Mittwoch, 16. November 2011

El Hierro Vulkan - und kein Ende

Die Erdbeben im Golfo halten weiter an und haben sich sogar verstärkt. In der vergangenen Nacht hatten wir drei Beben mit 3,0 RSk. und mehr. Der letzte Erdstoß um 5.09 Uhr mit 3,2 RSk. in 20 km Tiefe. Auch der Tremor hat sich verstärkt und zeigt einen immer mehr unruhigeren Verlauf. Die Eruptionsstelle im Süden beschränkt sich heute Morgen auf eine schwache Aktivität. Gase und kleine Mengen von Lava erscheinen an der Meeresoberfläche. In den vergangenen Tagen wurden hier auch Lavabrocken mit einer Größe von mehr als 1 Meter treibend an der Wasseroberfläche entdeckt. Neue Messungen haben ergeben daß sich der Vulkanschlund inzwischen bis auf 100 m an die Oberfläche aufgebaut hat. Das ist in etwa der Abstand der bei einer erneuten starken Eruption Wasserdampf-Explosionen auslösen kann.

Eine neue Satellitenaufnahme vom 13.11.11 von Rapideye zeigt die Situation. Der helle Punkt vor der Südspitze dürfte der Eruptionsherd sein. Die Meeresströmung hat die ausgetretene "grüne Brühe" über den gesamten Südwest- Küstenbereich El Hierros inzwischen verteilt.

Bild mit freundlicher Genehmigung von RapidEye Satelliten

Aus einer interessanten Darstellung der INVOLCAN lassen sich der Temperaturverlauf, die Lage und Verteilung schön erkennen. Diese mit einer Wärmebildkamera aus dem Helikopter am Eldiscreto vorgenommenen Temperaturaufnahmen der letzten 10 Tage zeigen, daß sich inzwischen großflächig die Meeresoberfläche erwärmt hat. Es bleibt also nur noch abzuwarten, bis sich im weiteren Umfeld der Erwärmung tropische Fische aus den 400 km entfernten afrikanischen Küstengewässer zeigen.


Hinter dem gestrige Aufruf stehe ich voll und ganz, sonst hätte ich ihn hier nicht veröffentlicht, auch wenn manche auf El Hierro wohnende Deutsche vom Sinn und Zweck nicht überzeugt sind. Auch auf La Palma gibt es Deutsche die hier in ihrem eigenen Reich mit viel Geld wohnen aber wirklich hier nicht leben und keinen Einblick in die Sorgen der Palmeros haben oder haben wollen. Für meine Familie (16 Jahre auf La Palma) mit zwei schulpflichtigen Kindern (7+11 Jahre) die seit dem 4. Lebensjahr in eine rein palmerische Schule gehen und sich mehr als Palmeros als Deutsche fühlen, glaube ich sehr gut beurteilen zu können, wie die Situation tatsächlich aussieht. Auch auf El Hierro.

Natürlich sind die Canarios stolze Menschen denen es immer gut geht und jede Hilfe weit von sich weisen. Blickt man jedoch dahinter und das geht nur, wenn enge Verbindungen aufgebaut sind, offenbaren sich die wahren Probleme. Mehrfach haben wir mit einer Waschmaschine, einem neuen Kühlschrank oder auch mit Geld ausgeholfen. Warum? - weil es einfach notwendig war und die Palmera am 20. des Monats nicht mehr wusste was sie ihren Kindern zum Essen auf den Tisch stellen sollte - und das in normalen Zeiten. In einer Krise wie jetzt auf El Hierro ist vieles schlimmer.

Wenn nun Menschen die in der Gesellschaft von El Hierro sicher tiefer verwurzelt sind, akzeptiert werden und die Lage viel besser einschätzen können als manch nur dort "Wohnender", sich nun engagieren und uneigennützig ihre Zeit opfern, - verdient das Unterstützung. Darüber sollte jeder einmal Nachdenken.
 

Dienstag, 15. November 2011

El Hierro Vulkan - Wie können wir helfen ?

Zur aktuellen Situation: Seit gestern sprudelt die Eruptionsstelle vor La Restinga wieder stärker. Wie die Aufnahme der INVOLCAN aus einem Guardia Civil Helikopter zeigt, steigen Gasblasen, Dampf und rauchende Lavastücke an der Meeresoberfläche auf. Der Tremor ist unverändert aktiv. Weiter sucht sich also das Magma seinen Weg nach oben.
Auch die Beben im Golfo halten unvermindert an. Die stärksten Erdstöße mit 2,9 RSk. ereigneten sich um 17.55 Uhr und in der Nacht um 1.03 Uhr in 19 bzw. 17 km Tiefe.
Nachtrag: News - Beben von 3,4 RSk. um 8.52 Uhr im Golfo

Wie ich aus vielen Mails und Telefonaten von El Hierro weiß, liegen die Nerven der Einwohner blank. Die ständigen Beben am Tage und in der Nacht, die Angst vor einem großen Vulkanausbruch und die Ungewissheit vor der Zukunft und wie es weiter gehen soll, macht die Menschen mürbe und krank.

Am Beben- und Vulkangeschehen selbst können wir nichts ändern. Aber wir können vielleicht mithelfen die aktuelle Not etwas zu lindern. 
Ich wurde von meiner langjährigen Freundin Karin Kamm aus El Hierro, die sich schon viele Jahre für soziale Belange auf der Insel einsetzt und Herrn Dr. Spriegel gebeten, einen Aufruf zu starten: 


Wir freuen uns über die Öffnung des Tunnels und hoffen, dass nichts passiert!! Er ist tatsächlich die Lebensader der Gemeinde Frontera und lässt nicht nur den Verkehr zirkulieren..
Bevor es ihn gab, war das Golftal für viele Herreños aus dem Nordosten und Süden fast wie eine andere Insel, man fuhr nur über den oft nebligen Bergkamm, wenn es etwas wichtiges zu erledigen gab oder zum Sonntagsausflug. Nach der Fertigstellung des Tunnels 2003 wurde Tigaday die heimliche Hauptstadt der Insel - keine Wolkendecke wie in Valverde, angenehmere Temperaturen, nette Restaurants und kleine Läden siedelten sich an, dazu die Naturschwimmbecken, das Museumsdorf ect., alles nur 10-15 Minuten von Mocanal entfernt, ein Katzensprung, wir fahren in den Golf, dort pulsiert das Leben..
Bei längerer Sperrung des Tunnels, siehe oben, wenn dann auch noch die Touristen ihren Urlaub im Golftal stornieren, weil sie Angst vor den Beben oder einem Vulkanausbruch haben, ist die Situation der Anwohner wie die in La Restinga - leere Restaurants, leere Läden, leere Apartments, Hotels und Häuser, leere Kassen und im schlimmsten Fall leere Mägen.
Jeden Tag wird die Situation ein wenig schlechter, nicht hochdramatisch, sondern eher schleichend. Eine Arbeitslosenquote von 35 % ist sehr hoch, dazu noch ein "Naturereignis" mit offenem Ausgang, von ungewisser Dauer, ist finanziell und psychisch kaum zu verkraften. Wer keine feste Stelle bei einer staatlichen Institution oder von Haus aus Geld hat, benötigt einen langen Atem, muss fest daran glauben, dass alles bald besser wird und er braucht Hilfe, wenn kein einziger Euro mehr in der Geldbörse ist.
Unterstützung soll von offizieller Seite kommen, aber die Mühlen mahlen eher langsam und es gibt Familien die in Not sind und JETZT Hilfe brauchen. Wir (deutsche Residenten, die seit vielen Jahren auf El Hierro leben) bitten um Spenden für unsere Nachbarn. 



Spendenaufruf für die Insel El Hierro

Liebe Freunde El Hierros!

Von den Erdbeben und dem Vulkanausbruch sind alle Einwohner El Hierros betroffen, viele Familien in ganz besonderem Maße. Einige von ihnen haben buchstäblich nichts zu essen. Aus purer Scham trauen sie sich nicht, sich an die zuständigen Behörden zu wenden.

Ich bin deutscher Rechtsanwalt aus München und lebe seit 6 Jahren fest auf der Insel El Hierro im Golfotal. Den Betroffenen soll schnell und unbürokratisch geholfen werden. Ich habe dazu ein Rechtsanwaltsanderkonto (Treuhandkonto) eingerichtet und bitte Sie mit Ihren Spenden um Hilfe. Natürlich spende ich auch.

Ich versichere Ihnen, dass jeder Cent Ihrer Spende die Betroffenen erreicht. Irgendwelche Kosten für Verwaltung etc. werden von mir übernommen.

Die Verteilung an die Bedürftigen wird in Zusammenarbeit mit den örtlichen sozialen Stellen vorgenommen werden. Wenn die größte Not gelindert sein wird, werde ich an dieser Stelle einen genauen Bericht über das Spendenaufkommen und die Art und Weise, wie es verwendet wurde, veröffentlichen.

Ihre Spenden überweisen Sie bitte auf folgendes Konto:

Asesoría Dr. Spriegel S.L.U., Kontonummer bzw. IBAN: ES4821001528710200111538
bei der Bank „La Caixa“, BIC: CAIXESBB

Wer sich über meine Person genauer informieren möchte, kann dies über meine Website http://www.drspriegel.de/ gerne tun.

Mit einem herzlichen Dankeschön im Voraus und freundlichen Grüßen

Ihr Helmut Spriegel

Montag, 14. November 2011

El Hierro Vulkan - Golfotunnel wird geöffnet

Wie um 14.47 Uhr das Gobierno de Canarias (Kanarische Regierung) mitteilte, hat der Krisenstab (Pevolca) beschlossen, das Golfotunnel von 7.30 Uhr bis 18.30 Uhr wieder zu öffnen. Die Anwohner von Restinga können wieder, auch in der Nacht, ihre Häuser bewohnen. Transportkapazitäten des Militärs für eine evtl. weitere Notevakuierung werden vor Ort stationiert. Die Schulen bleiben jedoch geschlossen. Der Unterricht findet in der Hauptgemeinde El Pinar statt.
Ob diese Entscheidung trotz der weiterhin bestehenden Gefahrenlage klug war, wird sich noch erweisen.

El Hierro Vulkan - wenig Bewegung

Die Anzahl der Beben hat weiter abgenommen. Es war sofern man das überhaupt sagen kann, ein ruhiger Sonntag. In der Tabelle sind nur Beben mit mehr als 1,5 RSk. aufgeführt. Heute Morgen dann wieder um 7.28 Uhr ein etwas kräftigerer Erdstoß mit 3,2 RSK. in 20 km Tiefe im Golfo. Auch sprudelt seit Sonnenaufgang der Eldiscreto im Süden wieder auf. Heute dürfte es nicht ganz so ruhig wie am Wochenende bleiben.
Auch der Tremor läuft in ruhigen Bahnen weiter und kündet von weiter aufsteigendem Magma. Die Schwefeldioxid (SO²) Emission die am 6.11. (Süderuption) bis auf 109 Tonnen/Tag angewachsen war, liegt nun wieder im Normalbereich von 2 Tonnen/Tag. Was sagen uns diese ganzen Werte: Der Vulkan ist weiter am arbeiten, fördert Magma aus der Tiefe Richtung Erdoberfläche und es dürfte zumindest die nächsten Stunden zu keiner neuen Eruption kommen.

.Die neuesten Zahlen des staatlichen Flughafenbetreiber AENA vom Oktober 2011 sprechen von einem minus von 11,6 %  an Fluggästen gegenüber dem Vorjahresmonat. Insgesamt wurden im Oktober 2011 - 13.682 Flugpassagiere befördert. Dieser Rückgang an Fluggästen ist nicht gleich zusetzen mit weniger Touristen. Der weitaus größte Anteil der Passagiere sind Einheimische. Diese Zahlen beziehen sich auch nur auf die Flüge (Hin- und Rückflug werden doppelt gezählt). Außer dem Flieger gibt es noch zwei Fähren. Hier liegen keine Zahlen vor.
Auch wird die Schließung des Golfotunnel in der örtlichen Presse über dramatisiert - " Mit der Sperrung des Tunnel wird die Lebensader des Golfotales abgeschnitten", so die Kernaussage. 
Auch vor Öffnung des Tunnels im Jahre 2003 gab und gibt es eine Verbindung über die Berge. Über diese alte Bergstrecke wurden über viele Jahre die Bananen und die Ananas Richtung Hafen auf der Ostseite transportiert. Durch die neue Schnellverbindung, das Golfotunnel, verkürzte sich die Fahrtzeit allerdings um ca. 45 min. Auch glaube ich nicht, daß sich ein Tourist wegen 45 Minuten mehr das einzigartige Golfotal entgehen lässt.

Sonntag, 13. November 2011

El Hierro Vulkan - trügerische Ruhe

Die Ruhe in den letzten 24 Stunden vermittelt ein trügerisches Bild. Kaum stärkere und fühlbare Erdbeben. Den letzten kräftigeren Erdstoß gab es am Samstag um 15.49 mit 3,1 RSk. in 19 km Tiefe im Golfo.
Die Menschen sind aber trotzdem nicht entspannt oder erleichtert, denn sie wissen inzwischen, daß es unter ihren Füßen weiter brodelt und ein erneutes Lostreten der Vulkangewalten mehr als wahrscheinlich ist. Es ist alles nur eine Frage der Zeit, bis ihr Vulkan sich wieder zurückmeldet. Erwartet werden dann noch stärkere Beben als in der vergangenen Woche. Das ist die einstimmige Meinung der Behörden und der Wissenschaft.
In Erwartung dieser Ereignisse ist an einen ruhigen Schlaf oder die normal gewohnte Sonntagsruhe nicht zu denken.

Der Tremor zeigt weiter starke Ausschläge. Magma bahnt sich weiter seinen Weg durch den Untergrund und dürfte bald eine Austrittstelle gefunden haben.
Die Grafik der INVOLCAN zeigt mit der roten Linie die vorhandene Konzentration von Kohlendioxid (CO²) an. Die Emission verharrt auf dem höchsten je gemessenen Stand von 1481 Tonnen pro Tag. Ein untrügliches und oft gemessenes Anzeichen für einem Ausbruch.
Die grauen Balken stehen für die gemessene Anzahl der Beben seit Anbeginn der Aktivitäten im Juli dieses Jahres. Der schwarze Pfeil die erste Eruption im Süden. Das scheinbare Abnehmen der Bebenanzahl anschließend hängt mit dem nun einsetztenden Tremor zusammen. Im Hindergrund des Tremorzittern können viele kleinere Beben nicht mehr erfasst werden. In Wirklichkeit liegt die Bebenanzahl weit darüber.
  
In dieser Positionskarte hat Carlos Bernal (Dankeschön) den gestrigen Weg des Forschungsschiff Roman Margalef markiert. Es kreuzt vor allem im Nordbereich der Insel. Im Süden ist zur Zeit die Prof. Ignazio Lazano der PLOCAN (Oceanica de Canarias) aus Gran Canaria im Einsatz.

Einstimmig haben gestern die politischen Parteien von El Hierro beschlossen, auf Wahlwerbe-Rummel für die anstehende spanienweite Regierungswahl Ende November zu verzichten. Das ist auch das überflüssigste das die leidgeprüften Herrenos im Moment brauchen würden.