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Samstag, 16. November 2013

Vulkan - das neueste Messergebnis per Satellit

NEWS:
Seit einigen Tagen funkt nun die eingesetzte Boje an der Südküste beim Eldiscreto ihre Daten. Abgefragt werden die Temperatur, der Salzgehalt des Oberflächenwassers, der Ph-Wert und der Kohlendioxidgehalt. Wahrscheinlich werden noch mehr Messergebnisse übertragen - diese werden aber nicht veröffentlicht und dürften auch nur für Wissenschaftler interessant sein.

Die IEO (Spanisches Institut für Meereskunde) und die anderen beteiligte Institute haben auf ihrer Webseite die linke Grafik mit den aktuellen Kurven ins Netz gestellt. Die Werte werden, soweit ich das im Moment beurteilen kann, nicht Live (Boje sendet im 3 Stundentakt) sondern Tagesaktuell erneuert. Dies reicht aber aus, um gravierende Veränderungen zu erkennen. Es sind sehr genaue Werte die mit modernsten Sensoren erhoben werden.

Damit die Boje nicht von einem Schiff bei Nacht gerammt wird, ist sie an der Spitze mit einem Leuchtfeuer das auf 1,5 Seemeilen den Standort markiert, ausgestattet. Es ist ein weiterer wichtiger Schritt um nicht nur wie in der Vergangenheit sporadisch, sondern jetzt kontinuierlich über die neuesten Veränderungen der Meeresumgebung aktuell Informationen zu erhalten. Die Werte sind über diesen Link  Vulcano abzurufen.
Einen Direktlink werde ich in den nächsten Tagen hier in die Seitenleiste integrieren.

Nach dem ML3,3 Beben vom Mittwoch, haben sich bis jetzt keine weiteren stärkeren Erdstöße mehr eingestellt. Am Donnerstag gab es 11 Beben - gestern am Freitag 7 Beben bis ML2,3.
Das Zentrum liegt stabil unter dem Inselzentrum (siehe IGN Grafik). Auch die Bebentiefe bleibt mit 8 bis 15 km im gewohnten Bereich. Aus den GPS Messwerten zur Bodenverformung lassen sich ebenfalls keine großen Veränderungen erkennen. Alles Normal könnte man sagen - aber unser Vulkan ist immer für eine Überraschung gut.

Unter dem Titel: "Volcan submarino de la isla de El Hierro" hat die IEO in spanisch ein neues
VIDEO zusammengestellt. Es ist eine Mischung aus Animation und gewonnenen ROV Unterwasseraufnahmen der vergangenen 2 Jahren.

Samstag, 9. November 2013

Jetzt wird dem Eldiscreto auf den Zahn gefühlt

NEWS:
11.11.2013 - 8.03 Uhr - in der vergangenen Nacht zwei Beben um 23.27 Uhr von ML1,6 und 2,2 beide aus 14 km Tiefe um den Tanganasoga.

Diese wissenschaftliche Boje wurde vor einigen Tagen vor der Südküste von El Hierro (Nähe Eldiscreto) in Stellung gebracht. Das 4 Meter hohe und fast 2 Meter Durchmesser große Instrument (Bilder: DC Servicios Ambientales) sendet seine Messdaten via Satellit direkt zu den beteiligten Instituten. Über die Seite Vulcano sollen ab dem 10. November 2013 in Echtzeit die Messwerte ins Netz gestellt werden. Das wäre natürlich eine Bereicherung zu den bereits vorhandenen IGN Daten.
Was soll die Boje nun messen:
Mit ihren auf hohe Genauigkeit und Auflösung konstruierten Sensoren, werden an der Meeresoberfläche die Temperatur, der Salzgehalt, die Konzentration des gelösten Sauerstoff, die Ph und CO²-Werte und weitere Parameter erfasst. Diese Daten werden gesammelt und im 3-Stunden-Takt über den Satelliten IRIDIM an die Empfangsstationen gesendet.

Ziel ist es, die Variabilität der physikalisch-chemischen Eigenschaften, die geologische und biologische Charakterisierung um El Hierro von der Meeresoberfläche bis auf 2000 m Tiefe zu sammeln und aufzuzeichnen.

Federführend für dieses Projekt ist das Oceanographic Centre der Kanaren, das spanische Institut für Ozeanographie (IEO), die Universitäten von Las Palmas de Gran Canaria und La Laguna auf Teneriffa, die Banco Espanol de Algas (Algendatenbank)  und das Museum für Natur und Mensch auf Teneriffa.
Lassen wir uns überraschen welche Daten gesammelt und ausgelesen werden können und wie die optische Darstellung im Netz nachher aussieht.


Der Rückgang der Bodendeformation  - hier links die Aufzeichnung des Messpunktes Frontera - ist gebremst. Nach einem steilen Rückgang der vertikalen Aufwölbung (Dachform) haben sich die Messwerte wieder auf Normalmaß eingependelt. Dieser Vorgang ist auf allen GPS Stationen quer über die Insel zu beobachten. Was nun der Auslöser für diese doch ungewöhnliche Veränderung war, konnte (noch) nicht geklärt werden.

Das Histogramm der letzten 15 Tage zur Bebenbilanz (links) zeigt einen kontinuierlichen Rückgang der Erdstöße. Am 31.10. dann der plötzliche Einbruch auf 0 Beben. Dies war genau der Zeitpunkt als oben die Bodenverformung um 40 mm einbrach. Es war nach meiner Einschätzung ein starker Druckverlust der irgendwo - wahrscheinlich am Meeresboden - seinen atmosphärischen Ausgleich fand. Diese Lücke scheint nun geschlossen zu sein, da der Kammerdruck wieder ansteigt und das alte Niveau erreicht hat.

Abwarten und beobachten ist nun wieder angesagt. Es könnte durchaus sein, dass sich die Anzahl der täglichen Beben wieder erhöht und der so eben erlebte Vorgang seine Wiederholung findet.
Solange sich aber alles vor der Küste in tieferen Meeresregionen abspielt, hat es keine direkten Auswirkungen auf die Insel. Es ist ein Vorgang der sich in der geologischen Entwicklungsgeschichte sicher schon sehr oft ereignet hat und im Endeffekt nur die Fauna und das Leben in den Küstengewässern durch den Ausstoß neuer Mineralien und Gase bereichert und mehrt.
Das kleinere Manko für den Betrachter - dieses Naturschauspiel lässt sich nicht beobachten.

Samstag, 30. Juni 2012

El Hierro Vulkan - wenn das Glöckchen klingt

NEWS:  17.22  Uhr - die Beben halten weiter an. Der Tremor ist etwas zurück gegangen. Allerdings nimmt die Bodenverformung stak zu. Der horizontale Anstieg bei einer Messtation im südlichen Golfotal beträgt jetzt 6 cm. Ein doch überraschender und noch nie gemessener Anstieg, innerhalb weniger Stunden/Tage.
Falls ich mich in den Tagen nicht planmässig melde,liegt es nicht am Vulkan sondern an meiner schlechten Internetverbindung. Auch Mails kann ich im Moment nicht beantworten.
Die Beben halten weiter an. Um 23.45 Uhr der stärkste Erdstoß der Nacht mit ML3,3 (Grafik). Das Zentrum liegt wie gehabt am Westzipfel der Insel und stabil in 17 bis 21 km Tiefe. Die Verformung der Insel hat weiter zugenommen. Laut Gobierno de Canarias horizontal auf jetzt 4 cm und vertikal um 4,5 cm. Gestern kam mit der Fähre das mobile Katastrophenzentrum der "Grupo Emergencia y Salvamento" im Hafen La Estaca an. Ein Großraumbus mit modernen Satelliten-Nachrichten Systemen, Krankenfahrzeuge und die Begleitmannschaft. Auch scheint wieder ein Emergencia Hubschrauber auf dem Flugplatz stationiert zu sein. Die CSIS hat mit dem Geologen Ortiz wieder ihr Beobachtungszentrum in El Pinar bezogen.
Gestern war ich den ganzen Tag direkt im Bebenzentrum. Im Gebiet von El Julan und La Dehesa. Alles sieht hier ruhig und einsam wie immer aus. Nur ein Touristenpaar aus Nordspanien und erklärte Hobbyvulkanologen und wenige Einheimische liefen mir über den Weg. Kein Wissenschaftler und auch kein Forschungsschiff oder Flugzeug weit und breit waren zu sehen. Eine friedliche Stimmung auf den ersten Blick, wenn ich nicht wüßte was sich im Untergrund zur Zeit so abspielt.
Das Meer vor der Küste mit den üblichen Verfärbungen die durch Meeresströmungen verursacht werden. Keine Anzeichen von Gas- oder Lavaspuren. Verwundert hat mich, daß ich kein einzigen Beben während des gesamten Tages verspürt habe. Es gab zu dieser Zeit eine ganze Reihe von Erdstößen, auch über ML3,0. Allerdings herrschte starker Sturm mit einer lauten Geräuschkulisse und ich fuhr zeitweise mit dem Pkw.

Optisch konnte ich allerdings die Beben sehen. Leichter Erdrutsch und Steinschlag zwangen mich mehrmals zu stoppen und Umwege zu fahren. Es ist schon etwas unheimlich und sicher auch nicht ungefährlich, wenn aus der Höhe plötzlich Steinbrocken Richtung Straße rollen. Ich denke, daß heute diese Strecke wegen Steinschlaggefahr gesperrt wird.
Messgeräte konnte ich entdecken. Eine Vielzahl von technischen Gerätschaften in der Dehesa und im südlichen Eingangsbereich zum Golfotal sind in der Lavawüste vorhanden. Um welche Armaturen es sich im Einzelnen handelt war für mich nicht aus zu machen. Vielleicht kann ein Fachmann unter den Lesern die Geräte anhand der Fotos identifizieren.
Nach einem längerem Gespräch mit einem Herreno, führte mich dieser nachdem er sich von meinen Insiderkenntnissen überzeugt hatte, in sein Haus. Er präsentierte voller Stolz seinen selbstgebauten "Seismographen" (Bild unten). Ein simples Glasgefäß und ein Gewicht das an einem Draht links und rechts herunter hing. Schon die geringste Erschütterung und das hat er manuell demonstriert, brachte den Glaskörper laut zum Klingen. Der Clou dabei ist, daß das Glöckchen und das Amulett auf der rechten Seite, geweihte Andenken der Inselheiligen "Virgen de las Reyes" seien müssen. Nur so würde es funktionieren - so die Meinung des Herreno. Auf die Politiker und die Pevolca sei kein Verlass. Sie würden die Bevölkerung mit keinen Informationen und wenn, dann nur mit gefilterten Infos, versorgen. Hier müsse man dann schon zur Selbsthilfe greifen und selbst bestimmen, wann und was das Glöckchen geschlagen hat, um die Koffer zu packen und die Gegend zu verlassen.
Das war vielleicht gestern mein interessantestes Erlebnis in der südwestlichen Einöde.


Montag, 27. Februar 2012

El Hierro Vulkan - Messverfahren

NEWS: - Beben: 15.38 Uhr ML2,1 in 14 km Tiefe - Golfo
                           16.30 Uhr ML1,8 in 11 km Tiefe - Golfo
                           16.31 Uhr ML1,6 in 14 km Tiefe - Tanganasoga
So sieht eine IGN Mess- station aus. Ob es sich um einen Seismographen der die Erdstöße und den Tremor aufzeichnet, eine GPS Station oder um einen Sensor zur Gasemissions- Messung handelt, konnte ich nicht feststellen. Die Stromversorgung erfolgt autark über ein nach Süden ausgerichtetes Solarpanel. Eine Stabantenne (fehlte bei diesem Exemplar) übermittelt normal die Signale per Funk an die Zentrale.
Ein Blick ins Innenleben zeigte schnell, daß diese Anlage zur Zeit außer Betrieb ist. Gesehen habe ich diese Messtation gestern unterhalb des 1949 ausgebrochenen Vulkan San Juan auf der Westseite von La Palma. Ähnlich dürften die Mess- Stationen auch auf El Hierro aussehen.
Auch am Sonntag keuzte die "Ramon Margalef" (Danke an Carlos Bernal) um die Eruptionsstelle. Der Eldiscreto zeichnete den ganzen Tag seine verhaltenen Spuren auf die Meeresoberfläche. 12 leichte Beben waren zu verzeichnen, jedoch kein Erdstoß über ML1,5. Auch der Tremor weist keine Besonderheiten auf und verläuft in ruhigen Spuren.
Gestern Morgen hatte es starke Ausschläge (hier IGN Grafik von La Gomera) auf allen kanarischen Messtabellen gegeben. Wahrscheinlich verursacht von einem starken Beben mit ML6,7 in Sibierien. Nur die seismische Aufzeichnung von El Hierro reagierte darauf nicht. Das Tremorbändchen verlief gleichmässig ohne große Ausschläge weiter. Es entwickelte sich daraufhin in den Kommentaren eine rege Diskussion über die Ursachen (nachzulesen Kommentare vom 26.2.12)

Donnerstag, 29. September 2011

Das Vulkan Frühwarnsystem von El Hierro

Die Vorwarnung auf El Hierro, und nicht nur hier sondern auch auf den anderen Kanarischen Inseln, ist vorbildlich. Sitzen wir doch alle gemeinsam auf einem Vulkan.
Damit eine richtige und rechtzeitige Vorwarnung erfolgen kann, müssen entsprechende Messtellen eingerichtet sein. Sie alle erinnern sich sicher noch an den für viele überraschend kommenden Tsunamie in Indonesien mit seinen gravierenden Folgen. Hier möchte ich an meinem Bericht über die Messung mit Seismographen anschließen.

Die Insel El Hierro ist mit einem Netz von unterschiedlichsten Messgeräten bestückt. Jeder Punkt auf der Grafik zeigt eine Messtelle. Es sind Seismographen und GPS-Messpunkte.
Wenn Magma aufsteigt und sich im Inneren des Vulkans sammelt, schwillt er allmählich an. Die Oberfläche des Vulkans dehnt sich aus und es entstehen Erhebungen oder Ausdehnungen. Die Forscher können diese Veränderungen messen. Dazu verwenden sie das Satellitensystem GPS.

Die Abkürzung GPS steht für global positioning system, deutsch: globales Positionsbestimmungssystem. Es wurde in den 1980er-Jahren vom US-amerikanischen Verteidigungsministerium zur weltweiten Positionsbestimmung und Zeitmessung entwickelt. Jeder kennt Navigationsgeräte, Mobilfunknetze oder LKW-Maut – ohne diese moderne Satellitentechnik funktioniert heute kaum noch etwas.

Seine Grundlage bildet ein System aus Satelliten, die die Erde in einer Höhe von circa 20.000 Kilometern umkreisen. Von jedem Punkt unseres Planeten und zu jedem beliebigen Zeitpunkt sind die Signale von mindestens vier GPS-Satelliten zu empfangen. Jeder Satellit strahlt charakteristische Funksignale ab, die auch ein äußerst genaues Zeitsignal enthalten. Der Empfänger auf der Erde vergleicht die Signale der Satelliten und berechnet daraus seine Position auf der Erdoberfläche. Veränderungen in den Werten sagen den Wissenschaftlern, ob sich ein Vulkan hebt und aufwölbt.

Auf dem Foto haben wir eine solche Station von El Hierro. Unauffällige Erdbunker die autark, mit eigener Solar- Energieversorgung, diese Messungen vornehmen. Die Daten werden an eine zentrale Stelle des Instituto Geografico National weitergeleitet und dort ausgewertet.
Diese Stationen haben nun gemeldet, daß sich der Boden unter El Hierro auswölbt - und zwar bisher um 35 mm. Noch wenig, aber eine Blasenbildung ist schon vorhanden. Bei anderen Vulkanen können diese Erhebungen 2-3 m ausmachen. Ein undrückliches Zeichen, daß der Magmadruck im Untergrund anwächst und ein Platzen der Erdkruste, also ein Vulkanausbruch, bevorsteht.

Diese Daten werden weltweit gesammelt und im GEOFON Global Seismic Monitor  automatisch dargestellt. Hier taucht auch El Hierro auf.


Nun gibt es noch eine dritte Methode Vulkanausbrüche vorzeitig zu erkennen - das ist die Messung der Gaszusammensetzung mit dem Gasspektrometer. Dazu in den nächsten Tagen mehr.