Mittwoch, 23. Mai 2012

El Hierro - Vulkangeschichte II

NEWS:
Gestern gab es wieder einmal um die Mittagszeit im Golfo einen kleinen Erdstoß von ML1,0 in 16 km Tiefe.

Vulkan San Juan

In Fortsetzung meiner Schilderung um den 1949 ausgebrochenen Vulkan "San Juan" auf La Palma heute einige weitere Details zum Istzustand.
Wie eine Eis- oder Gletscherschicht erscheint auf den ersten Blick eine erstarrte Schichtung am Eingang zum Lavatunnel. Eine Mischung die wahrscheinlich im Lavakanal aufgetrieben wurde und an der Oberfläche schwamm bevor sie erstarrte. Von der Farbe vergleichbar mit den "Restingolitas" vom Eldiscreto, allerdings mit keiner porösen Struktur, sondern glatt wie Eis oder geschliffener Marmor und etwas dunkler. Vom Material könnte es Quarz bzw. Sedimentgestein sein, das genügend Zeit hatte auszugasen und daher nicht die typischen Adern und Kanäle im Innern aufweist. Auch vom Gewicht her tippe ich auf Vollmaterial.


Unzählige kleine Lavaröhren in den Außenwänden des Kanal. Einige nur 50 - 80 cm tief, andere aber viele Meter verlaufend und ohne sichtbares Ende. Die Decken in den Haupthöhlen sind nur wenige Zentimeter dick und extrem Einsturzgefährdet. Das Begehen oder Betreten der oft von außen nicht sichtbaren Schwachstellen, sollte nur in Begleitung eines ortskundigen Führers erfolgen. Oft verbergen sich unter der vermeintlich tragenden Haut 6 bis 8 m tiefe Hohlräume, die bei Belastung einbrechen. Das klang ja auch schon in den Kommentaren an.

Wie in einer Tropfsteinhöhle mit herabhängenden messerscharfen Stalaktiten ist die Höhlendecke behangen. Herabtropfende, heiße und flüssige Lava ist augenblicklich erstarrt. Eine fantastische und bezaubernde Unterwelt wird sichbar. Nur mit Helm und guter Beleuchtung zu betreten!  Der Boden ist übersät von herabgestürzten Trümmerteilen - oft Zentner oder sogar Tonnenschwere Brocken, die überklettert oder umgangen werden müssen. Die Decken und die Wände sind gesprungen und mit großen Rissen durchsetzt. Es besteht Steinschlaggefahr!

Wie eine Bob- oder Rodelbahn verläuft der Lavakanal noch kilometerweit nach unten. Hier stehe ich im offenen Mittelteil. Die gesamte Breite des Lavastrom dürfte hier gut 60 bis 80 m betragen haben.
In den nächsten Wochen habe ich vor, weitere Teile dieses Lavastrom zu erforschen und natürlich darüber zu berichten.

Dienstag, 22. Mai 2012

El Hierro Vulkan - das liebe Geld

NEWS: 13.56 Uhr - leichtes Beben von ML1,0 in 16 km Tiefe im Golfo
Ein neues Video zur Förderung des Tourismus auf der Insel El Hierro hat der Promoter der spanische Tourismusbehörde "Turespana" heraus gebracht. Auch will das Sonderprogramm des Gobierno de Espana (Regierung in Madrid) zur Förderung des Tourismus aufgrund der Vulkankrise u.a. neue Impulse in die Technologie der Informations- und Kommunikationstechnik bringen. Mit der Inbetriebnahme eines kostenlosen Wifi - Internetnetz für Bewohner und Besucher für  schlappe 10 Millionen Euro. Alles schön und gut. - Wie soll aber der Tourist in den Genuss dieser brillanten Technik kommen, wenn es keine oder nur erschwerliche Verkehrswege auf die Insel gibt. Nur vor Ort bringt ihm diese Technik Nutzen.

Ich habe bei diesen Dingen immer das Gefühl, daß man entweder der Zeit weit vorraus ist oder den jetzigen Erfordernissen weit hinterher rennt. Aber selten auf Höhe der Gegenwart.
Es zeigt sich halt doch, daß große Konzerne wie die Telefonica einen guten Draht hat und ihre Lobby direkt an den noch spärlich fließenden Geldquellen es auch versteht, sie für eigene Zwecke erfolgreich anzuzapfen. Hier bleiben die Lokalpolitiker mit ihren Wünschen außen vor und sollten statt zu fordern und zu wehklagen einfach jetzt improvisieren. Vorschläge liegen genug auf dem Tisch. 
Diese Investitionen werden zwar von Madrid finanziert, die späteren Unterhaltskosten und der laufenden Betrieb wird aber bei der Insel und seinen Bürgern über kurz oder lang hängen bleiben. Auch ein jetzt kostenloses Wifi Netz ist kein Perpetuum Mobile. Nicht jetzt erfreut aufschreien, sondern sich auch über die Zukunftskosten Gedanken machen. Nur zu viele Beispiele gibt es bereits auf der Insel, die heute schon einen Großteil des Inselhaushalts auffressen. Ob es der Unterhalt der Strassen, des Tunnels oder des meist geschlossenen Erlebnisbades im Golfo ist um nur einige wenige zu nennen. Viele Fehler der Vergangenheit - die man nicht unbedingt wiederholen muß.

Auch der Präsident der Klein- und Mittelbetriebe "Apyme El Hierro" Hermino Sanches hat inzwischen erkannt, daß die Fluggesellschaft Binter Airways die sich während der vergangenen Vulkankrise als Gönner und Unterstützer der Insel positioniert hatte, dies nur für eigene Werbezwecke gebraucht hat. Jetzt wo man Ideen und vor allem die Hilfe von Binter Airways auch mal andere Wege zu gehen benötigt, wird gemauert und auf Kosten der Insel um Subventionen gepokert. Es geht halt immer um das liebe Geld.

Montag, 21. Mai 2012

El Hierro Vulkan - etwas Zeitgeschichte

NEWS:
Wenn wir in der  vulkanischen Zeitgeschichte 60 Jahre zurückgehen, so können wir heute noch die Ausmasse des Vulkanausbruch San Juan 1949 auf La Palma studieren. Alles ist inzwischen mit einer leichten Patina überzogen, aber der Umfang und die Masse der ausgestoßenen Lava und den Schrecken den dieser Ausbruch damals verursacht haben muß, lässt sich noch gut abschätzen. Hier links stehe ich im Schlackenfeld auf knapp 1400 m Höhe. Messerscharfe Lavabrocken in allen möglichen Formationen erfordern gutes Schuhwerk und Trittsicherheit um nicht in irgendeiner Spalte mit schmerzhaften Folgen zu versinken. Trotz einer meterdicken Lavaschicht erobert sich die Natur ihr Terrain langsam wieder zurück. Selbst im Zentrum des Stromes und an den Seitenrändern wächst wieder die kanarische Pino (Kiefer). Der San Juan hatte drei Austrittsschlote auf 1950 m Höhe. Die Lava ergoss sich bis zur Küste (bei Puerto Naos) ins Meer.

Kleine erstarrte Lava-Seen bilden eine Insel inmitten einer bizarren Landschaft. Diese Plateaus sind fast eben und lassen sich gut begehen. Richtige Kanalssysteme haben sich in den vorhandenen Barrancos gebildet. Hier wurde die dünnflüssige Lava kanalisiert und ist aufgrund des starken Gefälles hinabgerauscht. Diese Kanäle weisen heute eine Tiefe von 6 bis 8 m auf und enden oft in Lavahöhlen. Die längste Lavahöhle haben wir im unteren Sektor des Lavastromes bei dem Ort Todoque mit einer Länge von ca.7 km.

Sonntag, 20. Mai 2012

El Hierro - Kartoffeln aus Israel

NEWS: Alles war gestern ruhig - keine neuen Beben.
Die Landwirtschaft war von je her auf El Hierro die Einkommensquelle. Keine landwirtschaftlichen Großbetriebe, sondern der kleine Bauer rang sich mühsam sein tägliches Brot von den kargen und wasserarmen Böden ab. Erst mit dem regen Aufkommen der Bauwirtschaft vor 15 Jahren - dank den üppigen Subventionen - wanderten viele Landwirte in diesen Wirtschaftszweig ab. Große Landstriche liegen heute brach und sich selbst und der Wildnis überlassen da. Die Viehhaltung, ob Ziegen, Kühe oder Schafe, wird aber noch auf der grünen Hochebene, der "Meseta de Nisdafe" betrieben. Das Zentrum der Viehwirtschaft ist der Ort San Andres.
Vor Jahren wurde am Ortsrand von San Andres eine großzügige Anlage für den einmal jährlich stattfindenden Viehmarkt und den Pferdesport errichtet. Alles vom Feinsten - die aber außer laufenden Unterhaltskosten keinen großen Nutzwert bringt. Früher hatte das hier gezüchtete Vieh kanarenweit einen sehr guten Ruf und es wurde reger Handel mit den Nachbarinseln getrieben. Dieser insulare Viehhandel ist aber inzwischen fast eingeschlafen. Die produzierte Milch wird in der inseleigenen Molkerei meist für die Herstellung der Käselaibe verwandt. Ob Käse aus Ziegen- oder Mischmilch - er wird über die Tienta`s oder die inzwischen auch vorhandene Supermärkte auf der Insel vertrieben. Trinkmilch in Tetrapacks kommt meist aus den nördlichen Regionen von Festlandspanien. Grundsätzlich sind Milchprodukte auf allen Kanarischen Inseln teuer. So kostet z.B. im Moment ein 250 gr. Becher Quark 2,49 €.
Durch das Abwandern vieler landwirtschaftlicher Kräfte in die Bauwirtschaft und das 2008 erfolgte Platzen dieser künstlich aufgebauschten Baublase, wurden viele Handwerker arbeitslos.
Hier noch einmal die Arbeitslosenquote vom 1. Quartal 2012.

Lanzarote: 34,94%
Gran Canaria 33,65%
Fuerteventura: 32,88%
La Palma 32,11%
La Gomera 31,86
El Hierro 31,78%
Teneriffa 30,58%

....und ein Ende ist noch nicht absehbar. Heute ist es leider so, daß selbst Kartoffeln aus Irland, England und selbst aus Nicht EU Ländern wie Israel eingeführt werden müssen. Traurig für eine Insel wo doch im Jahresverlauf  3 Mal auf dem gleichen Stückchen Land diese Knolle geerntet werden kann.

Eine verfehlte und einseitige Wirtschaftspolitik die kurzfristig einen Bauboom erzeugte, aber heute die Folgen desto dramatischer Spüren lässt. Es ist immer schwierig von einem gewissen auf Pump aufgebauten Wohlstand wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zufinden. Noch sind nur wenige bereit zurück in die Landwirtschaft zu gehen. Aber es zeigt sich schon, daß einige Flächen nun mehr mit Gemüse und Feldfrüchten angebaut werden. Die Herrenos sind ein zähes Völkchen das schon so manche Krisen durchgestanden hat und sicher auch diese Krise überleben wird.

Samstag, 19. Mai 2012

El Hierro Vulkan - Neuer Forschungsbericht

NEWS:
Ein neuer Forschungsbericht zur Eruption des Eldiscreto wurde von einem Expertenteam unter Leitung des Vulkanologen Dr. Juan Carlos Carracedo vom Instituto Geovol der Universität Las Palmas veröffentlicht. Die Grafiken zeigen, wie sich innerhalb weniger Wochen vom 24. Oktober bis zum 4. Dezember 2011 ein 350 m tiefes Barranco (Tal) von über 6 Kilometer Länge und ca. 1 km Breite mit einer mindestens 100 m dicken Lavaschicht aufgefüllt hat. Noch größere Lavamengen sind links auf den Karten zu erkennen, in das bis zu 1500 m tiefer liegende Gelände abgeflossen. Diese Menge hätte locker gereicht einen mächtigen Lavakegel auch über dem Meeresspiegel aufzubauen.
Diese Expertise ist im Wissenschaftsmagazin "Geology Today" unter dem Titel "The 2011 submarine volcanic eruption in El Hierro (Canary Islands)" erschienen und in englisch hier im Geology Today nachzulesen.
Neue Möglichkeiten einer effektiven und kostengünstigen Anbindung an Teneriffa muß gefunden werden. Dazu führt der Inselpräsident Alpidio Armas zur Zeit Gespräche  mit den Transportunternehmen Fred Olsen, Navierra Armas und der Fluggesellschaft Binter Airways. Natürlich pokern und hoffen die Betreiber auf weitere Subventionen so wie man das aus der Vergangenheit gewohnt war. Nur sind heute wahrlich alle öffentlichen Kassen leer und kein zusätzlicher Euro irgendwo abzuzwacken. Wie weit die Verhandlungen fortgeschritten sind vermag ich nicht zu sagen.
Fast alle El Hierro Touristen aus Nordeuropa kommen auf dem Südflugplatz "Reina Sofia" in Teneriffa an. Es gilt nun die Gäste zügig ohne Zwischenübernachtung oder lange Bustransfers zum 100 km entfernten Nordflugplatz weiter nach El Hierro zu befördern. Die meisten Gäste haben keine sperrigen Güter dabei, so daß die günstigere Möglichkeit - das Flugzeug ausreicht.

Binter Airways die pro Tag 4 bis 5 Mal vom Nordflugplatz mit ihren Inselhüpfern (ATR 28) meist nur halb besetzt El Hierro anfliegt und sich immer als Freund, Gönner und Helfer El Hierros darstellt, sollte überzeugt werden auch vom Südflugplatz zu starten.
Es muß keine eigen Maschine sein, eine kurze Zwischenlandung würde hier völlig ausreichen und würde die Flugzeit nur um ca. 30 min. verlängern. Wenn so die erste Morgenmaschine von El Hierro kommend und das letzte Abendflugzeug nach El Hierro Passagiere im Süden aufnehmen würde, müsste kein Gast mehr auf Teneriffa übernachten.
Das Flugzeug ist besser gefüllt, die Übernachtungstage auf El Hierro würden sich erhöhen und davon bin ich überzeugt - viel mehr Pauschalreiseanbieter würden El Hierro in ihr Programm aufnehmen, da die Anreise, das Handeling und die Kosten besser planbar sind.

Meine Idee und mein Vorschlag - ich denke überlegenswert und auch schnell und günstig umsetzbar.