juni 2012

El Hierro - und seine Früchte

NEWS:
Vulkanisch keine neuen Vorkommnisse am gestrigen Donnerstag. Nur ein kleiner Erdstoß um 14.12 Uhr von ML1,0 in 12 km Tiefe im Golfo.

Das fruchtbare Golfotal

Nachdem ich bereits einiges über die Viehzucht auf der Hochebene Meseta de Nisdafe um San Andres erzählt habe, möchte ich mich heute etwas der Tiefebene widmen. Gerade das Golfotal mit seinem warmen subtropischen Klima, eignet sich hervorragend zum Anbau von Südfrüchten. Erst in den 1960er Jahren wurde der mit Lavabrocken übersäte Kessel urbar gemacht. Große Mengen "Mutterboden" aus der Hochebene wurde aufgefüllt, um Bananen und das Bromeliengewächs Ananas anpflanzen zu können. Nachdem El Hierro nicht mit reichen Wasservorkommen gesegnet ist, wurden Tiefbrunnen gebohrt, um eine unter dem Golfo liegende Süßwasserblase zu nutzen. Heute wachsen auf großen Feldern die kleinen aber süßen Ananas. Die Pflanze benötigt relativ wenig Wasser und Dünger und kann erstmals nach 18 bis 20 Monaten geerntet werden. Es ist eine Cooperativa (Genossenschaft) unter Federführung des Cabildo El Hierro die die Plantagen betreibt.

Aber auch Gemüse wie hier auf dem Bild Broccoli - oder auch Porree und Zwiebeln gedeihen prächtig. Diese Produkte werden auf dem heimischen Markt angeboten und reichen aber zur Selbstversorgung der Insel nicht aus. Nach dem Rückgang der Landwirtschaft in den letzten Jahren müssen Früchte und Gemüse aus dem Ausland importiert werden. Trotz fruchtbarer Böden, Wasservorkommen und freier Arbeitskräfte war man leider nicht in der Lage die Grundversorgung der eigenen Bevölkerung zu organisieren. Das ist auch mein Kritikpunkt. Hätte man lieber die reichlich geflossenen Subventionen in ein gut funktionierendes Wassersystem und die Förderung der Landwirtschaft gesteckt anstatt in Beton zu investieren, hätte man heute sicher einige Sorgen weniger. Aber aus Erfahrung wird man ja klug.


Erfreut und erstaunt habe ich zur Kenntnis genommen, daß der Bürgermeister von La Frontera nun eine Initiative ins Leben rufen will, die brachliegende Felder und davon gibt es reichlich, verpachten möchte. Unbewirtschaftetes Land soll an "Arbeitswillige" zum Anbau von landwirtschaftlichen Produkten kostenlos verpachtet werden. Eine wie ich meine sehr gute Aktion, die längst überfällig war. Damit schafft man einige Arbeitsplätze und muß vielleicht in Zukunft die Äpfel nicht mehr aus Chile oder die Kartoffel aus Israel importieren. Die einfachsten Dinge sind oft am wirkungsvollsten und bringen nachhaltig Ertrag.

Am meisten wird jedoch die Platanos - die chinesische Banane angebaut. Eine wasserfressende Staude, die die typischen kleinen kanarischen Bananen hervorbringt. Für ein Kilogramm Bananen benötige ich ca. 800 l Wasser. Ein Säufer unter den Nutzpflanzen, der in nur 9 Monaten zur Reife kommt. Die Qualität kann sich allerdings sehen lassen und hebt sich im Geschmack und der Süße wesentlich von den Ami-Bananen ab. Unsere Platanos (auf La Palma gibt es noch viel mehr) haben 22 % Fruchtzuckergehalt. Die südamerikanischen Bananen bringen es nur auf ca. 17 bis 18%.
Allerdings sind hier die Erzeugungkosten 4 mal höher als in Südamerika. Nur über Subventionen lassen sich diese Platanos auf dem europäischen Markt absetzen. Auf Dauer auch nicht das Nonplusultra. Der Absatzmarkt beschränkt sich im Moment auf Festlandspanien. Nun möchte man auch den deutschen Markt erobern.
Die Vereinigung der Bananenerzeuger der Kanaren (Asprocan) startet zur Zeit eine Kampagne in Deutschland, um unsere Platanos "schmackhaft" zu machen. Alles weitere dazu im Fruchtportal.
Dabei muß sich unsere Platano überhaupt nicht verstecken.

Ihr einzigartiger Geschmack und die viele Verwendungsmöglichkeiten und ihr hoher Nährwert mit wertvolle Inhaltstoffe machen sie zu einem vollwertigen Lebensmittel.

Je 100 Gramm Banane erhalten sie:

Energie95,2 KcalMagnesium36,0 mg
Wasser 73,8 gCalcium 9,0 mg
Eiweiß 1,1 gPhosphor 28,0 mg
Fett 0,1 gEisen 0,6 mg
Cholesterin 0,0 mgZink 0,2 mg
Natrium1,0 mgVit. A 38,0 µg
Kalium 393,0 mgCarotin 0,2 mg
Vit. C 12,0 mg Vit. E 0,3 mg
Vit. B6 0,4 mg Folsäure15,0 µg
Vit. B2 0,1 mg Vit. B1 0,0 mg

Der rotbraune Bommel unter der Fruchtstaude ist die Scheinblüte. Die richtige Blüte sitzt am Ende jeder einzelnen Banane - auf dem Foto bereits eingetrocknet. In Handarbeit muß jeder Blütenstand abgeschnitten werden. Eine mühselige Arbeit.

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