NEWS: 17.22 Uhr - die Beben halten weiter an. Der Tremor ist etwas zurück gegangen. Allerdings nimmt die
Bodenverformung stak zu. Der horizontale Anstieg bei einer Messtation im südlichen Golfotal beträgt
jetzt 6 cm. Ein doch überraschender und noch nie gemessener Anstieg, innerhalb weniger Stunden/Tage.
Falls ich mich in den Tagen nicht planmässig melde,liegt es nicht am Vulkan sondern an meiner schlechten Internetverbindung. Auch Mails kann ich im Moment nicht beantworten.

Die Beben halten weiter an. Um 23.45 Uhr der stärkste Erdstoß der Nacht mit
ML3,3 (Grafik). Das Zentrum liegt wie gehabt am Westzipfel der Insel und stabil in 17 bis 21 km Tiefe. Die Verformung der Insel hat weiter zugenommen. Laut Gobierno de Canarias horizontal auf
jetzt 4 cm und vertikal um 4,5 cm. Gestern kam mit der Fähre das mobile Katastrophenzentrum der
"Grupo Emergencia y Salvamento" im Hafen La Estaca an. Ein Großraumbus mit modernen Satelliten-Nachrichten Systemen, Krankenfahrzeuge und die Begleitmannschaft. Auch scheint wieder ein Emergencia Hubschrauber auf dem Flugplatz stationiert zu sein. Die CSIS hat mit dem Geologen Ortiz wieder ihr Beobachtungszentrum in El Pinar bezogen.

Gestern war ich den ganzen Tag direkt im Bebenzentrum. Im Gebiet von
El Julan und La Dehesa. Alles sieht hier ruhig und einsam wie immer aus. Nur ein Touristenpaar aus Nordspanien und erklärte Hobbyvulkanologen und wenige Einheimische liefen mir über den Weg. Kein Wissenschaftler und auch kein Forschungsschiff oder Flugzeug weit und breit waren zu sehen. Eine friedliche Stimmung auf den ersten Blick, wenn ich nicht wüßte was sich im Untergrund zur Zeit so abspielt.

Das Meer vor der Küste mit den üblichen Verfärbungen die durch Meeresströmungen verursacht werden. Keine Anzeichen von Gas- oder Lavaspuren. Verwundert hat mich, daß ich kein einzigen Beben während des gesamten Tages verspürt habe. Es gab zu dieser Zeit eine ganze Reihe von Erdstößen, auch über ML3,0. Allerdings herrschte starker Sturm mit einer lauten Geräuschkulisse und ich fuhr zeitweise mit dem Pkw.

Optisch konnte ich allerdings die Beben sehen. Leichter
Erdrutsch und Steinschlag zwangen mich mehrmals zu stoppen und Umwege zu fahren. Es ist schon etwas unheimlich und sicher auch nicht ungefährlich, wenn aus der Höhe plötzlich Steinbrocken Richtung Straße rollen. Ich denke, daß heute diese Strecke wegen Steinschlaggefahr gesperrt wird.
Messgeräte konnte ich entdecken. Eine Vielzahl von technischen Gerätschaften in der Dehesa und im südlichen Eingangsbereich zum Golfotal sind in der Lavawüste vorhanden. Um welche Armaturen es sich im Einzelnen handelt war für mich nicht aus zu machen. Vielleicht kann ein Fachmann unter den Lesern die Geräte anhand der Fotos identifizieren.

Nach einem längerem Gespräch mit einem Herreno, führte mich dieser nachdem er sich von meinen Insiderkenntnissen überzeugt hatte, in sein Haus. Er präsentierte voller Stolz seinen selbstgebauten
"Seismographen" (Bild unten). Ein simples Glasgefäß und ein Gewicht das an einem Draht links und rechts herunter hing. Schon die geringste Erschütterung und das hat er manuell demonstriert, brachte den Glaskörper laut zum Klingen. Der Clou dabei ist, daß das Glöckchen und das Amulett auf der rechten Seite, geweihte Andenken der Inselheiligen "Virgen de las Reyes" seien müssen. Nur so würde es funktionieren - so die Meinung des Herreno. Auf die Politiker und die Pevolca sei kein Verlass. Sie würden die Bevölkerung mit keinen Informationen und wenn, dann nur mit gefilterten Infos, versorgen. Hier müsse man dann schon zur Selbsthilfe greifen und selbst bestimmen, wann und was das Glöckchen geschlagen hat, um die Koffer zu packen und die Gegend zu verlassen.
Das war vielleicht gestern mein interessantestes Erlebnis in der südwestlichen Einöde.