Samstag, 25. August 2012

El Hierro Vulkan - Spiegelbild Kapverdische Inseln

NEWS:
11.50 Uhr - neues Beben mit ML1,6 in 9 km Tiefe vor der Golfo-Küste.
17.09 Uhr - Beben mit ML2,9 in 21 km Tiefe an der Westspitze.

Heute bereits 7 Erdstöße in 4 bis 11 km Tiefe unter dem Golfo. Gestern insgesamt 11 Beben bis ML1,5. Auch an der Westspitze wenige schwache Beben um die 20 km Tiefe. Es rumort also verhalten wie in den vergangenen Tagen weiter. Die Gas-Emissionswerte liegen im Normalbereich. Ebenso lassen sich bei der Oberflächenverformung der Insel nach den GPS Daten keine großen Abweichungen erkennen. El Hierro bleibt weiter um einige Zentimeter aufgebläht. Alles normal - könnte man sagen. Das wäre aber ein Trugschluss. Still und fast unbemerkt arbeiten sich die Beben und damit das Magma langsam nach oben.

Nur zwei Flugstunden von den Kanaren entfernt, liegen südlich die Kapverdischen Inseln. Die Kap­verdischen Inseln oder Kap­verden sind eine Insel­gruppe mit 9 be­wohnten Inseln, die ca. 560 Kilo­meter westlich von Dakar liegen. Ehemals eine portu­giesische Kolonie und seit 1975 der unab­hängige Staat "República de Cabo Verde". Es gibt eine Reihe von Parallelen mit den Kanaren. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs mit einem noch aktiven Vulkan auf der Insel Fogo. Der vulkanische Berg Pico do Fogo ist mit 2829 Metern zugleich der höchste Berg des Archipels und nach dem Pico del Teide auf der kanarischen Insel Teneriffa der zweithöchste Berg im Atlantik. Die Insel Brava (64 km ²) ist die westlichste Insel und mit El Hierro optisch vergleichbar (Foto unten). Sie ist nicht nur die südwestlichste Insel sondern seit wenigen Monaten genauso vulkanisch aktiv. Das vulkanische Insel Brava-System liegt 18 km westlich von der Insel Fogo. Dazwischen haben wir eine Meerestiefe von mehr als 1400 Meter mit einer Reihe von Unterwasser Vulkankegeln. Historische Eruptionen auf Brava sind nicht bekannt. Dafür aber belegte 27 Vulkanausbrüche auf der Nachbarinsel Fogo.

Die Involcan (Instituto Volcanico de Canarias) aus Teneriffa ist bereits seit Jahren im Rahmen des Projektes MAKAVOL, finanziert durch die Europäische Union, dort wissenschaftlich tätig. Es ist eine  transnationale Zusammenarbeit Madeira - Canarias - Azoren (MAC 2007-2013) und der Universität Cabo Verde. Festgestellt wurden nun auf der Insel Brava stark erhöhte CO2-Emissionen von 233 Tonnen pro Tag. Der Normalwert liegt bei 50 Tonnen/Tag. Dieser 4,7 fache Kohlendioxidwert - Anstieg lässt auf das Aufsteigen von Magma im Inselfundament schließen. Eine Eruption ist in naher Zukunft wahrscheinlich.
Obwohl die Insel Brava über 2500 km von El Hierro entfernt liegt, erleben wir zur Zeit dort ähnliche Vorgänge. Es dürfte sich ebenso wie auf den Kanaren um einen Hotspot handeln, der natürlich in den Erdtiefen miteinander verwachsen und verbunden ist. Wie diese Verbindungen miteinander agieren ist noch die große Unbekannte und soll nun erforscht werden.

Freitag, 24. August 2012

El Hierro Vulkan - und die Geologie

NEWS:
11.49 Uhr - neuer Erdstoß von ML1,5 in 10 km Tiefe im Golfo

Steinschlag - Gefahr


Berge und vor allem Steilwände bergen immer die Gefahr von Steinschlag oder Erdrutsch... und davon haben wir auf El Hierro genug. Das bröselige Vulkangestein macht sich oft in den Wintermonaten nach ausdauernden Regenfällen selbständig und stürzt in die Tiefe. Meist in unbewohnte Barrancos, aber auch auf Straßen oder wie hier auf eine Strandanlage. Geschehen ist dies im März 2011, also noch vor den Erdbeben, in Tamaduste im Nordosten von El Hierro. Zum Glück krachte der tonnenschwere Felsbrocken in der Nacht auf die sonst meist gut besuchte Promenade und es gab keine Personenschäden. Auch heute noch sind die Spuren des Einschlag (Fotos) zu erkennen. Der Felsbrocken wurde bereits zerstückelt und weggeräumt.
Erst recht bei Beben von mehr als ML4,0 steigt dieses Risiko. Das Golfotal mit seinen über 1000 Meter steil ansteigenden Felswänden ist dann besonders gefährdet. Hier könnten es dann nicht nur einzelne Felsbrocken, sondern ganze Gesteinswände sein die als Felsrutsch ins Tal stürzen.  


Zur Zeit kann die Bebenaktivität als ruhig bezeichnet werden. Es kocht und brodelt im Untergrund wohl weiter, aber auf Sparflamme. Auch in den vergangenen Stunden 8 schwache Erdstöße im Bereich um Sabinosa im Golfo (IGN Grafik links). Ein Beben von ML1,3 sogar in nur 1,8 km Tiefe. Der Rest aber in inzwischen gewohnter Tiefe von 9 bis 10 km. Aus der Vergangenheit wissen wir, daß Ruhephasen typische Eldiscreto Vorgänge sind und er jederzeit wieder mehr Aktivität und stärkere Beben erzeugen kann. Auch dieses Mal wird es sicher nicht anders sein. Es drängt sich das Gefühl auf, daß der Vulkan jetzt neue Kräfte sammelt um sich dann zum richtigen Zeitpunkt wieder in Szene zu setzen.
In Wirklichkeit sind die ganzen Vorgänge natürlich viel komplexer und weder von mir noch von den Wissenschaftlern genau zu deuten. Es ist heute noch immer ein Überraschungspotential vorhanden, das sich vielleicht in Zukunft durch viel Beobachten und neue Messmethoden oder durch noch zu erfindende Geräte und Sonden genauer eingrenzen lässt. Wie bei der Wettervorhersage sollte es dann auch möglich sein, Entwicklungen und Eruptionen, vielleicht sogar die genaue Lage und den Zeitpunkt, zu benennen - aber das ist noch Zukunftsvision. 

Donnerstag, 23. August 2012

El Hierro - Pozo de la Salud- der Wellnesstempel

NEWS:
Um 14.06 Uhr ein ML1,3 Beben direkt vor der Golfoküste in 1,8 km Tiefe (wenn IGN nicht wieder korrigiert)

In den vergangenen 24 Sunden wieder 6 kleine Beben bis ML1,4 in 9,2 bis 10,8 km Tiefe.  Nachdem es gestern im Süden zitterte, jetzt wieder im Golfo. Das Dorf Sabinosa, der Adlerhorst am Steilhang, das ich bereits vorgestellt hatte - und das direkt unterhalb an der Küste liegende Pozo de la Salud (Satellitenaufnahme) sind die Zentren. Der Gesundheitbrunnen Pozo de la Salud oder wörtlich übersetzt "Tümpel der Gesundheit" besteht aus dem in den 1990 er Jahren und jetzt neu renovierten Kurhotel "Balneario" und noch einigen wenigen Häusern. Ein Mini Kurzentrum das seit 1830 Kurgäste auch aus fernen Regionen anlockt.

Der Brunnen (oben) aus dem das Heilwasser geschöpft und heute unterirdisch gepumpt wird, soll Linderung und Heilung bei Hautkrankheiten und rheumatischen Beschwerden bringen. Es ist ein salzhaltiges Brachwasser das früher auch zur Viehtränkung benutzt wurde. Genaue Analysen haben allerdings noch keinen nachweisbaren Heilefekt feststellen können. Die Herrenos sind von ihrer Heilquelle allerdings überzeugt. Das Heilbad, im Besitz des Cabildo (Inselregierung), liegt einsam und verlassen am südwestlichsten Punkt des Golfotals.

Früher gab es hier Dona Rosa`s kleine Pension "Casa Rosa" die für ihre "Rosskuren" beliebt und gefürchtet war. Das alte Casa Rosa ist heute eine Ruine und zerfällt leider. Durch den Fortschrittswahn musste natürlich ein modernes, großes und neues Heilbad erbaut werden. Mit allen Saunaarten, Massageeinrichtungen und den ganzen Errungenschaften eines Wellness-Tempel. Das Interieur des Balneario erinnert allerdings an die 1960 er Jahre oder wie mein Begleiter auch meinte - an einen Trakt eines amerikanischen Gefängnis, nur mit Pflanzen. Ob es der große Renner unter den Wellness Badelandschaften wird, möchte ich eher bezweifeln. Viel mehr wieder eine Sparbüchse ohne Boden.

Mittwoch, 22. August 2012

El Hierro Vulkan - keine große Veränderung

NEWS:
 

Bild oben der Blick von El Julan im Süden in Richtung La Restinga. Unter der weiß abgedeckten Plastikfläche werden heute Bananen und Ananas angebaut. Hier sollte vor 15 Jahren das ESA Satelliten-Abschussgelände errichtet werden. Nur durch den erbitterten Protest und Widerstand der Herrenos kam das Projekt aber nicht über die Planungsphase hinaus und wurde zu den Akten gelegt, obwohl bereits alle Institutionen ihre Zustimmung signalisiert hatten.  Kurz davor (verdeckt) der Badestrand von Tacoron und links oben im Hindergrund der Eruptionspunkt unseres Eldiscreto vom November 2012.
Hier im Meeresgebiet haben sich heute Morgen um 3.48 Uhr und 3.54 Uhr nach langer Zeit erstmals wieder zwei kleine Erdstöße in 9 und 10 km Tiefe ereignet.
 

Gestern hatten wir insgesamt 6 Beben wie links unter Sabinosa im Golfo bei 10 km Tiefe und weitere am Leuchtturm an der Westspitze in 20 km Tiefe bis zu ML1,6. Alles schwache Erdstöße. Es ist eine abgeschwächte Fortsetzung der nun schon seit über einer Woche andauernden neuen Aktivität. Ob nun wieder eine Ruhephase eintritt oder sich im Süden um den Eldiscreto vermehrt Beben einstellen, steht in den Sternen. Auch die Bodenverformung hat sich nicht wesentlich geändert. Ein ständiges auf und ab von 1 bis 2 cm, aber nicht mehr auf dem hohen Niveau vom Juli 2012. Die offiziellen Stellen sind noch in der Sommerpause bzw. mit anderen Dingen beschäftigt. Hier herrscht zum Thema Vulkan El Hierro Funkstille.

Dienstag, 21. August 2012

El Hierro Vulkan - Bebenverlauf näher betrachtet

NEWS:
Auch in den letzten 24 Stunden setzten sich die schwachen Beben um die 10 km Tiefe im Golfo und die stärkeren Erdstöße im Südwesten in 20 km Tiefe fort. Das stärkste Beben mit ML2,7 lag an der Westspitze (rosa).Wie ein Band verläuft die Bebenrichtung von Nord nach Süd. Es dürften 10 km Länge sein, wobei doch eine Konzentration am bzw. unter dem Inselmassiv auf der Linie Sabinosa im Golfo, unter dem Berg Tanganasoga nach El Julan im Süden zu erkennen ist. An diesem schmalsten Inselteil messen wir gerade einmal 4,5 km Breite.
Ein Blick auf den bisherigen Bebenverlauf vom Juli 2011 bis heute lässt erkennen, daß auch die jüngsten Erdstöße ins alte Schema passen. Nur die geringe Bebentiefe im Golfo von 10 km ist neu.

Auf der Tiefengrafik der Beben (unterer Teil) bleibt die vermutete Magmahauptkammer bzw. der Zufluss von Magma aus tieferen Schichten bei 20 bis 25 km stecken. Nur im rechten Bereich - der eine Linie Eldiscreto im Süden bis Golfoküste beschreibt - gelingt es der Magma auch in höhere Schichten aufzusteigen. Wahrscheinlich sind die geologischen Vorraussetzungen hier günstiger einen Durchbruch zu finden. Es können weichere Gesteinsschichten, Hohlräume oder bereits vorhandene alte Magmakanäle sein, die ein Vordringen begünstigen. Die Eruption im November 2011 des Eldiscreto im Süden lag genau auf dieser Linie. In diesem Nord/Süd Band könnte auch eine evtl. zukünftige Entlüftung wieder stattfinden.

Montag, 20. August 2012

El Hierro Vulkan - Naturgewalten und die Angst

NEWS:
14.01 Uhr - Beben um 11.16 Uhr mit ML2,0 in 11 km Tiefe/Golf
                               um 11.54 Uhr mit ML2,7 in 20 km Tiefe/Westspitze

Der jüngste Bebenschwall im Golfo scheint abzuklingen. Gestern gab es nur noch 4 Beben. Wobei sich einige Erdstöße schon wieder in 20 km Tiefe unter der Westspitze ereigneten. Was bleibt also festzuhalten: Es befindet sich im Ausläufer des Berg Tanganasoga im Gebiet um Sabinosa im Golfo eine Magmaschicht bzw. ein Magmakanal in nur 10 km Tiefe. An der südlichen Westflanke um den Leuchtturm sind keine Tiefenveränderungen erfolgt. Hier spielt sich alles weiter um die 20 km Tiefe ab.
Dieser Vulkan hat schon eine Ausdauer. Die Aktivitäten dauern inzwischen über ein Jahr an und sind für kanarische Verhältnisse extrem lang. Vergangene kanarische Vulkane haben meist bereits nach 3 Monaten Aktivitätsphase ihren Spuk beendet. Aber Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel.
Auch das trockene und heiße Wetter macht uns zu schaffen. Gerade ist der letzte Waldbrand auf der Nachbarinsel La Gomera mühevoll unter Kontrolle gebracht worden, rollt schon der nächste Calima heran. Ab Dienstag soll es Temperaturen zwischen 35 - 37 C° mit kaum messbarer Luftfeuchtigkeit geben. Vom Wetterdienst AEmet wurde für alle Westinseln die Warnstufe "Gelb" heraus gegeben. Die Waldbrandgefahr steigt damit wieder extrem an. Ein Funke genügt und der Wald steht in Flammen. Bereits zweimal in diesem Sommer wurden alle Westinseln, mit Ausnahme von El Hierro, von großen Waldbränden heimgesucht. Viele Häuser und wertvolles Busch- und Baumland wurden dabei vernichtet - und die ersten Regenfälle können wir frühestens im Oktober erwarten.
Dem noch nicht genug. Ein tropischer Wirbelsturm nähert sich über den Atlantik unseren Inseln (Karte). Noch liegt er südwestlich der Azoren - nimmt aber südlichen Kurs. Hoffen wir nur, daß er sich abschwächt und uns verschont. Mit Schrecken erinnern sich noch viele Canarios an einen Hurrikan vor 8 Jahren der große Schäden hier hinterlassen hat.
Warum werden wir im Augenblick von allen möglichen Naturgewalten bedroht ?

Liegt es an der geographischen Lage? Liegt es an uns Menschen? Warum nur?
Fragen die sich nicht so einfach beantworten lassen und Nachdenklichkeit und damit Angst wecken.

Zum Thema Angst und Angstbewältigung lassen wir einmal Karin Kamm aus El Hierro zu Wort kommen:

El Hierro tanzt auf dem Vulkan, ganz entspannt im Hier und Jetzt


Unter der Insel zirkuliert Magma, im Moment nicht in 20 km Tiefe, sondern nur 10 km trennen uns von der glühenden Masse. Da ich ja immer informiert sein möchte, klicke ich online auf IGN, avcan, earthquaeke und Manfreds Block, bin auf dem neusten Stand und nun gibt es mehrere Möglichkeiten.
-Verfluche mich selbst dafür, dass ich vor fast 30 Jahren so blauäugig sein konnte, meinem geliebten Hamburg endgültig den Rücken gekehrt zu haben um mich auf der kleinsten Kanareninsel, ohne Industrieverschmutzung, Atomkraftwerke, Stress und Hektik in fast unberührter Natur bei angenehmen Temperaturen niederzulassen. Habe hier ganz tiefe Wurzeln geschlagen, bin glücklich und lebe so, wie es mir gefällt. Dann brach im vergangenen Jahr für alle völlig unerwartet nach einer Zitterpartie zahlreicher Beben, Tunnelsperrungen, Evakuierungen u.s.w. in La Restinga unter Wasser der Vulkan aus . Stellte entsetzt fest, dass ich bei meiner Lebensplanung, wie die meisten Einwohner, keinen Totalverlust von Hab und Gut einkalkuliert habe, obwohl wir auf einer Insel vulkanischen Ursprungs leben. Die Drohung, dass das "Pulverfass" hochgehen könnte lässt mich nicht mehr schlafen, bei jeder düsteren Prognose die ich aus dem Internet fische, zucke ich zusammen, deshalb ziehe ich meine Konsequenzen und gehe wieder dorthin zurück, wo ich hergekommen bin, in die norddeutsche Tiefebene.
-Backe mir ein Ei auf die Medien, stöpsel meinen PC aus, einen Fernseher habe ich sowieso nicht und widme mich der Alltagsbewältigung, was bei der schlimmsten Dürrekatastrophe, seit 1948, tiefster Ebbe in der Kasse, unserer neuen Regierung mit absoluter Mehrheit, der gesamtspanischen und mundialen Krise, den schrecklichen Bränden auf den Nachbarinseln schon anstrengend genug ist. Nachts sinke ich erschöpft ins Bett und schlafe tief und traumlos. Der Vulkan..welcher Vulkan? Merke seit Monaten nur ganz selten ein leichtes Wackeln. Wieso haben einige Leute eigentlich Panik?
-Sommer auf El Hierro, ich geniesse jeden Tag ganz intensiv und bin begeistert von dem üppigen kulturellen Angebot, den zahlreichen Fiestas, Ausstellungen und Konzerten. Lasse mich von der Lebensfreude der Herreños anstecken, vorgestern Konzert von Rosanna mit anschliessendem Tanz in weiss, gestern nachmittag Sportspektakel im Meer vor La Caleta, bei Dunkelheit das beeindruckende Feuerwerk über Tamaduste und zum Ausklang Dorffest in Echedo. Die Organisation ist oft mehr als chaotisch, was die Lebensfreude aber in keinster Weise einschraenkt. Zum Thema Vulkan habe ich gelernt, dass der Mensch nichts unter Kontrolle hat, Leben ist Risiko, hier und ueberall sonst auf der Welt,.Wir sind wie Sandkoerner am Strand, die der Wind jederzeit hochwirbeln kann und Sicherheit ist eine Illusion. Werde weiterhin ab und zu meine Vulkaninformationsquellen anzapfen und zur gegebenen Zeit die noetigen Vorkehrungen treffen, aber Angst wird mir niemand mehr einjagen.

Sonntag, 19. August 2012

El Hierro Vulkan - starker Druckabbau im Untergrund

NEWS:
13.00 Uhr - um 8.45 Uhr neues Beben von ML1,8 in 11 km Tiefe im Golfo
20.01 Uhr - Beben um 18.06 Uhr mit ML1.9 in 20 km Tiefe am Leuchtturm/Westen
 Oben das kleine und verträumte Örtchen Sabinosa das im Moment im Zentrum des Bebenschwarm steht. Das noch ursprünglichste Dorf El Hierros, einsam wie ein Adlerhorst am Steilhang erbaut, am Südwest Ausgang des Golfotales. Links der Blick aus dem Weltall - dort wo die gelben Punkte sind, liegt dieses Einod. Gestern hatten wir 19 leichte Beben in 9 bis 12 km Tiefe. Keine starken Beben und im Grunde auch keine Veränderung zu den Vortagen. Nur das Bebenzentrum wandert leicht unter den Bergkamm Richtung Süden. Gestern aber auch ein ML1,3 Erdstoß in der Inselmitte(rot) genau oberhalb des Kirchturm von La Frontera.

Viel Auffälliger ist aber der Rückgang der Inselverformung - ich hatte bereits vor Tagen darüber berichtet. Wir beobachten in den letzten Stunden ein stetiges Absinken der Inseloberfläche. Bis zu 9 cm hatte sich im Juli die Insel wie ein Hefekuchen aufgebläht. Durch den sich im Bereich der Magmakammer immer stärker entwickelnden Druckaufbau wurde die Insel aus ihren Fundamenten in die Höhe gehoben. Nun sinkt sie wieder ab. Gut 1 - 2 cm in den letzten 24 Stunden. Die GPS Messdaten sind nicht aktuell, da sie den weiten Weg über Japan machen müssen. Die Universität von Nagoya bei Tokio hat vor Jahren im Rahmen eines anderen Forschungsprojekt diese GPS Sensoren aufgestellt und wertet sie auch aus. Es steht nur diese einfache Grafik links zur Verfügung. Druckabbau und Rückgang der Inselverformung kann nur erfolgen, wenn sich ein Ventil geöffnet hat. Genau wie bei einem Autoreifen bei dem man das Ventil öffnet und die Luft entweichen lässt. Nur wo ist diese Luft - in unserem Falle die Vulkangase geblieben. Sie können durch eine Eruption auf dem Meeresgrund entweichen. Das würde man nicht unbedingt merken, wenn diese Öffnung in großer Meerestiefe vor der Insel erfolgt. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß sich durch den Magmaaufstieg auf jetzt 10 km Tiefe neue Hohlräume gefunden haben und für den nötigen Druckausgleich sorgen. Wir werden sehen wie sich diese Sache weiter entwickelt.
Auch zur Arbeit der IGN - des staatlichen Instituto Geografico National - muß jetzt einfach mal ein Wort verloren werden. Bisher haben sie eine gute Arbeit geleistet und die Welt mit aktuellen Messergebnissen versorgt. Auch wenn die wenigen öffentlichen Aussagen mehr politisch geprägt waren ( keine Eruption in Restinga und wenige Stunden später die Warnstufe "Rot" - oder im März 2012 die Vulkanaktivität für beendet erklärt haben) wusste man doch die Verlautbarung immer einzuordnen und richtig zu werten. Seit einigen Monaten ist zu beobachten, daß gerade bei den Seismographischen Aufzeichnungen von El Hierro vermehrt Störungen auftreten. Auch die Kalibrierung wurde auf die unterste Stufe zurück gedreht, so daß kaum mehr Beben zu erkennen sind. Wissenschaftlich macht das wenig Sinn und dürfte auch nicht der Grund sein. Als Beispiel gestern (oben) das Messgerät von La Gomera und die Aufzeichnung des ML3,8 Beben (grün) vor Teneriffa.

Das gleiche Beben auf dem Seismographen von El Hierro (links oben). Es ist schon fast eine Lupe erforderlich um das ML3,8 Beben überhaupt noch zu erkennen. Kleinere Beben gehen in dieser Aufzeichnung völlig unter. Dafür sehr viele "techn. Störfrequenzen" wie die schwarzen Balken oder unten die Wellenlinie mit dem tatsächlich nicht vorhandenen Tremor. Auch kann ich mir nicht vorstellen, daß unbemerkt  - also ohne Tremor - Magma aus 20 km Tiefe auf plötzlich 10 km Tiefe aufsteigt. Gehen wir einfach einmal nicht von "Absicht" sondern von Schlamperei und personeller Unterbesetzung in der IGN Zentrale aus und hoffen, daß diese "technischen Mängel" bald behoben werden.