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Mittwoch, 18. Juni 2014

Vulkan - Neues Leben entsteht

Vulkane geben und der Mensch zerstört

Durch die Eruption des Eldiscreto im Süden von El Hierro im Jahre 2011 wurde im weiten Umkreis die Unterwasser Tierwelt und Flora zerstört. Die extremen Gas- und Temperaturwerte sowie die teilweise meterdicken Lavaablagerungen auf dem Meeresgrund überlebten die wenigsten Spezies. Jetzt knapp 3 Jahre später hat sich die Unterwasserwelt regeneriert und neue Fisch- und Schalenarten haben sich angesiedelt.
"Ruscina Akaiumui" - ein Weichtier, eine bisher unbekannte Schneckenart wurde von einem Team von Wissenschaftlern im Krater des Eldiscreto entdeckt und auf diesen Namen getauft. Somit haben wir jetzt insgesamt 63 unterschiedliche Schnecken auf den Kanaren. 10 Schnecken mit Gehäuse und 53 Nacktschnecken.

Vulkane nehmen nicht nur, sondern geben auch Leben. Durch den reichlichen Auswurf von Mineralien entstehen im Laufe von Jahren fruchtbare Böden, die auch eine reiche Flora entstehen lassen. Hier dauert es allerdings etwas länger bis sich die Lavaschichten zersetzen und umgewandelt haben. Neues fruchtbares Ackerland war auch in der Vergangenheit der Grund, warum sich die Menschen um einen todbringenden Vulkan scharrten.

Die Natur richtet wieder alles - fast alles. Wenn der menschliche Geist allerdings einwirkt, können sich zunächst als Fortschritt angesehene Entwicklungen, schnell in das Gegenteil umkehren.  Rund 160 Millionen Tonnen Abfall liegen nach Expertenschätzungen auf der wohl größten Mülldeponie der Welt - am Meeresgrund. Hier links eine Bierdose in 950 Meter Meerestiefe, aufgenommen von einem ROV eines kalifornischen Forscherteam. Metall und Plastik braucht ohne Sonnenlicht mehrere hundert Jahre bis es sich auflöst und zersetzt.

Plastikplanen (Foto: NOAA) oder Fischernetze, Wasserflaschen  und Einkaufsbeutel sind nicht nur eine Gefahr für die Meeresbewohner, sondern gelangen auch in die menschliche Nahrungskette zurück. Bis vor wenigen Jahren war es auch üblich, Giftmüll oder radioaktive Abfälle einfach in das Meer zu kippen.
Nach dem Motto: "Aus den Augen aus dem Sinn". Es lagert dort unten eine Zeit - bis es sich wieder zurückmeldet.
Gerade Erdölprodukte wie Plastik liegt in großen Mengen auf dem Meeresgrund. Das CAMR-Institut schätzt den weltweiten Plastikanteil im Meer auf 32 %. Metall liegt bei 23 %. Jeder Europäer verbraucht im Jahr rund 200 Plastiktüten. Fast jedes heutige Lebensmittel ist in Plastik eingehüllt, die Kleidung besteht zum Teil aus Kunstfasern. Schauen Sie sich nur auf ihrem Schreibtisch jetzt einmal um. Der Computer aus Kunststoff, die Schreibunterlage darunter, der Kugelschreiber und darauf wo Sie vielleicht gerade sitzen ... und sicher vieles mehr. Ein Teil davon wird recycelt und der Rest in ein fernes Land exportiert um dann im Meer zu verschwinden. Das ist heute leider immer noch in vielen Ländern der normale Kreislauf.




 
 
Besonders gefährlich sind die Plastikrückstände. Plastik zerfällt im Laufe der Zeit in immer kleinere Stücke. Es treibt wie hier links mit der Meeresströmung. An diese millimeterkleinen Teilchen lagern sich  bevorzugt fettlösliche organische Schadstoffe, wie PCB oder Dioxine an. Die Meeresbewohner nehmen diese "giftigen" Plastikteilchen auf und gelangen so in die Nahrungskette. In Langusten und Fischen aus der Nordsee wurde bereits Mikroplastik nachgewiesen.

Bis in den Nanobereich (griechisch Zwerg) passieren diese Rückstände die heutigen Filteranlagen und kommen dann als Trinkwasser aus dem Wasserhahn. Erst vor Kurzem wurden bei Trinkwasseruntersuchungen Pharmarückstände im Nanobereich (als Teil einer Maßeinheit den milliardsten (10−9) Teil) in Deutschland entdeckt. Diese Nanopartikel lagern sich im menschlichen Gewebe ab und können bei entsprechender Konzentration Schäden oder Krankheiten auslösen.

Eine private Organisation auf den Kanaren, die S.O.S. Oceanos aus Las Palmas de Canaria, beschäftigt sich seit Jahren mit der zunehmenden Meeresverschmutzung und versucht mit ihren Mitteln auf die Folgen hinzuweisen.
Es ist im Grunde ein Familienbetrieb den ich während der Eldiscreto Eruption auf El Hierro kennengelernt habe. Mit dem Forschungsschiff Atlantic-Explorer in Zusammenarbeit mit der Universität Las Palmas wurden Meeresuntersuchungen um den Eruptionsherd durchgeführt.

Ich hatte damals Gelegenheit an Bord zu gehen - hier der Beitrag "Die Atlantic-Explorer" vom 27.07.2012 und die Webseite S.O.S. Oceanos

Das Archiv erweist sich übrigens jetzt nach 3 Jahren mit fast 900 Beiträgen als interessantes Nachschlagewerk. Zum Archiv gelangen Sie links in der Seitenleiste über den schlichten Button "Archiv durchsuchen", ein Stichwort eingeben und die mit diesem Wort verknüpften Beiträge werden angezeigt.

Freitag, 27. Juli 2012

El Hierro Vulkan - die Atlantic Explorer

NEWS:
14.12 Uhr - neues Beben mit ML2,1 in 20 km Tiefe unter dem Berg Tanganasoga
In den vergangenen 24 Stunden hatten wir 5 erwähnenswerte Beben bis ML2,1 in 13 bis 23 km Tiefe. Die Avcan Karte zeigt die Lage und Verteilung von der Westspitze bis kurz vor La Restinga. Der weiße Kreis ist das Gebiet mit der beobachteten Meeresverfärbung am vergangenen Montag. Die verwirrenden IGN Angaben der letzten Tagen hatten wohl technische Ursachen und wurden inzwischen weitgehendst behoben. Übrig blieb ein Erdstoß in 1 km Tiefe am Westzipfel, der wohl eine Setzungserschütterung war. Auch der Auslöser für die Meeresverfärbung konnte nicht festgestellt werden.

Wie versprochen möchte ich nun noch einige Eindrücke meines Besuches auf dem Forschungsschiff Atlantic Explorer beisteuern. Das Schiff das vielen von den letzten Monaten bekannt ist, führt diese Woche eine neue Kampagne um den Eldiscreto durch. Untersucht werden alle relevanten Punkte wie Wasserqualität, Sauerstoff-, Kohlendioxid - oder Schwefel Gehalt und die Unterwasser-Flora und Fauna. Es geht darum Veränderungen und die Weiterentwicklung der Unterwasserwelt nach der Eruption zu untersuchen und zu dokumentieren. Dazu kommen Wissenschaftler der Universität Las Palmas mit an Bord.
Der Kapitän Tomas von S.O.S. Oceanos hat sich sehr viel Zeit genommen uns ausführlich jeden Winkel seines Schiffes zu zeigen. Sein Vater, der Gründer der Organisation S.O.S., hat sein Kapital und seine ganze Kraft in die Erforschung und den Schutz des Meeres investiert. Überhaupt besteht die ganze Besatzung aus Familienmitgliedern (Bruder, Schwester) und Freunden. Die technische Ausrüstung und das Schiff wird von der Firma Qstar aus Barcelona gestellt. Ein Unternehmen das sich mit der maritimen Ausrüstung von Reedereien und Forschungseinrichtungen beschäftigt. Früher war die Atlantic Explorer ein britisches Marine Schiff, das nach dem Kauf entsprechend umgerüstet wurde.

Da die Atlantik Explorer erst kurz vor unserem Besuch in La Restinga einlief, war noch viel Ausrüstung seefest verpackt und verzurrt. Die Besatzung machte sich aber trotzdem die Mühe die Gerätschaften auszupacken und zu zeigen. Wie hier oben eine Universal Plattform mit der Wasserproben in unterschiedlichen Tiefen entnommen und Temperatur- und Gasmessungen vorgenommen werden können oder auch der Blick in die kleine Kombüse und Kabinen.
Besonders für mich interessant war natürlich der Unterwasser-Roboter (ROV) mit dem schon eine Reihe von beeindruckenden Eldiscreto Videos gedreht wurden. Ein italienisches Fabrikat, kleiner wie ich mir dieses Gerät eigentlich vorstellte, mit seiner Linse (Foto unten) den beiden Suchscheinwerfern links und rechts. Mehrere kleine Propellerantriebe erzeugen den Vor- und Auftrieb. Dieser ROV lässt sich um jede Achse beliebig steuern und ist mit einem Spezialkabel, das wohl sehr teuer und schlecht zu bekommen ist, während der Unterwassermission mit dem Mutterschiff verbunden.
Der Kapitän erläuterte, daß es um den Eldiscreto eine extrem magnetische Anomalie gebe, die die exakte Ausrichtung des ROV sehr erschwere. Derart starke magnetische Abweichungen habe er noch bei keiner anderen Mission erlebt. Es müsse wohl mit der stark eisenhaltigen Lavazusammensetzung in Verbindung gebracht werden. Er sei auf jeden Fall immer wieder froh, wenn das edle und teure Gerät wieder unversehrt an Bord gehievt werde.


Im Bauch des Schiffes im Unterdeck befindet sich das eigentliche Herzstück - die Kommandozentrale.
Ausgerüstet mit modernen Computer- und Steuerungsanlagen wird von hier jede Mission gesteuert und überwacht. Verstärkt durch Wissenschaftler der ULPGC soll diese Woche das vorgesehene Forschungsprogramm durchgeführt werden. Ein großes Labor ist nicht an Bord. Nur kleinere Untersuchungen können direkt vorgenommen werden. Alle Proben gehen anschließend weiter zum Laboratorium der Universität Las Palmas auf Gran Canaria.
An dieser Stelle noch einmal meinen Dank an die nette und sehr aufgeschlossene Besatzung von S.O.S. Oceanos auf der Atlantic Explorer. Vielleicht kann ich in naher Zukunft selbst mal eine Mission begleiten und darüber berichten. Warten wir es einfach mal ab.


An diesem Wochenende findet im Hafen von La Restinga die 15. Open-Fotosub statt. Eine Unterwasser Video Meisterschaft an der 30 Taucher von 9 Verbänden teilnehmen. Auch aus England, Frankreich und Italien sind Teilnehmer angereist.
Es geht darum ein Unterwasser-Video in einer vorbestimmten Zeit aufzunehmen, das dann im extra aufgebauten Festzelt im Hafen begutachtet und bewertet wird. Im letzten Jahr musste wegen der Eldiscreto Eruption diese Veranstaltung ausfallen.
Wer einen Blick auf das Programm werfen möchte - hier Open-Fotosub