Samstag, 16. Juni 2012

El Hierro Vulkan - Ameisen und Erdbeben

NEWS:
Am Freitag gab es nur zwei schwache Beben im Golfo und einen Erdstoß von ML1,2 um 20.58 Uhr im Süden in 27 km Tiefe. Die Bebenserie vom 14. Juni scheint die aufgestaute Kraft und Energie so ziemlich abgebaut zu haben.
Es bleibt jetzt einfach einmal abzuwarten, ob sich diese Intervalle wiederholen. Die erste Bebenwelle hatten wir am 4.6.12, die zweite Welle am 14.6.12. Wenn dieser 10 Tagesrhythmus ausreicht um entsprechende Energie neu aufzubauen, dann dürften wir um den 24. Juni eine weitere Bebenserie erleben.

Wobei immer noch nicht geklärt ist, was überhaupt die Ursache und der Auslöser dieser plötzlich verstärkten Seismik war. Wahrscheinlich hat die Wissenschaft darauf noch keine schlüssige Erklärung gefunden.
Für mein Verständnis ebben bei einem Abklingen der Vulkanaktivität sowohl die Anzahl der Beben als auch deren Stärke ab. Genau das Gegenteil ist aber der Fall.
Es wäre einmal interessant bei anderen Vergleichsvulkanen diesen Zeitabschnitt nach einem Ausbruch näher zu betrachten, um vielleicht Parallelen fest zu stellen.

Das menschliche Empfinden

Das "Spüren" und  Wahrnehmen eines Erdstoßes beim Menschen liegt als Faustregel bei einer Stärke ab ML3,0. Ab 3,0 spürt jeder selbst im Schlaf ein Beben. Hier geht man von einem unvorbereiteten und mit normaler Sensorik ausgestatteten Erdenbürger aus.

Natürlich gibt es auch Menschen die wesentlich empfindsamer sind und bereits viel schwächere Beben spüren. In vielen empfangenen Mails wurde mir berichtet, daß besonders empfindsame Spezies bereits Beben unter ML2,0 verspüren.
Da der Mensch von Natur aus biologisch nicht mit all zu reichlichen Sinnesorganen ausgestattet ist, entgeht ihm vieles.
Viele Tiere sind hier im Vorteil und mit wesentlich besseren Sinnesorganen ausgestattet. Ob es die Sehkraft, das Hörvermögen oder nur der Geruchsinn ist.

Ameisen und Erdbebenvorhersage

Ein interessantes Forschungsprojekt der Universität Duisburg-Essen beschäftigt sich mit den Ameisen. Genau mit der Waldameise der Gattung Formica. Herausfinden möchten die Forscher, ob es Verhaltensänderungen der Ameise vor einem Erdbeben gibt und ob sich diese Tierchen als "Frühwarnsystem" eignen. Mit einem überraschenden Ergebnisse.
Thermographieaufnahme eines Ameisennest

Die Untersuchung wurde entlang einer postulierten Störungszone am Nordrand des Laacher Sees in der Osteifel durchgeführt und erstreckte sich über zwei Jahre. Dort treten gehäuft kleinere Erdbeben auf. Tag und Nacht wurden die Ameisen mithilfe hochauflösender Infarotkameras beobachtet.

Die Ameisenaktivitäten sind vor und nach Erdbeben ungewöhnlich. Sie weichen am Tag aber auch in der Nacht vom beobachteten Standardtagesablauf ab. Zudem zeigt der Vergleich beider Standardtagesabläufe insbesondere für März, dass sich die Ameisenaktivitäten, obwohl es sich um verschiedene Arten handelt, erstaunlicherweise ziemlich ähneln.
Am 10.September 2009 ereignete sich ein Erdbeben mit Magnitude 3,2 etwa 30 km vom beobachteten Nest entfernt. Die Ameisenaktivität vor und nach dem Erdbeben war ungewöhnlich. Von Mitternacht des 10. Septembers bis etwa 10:00 h des nachfolgenden Tages (11. September) zogen sich die Ameisen nicht in ihr Nest zurück, sondern verblieben in einem mittleren Aktivitätsniveau zwischen 3 und 4 auf dem Nestkopf. Sie gingen erst nach 10:00 h des folgenden Tages in ihren standardisierten Tagesrhythmus über.

Die Vorteile, die die Ameisen bieten, sind eindeutig. Im Vergleich zu anderen Tierarten, die in der Literatur mit Reaktionen vor einem Erdbeben in Verbindung gebracht werden, sind die Ameisen mit ihrem Nest ortsfest und somit rund um die Uhr beobachtbar. Weiterhin leben sie direkt auf dem Informationskanal aus der Tiefe, in unmittelbarem Kontakt zur Störungsfläche. Ein besonderer Vorteil der Ameisen ist die hohe Sensibilität für Umweltveränderungen. Sie können CO2-Konzentrationen bestimmen, eine Bedingung für die optimale Sauerstoffregulierung im Nest. CO2 steigt aber auch aus der Tiefe auf. Die Gasmenge und Zusammensetzung kann sich vor und nach Erdbeben ändern, etwas was eine Reaktion bei den Insekten hervorrufen sollte. Darüber hinaus können sie sehr geringe Temperaturanstiege wahrnehmen und vielleicht akustische, elektromagnetische und mikroseismische Signale aus der Tiefe registrieren.

Die Forschungsreihe läuft noch. Vielleicht werden wir in Zukunft neben den Seismographen und GPS Stationen auch noch Ameisenhaufen auf El Hierro vorfinden. Wer den kompletten Forschungsbericht lesen möchte hier zu "Ameisen und Erdbeben".

Freitag, 15. Juni 2012

El Hierro Vulkan - gestrige Bilanz

NEWS:
Nach dem aufregenden Tag gestern, ist nun heute wieder Ruhe eingekehrt. Wie bei einem heraufziehenden Gewitter hat sich innerhalb von 10 Stunden ohne große Vorwarnung die Energie entladen - und das war schon deftig. Für den Menschen nicht zu spüren, aber auf den Seismographen aufgezeichnet. Wir hatten 20 Erdbeben (schwarzer Balken), davon allein 15 Erdstöße mit mehr als ML1,5 (grün). Fünf Beben lagen gar über ML2,0 (rot). Das stärkste Beben brachte es um 6.05 Uhr auf ML2,8. Also noch kurz unter der menschlichen Wahrnehmungsgrenze. Es war nun die zweite Bebenserie innerhalb von 10 Tagen. Genau am 4. Juni 2012 erfolgte ein ähnlicher Bebenschub. Damals nicht ganz so stark und mit Vorwarnung. Die Tage zuvor gab es schon einzelne Erdstöße die auf ein Ereignis hinwiesen. Auf der IGN Grafik unten sind die beiden Serien und die Vorbeben gut zu erkennen.
Das Epizentrum lag wieder im Mittelabschnitt des Golfo. Relativ konzentriert auf die Linie Berg Tanganasoga - Los Llanillos, bis ca. 2 km vor die Küste von Charco Azul. Der Ausgangspunkt der Beben lag in einer Tiefe von 20 bis 26 km, also im Bereich der vermuteten Magmahauptkammer. Es stellt sich natürlich jetzt die Frage - Was hat das alles zu bedeuten? Sind das Signale von abklingender Aktivität - von sich zurückziehender Magma und einstürzender Hohlräume und Höhlen. Also quasi die Nachwehen der Eruption oder erfolgt genau das Gegenteil.
Neue Magma schiebt aus dem Erdinnern genau in diese Magmakammer nach und vergrößert die Spannung mit den Beben als Folge ?

Interessant wären nun aktuelle GPS Messungen zur Oberflächen Verschiebung. Hat sich das Golfotal in den letzten Tagen angehoben oder hat sich die Verformung normalisiert und ist zurück gegangen. Wir wissen, daß diese GPS Messungen auf El Hierro von einer japanischen Universität für ein Forschungsprojekt durchgeführt wird. Mit Messergebnissen ist man allerdings sehr sparsam und die Daten werden nur zeitverzögert publiziert.

Was machen die Gaswerte - ist die Schwefel- und Kohlendioxid Konzentration angestiegen oder wie sieht es hier überhaupt aus ?  Das liegt im Zuständigkeitsbereich der IGN. 
Aber die Wissenschaft schweigt oder muß schweigen ! Dabei wären doch genau diese Werte wichtige Indikatoren für die Einschätzung und weiteren Entwicklung der Lage.

Das einzige was gestern von Seiten der Kanarischen Regierung zu hören war und dabei berief man sich auf die ihr unterstellte IGN - sinngemäß übersetzt:

"Die seismischen Aktivitäten kommen von der Umstrukturierung der eruptiven Prozesse. Die Situation hat sich nicht verändert".

Jetzt wissen wir alle Bescheid und jeder kann sich selbst seinen Reim darauf machen. Was ist eine "Umstrukturierung der eruptiven Prozesse" ?
Ich habe das Gefühl, daß man wieder in die alte wenig aufschlussreiche Informationspolitik zurück fällt und erst dann wieder offen aufklärt, wenn es sowieso jeder spürt oder selbst sehen kann.

Vielleicht kann uns hier ein Geologe oder Vukanologe in einem Kommentar seine fachliche Ansicht, Meinung und seine Einschätzung der momentanen Lage geben.
Es wäre sicher sehr hilfreich. Danke!


Hier noch die IGN Gesamtaufstellung (über ML1,5) der gestrigen Seismik:


Donnerstag, 14. Juni 2012

El Hierro - Bebenserie im Golfo

NEWS:
6.01 Uhr Beben mit ML2,3 in 22 km Tiefe im Golfo
6.05 Uhr Beben mit ML2,8 in 22 km Tiefe im Golfo
6.06 Uhr Beben mit ML2,7 in 23 km Tiefe im Golfo
Rechts die IGN Grafikauflösung der 3 Beben zwischen 6.00 und 7.00 Uhr. Inzwischen um 7.48 Uhr ein neues Beben mit ML2.1 in 21 km Tiefe.
11.31 Uhr - bisher heute bereits 19 Beben. Davon 11 Erdstöße mit mehr als ML1,5
16.49 Uhr - weiteres Beben um 14.17 Uhr mit ML1,6 in 26 km Tiefe/Golfo.
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Seit 4.40 Uhr bebt es fast im Viertelstundentakt im Golfo. Mindestens 10 Erdbeben bis zur Stärke ML2,3 um 4.40 Uhr wurden bisher gezählt. Das Beben um ca. 6.10 Uhr (siehe roter Ausschlag oben) wurde noch nicht bewertet und dürfte bei ML3,0 gelegen haben. Alle Erdstöße erfolgten in einer Tiefe von 20 bis 24 km. Das Zentrum liegt mitten im Golfo um den alten Vulkanberg Tanganasoga (Grafik links). Bereits gestern hatte es bereits im nördlichen Golfo einen Erdstoß gegeben. Was diese neue Bebenserie auf sich hat, ist noch völlig unklar. Die Beben stammen aber alle aus der Magmahauptkammer.

Hier links die IGN Auflistung der bisher stärksten Beben seit 4.40 Uhr. Ich bleibe am Ball und werde weiter berichten.

Mittwoch, 13. Juni 2012

El Hierro - neues Erdbeben

NEWS:
Nach 6 Tagen Ruhe gab es heute Morgen um 4.57 Uhr ein Beben mit ML1,8 in 25 km Tiefe. Der Ausgangspunkt lag im nördlichen Golfotal unter den Roques de Salmor (Salmorfelsen). Dies dürfte auch die nördlichste Abgrenzung der Magmahauptkammer sein, die in 20 - 25 km Tiefe vermutet wird.
Die Sturmwarnung wurde bis Donnerstag verlängert und dürfte heute erst so richtig die Westinseln erreichen. Bisher gab es noch keine Meldungen über Schäden. Erst gestern im Laufe des Tages frischte der Wind auf und es entwickelten sich erste Sturmböen. Durch die bergige Geographie der Inseln können sich punktuell Fallwinde entwickeln, die für Sekunden Spitzenwerte von 85 km/h erreichen.

So soll das neue Superteleskop European Extremely Large Telescope (E-ELT) der ESO (Bild ESO oben) einmal aussehen. Es wird nicht auf La Palma sondern in Nord-Chile erbaut. Mit seinem über 39 Meter-Spiegel und 1,1 Milliarden Euro Kosten soll es in 10 Jahren das weltgrößte Teleskop sein. Noch aber haben wir auf dem Roque de Los Muchachos auf La Palma den größten Sternengucker. Unser Grantecan mit seinem 10,40 m Spiegel stellt zur Zeit das absolute Novum dar. Wer mal einen Blick auch ins Innere der Kugel werfen möchte, hier die Webcam.

Dienstag, 12. Juni 2012

El Hierro - die Naturgewalten

NEWS:

Bleiben wir heute bei der Natur - bei den Naturgewalten. Nicht nur Vulkane, große Waldbrände, Erdrutsche oder Überschwemmungen suchen regelmässig die Kanarischen Inseln heim, sondern auch heftige Stürme.

Vor Jahren hatten wir das erste Mal seit Menschengedenken einen Hurrikan mit gemessenen Windspitzen bis zu 225 km/h. Es war der Hurrikan "Delta" der im November 2005 eine Spur der Verwüstung mit 18 Toten auf den Kanaren hinterließ. Alles was nicht niet- und nagelfest verankert war, riss er mit. Faustgroße Steine flogen wie Papierfetzen durch die Luft, Bäume und Beleuchtungsmasten wurden wie Streichhölzer umgeknickt.

Das erste Mal, daß ich hier richtig Angst bekam. Nachdem mein Garagendach, der Hühnerstall und die Hundehütte samt Schäferhund weg geweht wurde (Hund hat unverletzt überlebt) wartete ich nur darauf, daß als Nächstes ein Steinbrocken durch die Fensterscheibe geflogen kommt um dem Sturm volle Angriffsmöglichkeit zu bieten. Das ist Gottseidank nicht passiert. Mein Windmesser hat noch 150 km/h angezeigt bevor er seinen Dienst quittierte und davonflog.
Genauso schnell wie der Hurrikan kam, war nach 4 Stunden der Spuk wieder beendet. Zurück blieben Millionenschäden.

Nicht ganz so dramatisch, aber doch eindrucksvoll ein stürmischer Seegang im Jahre 2007 im Hafen von Puerto de Tazacorte auf La Palma. Hier zum  Video

Aktuell zieht eine neue Sturmfront über die Kanaren. Der Wetterdienst AEmet hat die Warnstufe "Gelb" erweitert. Sie umfasst bis auf kleine Ausnahmen nun alle Inseln. Erwartet werden Windspitzen bis 85 km/h und hoher Seegang in den Küstenregionen. Gestern wurde bereits auf Fuerteventura ein deutscher Tourist von einer umstürzenden Palme erschlagen und ein weiterer Gast schwer verletzt. Die Unwetterwarnung wurde auch zeitlich bis Mittwoch 18.oo Uhr ausgeweitet. Bis jetzt ist auf La Palma nicht viel davon zu spüren. Nur leichter Wind und im Küstenbereich hoher Wellengang. Hoffen wir, daß es so bleibt und nicht schlimmer kommt.

Montag, 11. Juni 2012

El Hierro - Unwetteralarm

News: Über das Wochenende gab es keine neuen Vulkan- oder Bebenaktivitäten.
Der staatliche Wetterdienst AEmet hat eine Unwetterwarnung heraus gegeben. Diese Warnung gilt auch für El Hierro und für alle gelb gekennzeichneten Gebiete. Erwartet werden Sturmböen mit Spitzengeschwindigkeiten von 85 km/h und hoher Wellengang im Küstenbereich. Die Warnstufe "Gelb" gilt zunächst von heute bis Dienstag 21.oo Uhr. Der Wind bläst aus Nordosten. Mit Einschränkungen der Flug- und Fährverbindungen muß gerechnet werden. Der Himmel ist heute wolkenlos bei angenehmen 26° Lufttemperatur.
Auf der Seitenleiste habe ich die beliebtesten und meistgelesenen Posts der vergangenen Monate verlinkt. Wer Lust hat kann sich hier noch einmal einlesen.

Daß das ganze Gezerre und der Konflikt um den Euro auch in Deutschland seine Spuren hinterlässt, hat eine neue Studie ergeben die in der Berliner Morgenpost veröffentlicht wurde:

Die Deutschen sehen für die Zukunft schwarz

In Zeiten von Euro- und Schuldenkrise glaubt nur noch jeder Zehnte daran, dass es seine Kinder einmal besser haben werden.
Für das, was da auf Europas Verbraucher zukommt, ist Ivan Bascles Bild beinahe zu idyllisch: "Kennen Sie das, wenn Sie an einem wunderschönen, sonnigen Tag am Strand sind, aber die ersten Wolken auftauchen und Sie wissen: Gleich kommt das Unwetter? In genau dieser Situation fühlen sich Europas Verbraucher derzeit", sagt der Konsumexperte der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group. Wie seit annähernd zehn Jahren hat BCG auch jetzt wieder Verbraucher überall auf der Welt nach ihren Erwartungen für die Zukunft gefragt. So negativ wie dieses Mal waren die Antworten noch nie - weiterlesen.

Sonntag, 10. Juni 2012

El Hierro Vulkan - Eldiscreto ROV Erkundung

NEWS:
Ein neues Unterwasser Video von 10 min. Länge von der Atlantic Explorer um den Eldiscreto vom 7. Juni wurde veröffentlicht. QStar und die Uni Las Palmas (ULPGC) haben mit dem Unterwasser Roboter Sirius weitere Erkundungen in dem immer noch trüben Meereswasser unternommen. Hier geht es zum Video.
Auch größere Meeresbewohner wie dieser Delfin, kamen vor die Linse. Die kanarischen Westinseln El Hierro, La Gomera und La Palma sind ein bevorzugtes Terrain nicht nur für Delfine (Grosser Tümmler) sondern auch für verschiedene Walsorten. Grindwale (Pilotwal) und sogar Orcas wurden hier schon beobachtet. Erstaunlich viele Meeressäuger halten sich in diesem Bereich auf. Es ist die Schnittstelle zwischen dem kalten, dem gemäßigten und dem tropischen Verbreitungsgebiet.