Freitag, 21. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - Die grüne Brühe

Foto: El Mundo

Das ganze Ausmaß der "grünen Brühe". Vom austretenden Gas der Eruption durch chemische Veränderungen verfärbtes Meerwasser, hat gestern dieses Foto eingefangen. Im Hindergrund der Ort La Restinga mit dem vorgelagerten Hafen. Inzwischen breitet sich der Teppich weiter nach Westen aus.

Welche Folgen der giftige Schleier auf die Fische und Meeresbewohner hat, wird sich noch herausstellen. Die angeschwemmten toten Fische lassen nichts gutes erahnen. Und hier wollen also die angestammtem Fischer wieder ihrem Broterwerb nachgehen. Ich frage mich nur, wer diese gefangenen Fische essen soll.
Der Tourist im Norden der Insel etwa? Kein Einheimischer wird die nächste Zeit "Frischen Fisch aus Restinga" auf seinem Speiseplan aufnehmen.
Auch die Tauchschulen werden kam Gäste in diese gefährliche Brühe locken können. Bleiben noch die Restaurantes - Journalisten gibt es genug, auch die haben Hunger. Aber in Restinga in einem schönen Appartement auch noch zu übernachten - eher Nein, dafür ist einem normal denkenden Menschen das Risiko und die schwefelhaltigen Ausdünstungen, dann wahrscheinlich doch zu groß.

Hier ist mit einem Balken (zur Vergrößerung Grafik anklicken) der Bereich gekennzeichnet, in dem sich in den letzten Tagen die meisten Beben ereignet haben. Die Richtung weist von Süden über das Golfotal nach Nordwesten.
Am Vormittag hat sich wieder um 10.36 Uhr direkt vor der Golfoküste das in den letzten Tagen stärkste Beben mit 2,6 RSk. in 24km Tiefe ereignet. Bleibt nur zu hoffen, daß beim nächsten vielleicht stärkeren Erdstoß, keinem Tunnelbenutzer die Decke auf den Kopf fällt.


El Mundo- Foto: Desiree Martin
Aus den bisherigen Diskussionsbeiträgen und Mails entnehme ich, daß großes Interesse besteht und viel Unklarheit über die Art der ausgeworfene Lava bei der Eruption vorhanden ist. Auf dem Foto sind die von der Meeresoberfläche aufgefischten "Lavaknollen" - außen schwarz mit weißer Füllung - gut zu sehen.
Von offiziellen Stellen hieß es zunächst, die aufgefundenen Knollen seien keine richtige Lava aus dem Erdinnern, da sie keinen Basalt enthalten. Es handele sich um Sedimentablagerungen vom Meeresgrund, die von den heißen Vulkangasen (ca. 1200°) aufgeschmolzen wurden. Inzwischen wurde dies wieder Infrage gestellt. Genaue Aufschlüsse ergeben sich erst in 8 Tagen nach einer eingehenden Untersuchung in den Labors der Universität von La Laguna (Teneriffa).

Zu diesem Thema hat mich eine Mail erreicht mit einer interessanten These, die ich für Diskussionwürdig halte und auszugsweise hier anfüge. Vielleicht können sich unsere Geologen, Vulkanologen  und Fachleute unter den Lesern kurz dazu äußern. - Danke.

"... besonders interessant finde ich die Info, dass die aufgefischten Teilchen aus dem Vulkan kein Basalt enthalten, sondern hauptsächlich Kieselsäure. Das Auftauchen von Kieselsäure deutet darauf hin, dass das ausgestoßene, durch heiße Gase verflüssigte und "verbrannte " Material aus fossilen Ablagerungen stammt, denn das ist das Hauptvorkommensgebiet von Kieselsäure. Also aus einem Bereich versteinerter Lebewesen -versteinerter Tiere,Pflanzen oder sogar Wald. Denn die Art von Magma, die man hier erwartet hatte aus dem Erdinnern ist das nicht. Tagelanger Auswurf aus einer Muschelbank in 150m Tiefe kann das aber wohl auch kaum sein. Wenn die Spalte aber Verbindung hat zu viel tieferen Gesteinsschichten, durch frühere Abrutschungen verschüttete, möglicherweise bewaldete Teile der Insel z.B.(ich denke da an die Forschungsarbeit über den Verlauf von Riffen und Abrutschungen).........dann könnte dieser eher schlappe Ausbruch auch darauf hindeuten, dass alles, was ausgeworfen wurde lediglich die Folge einer Entlüftungreaktion war. Die heißen Gase sind durch eine Schicht fossiler Ablagerungen gedrungen und haben diese verflüssigt. Mal angenommen -. Das würde dann auch erklären, warum der Druck nur wenig abgenommen hat bisher und die Ausdehnung der Insel jetzt wieder zunimmt - der eigentliche Ausbruch hätte demnach noch gar nicht stattgefunden.
Ich bin kein Vulkanologe, aber denken kann ich schon...
Unter sauren oder basischen Bedingungen unterliegt Monokieselsäure einer exothermen, intermolekularen Kondensationsreaktion......Es bilden sich kugelförmige, nicht kristalline (amorphe) Polykieselsäuren. (Wikipedia über Kieselsäurereaktionen) "

El Hierro Vulkan - Warten ist angesagt

Heute mal mit einer etwas anderen Grafik die die Beben der letzten Stunden markiert. Das kräftigste Beben mit 2,1 RSk. (grüner Punkt) um 23.30 Uhr in Nähe der Eruptionsstelle.
Die Erdstöße sind heute gleichmässig auf den Golfobereich und den Süden verteilt. Aufgefallen ist mir, daß nun Beben -alle über 1,5 RSk.- im Minutentakt erfolgen. So in der Nacht im Süden um 23.23/ - 23.29/ und  23.30 Uhr. Diese enge zeitliche Konzentration konnte gestern Mittag bereits im Golfo beobachtet werden. Der Magmaaufstieg (Tremor) erfolgt weiter in normalen Bahnen.

An der Eruptionsstelle im Süden dringen weiter Gase an die Oberfläche. Wie stark der Lavaauswurf zur Zeit ist können vielleicht heute Untersuchungen des eingesetzten Roboter (ROV) bringen. Nur Schade, daß der ROV mit keiner Camera ausgerüstet ist und nach Meldungen nur Wassertemperaturen bis 35°? verträgt. Vielleicht lassen sich mit seinen Wärmesensoren entsprechende Daten ermitteln. Ich denke, daß der Meeresgrund so aufgewühlt ist, daß optische Aufnahmen des Schlotes ohnehin nur schwer zu bekommen wären.

Der Katastrophenstab (Pevolca) hat gestern in Valverde beschlossen, daß ab sofort Anwohner ihre Anwesen in La Restinga wieder bewohnen können. Die Lage sei stabil und entsprechende Mess- und Warngeräte installiert. Für den Ernstfall würden zwei Busse ständig vor Ort bereit gehalten. Vor dem Baden, Tauchen und Fischen in den Gewässern um Restinga wird gewarnt. Auch der Verzehr von Fisch sei nicht zu empfehlen. Die Schule im Ort bleibt geschlossen. Die höchste Warnstufe "ROT" wird aufrecht erhalten.
Weiter wird ab heute das 2km lange Tunnel im Golfotal von 8.00 bis 20.00 Uhr für alle Fahrzeuge wieder freigegeben.

Hier stellt sich natürlich für den Betrachter die Frage: Höchste Warnstufe und keine Gefahr für die Menschen? Wie passt das zusammen ? Was geht in den Köpfen der Entscheidungsträger vor?

Genauso die Wiedereröffnung des Golfotunnels. Seit Tagen wieder verstärkte Erdbeben im Golfotal, mit zunehmender Tendenz. Ticken die noch Richtig! - oder verstehen wir das nur nicht.

 

Donnerstag, 20. Oktober 2011

El Hierro - Die vulkanische Vergangenheit

Wie heute Morgen bereits angekündigt etwas zur vulkanischen Vergangenheit von El Hierro:

Die Insel El Hierro ist die jüngste Insel der Kanaren. Das Entstehungsdatum schätzt man auf 1 bis 2 Millionen Jahre. Im Vergleich dazu meine Insel La Palma mit 2 bis 3 Mio. und La Gomera 11 bis 13 Mio. Jahre alt. Vor geschätzten 120.000 Jahren geschah dann der große Erdrutsch, der die heutige Form des Golfotales gestaltete. Lesen Sie dazu einen kurzen Auszug aus "Geheimnisvolles El Hierro"





Seit dieser Zeit gab es bis heute nur einige wenige verbürgte Vulkanausbrüche. Der letzte Ausbruch war 1793 und lag im Südwestteil der Isla. Seitdem galt El Hierro als die "Ruhige und Vergessene Insel am südlichsten Zipfel der Kanaren". Bis vor ein paar Wochen ...  Soviel zur Geschichte und Chronik.

Sonst verlief der Tag bisher ruhig und ohne große Anspannungen. Um die Mittagszeit um 11.40/11.46 und 11.49 Uhr drei Beben im Golfotal der Stärke 1,6 - 1,8 und um 13.37 Uhr im Süden mit 2,0 auf der Richterskala.
Die Zeitung El Mundo hat heute eine schöne Grafik veröffentlicht, die Sie sich mal anschauen sollten.

El Hierro Vulkan - WebCam


Die einzige öffentliche Webcam auf El Hierro ist zur Zeit diese. Sie wird von "Meteolaspuntas" betrieben und hierfür ein Danke. Mit einem Klick auf die Aufnahme sind Sie Live auf der Insel.

Alle 20 Sekunden schaltet die Cam ein neues Bild. Schade allerdings im Moment, daß sie im Golfotal auf der Westseite steht. Ich habe hier mal mit Pfeilen den ungefähren Standort angegeben. Die Blickrichtung geht über Frontera in die Steilwände des Golfo-Halbkraters. Von den Aktivitäten im Süden können wir von hier aus natürlich nichts sehen. Es stellt sich nun die Frage, warum die Inselregierung längst nicht eine Cam direkt an der Südküste aufgestellt hat. Es wurde darüber geredet, die Telefonica hat auch entsprechende Leitungen verlegt und neue Satellitenverbindungen geschaltet, passiert ist aber nichts. Entweder hat man zur Zeit wichtigere Dinge zu erledigen oder die Verantwortlichen haben schlicht kein Interesse daran unkontrolliert Bilder in alle Welt zu übertragen.

Auch in den vergangenen Stunden gab es eine Reihe von Beben. Das Zentrum wieder das Golfotal. Die Erdstöße lagen zwischen 2,0 und 2,6 auf der Richterskala und kamen meist aus 22 km Tiefe. Der Tremor hat leicht zugenommen, liegt aber noch im moderaten Bereich. Das Golfotal rückt wieder mehr in den Blickpunkt. Ich werde im Laufe des Tages einige Informationen zur geologischen Vergangenheit dieses Golfotales einstellen. Mit diesem Golfotal hatte ich mich in den letzten Jahren ja intensiv bei meinen Buch Recherchen beschäftigt. 

Gestern durften erstmals Reporter in das gesperrte La Restinga. Einige Journalisten verspürten nach ihrer Rückkehr durch die vorhandenen Schwefelgase Beschwerden. Andere bemerkten die Gase überhaupt nicht.
Ärger gibt es wegen der beschränkten Nutzung des Golfo-Tunnels. Seit gestern dürfen LKW und Gefahrgut- Transporter das Tunnel durchfahren. Allen anderen Fahrzeuge müssen die alte Strecke über den Berg benutzen. "Alle oder  Keiner" so die Proteste - was sage ich dazu,  einfach menschlich.
Für durch den Vulkan geschädigten Anwohnern, stellt die Caja Canarias (kanarische Sparkasse) einen zinsgünstigen Sofortkredit ohne große Sicherheiten bis zur Höhe von 6000.- € zur Verfügung.
Das wäre es im Moment.   

Mittwoch, 19. Oktober 2011

El Hierro Vulkan -Forschungsschiff Margalef wieder aufgetaucht

Das Forschungsschiff "Ramon Margalef" mit dem ROV an Bord, ist im Suchradar wieder aufgetaucht. Es befindet sich in der Nähe der Stadt Porto in Portugal, mit Kurs Richtung Süden. An Bord sind 12 Wissenschaftler, 2 Techniker und 12 Mann Besatzung. Wenn nicht wieder irgendwelche Probleme auftauchen, wird es bis zum Wochenende, es sind immerhin über 2000 km Seestrecke, in El Hierro einlaufen.
Inzwischen haben auch die Wissenschaftler vor Ort die bei der Eruption ausgeworfene Lava analysiert und sind zu einem überraschenden Egebnis gekommen. In den aufgefischten Lavabrocken ist kein oder kaum Basalt enthalten. Der Hauptinhaltsstoff ist Kieselsäure. Als Kieselsäuren werden die Sauerstoffsäuren des Siliciums bezeichnet. Vielleicht kann ein Mineraloge oder Geologe unter unseren Lesern diese Besonderheit mal erklären.
  
Der Tremor zeigt ohne große Veränderung das weitere Aufsteigen der Magma an. Eine Reihe von Erdstößen zwischen 1,6 und 1,8 auf der Richterskala in der vergangenen Nacht und am Morgen gehören inzwischen fast auch zur Normalität.
Nur das Zentrum der Beben verlagert sich immer mehr nach Norden. Wenn Sie bisher meinem Blog aufmerksam gefolgt sind, dann kennen Sie auch meine Meinung dazu. Wenn nicht, dann bitte zurück blättern.

Der Katastrophenstab PEVOLCA hat inzwischen erlaubt, daß die emigrierten Anwohner von La Restinga in kleinen Gruppen in Polizeibegleitung, Kleidung und Medikamente aus ihren verlassenen Häusern und Wohnungen holen dürfen.

Heute Morgen wurde vom Cabildo (Inselregierung) beschlossen, einen Ausschuss zur Bewertung der sozialen und wirtschaftlichen Schäden und der Wiederbelebung El Hierros, ins Leben zu rufen. Wieder einen Ausschuss mehr werden Sie vielleicht jetzt sagen, aber hier dient inzwischen auch die deutsche Bürokratie als nacheifernswertes Vorbild.

Die aktuelle Wetterlage mit vorherrschender Windrichtung auf El Hierro, ist jetzt am Ende des Blog.