Die Lage auf El Hierro ist unverändert. Kleine Beben im Golfo und leicht ansteigender Tremor mit Zitterphasen.
Heute ist Vollmond - auf Lebewesen hat der Vollmond Einfluss. Ob es auch Auswirkungen auf einen Vulkan haben kann, werden wir heute Abend sehen. Wer sich dafür interessiert hier der Link zu den
Mondphasen
Die Kanarische Regierung hat ein
finanzielles Sofortprogramm für die von der Evakuierung betroffenen Menschen von Restinga beschlossen. Damit hat der Kanarenpräsident Paulino Rivero ein Versprechen eingelöst, das er vor einigen Tagen auf El Hierro den Betroffenen gegeben hatte. Inwieweit das auch schnell in die Praxis umgesetzt wird, ist eine ganz andere Sache. Auf La Palma warten heute noch Geschädigte auf die vor über zwei Jahren während der Waldbrand Katastrophe zugesagten Hilfen.
Noch eine Bitte an Bewohner von El Hierro - Anfang nächster Woche wird "Unser Mann vor Ort" auf El Hierro eintreffen, um über die Situation und die Menschen vor Ort direkt zu berichten und auch zu schauen ob und wie El Hierro geholfen werden kann.
Wer auf El Hierro wäre bereit ihm in den ersten Tagen etwas unter die Arme zu greifen und mit Dolmetschen, Unterkunftssuche und bei evtl. Anlaufproblemen zu helfen. Angebote bitte mit Tel.Nr. an mich
Lapalma1@web.de - Vielen Dank.
Da wahrscheinlich die wenigsten unserer Leser El Hierro und seine Einwohner kennen, möchte ich heute den Ruhetag nutzen, etwas über die Menschen und ihre Geschichte aus meinem El Hierro-Buch zu zitieren. Es dient vielleicht mit seinem Einblick in die Vergangenheit und Gegenwart zum besseren Verständnis:
Die Einwohner El Hierros, die Herrenos, sind weltoffene Menschen. Viele Nationalitäten leben hier gemeinsam und friedlich auf dieser kleinen Insel.
Viele Schicksale haben vor allem Menschen aus Südamerika nach El Hierro geführt. Alle fühlen sich als Herrenos und sind stolz auf ihre Insel.
Neben der Altbevölkerung, die größtenteils aus Festland Spanien stammt, finden wir Zuwanderer aus Venezuela, Kuba, Ecuador, Argentinien und Kolumbien. Auch die Neu- Zuwanderer aus Nordeuropa, vor allem aus Alemania und der Schweiz fallen auf.
Wie auf allen kanarischen Inseln ist der Anteil der Südamerikaner sehr groß. Fast jede Familie hat einen Bezug nach Südamerika. Das hängt damit zusammen, dass in früheren Jahren und Jahrhunderten Auswanderungswellen vor allem nach Venezuela erfolgten. Ob das hier auf El Hierro regenarme Jahre mit Ernteausfällen oder sonstige Katastrophen waren, die viele Herrenos zur Auswanderung trieben.
In früheren Jahren führte die meist genutzte Verbindung per Schiff Richtung Südamerika über die Kanaren. Die Emigranten nahmen diesen Weg um im gelobten Land ihr Einkommen und vielleicht auch Glück zu finden. Mit oft abenteuerlichen kleinen Segelbooten wurde die Überfahrt Richtung Venezuela und Kuba gestartet. Viele erreichten ihr Ziel nie. Meist waren es nur die Männer die sich auf den Weg Richtung Amerika machten. Frau und Kinder wurden alleine zurückgelassen. Von vielen Männern verlor sich dann ihre Spur, ob gewollt oder ungewollt - das ist die Frage.
Die letzte große Auswanderungswelle erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg um 1950. Viele Emigranten kehrten nach Jahren, teilweise nach Jahrzehnten oder auch erst die nächste Generation als gemachte Leute in ihre Heimat zurück. Sie hatten es in Venezuela und den Nachbarländern zu Reichtum gebracht. Nicht alle, aber doch einige. Sie lebten dort als Farmer oder Tierzüchter.
Heirateten dort eine einheimische Frau und gründeten eine Familie. Durch politische Veränderungen und durch die Zunahme der Kriminalität sahen sich viele gezwungen, zurück in ihre alte Heimat zu gehen. Man kann davon ausgehen, dass fast jede Familie eine verwandtschaftliche Beziehung nach Südamerika hat.
Durch die Rückkehr der Immigranten wurden Sitten, Bräuche und Musik von Südamerika nach El Hierro mitgebracht. Auch hat sich im Verlauf der Zeit ein eigenes Dialekt, mit südamerikanischem Slang, heraus gebildet.
Besucher, Ausländer also Gäste werden von den Einheimischen mit Respekt und Höflichkeit empfangen. Man ist hilfsbereit und versucht dem Gast den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Die Herrenos halten aber Abstand und beobachten den Fremden ganz genau.
Die Insulaner nehmen nicht alles ganz so genau, wie mancher Deutsche das aus seiner Heimat gewohnt ist. Auch sind die Herrenos vielleicht nicht so weit bereist oder haben nicht den Wissensstand eines Nordeuropäers.
Sie sind jedoch nicht dumm. Viele Dinge beherrschen sie, von denen Sie keine Ahnung haben. Sie schaffen großartige Sachen mit geringsten Mitteln.
In den letzten 15 Jahren hat der Fortschritt, ob positiv oder negativ, viele Herrenos in die Neuzeit katapultiert. Es gibt nun die überall Strom und Fernsehen, fast jede Familie hat Telefon und ein Handy, es gibt gute ausgebaute Straßen, einen modernen Flugplatz und fast alle Konsumartikel wie in der so genannten modernen Welt. In Nordeuropa hat man dafür 50 Jahre gebraucht, hier ging das in nur wenigen Jahren. Dass dadurch Einige noch unter dem Konsumschock stehen, ist sicher leicht nachvollziehbar.
Kinder sind das ein und alles der Herrenos. Heute sind auch hier die Familien kleiner geworden. Drei oder vier Kinder sind normal. Früher hatte eine Familie 8-10 Kinder. Herrenos lieben ihre Kinder und auch fremde Kinder. Wenn Sie also mit Kinder reisen werden sich die Tore schneller öffnen.
Kinder werden überall mithin genommen. Ob ins Restaurant oder abends auf die Fiesta. Es ist keine Seltenheit das fünfjährige Kinder um Mitternacht mit ihrer Familie noch unterwegs sind. Das ist hier völlig normal.
Auch die Essgewohnheiten haben sich verändert - bei Klein und Groß. Gab es früher Gofio (geröstetes Mehl) und Potache (Eintopfgericht) und dazu einen Becher Milch oder Wasser, sind es heute die so genannten modernen Lebensmitteln. Chips und Pommes, Coca-Cola und jede Menge Süßes.
Fortschritt bringt halt nicht immer nur Segen.