Samstag, 10. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - ein einzigartiges Naturschauspiel

NEWS:  11.36 Uhr - starker pulsierender Tremor in regelmässigen Abständen
19.16 Uhr - dieser pulsierende Effekt des Tremors hält auch heute Abend noch an. Bisher wurden diese rythmischen Impulse im 10 bis 15 Minutentakt auf El Hierro noch nicht beobachtet.


Die Natur braucht sich nicht anzustrengen bedeutend zu sein. Sie ist es. Das schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Die meisten Geheimnisse verbergen sich in der Natur - das sind die einleitenden Worte in meinem Buch. Nicht nur in der Botanik oder bei fantastischen Wolkenspielen sondern auch bei der Erstehungsgeschichte eines neuen Vulkans. Mit welch einer Farbenpracht dürfen wir diese Urgewalt miterleben. Nur wenigen Augenzeugen in der Menschheits- geschichte war es bisher gegönnt, so ein Schauspiel fast Live mit zu erleben. Die wunderbaren Aufnahmen aus dem Guardia Civil Helikopter wurden von Wissenschaftlern der INVOLCAN in den letzten Wochen geschossen. Bei allem Staunen darf aber nicht vergessen werden, daß wir mitten in der Entwicklung sind und der letztendliche Ausgang noch offen ist.
Der Tremor hat in den Nachtstunden wieder kräftig zugelegt. Begleitet von kleinen Explosionen im Magmakanal bahnt sich jetzt wieder eine größere Magmamenge den Weg ins Freie. Wenn ich nicht falsch liege, wird es im Laufe des heutigen Tages oder am morgigen Sonntag kräftige Eruptionsschübe am Eldiscreto geben. Neue Beben blieben in den vergangenen Stunden fast aus. Der letzte kleine Erdstoß war im Golfo um 18.23 Uhr mit 1,7 RSk. zu verzeichnen.

Von den Anwohnern in La Restinga werden vermehrt schwefelartige Gerüche wahrgenommen. Messergebnisse bestätigen Schwefelgase, Ozon und Feststoffpartikel in der Luft. Nach einer Meldung des Krisenstabes (Pevolca) sind die jetzigen Konzentrationen aber nicht gesundheitsschädlich.

Wenn unser Vulkan so weiter in die Höhe wächst, wird in den nächsten Tagen die kritische Marke von 100 m bis zur Wasserlinie erreicht werden. Heftige Eruptionen bis hin zu Dampfexplosionen wären wahrscheinlich die Folge. Laut dem Inselpräsidenten Alpidio Armas ist der Vulkan in den letzten beiden Wochen um bis zu 80 m gewachsen. Die Vulkanspitze lag vor wenigen Tagen nur noch 150 m unter dem Meeresspiegel.  
  

Freitag, 9. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - der Eldiscreto kommt nicht zur Ruhe

NEWS:
Der Eldiscreto bei Restinga stößt weiter Gas und Lava aus. Wie auf der ACN Webcam erscheinen dampfende Lavasegmente an der Meeresoberfläche. Der Magmafluss ist weiter im Gange. In der vergangenen Nacht gab es zwei Beben im Golfo. Der letzte Erdstoß erfolgte um 3.00 Uhr mit 2,0 RSk. in 23 km Tiefe. Wie der Inselpräsident Alpidio Armas der Zeitung Diario de Avisos berichtete, seien die Vulkanschlote in den letzten Wochen um bis zu 80 m in die Vertikale gewachsen. Die Vulkankegel hätten Durchmesser von über 200 m und befänden sich mit der Spitze rund 150 m unter der Meeresoberfläche. Aufgereiht liegen sie in einem Abstand von ein paar hundert Metern hinter einander. Es sei doch weit mehr magmatisches Material als vermutet ausgeworfen worden. Dies hätten die Wissenschaftler der Roman Margalef bestätigt.
So sieht die jetzt gültige Vulkanampel für El Hierro aus. "Rot" als höchste Gefahrenstufe gilt für den direkten Eruptionsbereich auf dem Meer + einer Sicherheitszone.
Ausgenommen der Schiffskorridor direkt vor den Hafenmauern nach Osten. Das Ort La Restinga und der Rest der Insel wurden mit der Vorwarnstufe "Gelb" belegt. Man kann natürlich jetzt über Sinn oder Unsinn einer ampelmässigen Gefahreneinstufung diskutieren, wenn in der Praxis sowieso ganz anders verfahren wird. Die Sicherheits- und Sperrzone um den Eldiscreto beträgt 4 km. Ich glaube nicht, daß der ca. 1 km vor Restinga liegende Vulkanschlund bei einer evtl. erneuten Zuspitzung der Lage einen Unterschied zwischen Nord und Süd machen wird. Sicher kann es auf dem Wasser durch Strudel und Sog wesentlich unangenehmer als an Land werden, aber der gewährte Durchfahrtweg für Schiffe führt genau am Eruptionsrand vorbei. Wie wir aus den Ereignissen der vergangenen Wochen wissen, gibt es keine langen Vorwarnzeiten. Ob es immer ratsam ist, dem Druck und Interesse der Anwohner nachzugeben, muß der Katastrophenstab rechtfertigen - und er hat entschieden.

Wie oft habe ich z.B. hier auf La Palma erlebt, wie unbedarfte Touristen trotz Warnhinweis mit Badelatschen auf unserem Roque mit 2400 m Höhe herum gekraxelt oder trotz roter Flagge im Meer ihr Vergnügen gesucht haben. Ein Beinbruch oder Schock waren noch die harmlosesten Folgen. Oft ging es schlimmer aus. Mir tut es weniger um diese Menschen Leid, sondern um die Retter und Einsatzkräfte die oft ihr eigenes Leben einsetzen und es dabei auch schon verloren haben. Auch für einen Herreno ist ein Vulkanausbruch eine ganz neue Erfahrung. Erfahrungswerte, außer vielleicht in den letzten Wochen, besitzt er nicht.

Es stellt sich nun die Frage: Was schützt eigentlich der Katastrophenschutzstab?
Schützt er die Katastrophe oder ist es seine Aufgabe die Menschen vor den Auswirkungen der Katastrophe zu beschützen. Im spanischen ist die Definition etwas klarer - hier heißt er schlicht Krisenstab. Er managt also die Krise bzw. die Auswirkungen und Folgen der Krise. Durch seinen wissenschaftlichen Sachverstand, der ihm von den wissenschaftlichen Beratern souffliert wird, verfügt er über mehr Weitsicht und Überblick und sollte die Lage besser einschätzen und seine Entscheidungen besser treffen können.  Nicht der Druck oder die Unkenntnis der betroffenen Menschen sollte der Orientierungmasstab sein. Wie oft sind Menschen blind in ihr eigenes Verderben gerannt. Davor gilt es den oft ungeduldigen Menschen zu schützen. Wirtschaftliche Schäden sind zu ersetzen, ein Menschenleben dagegen nicht. Auch sollte man nicht immer auf die Fortdauer seines Glückes vertrauen.
Die Wassertemperatur über dem Eldiscreto hat fast wieder den Normalwert erreicht. Es wurden vor einigen Tagen nur noch Unterschiede von 3,3° zum umgebenden Meereswasser mit der Wärmebildkamera gemessen.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - drei Lavaschlote bestätigt

NEWS:
Jetzt wissen wir etwas mehr. Gestern wurden die Ergebnisse der Unterwasser- untersuchungen vor La Restinga bekannt gegeben.
Wir haben es mit insgesamt drei Eruptionspunkten ca. 1- 1,5  km vor der Südküste zu tun. Der Eldiscreto spuckt also aus drei Vulkanschloten sein magmatisches Material aus. Diese Krateröffnungen liegen laut den Veröffentlichungen nahe beieinander und werden von nur einem Magmakanal aus der unter dem Golfo liegenden Hauptkammer mit Material versorgt.
Die Austrittsöffnungen dieser Krater liegen zwischen 150 m und 180 m unter der Meeresoberfläche. Das Ergebnis der Untersuchung des Forschungsschiff "Roman Margalef" spricht von 160 - 180 m, während die "Sarmiento de Gamboa" Wissenschaftler von nur 150 m ausgehen.
Der Großteil der bisher ausgetretenen Lava fand seinen Weg auf dem Meeres- boden. Die Lavazungen sollen sich in einem Gebiet der Größe von 1700 m bis 2000 m ausgebreitet haben.
Wer sich im gestrigen Beitrag die Reliefkarte der Unterwasserwelt vor der Südküste von El Hierro genau angeschaut hat erkannte, daß bei dem nach Süden verlaufenden Bergkamm genügend Füllraum nach Osten bzw. Westen vorhanden ist. Die Wissenschaftler sprechen allerdings von einer Ausdehnung der Lava nach Norden. Genaueres wird man erst nach Vorlage einer genauen Modellgrafik gewinnen können.
Der Katastrophenstab (Pevolca) hat daraufhin bei seiner gestrigen Sitzung beschlossen, die Warnstufe für Restinga von "Rot" auf "Gelb" zu senken und eine Meerespassage von 450 m Breite für die Schiffe von Restinga zu öffnen. Dieser Korridor führt vom Hafen La Restinga Richtung Osten bzw. Norden am Küstenabschnitt vorbei.

Begründet wurde diese Entscheidung mit der abnehmenden Bebentätigkeit und dem rückläufigen Magmaausstoß und sich einer stabilisierenden Lage.
Am Mittwoch gab es im Golfo nur wenige Beben, das letzte in der heutigen Nacht um 0.38 Uhr mit 2,2 RSk. in 22 km Tiefe.
Auch der Tremor (aufsteigende Magma) ist heute in der Nacht gegen 4.25 Uhr plötzlich zusammen gebrochen und verläuft seitdem nur noch als schmales Band.
Wie ich meine, eine richtige Entscheidung des Krisenstabes. Nach der Aufhebung der Evakuierung von Restinga vor zwei Wochen wurde damals bereits faktisch die Gefahrenklasse herabgestuft.  
Bedenken habe ich allerdings gegen die Schiffahrtspassage, da die Boote unmittelbar an den Eruptionsstellen vorbei fahren müssen und eine plötzlich erneut einsetzende starke Eruption mit Wasserstrudel und Auswurf von Lava nicht ausgeschlossen oder sogar wahrscheinlich ist. Eine Gefahr für die Boote und die im Hafen dann vielleicht eingeschlossenen Schiffe. Bewusst muß allerdings auch sein, daß Restinga ein Fischerdorf ist und vom Meer lebt und davon partizipiert. Inwieweit jetzt allerdings Fischfang oder Tauchsport überhaupt möglich ist, wird sich noch erweisen.  

Mittwoch, 7. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - geheimnisvolle Unterwasserwelt

NEWS: Warnstufe für La Restinga von Rot auf Gelb herab gesetzt.
Auch am gestrigen Dienstag wurde die südliche Eruptionsstelle wieder aktiv. Qualmende Lavabrocken wurden aus dem Vulkanschlund an die Meeresoberfläche befördert. Zur Zeit beschränkt sich  der sichtbare Teil der Eruption auf die Morgenstunden. Am Nachmittag legte unser Eldiscreto wieder eine Ruhepause aus. Diese Hubschrauber Aufnahme der INVOLCAN zeigt den Wasserstrudel. Insgesamt waren am Dienstag 6 Beben mässiger Stärke im Golfo in ca. 20 km Tiefe zu verzeichnen. Der Tremor verlief moderat. Erst gegen 17.00 Uhr am Spätnachmittag legte er einen Gang zu. Aus La Restinga wird ein starker Schwefelgeruch gemeldet. Dies wurde auch von den Messgeräten registriert.

Auf dieser Reliefkarte von marine-geo.org (Danke an Carlos Bernal) ist sehr gut der Aufbau der Westinseln zu erkennen. Nur ca. 1/3 der Inseln liegt über der Meeresoberfläche. Die größte Meerestiefe z. B. zwischen La Palma und Teneriffa liegt bei 3500 m. Auch für mich neu war, daß an der Südostspitze von El Hierro noch eine kleine Insel bzw. ein mächtiger Unterwasser Vulkan liegt. In die Ausschnitt Vergrößerung von El Hierro habe ich die ungefähre Lage des Eldiscreto eingezeichnet. Unser Vulkan liegt auf einem Unterwasser Bergrücken, der sich ca. 40 - 50 km nach Süden erstreckt. El Hierro im Vergleich dazu hat eine N/S Ausdehnung von 24 km und eine Breite von 19 km.
Heute im Laufe des Tages sollen die neuen Detailkarten der Forschungsschiffe veröffentlicht werden. Aus Vorabinformationen ist bereits zu hören, daß unser Eldiscreto mehr in die Breite und weniger in die Höhe gewachsen sei.


Dienstag, 6. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - der Eldiscreto schläft nicht

NEWS: 11.23 Uhr - qualmende Lavabrocken erscheinen wieder an der Meeresoberfläche


Wer glaubt unser Vulkan Eldisceto habe sich in der Feiertagswoche (heute ist Verfassungstag und am Donnerstag "Marie Empfängnis") zur Ruhe gelegt, sieht sich getäuscht. Diese INVOLCAN Aufnahme entstand gestern am Montag, dem 5.12.11 aus dem Guardia Civil Helikopter beim Überflug. Wie bereits vermutet trat aus dem Vulkanschlund gestern Vormittag eine größere Menge magmatisches Material aus. Gase verfärbten zunächst das Meer grün, das sich dann gegen Mittag bräunlich färbte. Dies deutet auf den vermehrten Austritt von festeren Stoffen, wie Lava und Picon hin.
Wie groß und wie hoch sich inzwischen der Vulkankegel am Meeresgrund aufgebaut hat, sollen bis Mitte der Woche die detaillierten Untersuchungsberichte der eingesetzten Forschungsschiffe zeigen. Davon erhofft sich der Krisenstab (Pevolca) Aufschluss über die Entwicklung und Fakten für seine weiteren Entscheidungen.

Die Erdbeben am Montag lagen alle im Golfobereich (siehe AVCAN Grafik) und waren von schwacher Natur. Ihr Zentrum lag im Bereich der Magma Hauptkammer in ca. 20 km Tiefe. Der kräftigste Erdstoß erfolgte um 6.29 Uhr mit 2,4 RSk. Auch in der vergangenen Nacht gab es wieder leichte Beben. Der Tremor hat sich abgeschwächt, aber die Magma steigt weiter.
Carlos Bernal (unseren Dank) hat sich die Mühe gemacht auf einer Karte den Aktivitätsbereich des Vulkan einzuzeichnen. Unter dem Golfo im Norden liegt die vermutete Hauptkammer mit den derzeitigen Beben. Unter der Insel hindurch führt der Magmakanal bis zur Eldiscreto Eruptionsstelle ganz im Süden. Alte Austrittskrater (beispielhaft zwei eingezeichnet) auf seinem Wege sind verstopft oder für den Magmaaufstieg nicht erreichbar. Nach dieser Überlegung dürften sich auf der Insel selbst, keine neuen "alten" Schlote öffnen.

Der Krisenstab betont, daß die Warnstufen "Rot" für Restinga und "Gelb" für die restliche Insel, aufgrund der weiter andauernden Eruption und der, wenn auch abgeschwächten Beben, aufrecht gehalten wird. Jederzeit könne sich die Situation verschärfen.
Vulkane sind eben nicht berechenbar und können ihr Verhalten innerhalb von Stunden ändern. Trotzdem gibt die jetzige Situation bedingten Anlass zum Optimismus. Bleibt zu hoffen, daß sich unser Vulkan bald entscheidet und El Hierro bis Weihnachten wieder in seine gewohnte Ruhe und Geborgenheit zurück findet. Nichts ist schlimmer als mit ständiger Angst im Nacken leben zu müssen.