Mittwoch, 5. September 2012

El Hierro Vulkan - Erdstoß in 2 Kilometer Tiefe

NEWS:

Heute Morgen erstmals ein Beben an Land in nur 2 Kilometer Tiefe. Ein Erdstoß von ML1,8 um 2.13 Uhr unter den Abhängen des El Julan auf der Südseite (grüner Pfeil). Es ist genau auf der Achse Sabinosa ca. 1,5 - 2,0 km Richtung Süden, so wie ich es gestern beschrieben hatte. Das war jedoch nicht das einzige Beben heute Nacht. Insgesamt gab es 9 Erdstöße innerhalb von 3 Stunden zwischen 00.25 Uhr und 3.14 Uhr.


 
Der Schwerpunkt liegt weiter im Golfo bei Sabinosa in ca.10 km Tiefe. Auf der Avcan Karte links ziehen sich die Beben wie eine Gerade von der Golfoküste unter dem Ort Sabinosa, dem Bergkamm Richtung Süden. Auch gestern am Dienstag wurden 9 Beben verzeichnet. Es ist im Moment etwas schwierig aus den Seismografen Aufzeichnungen der IGN jedes Beben zu erkennen. Das einsehbare Gerät war gestern komplett ausgefallen und ist so justiert, daß heute Morgen z.B. kein einziges Beben auf den ersten Blick zu erkennen ist. Auch werden in der Kurzaufstellung nur Beben ab ML1,5 gelistet. Es muß dann schon etwas tiefer in das System eingedrungen werden um Einzelheiten zu finden. Nachfolgend die Gesamtaufstellung der Beben von heute Morgen.
 
 
Zur Berechnung der Magnitude und der Bebenstärke habe ich hier noch eine verständliche Erklärung bei Spiegel bzw. Wikipedia gefunden:

Die Stärke eines Erdbebens wird mit Hilfe der Richterskala und anderer Skalen beschrieben. Der jeweils angegebene Wert, die Magnitude, kennzeichnet dabei die freigesetzte Energie.

Mittels Seismografen werden die Maximalamplituden (also die Ausschläge der Nadel) bestimmt, die umgerechnet von Erdbeben in 100 km Entfernung erzeugt worden wären. Der dekadische Logarithmus der gemessenen Maximalamplituden ergibt die Magnitude. Die Erhöhung der Magnitude um 1 bedeutet dabei eine 33-fach höhere Energiefreisetzung – ein Erdbeben der Magnitude 5,0 ist also 33-mal so stark wie eines der Magnitude 4,0. Die Skala wurde 1935 von Charles Francis Richter und Beno Gutenberg am California Institute of Technology entwickelt.

Genau genommen werden Erdbebenstärken jedoch heute in der Moment-Magnituden-Skala angegeben. Sie berücksichtigt neben der Energie auch die Größe des gebrochenen Gesteins. Die Bruchfläche lässt sich aus der Erdbebenmessung vieler Seismografen berechnen.

Dienstag, 4. September 2012

El Hierro Vulkan - Sabinosa der Ort der Querdenker

NEWS:
18.45 Uhr: Beben von ML2,0 in 10 km Tiefe im Golf/Sabinosa


Der Blick vom Glockenturm in Sabinosa über das Golfotal nach Norden. In der Ferne im Dunst sind noch die Felstürme von Los Roques de Salmor aus zumachen. Heute zunächst einige Eindrücke von diesem kleinen Örtchen am Südwest Ausgang des Golfotales in ziemlich abgeschiedener Lage. Hier ereignen sich also seit Tagen eine Vielzahl von Beben. Sabinosa - der Ortsname ist vom Baum, dem Wacholder- gewächs Sabinar abgeleitet, ist das für mich urtümlichste Pueblo auf El Hierro. Es sind persönliche Erlebnisse die ich im Laufe der Jahre hier und nicht nur hier sondern mit Bewohnern aus Sabinosa auch auf La Palma erlebt habe.

Verträumte, urige und enge Gässchen machen den Ort sympathisch und vermitteln noch mehr Ruhe. Hier ist die Zeit einfach stehen geblieben. Sabinosa war früher der Ort der "Querdenker" um es etwas gewählt auszudrücken. Menschen die man nicht unbedingt als direkten Nachbar wollte, durften oder mussten sich dort ansiedeln. Das hat natürlich auch Besonderes hervorgebracht. Bekannte Chronisten, Geistliche oder auch die bekannte Sängerin Valentina Hernandez, besser bekannt als Valentina von Sabinosa. Sie hat die Herrena Folklore nicht nur auf den Kanaren, sondern in ganz Spanien populär und bekannt gemacht. Ihr zu Ehren wurde in Sabinosa eine Straße benannt. Auch Javier Morales der Visionär und Vordenker des Regenerativen Energieprojekt "Gorona" stammt aus Sabinosa. (Karin hatte gestern schön sein Hobby beschrieben).
 
Im Hindergrund des Ortes baut sich die steile Felswand des Tanganasoga auf. Die Riefen und Rillen sind keine Wanderwege sondern im Winter nach ausgiebigen Niederschlägen Wasserläufe und natürlich vorgegebene Bahnen für Stein- und Erdrutsche. Der Blick Richtung Meer (unten) zeigt das Heilbad "Pozo de la Salud" (rotes Haus) und im Hindergrund den Westzipfel "Punta de La Dehesa" mit dem kleinen Sandstrand Arenas Blancas.


Hier haben sich also gestern wieder 11 Erdstöße bis ML1,8 in 10 km Tiefe ereignet. Heute Morgen bisher 4 Beben mit bis zu ML1,7. Alles noch im Grunde schwache Beben die auch noch in "sicherer Tiefe" agieren. Solange das Magma in 9 bis 10 km Tiefe zirkuliert besteht im Golfo keine Gefahr einer Eruption. Von hier aus ist es allerdings auch nicht mehr sehr weit bis zur Südküste. Nur wenige Kilometer Luftlinie trennen Sabinosa von El Julan. Fast unbemerkt hat die IGN ein Beben vom vergangenen Sonntag um 3.10 Uhr in Nähe des Eldiscreto neu berechnet und herauf gestuft. Es war ein Erdstoß mit ML2,3 in nur 4 km Tiefe (Danke an Moni).
 

Werfen wir noch einen Blick auf die Grafik der Nagoya Universität über die aktuelle Bodenverformung. Es ist nur eine sehr ungenaue und grobe Grafik die anhand der GPS- Messdaten von den Japanern erstellt wird. Es zeigt aber den Trend doch deutlich. Seit dem Bebenschwarm von Ende Juni 2012 hat sich die Insel auf jetzt 6 bis 7 cm angehoben. Sie schwimmt also förmlich auf der Magma und bewegt sich auch um 7cm Richtung Norden und 5 cm nach Osten. Kleine tägliche Schwankungen ändern an dieser Trendlinie wenig. Der Druck im Untergrund hat sogar, wenn ich es richtig interpretiere, etwas zu genommen. Global betrachtet ist das nur eine geringe Verformung. Für die Kanaren - und wir verfügen nur über wenig Erfahrungswerte, aber schon beachtlich.
 
Und zum Abschluss noch ein Bericht eines Tauchers aus Luzern zur aktuellen Situation um La Restinga  - "Die Unterwasserwelt" .

Montag, 3. September 2012

El Hierro Vulkan - Sabinosa bleibt im Zentrum

NEWS:
6.13  Uhr - Beben von ML1,5 in 10 km Tiefe im Golfo
8.38  Uhr - Beben von ML2,0 in 18 km Tiefe an der Westspitze

Das ist in etwa die Linie wo sich auch in den letzten 24 Stunden die meisten Beben ereignet haben. Von den Hängen des Tanganasoga nördlich am Ort Sabinosa vorbei bis zur Küste. 17 Erdstöße wurden hier in 9 bis 10 km Tiefe am Sonntag gezählt. Davon 4 Beben mit mehr als ML1,5. Um 22.36 Uhr das Stärkste mit ML2,0. Auch heute Morgen bereits wieder 5 neue Erdstöße. Um 5.25 Uhr ein Erdstoß von ML1,8 in 11 km Tiefe. Auf der Inseloberfläche ist von all dem nichts oder nicht viel zu verspüren. Nach meinen Informationen ist auch kein Schwefelgeruch wahrzunehmen. Im Süden (blauer und grüner Punkt) gab es ebenfalls wieder 2 Beben. Hier allerdings in größeren Tiefen um die 16 km.
 
Auf dem Histogramm der letzten 10 Tage (unten) ist das nun schon typische Auf- und Abschwellen der Beben gut zu erkennen. Zu oft haben wir im vergangenen Jahr diese Zyklen beobachten können. Rückschlüsse oder gar Prognosen lassen sich davon nicht ableiten. Es bleibt vielleicht fest zuhalten, daß sich die derzeitige Vulkanaktivität um Sabinosa in ca. 10 km Tiefe fest gefressen hat. Der Berg Tanganasoga war in den letzten 14 Monaten immer schon das Zentrum und Ausgangspunkt fast aller Aktivitäten. Von hier aus streuen und verteilen sich alle bisher erlebten Ereignisse. Auch die Eruption des Eldiscreto im Süden.
Ob nun die Magma und die damit verbundenen Beben weiter zur Erdoberfläche vordringen oder wieder ganz verstummen - das ist die große Frage ???  Dies kann zur Zeit Niemand beantworten. Auch nicht die Wissenschaft, wie mir gestern erst wieder ein Vulkanologe bestätigte. Auch für die Fachleute ist El Hierro Neuland - zumindest auf den Kanaren. Es kann aber erstmals fast lückenlos dokumentiert und beobachtet werden, wie sich ein über hunderte Jahre "eingeschlafener" Vulkan wieder mit Leben füllt. Früher - auch 1971 beim Teneguia-Ausbruch auf La Palma - hatte man noch nicht diese technischen Vorraussetzungen.
Hier noch ein kleiner Nachtrag von Karin zum Dorf-Alltag in Sabinosa:
 

Samstag Abend in Sabinosa

Gestern Abend fand in Sabinosa das Abschlusskonzert von Bimbache open Art statt. Die Stimmung auf dem kleinen Dorfplatz war aeusserst entspannt und sehr familiaer. Bei angenehmen Temperaturen und Vollmond liessen sich auf unaufdringliche Art und Weise das recht gemischte Publikum und die Dorfgemeinschaft von dem faszinierenden Musiker Rogelio Botanz von Teneriffa und seiner bunten Truppe mitreissen. Er traf genau den richtigen kanarischen Ton zu Ehren der verstorbenen, volkstuemlichen Saengerin Valentina aus Sabinosa.

Es wurde gesungen, gegeigt, Gitarre gespielt, gepfiffen, z.T. recht gewagt improvisiert und so das Jazzige mit dem Traditionellen vereint - Musik zum Erleben die unter die Haut ging. Zu den Klaengen der Tambores (Trommeln) und dem Gesang eines jungen Maedchens tanzte die Folkloregruppe des Ortes in zivil, ohne die typischen Trachten, und selbst aeltere Frauen standen von ihren Platzen auf und setzten perfekt und mit leuchtenden Augen ihre Schrittfolgen. Den Solopart, bei dem tanzend und Grimassen schneidend eine Frau versucht dem Mann seinen Hut vom Kopf zu schlagen, der bei keiner Vorstellung fehlen darf, da eine Art Sabinosa-typische Balz, legten gekonnt Javier Morales und seine(Tanz)Partnerin aufs Parkett. Ich bin auf El Hierro zum bekennenden Folklorefan geworden und fuer mich ist das Bimbachefestival das musikalische highlight des Jahres, es war ein unvergesslicher Abend und ein wuerdiger Abschluss der brillianten Veranstaltungen. Mehr unter (www.bimbache.info).

Der Vulkan? Klar macht man sich in Sabinosa seine Gedanken, trotzdem gelingt es den Menschen sich dem Moment hinzugeben und ihn zu geniessen.
 

Sonntag, 2. September 2012

El Hierro - nur Visionen bringen Fortschritt

NEWS:

Auch heute geht es weiter wie schon seit Tagen. Leichte Beben mit Schwerpunkt im südlichen Golfo um Sabinosa. In den vergangenen Nachtstunden bereits 3 Erdstöße im Westen bis ML1,5 in 10 km Tiefe und ein Beben im Süden (Tiefe noch nicht ermittelt).

Das Regenerative Energiekonzept (Teil V) - Der Visionär


Heute möchte ich Ihnen den Initiator und Gründer des Energieprojekt "Gorona" Javier Morales aus Sabinosa vorstellen. Ohne seine Vision und sein Durchhaltevermögen wäre auf El Hierro dieses einmalige Projekt "100% Strom aus regenerativer Energie" nie gestartet worden. Javier Morales ist heute Senator im Canarischen Parlament und vertritt als Mitglied der nationalen A.H.I. (Asamblea Herreno Independiente) - einer El Hierro Partei -  die Interessen seiner Insel. Während seiner Amtstzeit als Wirtschaftsdezernent und langjähriger stellvertretender Inselpräsident von El Hierro wurden die entscheidenden Weichen gestellt.

Ich hatte Gelegenheit mich mit ihm in Valverde in einem langen Gespräch ausführlich über seine Idee, die Umsetzung und seine weiteren Visionen zu unterhalten. Nicht weil ich darüber berichten wollte (das vielleicht auch), sondern weil es mich persönlich sehr interessiert. Wie schafft es ein Mensch - ein Einzelgänger auf einer doch konservativen und nicht so "aufgeschlossenen modernen" Insel, so ein Riesenprojekt durch zu setzen.

Javier Morales hat als gelernter Agrar-Ingenieur bereits seit den 1980er Jahren sich immer mit dem Gedanken beschäftigt, die auf El Hierro reichlich vorhandene natürliche Energie wie Sonne, Wind oder Gezeiten irgendwie nutzbar zu machen. Es kann nicht sein, daß nur die begrenzt vorhandenen fossilen Brennstoffe die zudem die Umwelt belasten, die einzige Möglichkeit für die kleine Insel darstellen.
Auch der übermässige Einsatz von Kunstdünger und chemischer Unkrautvernichtungs- mittel war ihm ein Dorn im Auge. Er startete in seinen Anfangsjahren mehrere landwirtschaftliche Projekte, die sich mit "biologischem" Nutzpflanzen-Anbau beschäftigten.

Aber erst seine Wahl in politische Ämter verlieh im Macht nun auch praktisch seine Vision durch zu boxen. Nur mit Hilfe des El Hierro Alt-Präsidenten Tomas Padron und des Teneriffa Präsidenten Ricardo Melchior (er regiert als anerkannter Naturschützer Teneriffa mit deutscher Gründlichkeit) fand er Verbündete. Javier Morales betonte mehrfach, daß es nur mit diesem Dreigestirn überhaupt möglich war in Madrid Gehör zu finden.

Viele Gespräche, Verhandlungen und unzählige Bittreisen nach Madrid brachten dann Ende der 90er Jahre den Durchbruch und die erforderlichen Millionen.
74 Millionen Euro soll das fertige Projekt am Ende kosten. Noch liegt man nach Javier Morales in der Kostenkalkulation. Ob es im Endeffekt auch reichen wird, das wird man sehen.
Er rechnet noch mit einer Bauzeit von 6 bis 12 Monate. Zur Zeit werde die Verbindung zwischen den mechanischen Komponenten der Anlage mit dem "elektrischen" Teil durchgeführt. (darüber hatte ich berichtet).
Das obere Speicherbecken sei so ausgelegt, daß bei völliger Windstille und keiner Wasserförderung die im Wasser gespeicherte Energie für 4 Tage für die Stromerzeugung ausreiche. Durch Tests, Untersuchungen und Berechnungen sei diese Reserve völlig ausreichend. Bei einem evtl. Engpass könnte dann immer noch das alte Kraftwerk die Zeit überbrücken.

Ob denn durch die Inbetriebnahme von "Gorona" der Strompreis auch für die Herrenos günstiger würde? .... diese Antwort und noch einiges mehr in den nächsten Tagen.

Samstag, 1. September 2012

El Hierro Vulkan - ein Wechselspiel

NEWS:
Nachdem wir gestern im Süden vermehrte Beben beobachten konnten, erfolgten in der vergangenen Nacht wieder zwei schwache Erdstöße im Golfo. Um 22.13 Uhr mit ML1,4 (Grafik) in 11 km Tiefe und heute Morgen um 3.10 Uhr mit ML1,6 in 9 km Tiefe. Wie ein Ping-Pong wechseln die Aktivitäten die Fronten. Entsteht im Süden ein Über- oder Unterdruck, versucht das System einen Druckausgleich herzustellen. So könnte man vielleicht physikalisch das Wechselspiel erklären. Zentrum und Mittelpunkt ist immer die Magmahauptkammer die unter dem Golfo bzw. Westzipfel in ca. 20 km Tiefe liegen dürfte. Der in ihr herrschende immense Druck bläht die Insel auf und wölbt die Inseloberfläche immer noch 6 bis 8 cm über dem Normalwert in die Höhe bzw. auch vertikal. Von all dem spürt man auf der Insel selbst nichts. Nur empfindliche Menschen können hin und wieder eine leichte Erschütterung verspüren. Auch die Gaswerte, also der Schwefel- und Kohlendioxid Ausstoss, liegen im Normalmass.

Regeneratives Energie-Projekt  (Teil IV)



Auch im Umfeld des unteren Auffangbecken in La Estaca laufen die Baumaßnahmen zügig weiter. Hier werden zur Zeit die Überlauftrassen und das Bachbett hergestellt. Überflüssiges Wasser nach z.B. starken Regenfällen wird ins Meer abgeleitet. Dazu werden Stollen und Brücken betoniert. In Sichtweite (Bild unten) steht das alte Kraftwerk. Hier wird noch aus Schweröl der gesamte Inselstrom produziert. Nach Inbetriebnahme des Gorona-Projekt dient es nur noch als Ersatzkraftwerk. Große Mengen an Schadstoffen, die heute noch in die Umwelt abgegeben, können so eingespart werden. Das Kraftwerk ist im Besitz von Endesa, das dem größten italienischen Energiekonzern Enel gehört.