Posts mit dem Label Untersuchungsbericht werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Untersuchungsbericht werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 16. Juli 2012

El Hierro Vulkan - ein ruhiger Sonntag

NEWS:  Ab 11.00 Uhr gilt die AEmet Wetteralarmstufe "orange" für El Hierro. Eine Hitzewelle bis 39° und erhöhte Waldbrandgefahr wird erwartet.
19.00 Uhr - Waldbrand auf La Palma (Westseite oberhalb von El Paso). Die Lage spitzt sich zu. Alle Infos unter http://lapalma7.blogspot.com.es/


So sieht eine internationale Expertengruppe die Ereignisse die zur Eldiscreto Eruption 2011 bei La Restinga geführt haben (Grafik oben). Das Magma hat es damals schon nicht geschafft direkt von der Magmakammer, die in ca. 10 bis 16 km Tiefe lag und liegt, direkt an die Oberfläche aufzusteigen. Über einen Seitenkanal erfolgte dann die Druckentlastung (Pfeil).
Der Forschungbericht wurde von den Universitäten Las Palmas (Torrado/Carracedo/Rodriguez-Gonzales/Soler), Uppsala Schweden (Troll) und München (Wiesmaier) erstellt. Wer es Nachlesen möchte - hier zum Dokument.

Heute haben wir es mit einer ähnlichen Situation nur tiefer bei 20 km zu tun. Auch jetzt scheint es kein Durchdringen zur Erdoberfläche zu geben. Noch besteht auch keine direkte Verbindung zur oben beschriebenen "alten" Magmakammer. Sollte dies erfolgen, dann würde in einigen Wochen oder Monaten Eldiscreto zu neuem Leben erwachen.

Noch ist es aber nicht soweit. Die Beben kommen konstant aus der 20 km Tiefenzone. Der gestrige Sonntag war ein ruhiger Tag mit nur zwei Erdstößen (IGN-Grafik links). Auch heute Morgen bisher ein ML2,0 und 1,8 Beben. Alles scheint sich zu beruhigen, wären da nicht die plötzlich auftretenden Schläge wie am Samstagabend mit ML3,4.

Außer dem Vulkan gibt es aber auch noch andere Dinge die die Kanaren und mich berühren - unsere Bananen.
Auch auf El Hierro werden im Golfotal diese gelben Früchte angebaut. Was zur Zeit aber wieder geschieht, kann ich nicht kommentarlos übersehen. Lesen Sie "Kanarische Bananen auf den Müll" auf meinem La Palma Blog.

Donnerstag, 3. Mai 2012

El Hierro Vulkan - Restingolitas, doch etwas Besonderes

NEWS:

Erst unter dem Elektronenmikroskop ist die genaue Struktur der Restingolitas zu erkennen. Kleine Einschlüsse von Sediment-Gestein. Der Strukturaufbau aus Quarz und viel Platz für Gase. Nach dem Untersuchungsbericht dominiert SiO2 mit einem Gewichtsanteil von 70 -80 %. Während die glasige Beschichtung der Außenhaut es auf 89 % SiO2 bringt. - Zur Erklärung was SiO2 genau ist, bemühen wir Prof. Wikipedia:
"Siliciumdioxid (häufig auch: Silizium- dioxid) ist eine Sammelbezeichnung für die Modifikationen der Oxide des Siliciums mit der Summenformel SiO2.
Im deutschen Sprachraum wird, vorwiegend in der Kautschuk-Industrie, fälschlich für Siliciumdioxid die Bezeichnung Kieselsäure benutzt. Nicht korrekt ist auch die Gleichsetzung von Siliciumdioxid mit Sand. Der Großteil der Sandvorkommen besteht allerdings aus Siliciumdioxid (Quarz), denn er ist nicht nur häufig, sondern auf Grund seiner Härte und seiner chemischen Widerständigkeit besonders verwitterungsbeständig. Siliciumdioxid ist der Hauptbestandteil aller (Quarz-)Gläser."

Abgesehen von Kieselsäure, sind andere wichtige Bestandteile Al2O3 (bis zu 18 % Gew.), Na2O (bis zu 6 % Gew.), und K2O (etwa 5 % Gew.), während die FeO und CaO Inhalte sehr niedrig sind. Die Konzentration einige Spurenelemente ist auch bemerkenswert niedrig, angesichts vor allem ihrer hohen SiO2-Gehalte.
Hier noch eine Tabelle zu den genauen Einzelwerten.


Insgesamt kommt die Expertengruppe zu dem Schluss, daß viele Bestandteile und die Zusammensetzung der Restingolitas auch in vielen gefundenen und untersuchten anderen Lavaproben der Kanaren vohanden sind und es sich um eine typisch kanarische Lava handelt.

"Wenn man die weiße Komponente der Restingolitas in einem Plot vulkanischer Gesteine darstellt, dann zeigen sie die Zusammensetzung von rhyolithischen Vulkanen, aber die entspricht eben sehr nah einem Sandstein…..
Wir haben weitere Analysen im Paper dargestellt, die in unserem Augen beweisen, dass der Ursprung sedimentär ist und nicht eine differenzierte Schmelze." - so Dr. Ulrich Küppers.

Aber einige kleine Besonderheiten sind nur im Auswurfmaterial des Eldiscreto vorhanden und wenn es nur das Aussehen ist - und diese Kleinigkeiten machen ja bekanntlich den Unterschied aus. 
Deshalb trägt diese Lava zu recht den Namen: Restingolita
Auch wenn uns der Eldiscreto nicht viel hinterlassen hat, so können wir zumindest einige besondere Lavabrocken als Zeitzeuge und Erinnerung in den Händen halten.

Jetzt hoffe ich, daß ich einigermaßen verständlich den Untersuchungsbericht wiedergegeben habe. Besonderen Dank an den Vulkanologen Herrn Dr. Küppers von der Munich University (LMU).
Wer an weiteren Einzelheiten interessiert ist, hier der Link zum engl. Solid Earth Untersuchungsbericht

Hiobsbotschaften von der Insel:

Während der Eldiscreto sich gestern ruhig verhielt, wurden neue Zahlen vom Arbeitsmarkt veröffentlicht.
Die Arbeitslosenquote auf El Hierro liegt im 1. Quartal 2012 bei 31,78 %. Laut Istac Statistik ist das ein Anstieg von 4,6 % gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damit liegt El Hierro aber noch lange nicht an der Spitze. Schlechter ergeht es Lanzarote mit 34,94 % Arbeitslosen. Die geringste Arbeitslosenquote hat Teneriffa mit 30,58 %. Ganz schlimm die Jugendarbeitslosigkeit (bis zu 25 Jahre) mit mehr als 52 %.
Zahlen, die man vielleicht im tiefsten Afrika vermuten könnte - wir sind aber in Europa. Im ehemaligen EU Musterland Spanien.
Es ist schon mehr als bedenklich, einfach katastrophal wie schnell und tief die spanische Wirtschaft abstürzt. Nicht die "Vulkankrise", sondern eine total fehlgesteuerte spanische Wirtschaftspolitik sind der Auslöser - aber dazu hatte ich mich vor Tagen bereits ausführlich ausgelassen.

So und was beschäftigt zur Zeit die Inselregierung von El Hierro.

Das Cabildo von El Hierro hat sich bei Google wegen fehlerhafter Bezeichnungen von Orts- und Gemeindenamen der Insel in den Kartendiensten Google Maps und Google Earth beschwert; die Gemeinde El Pinar fehlte auf den Karten sogar vollständig.
Alpidio Armas, Inselpräsident von El Hierro, unterstrich die Wichtigkeit der korrekten Daten, da die Insel bereits seit dem 15. September 2007 drei Gemeinden habe, Valverde, La Frontera und El Pinar und dies bei Google bisher nicht berücksichtigt wurde.
Außerdem bekräftigte Armas die Wichtigkeit der korrekten Bezeichnungen, so heiße seine Insel nicht Hierro, wie es oft falsch wiedergegeben werde, sondern El Hierro, mit dem Artikel, so wie es auch bei La Frontera der Fall sei.
Nun hat das Unternehmen reagiert und baldige Korrekturen versprochen - nachzulesen im Wochenblatt

Nicht falsch verstehen - das sollte nicht als Kontrastprogramm gegen die Krise dienen. Aber auch das Cabildo ist jetzt hilflos. Sicher werden kleine Werbeveranstaltungen in Supermärkten auf Gran Canaria gestartet. Alles aber nur ein Tröpfchen auf den heißen Stein. Jetzt ist es dafür zu spät.
Hätte man lieber in der Vergangenheit keine "Schlösser" und andere Prestigeprojekte gebaut und lieber an die Zukunft gedacht, dann wäre wahrscheinlich vieles milder ausgefallen. Das ist meine Überzeugung!

Dienstag, 1. Mai 2012

El Hierro Vulkan - Experten Bericht

NEWS:
Ein neues Beben an der Westspitze des Golfotales.
Um 1.28 Uhr in der Nacht des 1. Mai mit ML1,6 in 18 km Tiefe. Bereits das zweite Beben innerhalb weniger Tage an dieser ungewöhnlichen Stelle vor der Inselspitze. Lagen bisher alle Erdstöße im Golfokessel bzw. Richtung Süden, so hat sich bereits am 28.4. an der Westspitze ein Erdstoß in nur 1,3 km Tiefe ereignet. Bleibt zu beobachten ob es nur ein Zufall oder der Auftakt für weitere Beben sein wird. Nach meiner Einschätzung liegt das Ausgangszentrum am westlichen Rand oder sogar außerhalb der vermuteten Magmahauptkammer unter dem Golfo.
Die 4. Mission der Atlantic Explorer geht zu Ende. Wie zu hören ist, treten in Intervallen noch große Gasmengen und auch Aschepartikel aus dem Eldiscretoschlund aus. Die grüne Meeresverfärbung wird durch Stickstoffoxide verursacht. Schwefel ist in den Gasen kaum noch vorhanden. Der Ph-Wert des umgebenden Meereswasser liegt am Morgen bei 7,0 und am Nachmittag bei 7,5 Ph und wird durch das CO² Gas verursacht. Der Normalwert des Atlantikwasser liegt bei 8,2 Ph. Das Kohlendioxid (CO²) ruft die aufsteigenden Gasblasen hervor, die auch bei den Sonarmessungen als hervorquellende Wolke zu erkennen waren. Durch den hohen CO² Gehalt wird Sauerstoff verdrängt, was in einem Radius von 20 bis 30 m um die Eruptionstelle das Sterben der Jungfische auslöst.
Jetzt liegt auch das Untersuchungsergebnis einer internationalen Expertengruppe von Wissenschaftlern vor, die gemeinsam ihre Einschätzung zum Eldiscreto Ausbruch zu Papier gebracht haben. Bekannte Vulkanologen wie Dr. I.C. Carracedo von der Uni Las Palmas oder Dr. Ulrich Küppers von der Experimental & Physical Volcanology der Uni München - der mir freundlicherweise dieses Dokument zur Verfügung gestellt hat - haben daran mitgewirkt. Zum Vergrößern bitte Bild anklicken.


Nach der Grafik liegt die Magmakammer die den Eldiscreto im Süden speist in einer Tiefe von 7 bis 8 km. Direkt unter einer 1 - 2 km dicken Sedimentschicht aus alten Ablagerungen. Diese Sedimentschicht wir durch die extreme Hitze aufgeschmolzen und es lösen sich Sedimentbrocken, die als "Restingolitas" bekannt wurden. Der Magmanachschub selbst kommt aus dem Erdmantel der 15 km und tiefer liegt. Über einen eng begrenzten Magmakanal steigt die flüssige Magma zur Erdoberfläche und tritt am Meeresboden vor La Restinga aus. Auch die Zusammensetzung der "Restingolitas" wurden näher untersucht. Darauf werde ich Morgen näher eingehen.