Samstag, den 12.Oktober 2013 - 15.02 Uhr - Am gestrigen Freitag 12 und heute bereits 18 Beben bis ML2,0. Der Schwerpunkt liegt weiter unter dem Inselmassiv in 11 km Tiefe.
Gestern ein Beben ca. 30 km nördlich von Teneriffa (IGN Grafik oben) von ML2,4. Es fand seinen Auslöser in nur 1,1 km Tiefe. Da die seismischen Tiefenmessungen immer von der 0 Linie - das ist in der Regel die Meereshöhe - ausgehen, fand es direkt auf dem Meeresgrund statt. Vielleicht war ein Felssturz in der stark zerklüfteten Meereslandschaft die Ursache.
Auf El Hierro halten die Beben ihre Lage unter dem Taganasoga und Malpaso bei. Wie aus der Avcan Karte zu sehen, gab es nur einen südlichen Erdstoß beim Eldiscreto. Die restlichen 10 schwachen Beben vom Mittwoch bis ML1,6 lagen unter dem Inselmassiv in 9,9 bis 12,9 km Tiefe. Heute bisher 4 neue Erdstöße.
Die Erdbeben-Katastrophe von L’Aquila - nachgehakt:
Im letzten Jahr hatte ich über den Gerichtsprozess von L’Aquila in Mittelitalien berichtet.
Im Oktober 2012 wurden dort vom Gericht sieben Fachleute, darunter auch Geologen und Seismologen, wegen fahrlässiger Tötung zu 6 Jahre Gefängnis verurteilt.
Bei dem verheerenden Erdbeben von ML6,3 am 6.April.2009 in L’Aquila starben 307 Menschen. Am Tode von 29 Bewohnern und mehreren Verletzten sollen sie direkt schuldig gewesen sein, da sie als Fachleute trotz besseren Wissens die Gefahr verharmlost haben. Ein Teil der Bewohner blieb aufgrund der fachlich falschen Einschätzung in ihren Häusern und wurden von Trümmerteilen erschlagen.
In der Urteilsbegründung wird den Geologen nicht etwa vorgeworfen, das Beben und die zu erwartende Bebenstärke nicht vorhergesagt zu haben. Dies sei auch nicht möglich.
Es geht vielmehr um die „unvollständige, ungenaue und widersprüchliche Informationen zur Natur, Ursache, Gefahr und künftigen Entwicklung der seismischen Aktivität“
Während im Katastrophenstab einige Geologen durchaus die Möglichkeit eines schwereren Beben prognostizierten, vertraten Andere und die politischen Verwaltungsmitglieder die Ansicht, die Bevölkerung nicht mit Horrorgemälden weiter zu verunsichern.
"Der Erdbebenschwarm sei kein Vorzeichen für weitere Beben, sondern ein normales geologisches Phänomen - die Lage sei günstig und es bestehe keine Gefahr"
Also kein Grund zur Beunruhigung - alles sei Normal.
So letztendlich das gemeinsam veröffentlichte Kommuniqué.
Die Mitglieder des Katastrophenstab hätten damit ihre gesetzliche Informationspflicht verletzt und wurden kollektiv alle zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt.
"Mitgehangen - Mitgefangen" - könnte man jetzt sagen.
Auch Wissenschaftler, zumindest wenn sie amtlich bestallt und aus öffentlichen Kassen bezahlt werden, sollten soviel Ego und Berufsehre besitzen, nicht jede gemeinsame Entscheidung wider besseren Wissens mitzutragen.
Sie sind die Fachleute mit dem entscheidenden Vorsprung an Wissen und Insiderinformationen und sollten mit ihren Erkenntnissen keine Geheimniskrämerei betreiben. Soviel Mumm und Ehrlichkeit darf man schließlich erwarten.
Ehre wem Ehre gebührt.
Ich kann noch verstehen, wenn neue wissenschaftliche Entdeckungen solange zurück gehalten werden, bis eine Fachzeitschrift den Artikel veröffentlicht hat.
Geht es aber um Menschenleben, darf keine Zeit verloren gehen. Es muss auch mit aller Eindringlichkeit vor der Gefahr gewarnt werden.
Sie haben auch in diesem speziellen Fall eine Verantwortung für ihre Mitmenschen.
Politik und Wissenschaft lassen sich nicht immer unter einen Hut bringen. Das wissen wir nur zu gut.
Die Allgemeinheit bezahlt diese Wissenschaftler direkt oder über irgend ein Forschungsprojekte und hat dann auch das verdammte Recht eine ehrliche Einschätzung über die zu erwartende Bedrohung zu erhalten.
Wer sich hinter einer Institution wie dem Katastrophenstab versteckt, läuft dann halt auch Gefahr für eine gemeinsame Fehlinformation mit tödlichen Folgen bestraft zu werden.
Noch läuft in Italien das Berufungsverfahren, dessen Ausgang aufgrund der unsicheren Rechtlage, ungewiss ist. Das Urteil kann bestätigt oder aber verworfen werden ... warten wir ab.
Das Urteil hat auch in anderen Ländern eine rege und kontroverse Diskussion ausgelöst. Kein Geologe oder Vulkanologe würde in Zukunft in einem Krisen- Gremium mehr mitarbeiten oder sich bei einer Prognose festlegen - so die Aussagen.
Das ist aber auf Dauer auch nicht die Lösung. Schweigen mag in manchen Dingen zwar "Gold" sein. Seine Überzeugung - auch gegen Widerstand zu vertreten, zeugt aber von Aufrichtigkeit.
"Ein Mensch ohne Aufrichtigkeit ist ein Gefährt ohne Achsen, unbeweglich und unverwendbar."
- nicht von mir, sondern von Konfuzius (551-479 v. Chr.)
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