Samstag, 29. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - jetzt wird es ungemütlich

So langsam wird es ungemütlich. Ein Beben von 3,6 RSk. um 15.04 Uhr in 23 km Tiefe im Golfo - Meeresgebiet. Der stärkste Erdstoß der je im Golfo gemessenen wurde. Die Bebenstärke wird nach meiner Erfahrung weiter ansteigen. 
Die eigentliche Gefahr ist jetzt nicht primär der Vulkan, sondern die Beben und die damit zusammen hängenden Auswirkungen. Ich hatte erst heute Morgen erneut darauf hingewiesen. Gefährlich kann es ab der Stärke 4,0 RSk. werden.

Auch die festgestellte Verformung des Tales lässt aufhorchen, die mit GPS Messdaten rechnerisch ermittelt wurde.



Das Instituto Geográfico Nacional (IGN) stellt für die Insel El Hierro GPS Daten zur Verfügung, welche die Verformung (sp. deformación) messen. Die Verformung wird in den Grafiken von IGN als Änderung der Distanz zwischen zwei Orten angezeigt. Diese Distanzen werden aus den GPS Daten dieser zwei Orte berechnet.
Wir können daraus schließen, dass Frontera (FRON) im Vergleich zu den Referenzpunkten bis zum 26.10.11 um ca. 3,5 cm angehoben, um ca 2 cm nach Osten und 3 cm nach Norden verschoben wurde. Frontera liegt also nicht mehr genau an der Stelle wo es noch vor einiger Zeit gestanden hat.

Wer sich tiefer in diese Materie einlesen möchte, sei der Artikel von Parvaneh  "Ermittlung der Höhenänderung von Frontera (FRON) mittels der GPS Daten" empfohlen.

El Hierro Vulkan - Beben von 3,3 Richterskala um 10.46 Uhr

Ein neues Beben der Stärke 3,3 auf der Richterskala hat um 10.46 Uhr das Golfotal erschüttert. Das Zentrum des Beben lag in 22 km Tiefe.

Foto: RapidEye
Diese Aufnahme von einem privaten Satelliten zeigt die Verteilung der "grünen Brühe" nun auch Richtung Westen. Bis zum südlichen Teil des Golfo (Pozo de la Salud) ist die von Vulkangas und Lava gefärbte Meeresoberfläche inzwischen voran gekommen. Die eigentliche Eruptionsstelle liegt im braunen Bereich an der Südspitze der Insel.

EL Hierro Vulkan ... und kein Ende


Die Bebenserie hält unvermindert an. Auch in der Nacht und heute Morgen gab es Beben um die 3,0 RSk. Um 22.56 Uhr mit 3,1 RSk. und um 6.19 Uhr mit 3,0 RSk. Dazwischen viele kleinere Erdstöße.
Das Zentrum der Beben im Golfo in ca. 20 km Tiefe.
Die CO² - Werte erhöhen sich durch den vermehrten Gasausstoß aus der Erde. Noch im moderaten Rahmen, aber erhöht.
Oben eine Gesamtansicht des schönen Golfotales von Norden, mit der Gemeinde La Frontera und ganz in der Ferne an die Felswand geklebt der Ort Sabinosa.
Für alle Leser die El Hierro nicht persönlich kennen, einige Details zu den örtlichen Verhältnissen.
Im Norden (weißer Pfeil) die Straße zum Tunneleingang. Rote Markierung die einzige Bootsanlegestelle Punta Grande. Nur für kleine Boote geeignet. In der Bildmitte und nicht erkennbar führt links die alte Bergstrasse, steil und kurvenreich aus dem Tal über die Berge.
Im Süden gibt es nur diese kleine Küstenstraße bei Sabinosa bzw. Pozo de la Salud vorbei aus dem Tal. Das wären die Fluchtmöglichkeiten. Ist nun einer oder gleich mehrere der Wege durch verstärkte Bebenaktivität und Steinschlag oder Erdrutsch verschüttet, sitzen die Anwohner in einem Käfig. Stärkere Erdbeben um die 4,0 RSk. reichen aus um dieses Szenario auszulösen. Auch in der Vergangenheit haben bereits starke Regenfälle mit Steinschlag ausgereicht die Berg- und Tunnelstraße unpassierbar zu machen.

Bei der Krisenversammlung in Tigaday (Frontera) sprach erstmals der Dir. des Geologischen Institut (IGN) offen und ehrlich aus, was ich und die Kommentatoren schon lange fordern. "Jedes Szenario ist möglich. Ein neuer Vulkanausbruch kann sowohl im Wasser als auch an Land erfolgen. Unsere bisherigen Daten lassen alle Möglichkeiten offen"
Prima - und nun. Abwarten und Tee trinken oder Vorsorgemaßnahmen einleiten.
Denkbar wäre für mich alle Kinder, ältere Menschen und Anwohner die zur Zeit nicht unbedingt im Golfotal gebraucht werden, zu evakuieren. Das muß keine Zwangsmaßnahme sein, sondern es reicht eine Empfehlung. Jeder der 1+1 zusammen zählen kann, wird dieser Empfehlung ohne Protest folgen. Viele haben im Norden oder auf der Ostseite um Valverde Verwandtschaft, wo sie für ein paar Tage unterkommen können. Zudem gibt es die vorbereiteten Notquartiere.
So könnte sich die Einwohnerzahl auf 1000 - 1500 Menschen halbieren. Im angenommenen Erstfall wäre es dann wesentlich leichter und einfacher die noch verbliebenen Bewohner schnell aus der Gefahrenzone zu holen.

Zu dem gestern vorgestellten Digital Modell der IEO noch ein Video des neuen Südvulkan "Eldiscredo"

Freitag, 28. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - Bebenserie

Eine Bebenserie mit bis zu 3,3 auf der Richterskala ließ heute Nachmittag das Golfotal erzittern. Innerhalb von nur einer halben Stunde ereigneten sich 7 Erdstöße. Den Auftakt machte um 14.16 Uhr ein Beben mit 3,3 RSk. Der bisher stärkste Erdstoß im Golfo. Alle Bebenzentren lagen um die 20 km Tiefe im nahen Küstenbereich.
Auch anschließend bebte der Küstenabschnitt weiter. Das letzte Beben um 15.54 Uhr mit 2,2 RSk.

Aus den Unterwassermessungen des ROV Liropus im Süden der Insel wurde vom Instituto Espanol de Oceanografia (IEO) ein digitales Unterwassermodell des neuen Restinga Vulkan erstellt. Sehr gut ist die Berg- und Talregion mit dem aufgeschütteten Vulkanhang zu erkennen. Die rote Linie kennzeichnet den Lavafluß auf den Meeresboden. Wenn man nicht wüsste, daß alles unter dem Meeresspiegel liegt, könnte das Landschaftsbild mit seinen Bergzügen und tiefen Barrancos auch die Insel El Hierro selbst sein.
Um allen Gerüchten entgegen zu treten der neue Vulkan sei bereits vor langer Zeit entstanden, hier diese Aufnahme. Eine Echolot Vermessung der gleichen Unterwasser Gegend aus dem Jahre 1998, noch ohne Vulkan.
Festgestellt wurden heute auch leichte Deformationen des Golfotales. Der Untergrund wölbt sich nach oben, was auf einen sich erhöhenden Druck im Untergrund hinweist.

Nachtrag:  Inzwischen weitere vier Erstöße, das letzte Beben um ca.17.14 Uhr mit 3,0 RSk.

El Hierro Vulkan - Tunnel wird geöffnet

Nun schon fast regelmässig erreichen alle 6 bis 8Std. Beben die Stärke um 3,0 auf der Richterskala. So auch in der vergangenen Nacht um 22.29 Uhr und 4.11 Uhr. Wie diese Erdstöße vom Seismographen aufgezeichnet werden, habe ich mit Pfeilen am Beispiel des 4.11 Uhr Beben kenntlich gemacht. Die breiten und bunten Zitterlinien zeigen die Bewegungen und kleinen Beben des aufsteigenden Magma an. Auch Tremor genannt. Hier ergaben sich die letzten Tage keine großen Veränderungen. Erst wenn diese Zitterlinien zum Stillstand kommen, wissen wir daß der Magmafluß stoppt.
Interessant und zugleich beunruhigend, der Erdstoß um 22.29 Uhr befand sich direkt unter Tigaday - Guinea, in 20 km Tiefe. Nur wenige km vom Golfotunnel Eingang entfernt. Gestern hat nämlich der Krisenstab (Pevolca) entschieden, das Tunnel für den allgemeinen Verkehr rund um die Uhr wieder zu öffnen. Es bestehe nun keine Gefahr mehr durch Beben und herabstürzende Felsbrocken. Dazu wurde in den letzten Tagen ein 7 m hoher und 100 m langer Fangzaun am Tunneleingang errichtet. Ob diese Maßnahme ausreicht wird sich noch zeigen.
Für das Südort Restinga bestehe nun auch keine Gefährdung mehr. Die Schule wird ab heute wieder geöffnet. Die Alarmstufe bleibt auf "ROT".  Für den Fall einer doch notwendigen Schnellevakuierung bleiben die Busse und die Rot Kreuz Einheit vor Ort.
Die Lage im Golfo erfordere eine umfassende Studie, da die aktuellen Daten für eine Beurteilung noch nicht ausreichen.
So die Aussage und Begründung des Krisenstabes. Ohne meinen Kommentar heute.


Donnerstag, 27. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - keine Ruhe

Der Vulkan gibt keine Ruhe. Wie heute Morgen bereits vermutet gehen die Aktivitäten ohne Unterbrechung weiter. Um 14.02 Uhr wurde wieder die Stärke 3,0 RSk. erreicht. Ein Beben ereignete sich um 15.07 Uhr in nur 9 km Tiefe. Ich denke, daß nun in der Magmakammer ein Umwälzungsprozess einsetzt. Heiße Teile steigen auf und kühlere Massen sinken nach unten. Dabei entstehen die kleineren Erdstöße.
Auch die kumulierte Energiekurve weist seit 23.10.11 steil nach oben. Kein gutes Omen !
Das verfärbte Meereswasser aus dem Süden "die grüne Brühe" zieht weiter um die Insel und wurde bereits an der Küste von Sabinosa (Golfotal) gesichtet.
Nach Meinung von Experten wurden bei dem Vulkanausbruch bisher über 40 Millionen qm³ Lava und Gase ausgestoßen.
Der ROV-Roboter konnte noch keine Nahaufnahmen abliefern, da die Temperatur in Nähe der Eruptionsstelle im Süden bei über 60° liegt und die empfindlichen Sensoren bei Überhitzung zerstört werden. Auch ist die Sicht unter Wasser durch Schwebeteilchen stark eingeschränkt.

Der ROV-Liropus 2000 wird in Texas gebaut und über die schottische Firma Sub-Atlantik in Europa vertrieben. Das Grundgerät ist der Super Mohawk II und modifiziert mit speziellem Zubehör 1,45 Mill. Euro wert. Weltweit wurden bisher 22 Exemplare ausgeliefert. Auch Deutschland verfügt in Kiel über ein ähnliches Gerät. Die US Marine setzt es als Minenräumer ein. Der spanische Liropus 2000 verfügt über 6 Motoren und taucht bis 2000 m Meerestiefe. Außer seinen drei hochauflösenden Kameras misst er Temperatur, Druck und Salzgehalt und kann über seinen Saugrüssel flüssige und gasförmige Proben einsammeln. Mit seinen Greifarmen fasst er wie eine menschliche Hand Gestein- und Lavaproben. Besonders die Ausleuchtung seiner Blickrichtung mit leistungsstarken Lampen von 17000 Lux, das entspricht der Leistung von 17x einer 100 W Glühbirne, macht ihn zum verlängerten Arm am Meeresgrund. Seine Nutzlast (z. B. Lava- und Gesteinsproben) können bis zu 77 kg betragen.
Dieser nun in El Hierro eingesetzte ROV wurde Anfang 2011 an das Institut für Oceanography in Barcelona ausgeliefert und befindet sich jetzt im Ersteinsatz. Bleibt zu hoffen, daß er die hochgesteckten Aufgaben und Ziele auch erfüllen kann.

El Hierro Vulkan - Beben mit 3,0 Richterskala

Auch in der vergangenen Nacht gab es wieder eine Reihe von Beben im Golfotal. Zwei davon erreichten die Stärke von 3,0 RSk. um 20.29 Uhr und um  6.27 Uhr heute Morgen. Die Heftigkeit der Erdstöße nimmt zu und die Konzentration (Grafik) liegt direkt im Küstenbereich. Die Beben arbeiten sich langsam nach oben und haben in ihrer Spitze bereits 14 km Tiefe erreicht. Es ist davon auszugehen, daß in den nächsten Tagen wieder das alte Level, die eigentliche Hauptkammer in 10 - 12 km erreicht wird. Eine Satellitenaufnahme der NASA zeigt das ganze Ausmaß der "grünen Brühe" im Süden von letzter Woche. Der geschätzte Umfang an der breitesten Stelle ca. 25 - 30 km und eine Länge von ca. 100 km. Es war also nicht nur ein kleines "Blubbern", sondern aus dem 120 m breiten Vulkanschlund wurden große Mengen Lava und Gas ausgespuckt.

Welche Schäden dem Ökosystem und den Fischen im Wasser zugefügt wurden, werden wir erst so nach und nach erfahren. Wasseruntersuchungen im Südsektor haben ergeben, daß der Ph-Wert stark gesunken und die Sulfatkonzentration angestiegen ist.
Das Baden im Meer wird wird vom Krisenstab (Pevolca) nicht empfohlen. Hier fällt wieder auf, daß keine genauen Messergebnisse die anderweitige Rückschlüsse ziehen lassen, heraus gegeben werden. Auch scheut man sich ein klares Badeverbot auszusprechen und klipp und klar über die evtl. Folgen eines Wasserkontaktes zu informieren. Aber diese Besänftigungspolitik kennen wir ja bereits, ganz nach dem Motto: Die Bevölkerung versteht das so und so nicht und soll uns blind vertrauen !

Ab heute wird das Forschungsschiff "Ramon Margalef" mit seinem ROV Roboter den Golfo im Westen unter die Lupe nehmen. Nicht, daß uns hier auch noch ein Riss oder bereits geöffneter Krater durch die Lappen geht. Unterwasser Bilder oder Videos vom Südvulkan 1803-02 - das ist der wissenschaftliche Name, liegen leider noch nicht vor.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - Was nun tun ?

Die Beben im Golfotal halten an, wenn auch etwas abgeschwächt.
Das letzte Beben mit einer Stärke von 2,4 RSk. um 15.07 Uhr lag in 26 km Tiefe. Das Zentrum wenige Kilometer vor der Küste entfernt (siehe Karte).



Um etwas Aufklärung und hoffentlich Information unter die Bewohner von La Frontera zu bringen, wurde vom Ayuntamiento (Rathaus) für morgen, Donnerstag Abend 20.30 Uhr, vom Alcalde David Cabrera de Leon eine "Bürgerversammlung" auf der Plaza de Tigaday einberufen. Es bleibt zu wünschen, daß durch offene Kommunikation vorhandene Fragen auch beantwortet werden können. Zuviel sollte man aber nicht erwarten, da auch ein Bürgermeister kein Hellseher ist.

Oben die Tabelle der nur innerhalb der letzten 16 Stunden gemessenen Erdstöße (zum Vergrößern anklicken).

Aufmerksam verfolge ich natürlich die Kommentare die sich heute schwerpunktmässig um Notfallplanung drehen.
Notfallpläne sind vorhanden und die Umsetzung wird auch funktionieren. Aus eigener Erfahrung weiß ich von La Palma, daß im Ernstfall kurzfristig alles was Beine oder Räder hat mobilisiert werden kann. Erlebt habe ich große Waldbrände, zuletzt vor zwei Jahren als fast der gesamte Südteil der Insel in Flammen stand. Damals mussten über Nacht mehrere Orte evakuiert und Löschmannschaften (600 Feuerwehrleute) kurzfristig mit Material versorgt und Hubschrauber sowie Löschflugzeuge herangeschafft werden. - und es hat geklappt, sogar prima geklappt.
Es liegt auch an der Mentalität und Hilfsbereitschaft der Menschen hier, die anders als in Deutschland, ihr letztes Hemd und sogar wenn es sein muß ihr Leben für den Nachbarn, Freund oder Inselbewohner einsetzen.

Auf El Hierro bereitet mir eine ganz andere Frage Kopfzerbrechen und ich habe schon mehrfach daraufhin gewiesen. Gerade das Golfotal hat nur drei Zu- oder Ausgangswege (siehe Beitrag vom 22.10.11).
Zwei dieser Wege sind stark von Steinschlag und Erdrutsch gefährdet und nach einem kräftigen Beben sicher nicht mehr ohne weiteres passierbar. Ich glaube nicht, daß diese Überlegung bei aller Notfallplanung genügend eingeflossen ist. Es müssen schließlich mehrere Tausend Menschen kurzfristig das Tal verlassen.

Ich schreibe hier nicht als Laie, sondern als ehemaliges langjähriges Mitglied und Berater eines deutschen Katastrophenstabes, der an vielen Planübungen und Übungsdurchführungen mitgewirkt hat. Auch sind mir die örtlichen Verhältnisse der Insel bestens bekannt.

Wichtig ist für mich, den richtigen und rechtzeitigen Zeitpunkt einer evtl. Räumung des Tales vorher zu sehen. Dies sollte - nein, dies muß eindringlich den Verantwortlichen klar gemacht werden.
Vielleicht wurde dies ja bereits berücksichtigt - mir liegen die Pläne nicht vor.
Bitte unterstellen Sie mir jetzt nicht Panikmache oder sonstige Dinge. Ich meine es ehrlich und habe die Schwachstellen längst erkannt und betrachte es als meine Pflicht darauf hinzuweisen.
Natürlich hoffe ich sehr, daß alles friedlich und ohne weiteren Schaden anzurichten, zu einem glücklichen Ende kommt.

El Hierro Vulkan - Weitere Entwicklung ungewiss

Auch in der vergangenen Nacht hielt die Bebenserie im Golfo an. Insgesamt hat sich die Intensität verstärkt. Die meisten Beben lagen um 2,5 RSK. Der kräftigste Erdstoß erfolgte um 7.07 Uhr mit 3,1 auf der Richterskala.
Selbst die Geologen können sich so manche Vorgänge die im Augenblick ablaufen nicht schlüssig erklären.
Die grünen Punkte kennzeichnen die Beben der vergangenen Wochen. Die rötlichen Punkte, im Norden, die Beben der vergangenen Stunden. Insgesamt zeichnen die Punkte die ungefähre Lage und Größe der Magmakammer wieder. Wir sehen , daß der Umfang der Magmakammer vom Süden unter der Insel hindurch bis weit ins Meer vor dem Golfotal reicht. Die letzten Beben dürften auch ungefähr den Ausbruchschlot des Urvulkan kennzeichnen.
Interessant ist die Tiefe der Beben. Lagen sie in den vergangenen Wochen alle um den Bereich von ca. 10 km Tiefe, so sind die Jüngsten (Rot) jetzt in ca. 20 km Tiefe vorzufinden. Es bleibt zu vermuten, daß hier der Zufluss von neuer Magma aus dem Erdinneren Richtung höher liegender Magmakammer erfolgt.

Wie sagte heute am Morgen ein Wissenschaftler: Alles im Untergrund ist momentan in Bewegung. Ein Rückschluss auf die Entwicklung der nächsten Tage, wäre reine Spekulation.  Dem möchte ich mich auch anschließen - es bleibt wissenschaftlich spannend, für die Anwohner aber leider weiter ungewiss.

Dienstag, 25. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - Kraterdurchmesser von 120 m


Jetzt steht es fest. Die Eruption im Süden bei Restinga war nicht nur ein kleiner Seitenschlund mit einer Krateröffnung von 1m².
Heute wurde festgestellt, daß es sich um einen richtigen großen Vulkan mit einem Kraterdurchmesser von 120 m handelt. Die Basisbreite des neuen Vulkan beträgt 700 m und seine Höhe zur Zeit 100 m. Er liegt mit seinem Sockel in 300 m Tiefe. Die Vulkanspitze also noch 200 m unter dem Meeresspiegel.
Die Lage ist aus obiger Infarotaufnahme der IEO ersichtlich. Besseres Bildmaterial soll morgen verfügbar sein.
Die Fachwelt staunt und die Politiker lassen sich beglückwünschen.
Ermöglicht wurden die Vermessungen durch den Einsatz des ROV Roboter Liropus. Zusammen mit seinem Mutterschiff Ramon Margalef und hochqualifizierten Menschen an Bord ist er seit Montag auf Exkursion.
Heute galt er für zwei Stunden als verschwunden. Dies wurde später dementiert bzw. der ROV wurde inzwischen wieder eingefangen.

Eine Satellitenaufnahme von Rapideye zeigt das ganze Ausmaß des grünen Teppich auf der Meeresoberfläche. Die Aufnahme wurde vor einigen Tagen geschossen. Auch hier im Vulkangebiet im Süden gab es heute wieder einige Erdstöße. Auch im Golfotal kommt die Magmakammer nicht zur Ruhe. Eine Reihe von Beben bis 2,7 RSk um 17.37 ließ die Bewohner aufhorchen. Auch wenn jetzt einige Medien das Ende der Beben herbeischreiben und beerdigen wollen, - wir befinden uns noch mitten drin.

El Hierro Vulkan - leichte Entspannung angesagt

Auch in den vergangenen 12 Stunden war das Golfotal Zentrum der Beben. Da alle Erdstöße ihren Ursprung in 18 - 22 km Tiefe haben, vermuten jetzt auch Vulkanologen, daß die Magmakammern sich mit neuem Material auffüllen. Die stärksten Beben mit 2,4 und 2,6 auf der Richterskala erfolgten um 3.40 bzw. 5.13  Uhr. Da der Magmaaufstieg (Tremor) unvermindert anhält ist äußerste Wachsamkeit angesagt. Die Wissenschaftler beobachten die Entwicklung rund um die Uhr. Eine Aussage was als nächstes passieren könnte, ist nicht möglich. Alle Optionen sind offen.

Im Süden dagegen ist Entspannung angesagt. Die Eruptionsstelle hat laut IGN Frau Carmen Lopez fast keine Aktivitäten mehr zu verzeichnen. Dies ist aber normal und  häufig bei Vulkanen beobachtet worden. Ruhepausen von Tagen, die sich auch über Monate hinziehen können, sind möglich.
Das noch zu beobachtende und an die Meeresoberfläche hoch gespülte Lavamaterial sinkt nach einigen Stunden, sobald es genügend Wasser aufgenommen hat, wieder zum Meeresgrund ab.

Bei jedem Ausbruch entstehen durch die Lava neue Gesteins-Mischungen, die natürlich auch einen Namen brauchen. Im Gespräch ist das neue Lavagemisch "Restingolitas" zu taufen. Wenn schon keine neue Insel, dann dafür aber ein neuer Stein.

Der ROV Tauchroboter ist seit gestern im Einsatz. Für Morgen werden erste Bilder, vielleicht auch ein Video, von der Eruptionsstelle erwartet.
Wie ein Roboter die Unterwasserwelt sieht, vermittelt dieses Video.


Montag, 24. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - Was kommt nun ?

Das Zentrum der Erdstösse auch im Laufe des Tages, das Golfogebiet.

Um 9.26 Uhr ein Beben der Stärke 2,5 RSk. und um 15.11 Uhr von 2,9 RSk. Dazwischen noch weitere kleinere Beben. Es kristalliert sich immer mehr heraus, daß der Schnittpunkt der Beben, ca 1km vor der Küste der alte Vulkanschlund der Vorzeit sein könnte.
Auffällig ist die Beben-Tiefe von ca. 20km. Waren es doch bei Beginn der Aktivitäten vor Wochen hier Beben in 10km Tiefe. Warum sich nun die Beben in tieferen Zonen abspielen, kann uns vielleicht ein Experte erklären. - Danke.

Ich könnte mir gut vorstellen, daß bei Zunahme der Bebenstärke in den nächsten Tagen,  der Golfotunnel wieder gesperrt wird.
Was hören wir von offizieller Seite: Der Präsident von El Hierro hat erklärt, dass die aktuelle Situation sich viel länger als erhofft  hinziehen kann und Ruhe bewahrt werden soll.

aus La Gaceta

Diese sehenswerte Darstellung der Unterwelt von El Hierro in der spanischen Zeitung "La Gaceta" verdient einen Blick. Aus der Blickrichtung von Norden sehen wir rechts den steil unter den Meeresspiegel abfallende Golfo. Dort wo sich die bunten Punkte befinden ist die Talebene von La Frontera. Dieser Bereich ist im Moment von den Beben betroffen.
Links als langgezogen Unterwasser Bergkette eingezeichnet, befindet sich die jüngste Eruptionsstelle vor Restinga.
Als Unterband die um El Hierro vorkommenden Fischarten.

El Hierro Vulkan - Krisenmanagement

Die Sonntagsruhe scheint beendet. Seit letzter Nacht setzen wieder verstärkt Beben ein. Die letzten kräftigeren Erdstöße erfolgten um 6.04 Uhr mit 2,5 und um 6.41 Uhr mit 2,4.
Auf der Verlaufstatistik ist das Ansteigen gut zu erkennen. Die Grafik täuscht allerdings, da seit der Eruption das starke Hindergrundrauschen des Tremor alle Erdstöße unter 1,5 fast verschluckt und nicht ausgewiesen werden können.






Hier habe ich eine simple und leicht verständliche Grafik der Uni Frankfurt zur Ausdehnung, auch Wölbung oder Blasenbildung, der Erdoberfläche vor einem Vulkanausbruch gefunden. Achten Sie bei Bild 1 auf den sog. Tiltmeter. Die Magmakammer füllt sich und braucht mehr Raum, die Erdoberfläche wölbt sich, auch Inflation genannt (Bild 2). Es erfolgt die Eruption und die nun entleerte Magmakammer füllt sich wieder mit zurück fließender Magma oder Gestein auf. Das nennt man Deflation. Zurück bleibt ein Vulkankrater oder im Extremfall eine große Caldera (Senkkrater) wie hier auf La Palma.
Genau dieser Vorgang erfolgte auf El Hierro vor Beginn der Eruption im Süden. Gemessen wird das mit genauen GPS Geräten. Nun beobachten wir wieder ein leichtes Ansteigen der Inflation. Die Magmakammer füllt sich aus dem Erdinnern auf und das verursacht wahrscheinlich die Beben im Golfotal.

Heute hat sich auch die Kanarische Presse des Missmanagement und der schlechten Informationspolitik des Krisenstabes (Pevolca) angenommen.
Die Diario de Avisos, eine der größten Zeitungen schreibt sinngemäß:

"Mehr als ein Dutzend guter kanarischer Wissenschaftler kann die Vulkaneruption nur aus der Ferne als Zuschauer und am Bildschirm tatenlos mit verfolgen. Sie wurden nicht gefragt oder in den Krisenstab nach El Hierro eingeladen.
Glauben Sie nicht, daß ein Ozeanologe über die vielleicht giftige Zusammensetzung des Meereswasser Auskunft geben kann? Oder ein Biochemiker Spezialist auch für Gas ist? Alle wurden sie nicht gefragt und vom Katastrophenstab einfach ausgeschlossen.

Einzig das Nationale Geographische Institut (IGN) wurde herangezogen. Sie haben bisher zweifellos gute Arbeit verrichtet. Aber mit den richtigen Spezialisten wären manche Entscheidungen besser und vor allem schneller möglich gewesen.
Die Unterwasser Hydrophone (Mikrofone) wurden zu spät montiert. Es fand lange Zeit keine Zusammenarbeit mit dem Spanischen und Kanarischen Institut für Meereswissenschaft statt.
Es ist eine Krise in der Krise, wenn Personalentscheidungen nicht nach Sachzwängen sondern nach sonstigen Abwägungen vorgenommen werden." - Ende des Zitat-

So läßt sich auch erklären, warum ein leistungsfähiges Forschungsschiff wie die "Margalef" erst seit heute im Einsatz ist. Auch die nicht nachvollziehbaren Entscheidungen um Restinga oder den Golfotunnel werden nun klarer.
Im Katastrophenstab sitzen meist Politiker aus Cabildo, Gemeinden, Militär und Hilfsorganisationen. Die oder der Wissenschaftler vom IGN hat nur eine beratende Funktion. Die Entscheidung treffen noch immer die Politiker und so ist es auch mit der Informationspolitik.
Auch die Laprovincia schlägt in die gleiche Kerbe und kritisiert die mangelhafte Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen Institutionen und die Verwirrung der Behörden. Es gab bisher mehr Fragen als Antworten.
Auch manch schockierende Erklärung wie die Antwort des Sprechers der IGN auf die Frage eines Journalisten zum Stand und der weiteren Entwicklung der Vulkanaktivität, antwortet der Volcanólogo Ramon Ortiz : "Fragen Sie den Vulkan". Dies ist keine vertrauensbildende Öffentlichkeitsarbeit und läßt an der Kompetenz Zweifel aufkommen.
Hier rufe ich noch einmal eine Mail eines Lesers in Erinnerung der schrieb:

Leider muss ich immer wieder feststellen,dass die Behörden entweder keine,verspätete oder sehr abgeschwächte Informationen heraus geben. Mich versetzt diese Tatsache viel mehr in Angst, als das eigentliche Geschehen. Panik entsteht durch Unwissenheit und nicht durch Aufklärung"

Sonntag, 23. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - Sonntagsruhe

Das hört man doch gerne. Während der letzten Stunden haben sich außer ein paar leichten Beben im Golfotal und auch wieder im Süden, keine besonderen Vorkommnisse entwickelt. Zeit für mich und meine Familie zu einem Sonntagsspaziergang.

Das Forschungsschiff "Ramon Margalef" ist soeben in El Hierro eingelaufen und wird dann erst ab Montag der Unterwasser-Eruption auf den Grund gehen.
Der Katastrophenstab "Pevolca" hat heute Morgen per Flugzeug die Eruptionstelle überflogen, um sich ein Bild der Lage vor Ort zumachen. Danach ist alles in Ordnung und kein Wasserstrudel mehr zu erkennen.
Fischer aus Restinga berichten dagegen, über ein Auffrischen der grünen Brühe, als würde Nachschub vom Vulkan kommen und über einen deutlich erkennbaren Strudel an der Wasseroberfläche. Fata Morgana oder Wirklichkeit?

In Restinga haben zwei Restaurantes und ein Supermarkt wieder eröffnet. Viele Anwohner  trauen dem Frieden aber nicht und verschieben ihre Rückkehr auf einen späteren Zeitpunkt. Sie wollen aus sicherem Abstand die Situation erst einmal beobachten. Das ständige Hü und Hopp mit Aussagen "Restinga ist sicher" und dann die kurz darauf erfolgte Schnell-Evakuierung hat sie unsicher gemacht.

In eigener Sache:
Ich danke allen Kommentatoren für ihre Meinungsäußerung. Auch bedanke mich für die vielen Mails, die ich leider nicht alle beantworten kann. Ich respektiere jeden zur Sache gemachten Standpunkt. Jede Äußerungen stellt die persönliche Ansicht des Schreibers dar, wie auch meine Artikel meine persönliche Einschätzung darstellen.
Ich versuche als logisch unabhängig denkender Mensch, Sie nicht nur mit Zahlen sondern auch mit Dingen zu konfrontieren und mögliche Folgewirkungen auszusprechen.
Wer es etwas sanfter braucht liest die offiziellen Politikermeinungen, wer es deftiger liebt Bild&Co.
Oder mit einem Albert Einstein Zitat:

"Ein Tag, an dem sich alle Anwesenden völlig einig sind, ist ein verlorener Tag"

Nur eine kleine Bitte habe ich. Posten Sie bitte mit Ihrem Namen und nicht als Anonym. Danke !

El Hierro Vulkan - Beben von 3,1 im Golfo

Wie nicht anderst zu erwarten, hat sich in der Nacht die Bebenaktivität im Golfotal weiter verstärkt. Allein von 24.°° bis heute Morgen 7.°° Uhr gab es 38 Erdbeben, davon 11 Beben mit einer Stärke von über 2,0 RSk. Der kräftigste und für alle Anwohner spürbare Erdstoß erschütterte um 4.52 Uhr mit 3,1 Richterskala das Tal. Der Tremor (Magmaaufstieg) läuft normal.  Das Zentrum der Beben liegt noch in großer Tiefe, bei 17 - 21 km. Das bedeutet aber nicht, daß doch einzelne Vulkanschlote sich bereits weiter in Richtung Erdoberfläche durchgebrannt haben. Ein anschauliches Video zeigt das Bebenzentrum und die ungefähre Lage der Magmakammer.


Wie toll es im Golfotal im April blüht und der Boden von einem kräftigen Blütenteppich überzogen ist, zeigt diese Aufnahme vom nördlichen Bereich mit dem ehemals kleinsten Hotel der Welt und der gestern angesprochenen einzigen Bootsanlegestelle. Im Hindergrund die Felsen von Los Roques de Salmor. Bleibt zu hoffen, daß wir auch nächstes Jahr, diesen Anblick noch genießen können.

Foto: aus meinem Buch "Geheimnisvolles El Hierro"