Dienstag, 20. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - ruhiger Wochenstart

NEWS:
Auch so sah die Hubschrauberbesatzung am Sonntag den Eldiscreto. Braune mit Picon (kleine Lavateilchen)  gesättigte und aufsteigende Wasserströmungen. Auch am Montag setzte sich die Aktivität des Eldiscreto in abgeschwächter Form fort.
Der Tremor war heute Morgen nur noch ein Bändchen. Ohne große Schwankungen und Ausschläge zeigt er das ruhige dahin fliesen der Magma an.
Die Grafik der AVCAN verdeutlicht noch einmal die Lage und Verteilung des bisherigen Bebenverlaufs. In den letzten 24 Std. waren keine neuen Erdstöße mehr zu verzeichnen.

Vorläufiges Resümee
Es waren für viele sicher spannende und interessante Wochen und Monate die Entstehung eines Vulkanes mitzuerleben. Auch wenn es bisher noch zu keinem richtigen sichtbaren Vulkan oder gar einer neuen Insel gereicht hat, war es faszinierend und erschreckend zugleich diese unter uns schlummernde Naturgewalt zu beobachten. Als Mensch steht man hilflos und ohne die Möglichkeit groß einzugreifen dieser Gewalt gegenüber.

Ich stelle mir vor wie vor Jahrhunderten die Menschen mit noch größerer Angst und Schrecken der "Strafe Gottes" ausgeliefert waren. Heute ist man zumindest in der Lage die Vorgänge zu messen, besser zu beobachten und die Lage in etwa einzuschätzen und die Vorgänge zu erklären.

Dennoch glaube ich, daß das Weltall mit seinen erdnahen Planeten und Monden besser erforscht ist und genauere Karten vorliegen als von dem unter unseren Füßen liegenden Planeten Erde. Man kann zwar tiefe Löcher bohren mit bis zu 12,5 km Tiefe, das ist aber nur ein Bruchteilchen der noch fehlenden 6337 km bis zum Mittelpunkt unserer Erde. Gleich als hätte man die Schale eines Apfels leicht angeritzt. Was im Innern alles noch so schlummert, bleibt ein großes Geheimnis. Bis heute auf jeden Fall.

Wie oft ist es einem Menschen in seinem Leben gegönnt die Entstehung eines Vulkans fast hautnah mitzuerleben. Die heutige Technik, das Medium Internet ermöglicht es. Livebilder werden direkt auf den heimischen PC übertragen. Der Einzelne ist fast selbst dabei und passiver Zuschauer, wäre da nicht die Möglichkeit sich über die Kommentarfunktion auch aktiv ins Geschehen einzuschalten.
Selbst Laien und bisher wenig Vulkaninteressierte haben sich begeistern lassen und kennen nun die wesentlichsten vulkanischen Vorgänge und Zusammenhänge. Dank auch unserer Fachleute und (Hobby) Vulkanologen, die komplizierte Zusammenhänge verständlich erklärt haben.

... und ich als Moderator sitze dazwischen. Wie die Jungfrau zum Kinde, kam ich im August zu diesem Blog. Es sollte quasi nur ein kleines Tagebuch zu den damals noch kleinen Geschehnissen auf El Hierro werden. Als El Hierro-Kenner und Autor meines 2010 entstandenen Buches fühlte ich mich prädestiniert - auch wegen meiner Wohnortnähe, über die seltsamen Vorgänge auf El Hierro zu berichten.
Erwartet hatte ich vielleicht wöchentlich einige wenig hundert Besucher auf diesem Blog. Daß es dann täglich bis zu 24.000 Seitenaufrufen kam bestätigte mir die Notwenigkeit und das große Interesse an meiner Berichterstattung.

Innerhalb der vergangenen vier Monate haben sich die Seitenaufrufe inzwischen auf über 715.000 summiert. Dafür Danke ich ganz herzlich. Dies hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können.
Besonderen Dank auch an die vielen sachkundigen Kommentatoren und alle Mail Verfasser. Mehr als 1500 Mails haben mich erreicht. Ich habe alle gelesen, kann allerdings nur einen Bruchteil davon beantworten. Bitte haben Sie dafür Verständnis.

Als Einmann-Betrieb mit Familie und noch einem Hauptberuf haben die letzten Monate mir schon sehr viel Zeit und Kraft gekostet. Es hat mir und macht mir aber weiter großen Spaß.
Auch in Zukunft werde ich meinem Stil treu bleiben und mich nicht durch Zwischenrufe vom Kurs abbringen lassen. Weder bin ich das Sprachrohr irgend einer Verwaltung noch der Bildzeitung. Ich versuche die Dinge so zu präsentieren, wie ich sie auch sehe - nach bestem Wissen und Gewissen. Ihre Meinung bilden Sie sich als Leser selbst.

Das Hauptaugenmerk in den kommenden Wochen und Monaten wird die touristische Hilfe durch die angestoßene "Urlaubskampagne 2012" sein und hier kenne ich mich durch meine Berufstätigkeit aus. Viele Herrenos und die dort lebenden nicht Einheimischen haben durch die Krise und die Folgewirkungen gelitten und leiden immer noch - nicht Alle, aber Viele.

Wenn Sie lieber Leser bei ihrer nächsten Urlaubsplanung nicht die Türkei, Mallorca oder Tunesien favoritisieren, sonder El Hierro einen Urlaubsbesuch abstatten, wäre den Menschen dort schon viel geholfen. Überlegen Sie es sich ! Das wäre meine Bitte.

Natürlich wird weiter über unseren Vulkan Eldiscreto berichtet. Für mich ist der Fortgang genauso spannend wie vielleicht für Sie.

Montag, 19. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - der Eldiscreto lebt noch

NEWS:

Unser Eldiscreto im Süden ist weiter aktiv. Wie die Guardia Civil Helikopteraufnahmen der Involcan vom gestrigen Sonntag zeigen, kommt an mehreren Stellen magmatisches Material an die Meeresoberfläche und verfärbt das Wasser weiter in ein kräftiges Eldiscreto-Grün. Auch die Tremoraufzeichnungen lassen erkennen, daß weiter Magma zu den Eruptionsstellen aufsteigt. Insgesamt aber legt unser Vulkan seit einigen Tagen eine gemählichere Gangart ein die auch noch einige Zeit andauern kann. Das Magma hat seinen Weg Richtung Süden gefunden und stößt beim Vordringen kaum noch auf Barrieren. Wenn wir die Geschichte der letzten Vulkanausbrüche der vergangenen 100 Jahren auf den Kanaren bemühen, dann hat kein Ausbruch länger als 3 - 4 Monate angedauert. Der Ausbruch des San Juan 1949 auf La Palma dauerte 3 Monate und der des Teneguia 1971 gar nur etwas über 3 Wochen.

Etwas überraschend erfolgte heute Nacht um 4.09 Uhr ein neues Beben der Stärke 2,0 RSk. im Golfo. Das Zentrum lag bei 19 km Tiefe und war für die Anwohner nicht spürbar. Für heute wurde von den Meteorologen  der staatlichen AEMET (Agencia Estatal de Meteorologia) Starkwinde mit Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/Std. aus Nordosten für die Westinseln vorhergesagt. Die Wetteralarmstufe "Gelb" wurde ausgerufen und wird auch für El Hierro bis heute Nacht 24.00 Uhr gelten.

Die gestern gestartete Urlaubskampagne 2012 für El Hierro hat bereits einige Ferienhausangebote gebracht. In den nächsten Tagen und Wochen wird das Angebot ständig erweitert. Ein Blick in diese Seiten lohnt sich und liefert vielleicht Anregungen für ihr nächstes Urlaubsdomizil.

  

Sonntag, 18. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - Urlaubskampagne 2012

NEWS:
Nach den neuesten Messungen der Involcan sind die Kohlendioxid (CO²) Werte weiter rückläufig. Am 16.12. wurde noch eine tägliche Emission von 770 Tonnen, nach dem Höchststand im November von 2398 t/Tag, festgestellt. Der Tremor bekommt inzwischen Atemaussetzer, wie auf der Grafik von gestern Abend an den weißen Stellen gut zu erkennen. Auch gab es in den letzten 24 Stunden keine neuen Erdbeben. Alles deutet auf ein Ende der Vulkanaktivität hin. 

Jetzt wo die Vulkanaktivitäten am Abklingen und vielleicht bald erloschen sind, ist es Zeit über die Schönheit, Ruhe und Ursprünglichkeit dieser kleinen Insel El Hierro nachzudenken. Der ideale Ort für Naturliebhaber, Wanderer und Ruhesuchende.
Ich habe mir deshalb Gedanken gemacht, wie den leidgeprüften Herrenos am besten und nachhaltig geholfen werden kann. Jetzt, wo ohne Gefahr El Hierro wieder besucht und bereist werden kann, rufe ich Sie auf: "Verbringen Sie ihren nächsten Urlaub auf El Hierro".

Ich habe dazu eine extra Seite: http:// Kanaren1.blogspot.com erstellt.


Auf diese Weise können Sie am wirkungsvollsten Ihre Solidarität mit den Menschen dieser kleinen Insel zeigen und ihnen aus ihrer Notlage helfen. Ich bin überzeugt, daß Sie herzlich als "Freund" aufgenommen und nicht nur als Gast sondern als wirklicher Freund und Helfer empfangen werden.

Auf der neuen Urlaubs - Kampagne Seite werde ich kostenlos von Anbietern, Ferienunterkünfte und Tipps zur Anreise nach El Hierro veröffentlichen. Diese Seiten sind noch neu und werden sich erst füllen.
Machen Sie davon Gebrauch und empfehlen Sie die Möglichkeit bitte auch an Ihre Freunde und Bekannte weiter.

Hier die zur Zeit am häufigst gestellten Fragen - beantwortet von Karin Kamm vor Ort :
1. Spürt man die Beben, fallen Bilder von den Wänden, klirren die Gläser im Schrank oder liegen Steine auf den Strassen ?
Nein, in den letzten Tagen hat es kaum noch gebebt und gespürt hat man absolut nichts von den ein oder zwei Beben pro Tag.

2. Sind Strassen gesperrt oder kann man sich frei auf der Insel bewegen ? Ist der Tunnel stundenweise oder ganztägig geöffnet ?
Bis auf die Piste nach Tacoron sind alle Strassen/ Wege/ begeh und befahrbar und in gutem Zustand, der Tunnel ist durchgängig geöffnet.

3. Kann man Baden gehen
Ja, bis auf die Gegend um Tacoron und in La Restinga ist schwimmen in den Naturbecken im Golftal und an der Ostküste möglich.

4. Bekommt man problemlos Lebensmittel in den Geschäften ?
Ja, es gibt keinerlei Engpässe, die Supermärkte sind gut bestückt, sie bekommen alles, was es sonst auch immer auf der Insel gegeben hat.

5. Landen die Flugzeuge planmäßig, haben die Fähren Verspätung ?
Es hat in den letzten Monate weder Einschränkungen noch Verspätungen im Flug oder Schiffsverkehr gegeben.

6. Sind die Quartiere Steinschlag und Erdrutsch gefährdet ?
Da es nicht bebt, rutscht oder rollt nichts und die Häuser sind nicht gefährdet.

7. Wie ist die Stimmung tatsächlich vor Ort ? Wollen die Inselbewohner am liebsten weg (wenn sie könnten)?
Die Stimmung vor Ort ist durch die wirtschaftliche Krise etwas gedämpft und unaufdringlich vorweihnachtlich. Keiner möchte evakuiert werden oder fliehen, sondern weiterhin einen ruhigen Alltag, kaum jemand ist panisch, da sich die Situation bzgl. der Beben beruhigt hat.

8.Stinkt es den ganzen Tag nach Schwefel ?
Nein, ich hatte diesen Geruch auch in den letzten Monaten noch nicht in der Nase, die Einwohner von La Restinga und im Golftal zeitweise schon. Weder in den Bergen noch im Inselnorden oder Osten stinkt es zur Zeit.

9. Würden Sie selbst jetzt auf El Hierro Urlaub machen ?
Ja, überall, bis auf in La Restinga. Im November wäre ich nicht ins Golftal gegangen, bin gern auf der sicheren Seite, jetzt hätte ich dort auch kein Problem mehr. Fast alle Gäste, die "trotzdem" gekommen sind, haben es nicht bereut und verbrachten einen unvergesslichen Urlaub.

Die Temperaturen sind erheblich angenehmer als in Nordeuropa, es grünt bereits und Wanderungen durch die vielseitigen Landschaftszonen steht nichts im Wege. Außerdem ist das Naturschauspiel vor La Restinga im Meer durchaus sehenswert und inklusive. Sie bekommen auch kurzfristig Häuser und Appartements in den Bergen und am Meer. Auf El Hierro werden Sie sich nicht nur gut erholen, entschleunigen und abschalten können, sondern helfen durch ihren Besuch der Insel, wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen.
Hasta pronto Karin Kamm

Samstag, 17. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - neues Beben im Golfo

NEWS:
Eine neue Luftaufnahme der Involcan aus dem Guardia Civil Helikopter zeigt die karge von alten Vulkanen gezeichnete Südspitze El Hierros. An der Küste einsam liegend, das Fischerdorf La Restinga mit seinem Hafen. Vor der Hafeneinfahrt die Spuren unseres Eldiscreto Vulkan. Die grün/braune Meeresverfärbung erstreckt sich über eine weite Meeresfläche und wird durch die Strömung wie ein breites Band Richtung Westen getrieben. Die schönsten Aufnahmen erhalten Sie auch als Jahreskalender 2012 der ab nächster Woche für 10.- € + Porto offiziell vom Cabildo vertrieben wird. Sobald die genauen Bestell- und Kontodaten bekannt sind, werde ich sie hier veröffentlichen.
Auch wenn man glaubt, daß Erdbeben der Vergangenheit angehören, so wurden wir heute Nacht um 2.40 Uhr eines Besseren belehrt. Ein Erdstoß im Golfo von 2,3 RSk. in 22 km Tiefe zeigt, das unser Vulkan noch nicht daran denkt, sich zu verabschieden. Auch an den drei Vulkanschloten des Eldiscreto tritt weiter Lava aus.

Die jüngsten Tremoraufzeichnungen zeigen einen regen und aktiven Magmaverlauf an. Für alle die mit dem "Tremor" nicht all zu viel anfangen können, habe ich eine verständliche Beschreibung von unserem Kommentator und Hobbyvulkanologen Jürgen (Danke) angefügt:

"Als Tremor bezeichnet man die Schallwellen der Erdkruste, wenn aus dem Erdmantel flüssiges Gestein aus dem Erdmantel aufsteigt. Durch den Temperaturunterschied entstehen "Knackser" in verschiedenen Frequenzen. Je höher diese Frequenzen sind desto höher wandert das flüssige Gestein durch die harte Erdkruste. Die hohen Ausschläge sind eine Art knistern da sie nur die Frequenz wiedergeben und nicht die Stärke des Flusses der Magma.
Also flüssiges heißes Gestein trifft auf hartes kaltes Gestein und bildet Risse, das ist der Tremor den man als sehr tieffrequentes Geräusch aufzeichnen kann.
Je höher diese Frequenzen sind desto höher wandert das flüssige Gestein durch die harte Erdkruste."
Auch die Gesteinsdichte spielt da eine Rolle, so knistert Basalt etwas anders als Sandstein."

So langsam wird es Zeit darüber nachzudenken, wie den leidgeprüften Herrenos nach der Vulkankrise am Besten geholfen werden kann. Alles braucht seine Vorlaufzeit. Ich hatte versprochen nachhaltig zu helfen und das werde ich auch mit Ihrer Hilfe umsetzen. In den nächsten Tagen stelle ich Ihnen meine Ideen und Vorschläge für die Zeit danach einmal näher vor. 

Freitag, 16. Dezember 2011

El Hierro - Vulkan auf dem Wege der Besserung

NEWS:
Die Beben haben nun völlig aufgehört. Es gab nun schon seit Tagen keine neuen Erdstöße über 1,5 RSk. Die Grafiken der IGN bzw. Involcan zeigen das Abflauen der Bebenhäufigkeit im Monat Dezember.
Der Tremor läuft nach einer kurzen Schwächephase gestern Abend wieder im gewohnten Gang und fördert weiter Magma. Die Bodendeformation hat dagegen nicht nachgelassen (rote Linie). Vor allem im Golfo bleibt die Bodenwölbung auf gleich bleibend hohem Niveau. Das lässt darauf schließen, daß die darunter liegenden Magmakammern weiter prall gefüllt sind.
Die Emission, also das Ausdünstung von Kohlendioxid (CO²) auf der Inseloberfläche hat nachgelassen, liegt aber nach jüngste Messungen (978 t/Tag) noch mehr als doppelt so hoch wie der übliche Normalwert. Auch die gemessenen Temperaturwerte (rote Balken) sind leicht erhöht.

Das sind die auf El Hierro installierten Messtellen (Punkte) die jede Veränderung registrieren. Als Schlussfolgerung kann festgestellt werden, daß sich der Patient auf dem Wege der Besserung befindet. Von einem Normalzustand kann allerdings noch nicht gesprochen werden. Zu groß sind die unter Druck stehenden Magmavorräte und es wird weiter mit einem Lavaaustritt im Süden zu rechnen sein.

Das Rätsel um die mysteriösen Licht- oder Feuererscheinungen am Mittwochabend scheint gelöst zu sein. Die 339 m lange C-Whale, ein unter liberianischer Flagge laufender Ölabsauger, kreuzte stundenlang ohne eingeschalteten Transponder vor der Südküste. Dieses Schiff wurde 2010 bei der Ölkatastrophe Deepwater Horizont im Golf von Mexiko eingesetzt. Was es an diesem Abend ca. 17 Meilen vor El Hierros Küsten verloren hatte und ob vielleicht Gas- oder Ölrückstände abgefackelt wurden, wird ihr Geheimnis bleiben.