Freitag, 25. Mai 2012

El Hierro - die "Crisis" schlägt zu

NEWS:
Gestern um 13.49 Uhr wieder einmal ein kleiner Erdstoß von ML1,3 in 11,7 km Tiefe. Die Lage, auf der IGN Karte gekennzeichnet, lag im Bereich des Eldiscreto. Beben haben inzwischen um El Hierro Seltenheitswert und nähern sich langsam den Normalwerten. Es sind noch unterirdische Verwerfungen und Setzungen die als Nachwehen diese Erdstöße verursachen. Die Episode um den Eldiscreto dürfte damit Geschichte sein. In den nächsten Tagen werde ich noch einmal einige dramatische Höhepunkte aus den vergangenen 10 Monaten Revue passieren lassen.




Binter verlangt Flugzuschläge
Eine ganz andere Geschichte beschäftigt im Moment die Herrenos. Die einzige Fluggesellschaft die El Hierro täglich von Teneriffa 4 bis 5 mal anfliegt, die Binter Airways, verlangt ab sofort einen Aufschlag von 8,00 Euro für den einfachen Flug. Dieser Zuschlag wird fällig, wenn die Maschine nicht voll bzw. kostendeckend besetzt ist. Nachdem jetzt bereits die Fährunternehmen Armas und Fred Olsen ihre Fahrpläne ausgedünnt haben, kommt nun auch Binter. Es sind wirtschaftliche Entscheidungen die jedes Privatunternehmen treffen muß, will es nicht irgendwann in den Ruin fliegen. Die Wirtschaftskrise fordert ihre Opfer. Keine Subventionen - dann teure Flugpreise oder die Verbindung wird gekappt. Zu verwöhnt wurde man auch in der Vergangenheit. Kurz Mal zum Einkaufsbummel in der fast leeren Maschine zu Ikea oder Mercadona nach Teneriffa und Abends wieder zurück. Jetzt werden diese Ausflüge teuerer und es kommt noch weiteres.
Auch die bisher von der Sozialversicherung bezahlten Krankenflüge incl. Begleitperson zur Facharztbehandlung gibt es ab 1.7.12 nur noch gegen Zuzahlung und das wird sicher noch nicht das Ende sein.
Noch bekommen alle Bewohner und Residenten auf Flug- und Fährverbindungen zwischen den Inseln einen Residentenrabatt von 50 %. Auch eine Subvention der Kanarischen Regierung. Schon ist im Gespräch auch hier zu kürzen. Die "Crisis" fordert ihren Tribut.
In den vergangenen 10 oder 15 Jahren haben alle Inseln über ihre Verhältnisse gelebt und diese Geldgeschenke als selbstverständlich und für alle Zeiten festgeschrieben und für völlig normal erachtet. Jetzt bekommt man schmerzlich die Kehrseite zu spüren.
Subventionieren kann ich nur, wenn Geld vorhanden ist - und diese Kassen sind einfach leer.

Donnerstag, 24. Mai 2012

El Hierro - Energie: Planung und Wirklichkeit

NEWS: Eldiscreto schläft - keine neuen Aktivitäten zu beobachten.
13.49 Uhr - Beben von ML1,3 in 11,7 km Tiefe im Süden
Das einmalige regenerative Energieprojekt von El Hierro über das ich bereits mehrfach berichtet und auch über die Jahre begleitet habe, sollte nach der Ausgangsplanung 2012 fertiggestellt werden und ans Netz gehen. Daß Planung und Wunschdenken mit der Realität wenig zu tun hat, möchte ich an diesem Beispiel zeigen. Es handelt sich um das Hauptspeicherbecken oberhalb der Hauptstadt Valverde. Auf großen aufgestellten Tafeln, so fordert das der Geldgeber, werden für alle sichtbar die Rahmenbedingungen schwarz auf weiß verkündet. Projektbeginn im April 2009 und Fertigstellung 15 Monate später, also im Juli 2010.


 ... und diese Aufnahmen entstanden im Juli 2010 und zeigen die Baustelle. Die Erdarbeiten sind noch im vollen Gange und an eine termingerechte Fertigstellung ist nicht mehr zu denken. Wie sieht das dann mit der Finanzplanung aus ? Kalkuliert waren für dieses Becken 5,6 Millionen Euro. Bei einem Gesamtvolumen von 64 Millionen Euro für das Gesamtprojekt.dürften die Vorgaben bei weitem nicht ausreichen. Hier hüllt sich allerdings die Betreiberfirma "Gorona del Viento" in Schweigen. Von fehlenden Mitteln und einer Nachfinanzierung ist nur die Rede. Es müssen also faktisch weitere Millionen gefunden werden, um das Projekt fertig zu stellen. Größter Geldgeber ist auch hier - auch wenn es nicht aus der Tafelbeschriftung hervorgeht - die Europäische Gemeinschaft.
Geschätzt und von "Fachleuten" auch so berechnet, wurde ein jährlicher Strombedarf im Jahre 2015 von 48 GWh. Auf diese Größe ist das ganze Projekt auch ausgelegt. Da kommen natürlich jetzt Zweifel auf, wenn man die jüngste Verlautbarung des Stromlieferanten Endesa vom ersten Quartal 2012 näher anschaut. Die Stromnachfrage auf El Hierro hat sich in den ersten drei Monaten 2012 um 7,5 % gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres erhöht. Verbraucht wurden 11,3 GWh. Hochgerechnet auf das Jahr 2012 sind das bereits 45,2 GWh und das ohne Zuwachsraten.
Wollen wir nur hoffen, daß im Jahr 2015 dann nicht jede zweite Glühbirne heraus gedreht werden muß, um die Stromnachfrage zu bremsen und um das ehrgeizige Projekt nicht zu gefährden.
Stromeinsparmöglichkeiten sind viele vorhanden. Ich frage mich auch oft, warum Caminos (Feldwege), Strandpromenaden und Plätze die ganze Nacht in gleißendes Licht gehüllt werden müssen, wo sie eh niemand nutzt. Ein fragwürdiges Zeichen von Reichtum, Fortschritt und Wohlstand.
Auch wenn sich all diese Kalkulationen als Luftrechnungen heraus stellen sollten, ist dieses Energieobjekt eine der wenigen sinnvollen und nachhaltigen Investitionen auf El Hierro. Hätte man lieber die vielen weiteren EU-Subventionen in ähnliche Dinge gesteckt. Man hätte heute und in Zukunft mehr davon und einige Sorgen weniger.

Ich habe bereits in meinem Buch vor Jahren die volle Einsatzfähigkeit dieses "Perpetuum Mobile" für das Jahr 2015 prognostiziert
Aber egal in welchem Jahr - Ende gut, alles gut. Je früher desto besser .. gut für die Natur und die hier lebenden Menschen.

Mittwoch, 23. Mai 2012

El Hierro - Vulkangeschichte II

NEWS:
Gestern gab es wieder einmal um die Mittagszeit im Golfo einen kleinen Erdstoß von ML1,0 in 16 km Tiefe.

Vulkan San Juan

In Fortsetzung meiner Schilderung um den 1949 ausgebrochenen Vulkan "San Juan" auf La Palma heute einige weitere Details zum Istzustand.
Wie eine Eis- oder Gletscherschicht erscheint auf den ersten Blick eine erstarrte Schichtung am Eingang zum Lavatunnel. Eine Mischung die wahrscheinlich im Lavakanal aufgetrieben wurde und an der Oberfläche schwamm bevor sie erstarrte. Von der Farbe vergleichbar mit den "Restingolitas" vom Eldiscreto, allerdings mit keiner porösen Struktur, sondern glatt wie Eis oder geschliffener Marmor und etwas dunkler. Vom Material könnte es Quarz bzw. Sedimentgestein sein, das genügend Zeit hatte auszugasen und daher nicht die typischen Adern und Kanäle im Innern aufweist. Auch vom Gewicht her tippe ich auf Vollmaterial.


Unzählige kleine Lavaröhren in den Außenwänden des Kanal. Einige nur 50 - 80 cm tief, andere aber viele Meter verlaufend und ohne sichtbares Ende. Die Decken in den Haupthöhlen sind nur wenige Zentimeter dick und extrem Einsturzgefährdet. Das Begehen oder Betreten der oft von außen nicht sichtbaren Schwachstellen, sollte nur in Begleitung eines ortskundigen Führers erfolgen. Oft verbergen sich unter der vermeintlich tragenden Haut 6 bis 8 m tiefe Hohlräume, die bei Belastung einbrechen. Das klang ja auch schon in den Kommentaren an.

Wie in einer Tropfsteinhöhle mit herabhängenden messerscharfen Stalaktiten ist die Höhlendecke behangen. Herabtropfende, heiße und flüssige Lava ist augenblicklich erstarrt. Eine fantastische und bezaubernde Unterwelt wird sichbar. Nur mit Helm und guter Beleuchtung zu betreten!  Der Boden ist übersät von herabgestürzten Trümmerteilen - oft Zentner oder sogar Tonnenschwere Brocken, die überklettert oder umgangen werden müssen. Die Decken und die Wände sind gesprungen und mit großen Rissen durchsetzt. Es besteht Steinschlaggefahr!

Wie eine Bob- oder Rodelbahn verläuft der Lavakanal noch kilometerweit nach unten. Hier stehe ich im offenen Mittelteil. Die gesamte Breite des Lavastrom dürfte hier gut 60 bis 80 m betragen haben.
In den nächsten Wochen habe ich vor, weitere Teile dieses Lavastrom zu erforschen und natürlich darüber zu berichten.

Dienstag, 22. Mai 2012

El Hierro Vulkan - das liebe Geld

NEWS: 13.56 Uhr - leichtes Beben von ML1,0 in 16 km Tiefe im Golfo
Ein neues Video zur Förderung des Tourismus auf der Insel El Hierro hat der Promoter der spanische Tourismusbehörde "Turespana" heraus gebracht. Auch will das Sonderprogramm des Gobierno de Espana (Regierung in Madrid) zur Förderung des Tourismus aufgrund der Vulkankrise u.a. neue Impulse in die Technologie der Informations- und Kommunikationstechnik bringen. Mit der Inbetriebnahme eines kostenlosen Wifi - Internetnetz für Bewohner und Besucher für  schlappe 10 Millionen Euro. Alles schön und gut. - Wie soll aber der Tourist in den Genuss dieser brillanten Technik kommen, wenn es keine oder nur erschwerliche Verkehrswege auf die Insel gibt. Nur vor Ort bringt ihm diese Technik Nutzen.

Ich habe bei diesen Dingen immer das Gefühl, daß man entweder der Zeit weit vorraus ist oder den jetzigen Erfordernissen weit hinterher rennt. Aber selten auf Höhe der Gegenwart.
Es zeigt sich halt doch, daß große Konzerne wie die Telefonica einen guten Draht hat und ihre Lobby direkt an den noch spärlich fließenden Geldquellen es auch versteht, sie für eigene Zwecke erfolgreich anzuzapfen. Hier bleiben die Lokalpolitiker mit ihren Wünschen außen vor und sollten statt zu fordern und zu wehklagen einfach jetzt improvisieren. Vorschläge liegen genug auf dem Tisch. 
Diese Investitionen werden zwar von Madrid finanziert, die späteren Unterhaltskosten und der laufenden Betrieb wird aber bei der Insel und seinen Bürgern über kurz oder lang hängen bleiben. Auch ein jetzt kostenloses Wifi Netz ist kein Perpetuum Mobile. Nicht jetzt erfreut aufschreien, sondern sich auch über die Zukunftskosten Gedanken machen. Nur zu viele Beispiele gibt es bereits auf der Insel, die heute schon einen Großteil des Inselhaushalts auffressen. Ob es der Unterhalt der Strassen, des Tunnels oder des meist geschlossenen Erlebnisbades im Golfo ist um nur einige wenige zu nennen. Viele Fehler der Vergangenheit - die man nicht unbedingt wiederholen muß.

Auch der Präsident der Klein- und Mittelbetriebe "Apyme El Hierro" Hermino Sanches hat inzwischen erkannt, daß die Fluggesellschaft Binter Airways die sich während der vergangenen Vulkankrise als Gönner und Unterstützer der Insel positioniert hatte, dies nur für eigene Werbezwecke gebraucht hat. Jetzt wo man Ideen und vor allem die Hilfe von Binter Airways auch mal andere Wege zu gehen benötigt, wird gemauert und auf Kosten der Insel um Subventionen gepokert. Es geht halt immer um das liebe Geld.

Montag, 21. Mai 2012

El Hierro Vulkan - etwas Zeitgeschichte

NEWS:
Wenn wir in der  vulkanischen Zeitgeschichte 60 Jahre zurückgehen, so können wir heute noch die Ausmasse des Vulkanausbruch San Juan 1949 auf La Palma studieren. Alles ist inzwischen mit einer leichten Patina überzogen, aber der Umfang und die Masse der ausgestoßenen Lava und den Schrecken den dieser Ausbruch damals verursacht haben muß, lässt sich noch gut abschätzen. Hier links stehe ich im Schlackenfeld auf knapp 1400 m Höhe. Messerscharfe Lavabrocken in allen möglichen Formationen erfordern gutes Schuhwerk und Trittsicherheit um nicht in irgendeiner Spalte mit schmerzhaften Folgen zu versinken. Trotz einer meterdicken Lavaschicht erobert sich die Natur ihr Terrain langsam wieder zurück. Selbst im Zentrum des Stromes und an den Seitenrändern wächst wieder die kanarische Pino (Kiefer). Der San Juan hatte drei Austrittsschlote auf 1950 m Höhe. Die Lava ergoss sich bis zur Küste (bei Puerto Naos) ins Meer.

Kleine erstarrte Lava-Seen bilden eine Insel inmitten einer bizarren Landschaft. Diese Plateaus sind fast eben und lassen sich gut begehen. Richtige Kanalssysteme haben sich in den vorhandenen Barrancos gebildet. Hier wurde die dünnflüssige Lava kanalisiert und ist aufgrund des starken Gefälles hinabgerauscht. Diese Kanäle weisen heute eine Tiefe von 6 bis 8 m auf und enden oft in Lavahöhlen. Die längste Lavahöhle haben wir im unteren Sektor des Lavastromes bei dem Ort Todoque mit einer Länge von ca.7 km.