Die Sonntagsruhe scheint beendet. Seit letzter Nacht setzen wieder verstärkt Beben ein. Die letzten kräftigeren Erdstöße erfolgten um 6.04 Uhr mit 2,5 und um 6.41 Uhr mit 2,4.

Auf der Verlaufstatistik ist das Ansteigen gut zu erkennen. Die Grafik täuscht allerdings, da seit der Eruption das starke Hindergrundrauschen des Tremor alle Erdstöße unter 1,5 fast verschluckt und nicht ausgewiesen werden können.
Hier habe ich eine simple und leicht verständliche Grafik der Uni Frankfurt zur Ausdehnung, auch Wölbung oder Blasenbildung, der Erdoberfläche vor einem Vulkanausbruch gefunden. Achten Sie bei Bild 1 auf den sog. Tiltmeter. Die Magmakammer füllt sich und braucht mehr Raum, die Erdoberfläche wölbt sich, auch Inflation genannt (Bild 2). Es erfolgt die Eruption und die nun entleerte Magmakammer füllt sich wieder mit zurück fließender Magma oder Gestein auf. Das nennt man Deflation. Zurück bleibt ein Vulkankrater oder im Extremfall eine große Caldera (Senkkrater) wie hier auf La Palma.
Genau dieser Vorgang erfolgte auf El Hierro vor Beginn der Eruption im Süden. Gemessen wird das mit genauen GPS Geräten. Nun beobachten wir wieder ein leichtes Ansteigen der Inflation. Die Magmakammer füllt sich aus dem Erdinnern auf und das verursacht wahrscheinlich die Beben im Golfotal.
Heute hat sich auch die Kanarische Presse des Missmanagement und der schlechten Informationspolitik des Krisenstabes (Pevolca) angenommen.
Die
Diario de Avisos, eine der größten Zeitungen schreibt sinngemäß:
"Mehr als ein Dutzend guter kanarischer Wissenschaftler kann die Vulkaneruption nur aus der Ferne als Zuschauer und am Bildschirm tatenlos mit verfolgen. Sie wurden nicht gefragt oder in den Krisenstab nach El Hierro eingeladen.
Glauben Sie nicht, daß ein Ozeanologe über die vielleicht giftige Zusammensetzung des Meereswasser Auskunft geben kann? Oder ein Biochemiker Spezialist auch für Gas ist? Alle wurden sie nicht gefragt und vom Katastrophenstab einfach ausgeschlossen.
Einzig das Nationale Geographische Institut (IGN) wurde herangezogen. Sie haben bisher zweifellos gute Arbeit verrichtet. Aber mit den richtigen Spezialisten wären manche Entscheidungen besser und vor allem schneller möglich gewesen.
Die Unterwasser Hydrophone (Mikrofone) wurden zu spät montiert. Es fand lange Zeit keine Zusammenarbeit mit dem Spanischen und Kanarischen Institut für Meereswissenschaft statt.
Es ist eine Krise in der Krise, wenn Personalentscheidungen nicht nach Sachzwängen sondern nach sonstigen Abwägungen vorgenommen werden." - Ende des Zitat-
So läßt sich auch erklären, warum ein leistungsfähiges Forschungsschiff wie die "Margalef" erst seit heute im Einsatz ist. Auch die nicht nachvollziehbaren Entscheidungen um Restinga oder den Golfotunnel werden nun klarer.
Im Katastrophenstab sitzen meist Politiker aus Cabildo, Gemeinden, Militär und Hilfsorganisationen. Die oder der Wissenschaftler vom IGN hat nur eine beratende Funktion. Die Entscheidung treffen noch immer die Politiker und so ist es auch mit der Informationspolitik.
Auch die
Laprovincia schlägt in die gleiche Kerbe und kritisiert die mangelhafte Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen Institutionen und die Verwirrung der Behörden. Es gab bisher mehr Fragen als Antworten.
Auch manch schockierende Erklärung wie die Antwort des Sprechers der IGN auf die Frage eines Journalisten zum Stand und der weiteren
Entwicklung der Vulkanaktivität, antwortet der Volcanólogo Ramon Ortiz : "Fragen Sie den Vulkan". Dies ist keine vertrauensbildende Öffentlichkeitsarbeit und läßt an der Kompetenz Zweifel aufkommen.
Hier rufe ich noch einmal eine Mail eines Lesers in Erinnerung der schrieb:
Leider muss ich immer wieder feststellen,dass die Behörden entweder keine,verspätete oder sehr abgeschwächte Informationen heraus geben. Mich versetzt diese Tatsache viel mehr in Angst, als das eigentliche Geschehen. Panik entsteht durch Unwissenheit und nicht durch Aufklärung"