Freitag, 19. September 2014

Wie gefährlich sind Vulkangase?

Was macht das Vulkangas Schwefeldioxid SO2 so gefährlich?


Bei jedem Vulkanausbruch werden große Mengen an Vulkangasen ausgestoßen. Es ist besonders das Schwefeldioxid SO2 das für 
Mensch und Tier auch in weiten Entfernungen von der Eruptions- Stelle noch gefährlich werden kann. Auf der Karte (DLR) ist der Ausbreitungsweg vom Vulkan Bardarbunga auf Island zur Küste Norwegens und über das Nordmeer nach Osten zu erkennen. Dunkelrote Einfärbungen zeigen eine besonders hohe Konzentration.

Mit dem UV-Spektrometer Gome 2 auf dem Erdbeobachtungssatelliten MetopA und MetopB empfängt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen alle zwei Stunden die neuesten Messdaten der Schwefeldioxid-Wolke.


Schwefeldioxid, SO2, ist das Anhydrid der Schwefligen Säure H2SO3. Schwefeldioxid ist ein farbloses, schleimhautreizendes, stechend riechendes und sauer schmeckendes, giftiges Gas. Es ist sehr gut (physikalisch) wasserlöslich und bildet mit Wasser in sehr geringem Maße Schweflige Säure (Quelle: Wikipedia).


Schwefeldioxid schädigt in hohen Konzentrationen Mensch, Tiere und Pflanzen. Die Oxidationsprodukte führen zu „saurem Regen“, der empfindliche Ökosysteme wie Wald und Seen gefährdet sowie Gebäude und Materialien angreift. Entschwefelungsanlagen und andere technischen Einrichtungen sollen die künstlich vom Menschen erzeugten Schwefeldioxidwerte reduzieren.

Eine Schwefeldioxidkonzentration, die über dem Normalwert liegt, kann beim Menschen zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Benommenheit führen. In höheren Konzentrationen schädigt das Gas stark die Bronchien und Lungen.

Eine hohe Schwefeldioxidkonzentrationen über einen längeren Zeitraum aufgenommen, führt durch die Zerstörung des für die Blutbildung wichtigen B12-Vitamins zu Anämie (Blutarmut) und kann zum Tode führen.


Bisher war Island und Skandinavien noch nicht direkt betroffen. Die Windströme führten die Schwefeldioxidwolken noch nördlich um die bewohnten Gebiete herum. Aber eine Richtungsänderung des Windes kann schnell die Situation ändern. Die Messmethoden lassen zur Zeit nur die räumliche Ausbreitung per Satellit erkennen. Die Genauigkeit der Schwefeldioxid-Werte oder eine Vorhersage über den Strömungsverlauf ist noch beschränkt. Es sind grobe Schätzungen und Hochrechnungen aus den Werten der örtlichen Messeinrichtungen, die die Konzentration in entfernteren Regionen in etwa Abschätzen lassen.

Wie mehrere Institute übereinstimmend vermuten, werden aus den Vulkanschloten auf Island zur Zeit pro Sekunde 700 bis 1000 kg Schwefeldioxid ausgestoßen

Nicht nur die Vulkangase, sondern auch die Verformung wird interessant.


Fast 150 Erdbeben wurden gestern auf Island registriert. Über 45 Beben traten am Bardarbunga auf. Das stärkste Beben von ML5,3 am nördlichen Rand der Caldera um 14.22 Uhr. 

Hatte sich die Caldera in den letzten Tagen durchschnittlich pro Tag um 50 cm gesenkt, scheint nun eine Änderung einzutreten. Die IMO Grafik zeigt den Kurvenverlauf der letzten 3 Tage. Seit heute Morgen scheint die Absenkung gestoppt und eine leichte Aufblähung zu erfolgen (Danke an Peter Kockshold).

Was kann das bedeuten?
Der Magmaabfluss zur 20 km nördlich entfernten Eruptionsspalte versiegt – oder es steigt kräftig neue Magma aus dem Erdinnern in die Magmakammer nach.
Nach den Indizien der jüngsten starken Beben direkt beim Barbarbunga (aktuelle Werte in der rechten Seitenleiste anklicken) muss eigentlich unterstellt werden, dass jetzt die Zeit für den Bardarbunga selbst gekommen ist. Die flachen Bebentiefen bis 0,8 km Tiefe (gemessen wird ab Meereshöhe) werden oder haben schon bereits einen Durchbruch unter der bis zu 600 Meter dicken Gletscherschicht geschafft.

Die isländischen Wissenschaftler sind sich auch nicht im Klaren, ob die Eisschicht bereits von heißer Magma erreicht wurde. Es müssten größere Wasserabläufe aus der Caldera zu beobachten sein. Dies ist aber noch nicht der Fall. Auch wäre es möglich, dass sich unter dem Gletscher bereits ein See gebildet hat, der noch von den harten Eisschichten gefangen gehalten wird. Es wäre dann allerdings nur eine Frage der Zeit bis die Dämme brechen.

Auch dieser Vulkanausbruch auf Island steckt wieder voller Geheimnisse … und auch wenn ich mich wiederhole “Die Natur lässt sich nicht so einfach in ihre Karten schauen”.
Die Wissenschaft um die Vulkanologie ist erst am Anfang. Sie kennt bisher nur die Rahmen -Bedingungen – die genauen Spielregeln müssen noch entdeckt werden.

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