Freitag, 30. November 2012

El Hierro Vulkan - ML2,2 Beben in 9 km Tiefe

NEWS:
14.58 Uhr - Beben von ML2,5 an der Westspitze in 20 km Tiefe.


Es war eigentlich zu erwarten, daß Beben auch wieder in flacheren Tiefen auftreten. Gestern um 22.23 Uhr ein ML2,2 Erdstoß in nur 9,2 km Tiefe vor der Küste von Sabinosa im Golfo (auf IGN Karte rosa). Hier liegen die obersten Magmaschichten oder auch Kanäle in 9 bis 11 km Tiefe. In diesem Bereich hatten wir im vergangenen Sommer eine ganze Bebenserie.

Auf der ULPGC Grafik ist das Schema bildlich dargestellt. Aus dem Erdinnern steigt Magma (gelb) auf. Am Boden der roten Magmakammer entstehen durch das Einströmen und die Erweiterung des Durchgang Beben. Das dürften die Beben in 20 bis 25 km der vergangenen Tage gewesen sein. Die heißere Magma zirkuliert nach oben und entwickelt Gase die zusätzlich Raum benötigen. Anders als auf der Grafik ist der Deckel in ca. 9 km Tiefe geschlossen. Hier dehnt das Magma und der Druck horizontal und vertikal den Raum und verursachte den gestrigen Erdstoß. Je mehr Magma nun nachströmt und eine Druckerhöhung in der Kammer verursacht, desto mehr Beben. Sind die äußeren Deck-Gesteinsschichten  derart stabil, daß sie nicht aufgebrochen werden können, dann wölbt sich unser "Deckel". Das ist dann die seit Monaten beobachtbare Oberflächenverformung.

Wie es nun weitergehen könnte?
Im Extremfall fliegt unser "Deckel" davon oder der Druck findet einen Seitenausstieg wie bei der Eldiscreto Eruption 2011 im Meer. Im günstigsten Fall beruhigt sich das System und findet in tieferen Erdschichten noch freie Räume.
Die Deformation geht dann langsam wieder zurück.

Welche Möglichkeit sich der Vulkan nun auch sucht - wir können nur beobachten, messen und kommentieren.

Donnerstag, 29. November 2012

El Hierro Vulkan - ein täglicher Stoßseufzer

NEWS:
Noch lebe ich. So fühlt es sich im Moment an, wenn der Vulkan in fast täglichen Abständen ein Lebenszeichen von sich gibt. Vorgestern bei Sabinosa aus 32 km Tiefe und gestern um 9.00 Uhr ein ML2,2 Beben aus 22 km Tiefe im Süden bei Tacoron (siehe Grafik). Die Erdstöße liegen zur Zeit tief und kommen alle aus dem Magmabereich der Hauptkammer. Ob die Kammer dort expandiert oder neuer Magmanachschub  aus noch größeren Tiefen nachdrückt, wissen wir nicht. Wir beschränken uns im Augenblick auf das Beobachten.
 
 

Inseln des ewigen Frühlings, so werden wir auch genannt. Davon ist die letzten Tage nicht viel hier zu spüren. Wolkenverhangener Himmel, ab und zu ein Aufblitzen der Sonne und Regen. Landregen - oder hier besser Inselregen. Irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los, als wenn Petrus die Versäumnisse des letzten trockenen Winter nun nachholen möchte. Dazu kalte Nächte - heute Morgen gerade einmal 14,4°C.
Schön dann, wenn man Besitzer eines Ofen - oder wie ich eines Kachelofen ist.

Ich weiß, in Deutschland und den Nachbarländern wird viel Schnee mit Minustemperaturen erwartet, aber Sie haben alle eine Zentralheizung. Auf den Kanaren gibt es so etwas nicht.
Erst zum Wochenende (AEmet Wetter vom Golfo oben) soll es wieder besser werden. Mit Beginn der Adventszeit, die hier auch unbekannt ist, kommt wieder etwas mehr Wärme auf die Inseln.

Mittwoch, 28. November 2012

El Hierro Vulkan - der Tanganasoga

NEWS:
14.01 Uhr - Beben von ML2,2 um 9.00 Uhr in 22 km Tiefe im Küstenbereich von Tacoron im Süden.

 

Blick vom alten Vulkanberg Tanganasoga (Foto: Bernhard Rossi - danke) im Golfo zur Westspitze. Das Dorf Sabinosa liegt am Fuße des Berges und ist auf der Aufnahme verdeckt. Viele Vulkanologen halten den 1371 Meter hohen Tanganasoga für das Zentrum und den Mittelpunkt aller vulkanischen Aktivitäten auf El Hierro. Tief unter ihm wird das eigentliche Zentrum der Magmahauptkammer vermutet. Es dürfte sich dort auch der letzte Ausbruch im Golfo ereignet haben. Auf der IGN Grafik habe ich den Tanganasoga mit Pfeilen markiert. Auch hier sieht man, daß er der einzige fast freistehende Gipfel im gesamten Golfo ist. Die letzte Eruption mag sich vor einigen hundert oder gar tausend Jahren dort ereignet haben. Genaue Daten gibt es nicht, da beim großen Rathausbrand in Valverde im 18. Jahrhundert auch das Archiv mit allen alten Dokumenten verbrannte.
Die jüngeren Eruptionen wie 1796 auf der Westspitze oder der Eldiscreto im Süden haben alle ihren Ausgangspunkt unter dem Tanganasoga.
Gestern Abend um 21.23 Uhr ein schwacher Erdstoß von ML1.1 in Nähe von Sabinosa (rosa Punkt) in 32 km Tiefe.

Dienstag, 27. November 2012

El Hierro Vulkan - El Tiempo oder der Zeitfaktor

NEWS:

Heute etwas später - ich musste erst meine AIDA Gäste versorgen. ----  Keine weiteren Beben, es bleibt ruhig. Wenn wir uns das Histogram seit Anbeginn der Vulkanaktvität im Sommer 2011 etwas näher betrachten, können wir gut die Bebenintervalle erkennen. Im Juli/August 2011 der große Bebenschwall bis zur Eruption im November 2011. Dann Ruhe bis zum Februar 2012 mit einem leichten Aufbäumen. Im Juli 2012 ging es dann mit vielen und kräftigen Beben an der Südwestspitze weiter bis wieder eine Schwächephase erfolgte. Den letzten Schwall erlebten wir dann im vergangenen September 2012 direkt unter der Insel beim Berg Tanganasoga und südwestlich beim Ort El Pinar (zum Vergrößern Grafik anklicken).
 
Ich denke in diesem Rhythmus könnte es noch eine Weile so weiter gehen. Der relativ stabile Druck unter El Hierro spricht nicht für ein Abklingen der Vulkanaktivität. Wie und wann dann letztendlich diese Episode sein Ende findet, kann heute niemand beantworten.
Es ist ein Prozess, der Zeit - viel Zeit benötigt. Es ist die Natur die alle Kanarischen Inseln erschaffen hat. Ohne unseren Hotspot mit vielen Vulkanausbrüchen gäbe es keine Inseln und wir würden nicht hier leben. Der Zahn der Zeit nagt an unseren Küsten. Die Erosion ob Wind, Regen oder das Meer trägt alle Inseln ab. Irgendwann würden die Kanaren dann von der Landkarte verschwinden. Nur durch neuen Magmanachschub und durch viele zukünftige Vulkanausbrüche ist der Fortbestand gesichert.
 
Das macht die Natur auch ohne unser Zutun. Wir können nur betrachten, staunen oder uns fürchten. So wie es bereits unseren Vorahnen ergangen ist und es auch unsere Kinder und Kindeskinder hoffentlich noch erleben werden.
 
Nur ist heute die Deutung und das Verständnis in diese Vorgänge besser erklärbar und keine Götter und Feuerteufel müssen dafür mehr herhalten. Aber es ist noch viel zu tun und viel zu erforschen. Die Geologie und besonders die Vulkanologie hat gegenüber anderen Wissenschaftszweigen großen Nachholbedarf. Viele Abläufe und Zusammenhänge und letztendliche Folgen können noch nicht logisch erklärt werden und sind oft Vermutungen. Jeder Vulkanausbruch und jedes neue Beben bringt ein neues Puzzlesteinchen und Erfahrungswerte in das komplexe Gebilde ein. Irgendwann wird es dann vielleicht in der Zukunft auch möglich sein, einen Vulkanausbruch oder ein Erdbeben im voraus genau zu datieren. 
Noch ein Wunschdenken, aber durchaus möglich.

Montag, 26. November 2012

El Hierro - das Wetter und die Ölsuche

NEWS:
 
Alles noch einmal gut gegangen. Das angekündigte Unwetter mit Windspitzen bis 110 km/h und kräftigem Regen zieht nach Norden ab und soll Festlandspanien beglücken. Auf der Satellitenkarte sind links oben nur noch Wolkenfetzen über den Kanaren auszumachen. So schnell kann sich die Einstellung zum Thema Regen ändern. Vor Wochen noch sehnsüchtig erwartet, freuen wir uns heute wenn der Kelch an uns vorüber zieht. Es hat ja auch genügend Nass gegeben. In manchen Regionen innerhalb von 3 Tagen über 400 Liter/m². Mehr als die Hälfte der sonst üblichen Gesamt-Jahresniederschlagsmenge. Das Kraut und vor allem das Unkraut ist bereits kräftig am sprießen. Auch in Sachen Vulkanismus und Beben gibt es nichts Neues zu berichten. Gestern und in der vergangenen Nacht gab es keinen weiteren Erdstoß. Zeit uns weiter mit der Erdölförderung vor Fuerteventura und Lanzarote zu beschäftigen.

Die Erdöl Gegner machen mobil

Was die spanische Regierung in Madrid erfreut, wird von den Kanaren und besonders von den direkt betroffenen Anwohnern auf Fuerteventura und Lanzarote mit Sorge betrachtet.
Hat man es in den vergangenen Jahrzehnten endlich geschafft aus einer Ziegeninsel eine Goldgrube im Massentourismus zu machen, riskiert man nun mit einer Erdölförderung vor den Stränden den erreichten Wohlstand wieder aufs Spiel zu setzen. Im Gegensatz zu den Westinseln wo die Landwirtschaft (Bananen, Avocados und Ananas) dominiert, stellt auf den Ostinseln der Tourismus den Hauptwirtschaftszweig dar. Viele Bewohner verdienen dort ihr tägliches Brot und fürchten durch eine mögliche Ölkatastrophe ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Die katastrophalen Auswirkungen im Golf von Mexiko sind noch lebendig und dienen als Beispiel. Die großen Touristikkonzerne hat man als Verbündete und sie werden nicht Müde vor den Folgen zu warnen. Waren es doch sie, die den Massentourismus auf die Inseln gebracht und weite Strandabschnitte zu betoniert haben. Dies ist aber ein anderes Thema.

Auch die Wasserversorgung sieht man gefährdet. Aufgrund geringer Niederschläge muß das Trinkwasser auf Fuerteventura und Lanzarote mit Entsalzungsanlagen zu fast 100 % aus dem Meer gewonnen werden.

Demonstrationen, Protestveranstaltungen und Eingaben sind seit Monaten an der Tagesordung. Auch die nicht direkt betroffenen Inseln wie z.B. El Hierro hatten bereits einen Protestzug organisiert. Es ist primär die Solidarität die unter den Canarios groß geschrieben wird. Nur zu gut erinnern sich die kampferprobten Herrenos an die Unterstützung der Nachbarinseln als es vor Jahren gegen die geplante Satelliten Abschussbasis auf ihrer Insel ging.

Um den Widerstand gegen die Ölförderung und den Ölmulti Repsol zu organisieren, hat sich eine Plattform gebildet die auch mit ihren Argumenten im Internet vertreten ist.


Nein zur Ölförderung - STOPPEN WIR DIE ÖLPLATTFORMEN VON REPSOL (hier der Link).

Auch die Grünen-Abgeordneten im EU Parlament Bart Staes (Belgien) und Rául Romera (Spanien) wollen sich die spanische Entscheidung nicht so einfach gefallen lassen. Sie haben eine Anfrage an den Parlamentspräsidenten José Manuel Durao Barroso gerichtet.

Parlamentarische Anfragen
23. November 2011

Anfrage zur schriftlichen Beantwortung E-010860/2011
an die Kommission
Artikel 117 der Geschäftsordnung
Bart Staes (Verts/ALE)

Betrifft: Erdölbohrungen vor den Kanarischen Inseln
 
Das australische Unternehmen Tangiers Petroleum sucht nach Partnern für Offshore-Erdölbohrungen in marokkanischen Hoheitsgewässern. Das Potenzial des Offshore-Blocks Tarfaya soll bei fast 1 Mrd. Barrel liegen. Das spanische Unternehmern Repsol YPF (Tanger‑Larache‑Blöcke) und Kosmos Energy schlossen kürzlich zwei Verträge über die Offshore-Erdölförderung im Block Kap Bojador. Die spanische Regierung verfolgt offenbar Pläne, Explorationstätigkeiten in den spanischen Hoheitsgewässern aufzunehmen.

Diese Gewässer liegen nahe der Kanarischen Inseln, einer bekanntlich vulkanisch aktiven und stark erdbebengefährdeten Region. Eine Ölpest wäre nicht nur für die landschaftlich wertvolle Meeresumwelt als vielmehr auch für die vom Tourismus geprägten Küstenregionen auf marokkanischer und kanarischer Seite verhängnisvoll.
Nach der Katastrophe mit der BP-Bohrinsel im Golf von Mexiko gab die Kommission im Oktober 2010 auf Druck des EP eine Mitteilung zum aktuellen Stand bezüglich der Stärken und Schwächen der derzeit geltenden einzelstaatlichen und EU-Rechtsvorschriften heraus.

Die Kommission wird um Beantwortung folgender Fragen ersucht:

1.Sind ihr die oben genannten Pläne bekannt?
2.Wie steht sie zu Erdölbohrungen in Gebieten, in denen von sehr starken Erdbeben und Vulkanausbrüchen auszugehen ist?
3.Liegt ihr eine „unabhängige“ Untersuchung zur den möglichen Umweltauswirkungen und Folgen von Erdölbohrungen in vulkanischem Gebiet vor?
4.Über welche Instrumente verfügt sie, um bei den spanischen und marokkanischen Behörden darauf hinzuwirken, dass die bestehenden Pläne höchsten Sicherheitsnormen entsprechen?
5.Ist sie gegebenenfalls bereit, diesbezüglich mit beiden Behörden Gespräche aufzunehmen und mitzuteilen, welche Maßnahmen zum Schutz der Küstenbevölkerung und der Küstengebiete in den bedrohten Zonen vor einem möglichen massiven Austritt von Erdöl in materieller und finanzieller Hinsicht ergriffen werden können?

und die Antwort von Herrn Oettinger im Auftrag der Kommission:


"Betreiber müssen gründlich Bewertung der Risiken und Gegenmaßnahmen, die angemessen auf die Gefahren der Tätigkeit zu gewährleisten die Sicherheit der Arbeitnehmer und den Schutz der Meeresumwelt, folgende Richtlinie 92/91/EG. Die Kommission schlägt vor, diese Anforderungen zu ergänzen, einschließlich in Bezug auf Umweltschutz und Lizenzierung, durch ihren Vorschlag für eine Verordnung über die Sicherheit von offshore Öl und gas Prospektion, Exploration und Produktion Aktivitäten am 27. Oktober 2011 (final COM2011 688) angenommen.

Das legislative Tool soll verstärken die Mittel, um Offshore-Sicherheitsstandards zu beeinflussen. Zum Beispiel verpflichten es die Mitgliedstaaten unterrichten die Kommission wo grenzüberschreitende Auswirkungen der Offshore-Unfälle absehbar sind, solche Risiken Rechnung zu tragen, in deren externe Notfallpläne und testen Sie regelmäßig ihre Notfallvorsorge, Zähler grenzüberschreitende Luftverschmutzung.

Der Vorschlag für eine Verordnung sieht einen Dialog innerhalb der EU sowie mit Drittländern einen koordinierten Ansatz für die Sicherheit in den angrenzenden Regionen."

Soweit so gut. Hier taucht in der Anfrage zum ersten Mal die Frage nach den Vulkanischen Risiken auf. Sitzen wir doch alle auf einem Hotspot. Ölbohrungen könnten ein Sicherheitsrisiko darstellen. Untersuchungen oder Vergleichsbeispiele gibt es so gut wie keine.
Auf diesen Themenkomplex möchte ich in den nächsten Tagen näher eingehen.

Sonntag, 25. November 2012

El Hierro Vulkan - Seismograf gestohlen

NEWS:


 
Gestern am Spätnachmittag um 17.52 Uhr noch ein Beben der Stärke ML2,1 in 28 km Tiefe vor der Westspitze (siehe Grafik). Damit hatten wir am Samstag insgesamt 3 Erdstöße zwischen ML1,8 und ML2,7. In der vergangenen Nacht blieb es bis jetzt ruhig.

Diebstahl von Messeinrichtungen


Die IGN unterhält auf El Hierro insgesamt 9 Seismografen die quer über die Insel verteilt sind. Von einem dieser Seismografen wurden am 13. November der Energieteil abmontiert und entwendet. Der Sensor selbst sitzt im Boden, die Batterie und die Solarzelle wie auf dem Foto zu sehen, aber an der Erdoberfläche und damit für Jedermann leicht zugänglich. Wie Emilio Hernandez von der IGN gegenüber der Zeitung "La Cernidera" berichtete, ist dies bereits der zweite Diebstahl. Im Februar 2012 wurden an dieser Anlage auf der Westseite in Nähe des Berg Tanganasoga bereits einmal die Solarpanellen entwendet. Da alle 9 Stationen in einem gekoppelten Verbund zusammen arbeiten, bedeutet bereits der Ausfall nur einer Station eine Störung oder den Totalausfall des gesamten Netzwerk. Dies konnten wir in den vergangenen Wochen feststellen, als tagelang keine Daten zu empfangen waren. Es geht nicht nur um den Verlust wichtiger geologischer Messungen, sondern vor allem um den Schutz und die Sicherheit der Anwohner.
 
Die IGN hat dieses Netz als Frühwarnsystem installiert, um rechtzeitig vor einem Vulkanausbruch warnen zu können. Auch kleinste Beben die vom Menschen auf der Inseloberfläche nicht zu spüren sind werden hier aufgezeichnet und können einen Indikator für einen bevorstehenden Ausbruch liefern.
Über die Hindergründe des oder der Täter kann nur spekuliert werden. Entweder benötigte er gerade für sein Haus oder Garten eine Solarzelle oder ist sein Motiv in der Vogel Strauß Taktik zu suchen. Ohne funktionierenden Seismografen keine Beben und eine scheinbar heile Welt.
 
Egal wo die Gründe für so eine Aktion auch liegen, es ist mehr als "Dumm" und "Verantwortungslos" eine im Moment überlebenswichtige Anlage absichtlich außer Betrieb zu setzen.

Samstag, 24. November 2012

El Hierro Vulkan - ML2,7 Beben an der Westspitze

NEWS:
12.05 Uhr - Unwetteralarm alles dazu auf meiner La Palma Seite

In den frühen Morgenstunden um 3.18 Uhr ereignete sich in der Nähe des Leuchtturm "Orchilla" (rotes Dreieck) an der südlichen Westspitze ein ML2,7 Beben. Das Beben erfolgte in 21 km Tiefe.  Kurz darauf um 3.24 Uhr ein weiterer Erdstoß von ML1,8 unter den Hängen von El Julan (rosa) in 18 km Tiefe - sowie um 4.39 Uhr eine weitere Erschütterung die aber von der IGN bisher nicht bestätigt wurde. In diesem Gebiet hatten wir bereits im Sommer 2012 eine Reihe von Erdstößen alle in einer Tiefe zwischen 18 bis 21 km. In deren Folge hatte sich im Juli 2012 die Oberflächenverformung um 4 cm verstärkt. Gestern hatte ich darüber erst geschrieben.

Freitag, 23. November 2012

El Hierro Vulkan - was sagt die Bodenverformung?

NEWS:
 

Nachdem wir in den letzten 24 Stunden keinen weiteren Erdstoß zu verzeichnen hatten, wollen wir uns heute etwas mit der Bodenverformung beschäftigen. Oben zunächst die einzelnen GPS Messpunkte. Die blauen Stationen sind stationäre Anlagen und lila gekennzeichnet mobile bzw. nur zeitweise aktive Geräte. Den Schwerpunkt lege ich auf den Süden mit dem Messpunkt HI09 Restinga und HI10 Tacoron. Also genau der Bereich um die Eruption des Eldiscreto im Oktober 2011. Hier können wir die stärkste Deformation (modifizierte IGN Grafik links) feststellen. Vor allem im vergangenen Monat September 2012 blähte sich der Boden von minus 20 mm auf plus 20 mm - also um rund 4 cm in die Höhe. Das war die Zeit mit der jüngsten Bebenwelle um El Pinar. Auf diesem Niveau verharrt die Verformung im Moment.
 
Noch aufschlussreicher sieht der gesamte Jahresverlauf 2012 (unten) aus. Um einen Vergleichswert zu haben, nehmen wir die Auflistung der Universität Nagoyo vom Messpunkt HI09 Restinga. Im Januar 2012 gehen die Werte (hier Meterwerte) von - 6 cm aus. In zwei großen Sprüngen im Juli und September 2012 springt unsere Messkurve auf jetzt + 8 cm. Ein Anstieg der Bodenverformung im Jahr 2012 von rund 14 cm - und dieser Wert bleibt stabil.
 
Da wir unter El Hierro keine tektonische Plattenverschiebung haben, wo sich Gesteinsschichten über einander türmen können und so eine Deformation auslösen, muß der Druck im Bereich der Magmakammer ursächlich sein. Ständig nachfliessende neue Magma hält den Druck und damit die Verformung der Inseloberfläche auf diesem hohen Niveau.
 
Dies ist auch die einhellige Meinung von Vulkanologen mit denen ich in den letzten Wochen Kontakt hatte. Bei früheren kanarischen Vulkanausbrüchen wie dem jüngsten Teneguia Ausbruch 1971 auf La Palma gab es noch keine GPS Messungen. Damals wurde mit einem Art Laser-Vorgänger versucht Bodendifferenzen festzustellen. Messaufzeichnungen darüber sind nicht mehr zu finden. Auch dürfte es damals keine große Deformation gegeben haben, da vom ersten Beben bis zum Abschluss der Eruption gerade etwas mehr als drei Wochen vergingen und der Druck direkt in die Atmosphäre entweichen konnte.
 

Donnerstag, 22. November 2012

El Hierro Vulkan - auf ein Neues

NEWS:

Nach Tagen der Ruhe setzen seit gestern Abend wieder leichte Beben ein. Es war um 17.58 Uhr ein ML1,8 unter dem Tanganasoga (blau) in 19 km Tiefe und in der Nacht um 3.18 Uhr im Süden (rosa) ein Erdstoß von ebenfalls ML1,8 in 24 km Tiefe. Beide Beben in großer Tiefe im Bereich des Bodens der Magmakammer. Wollen wir nur hoffen, daß heute nicht wieder die Technik ausfällt damit die weitere Entwicklung beobachtbar bleibt. Auch wenn man immer wieder geneigt ist in Ruhephasen an ein nahes Ende glauben zu wollen, ist die Aktivität noch nicht erloschen. Auch nach 15 Monaten Beobachtungszeit und den dabei gewonnenen Erfahrungswerten, lassen auf kein rasches Ende schließen. Vulkane ticken einfach anders. Solange der Druck im Zentrum der Magmakammer anhält wird das Magma und die Gase immer einen Weg des Druckausgleich suchen. Durch Magmaverschiebung, Aufschmelzung der Randbereiche und das weitere Vordringen in neue Gänge werden weiter Beben erzeugt. Ruhe wird erst einkehren, wenn sich der Druck egal auf welchem Wege auch immer mit der Umgebung angleichen kann.
Morgen werde ich mir die aktuellen GPS Werte zur Bodenverformung und dem vorhandenen Überdruck näher anschauen und versuchen zu analysieren.     

Mittwoch, 21. November 2012

El Hierro - Ölfund ein Geschenk des Himmels?

NEWS:
17.58 Uhr - Beben von ML1,8 in 19 km Tiefe unter dem Tanganasoga


11.49 Uhr - Auch am Dienstag und in der vergangenen Nacht gab es keine weiteren Erdstöße. Es bleibt ruhig unter El Hierro.

Was spricht für eine Erdölförderung vor den Kanaren


Grafik: NOAA

 
Das sind die unterschiedlichen Ölplattformen die bei einer Förderung von Erdöl zum Einsatz kommen können. Aufgrund der Meerestiefe zwischen den Kanaren und Westafrika dürfte es eine der schwimmenden Plattformen werden, die bei erfolgreicher Ölsuche installiert wird.
 
 
berichtet habe, möchte ich heute auf die Argumente der Befürworter eingehen:
 
"Alls von Gott gegeben" so sieht der Cabildo Präsident von Gran Canaria, José Miguel Bravo de Laguna, den Ölfund vor den Kanarischen Küsten. Es sei ein Reichtum und Geschenk des Himmels für die Kanaren und ganz Spanien. Die Entdeckung der Ölblase habe das Potential die Kanaren wirtschaftlich weit nach Vorne zu katapultieren und würde Arbeitsplätze und Reichtum schaffen. Man solle sich einer Ausbeutung nicht entgegenstellen und die einmalige Chance nutzen. Sonst würde sich Marokko das "schwarze Gold" mit den gleichen Umweltrisiken holen.  Die Umweltauflagen seien heute so hoch und vergleichbar mit der Erdölförderung in der Nordsee.
 
Auf den Kanarischen Inseln gibt es jährlich rund 2 Millionen Flugbewegungen. Flugzeuge bringen im Jahr über 21 Millionen Touristen auf die Inseln. Wenn es nach den Tourismusbefürworter geht, sollen es in Zukunft noch mehr werden.
Insulare Flug- und Schiffsverbindungen befördern täglich viele Menschen und Güter von Insel zu Insel.
Jede kanarische Familie besitzt mindestens einen PKW.
Der ständig zunehmende Hunger nach Strom wird in Elektrizitätswerken erzeugt, die Schweröl verbrennen.
Das Trinkwasser wird auf Fuerteventura und Lanzarote in Meereswasser- Entsalzungsanlagen erzeugt - und die benötigen sehr viel Energie - Öl.
 
Der Verpackungswahn, ob die kostenlosen Plastiktüten im Supermarkt oder die Kunstoffflaschen im Regal der Geschäfte, werden bedenkenlos angenommen und auf der Müllkippe oder im Verbrennungsofen entsorgt. Es gibt bis heute auf den Kanaren noch kein funktionierendes Recycling-System.
 
Die Politik hat dieses Denken gefördert und und in der Vergangenheit lieber in noch mehr Strassenlampen und prestigeprächtige Energiefresser investiert und die einmalige Chance mit den Millarden Subventionen aus Brüssel eine nachhaltige Zukunft zu schaffen, sträflich verpasst.
 
Nur wenige Objekte werden in absehbarer Zukunft an eine sinnvolle und vorausschauende Investition noch erinnern. Aber das alternative Energieprojekt "Gorona" auf El Hierro wird dazu gehören. Da bin ich mir sicher.
 
Die gesamte Wirtschaft der Kanaren ist auf die Energie von Erdöl ausgerichtet und daran wird sich in den nächsten 10 Jahren nicht viel ändern. Auch wenn nun so langsam ein Umdenken - oder besser Nachdenken einsetzt, fehlt heute das Geld.
 
Mit welcher Begründung kann man vor diesem Hindergrund eine Ölförderung ablehnen. Am wenigsten haben die großen internationalen Touristikkonzerne ein Recht mit erhobenem Zeigefinger vor den evtl. Folgen zu warnen. Waren es doch gerade diese, die bedenkenlos die Landschaft zu betoniert und den Energiehunger vermehrt haben um ihre Gewinne zum "Wohle der Kanaren" zu maximieren.
 
Auch heute muß der Rohstoff mit Schiffen, Tanklastern oder über Pipelines zum Endverbraucher transportiert werden. Mit allen Risiken die eine Raffinierung und Verteilung so bringt.
Auch in Norwegen, England, Holland oder im deutschen Naturpark Wattenmeer wird Erdöl gefördert. Auch hier besteht immer das Risiko einer Havarie.
Wenn man alle Risiken ausschließen wollte, dürfte man kein Flugzeug oder den eigenen PKW besteigen.
 
Energie bedenkenlos verbrauchen, aber bitte ohne Risiko für uns. Wir nehmen gerne die Millionen aus Madrid, aber bitte ohne Gegenleistung. 
 
Egoistisch und ohne nachvollziehbare Logik - und die Vorteile die ein eigenes Erdölfeld in der heutigen Zeit bringt, sollen erst gar nicht erörtert werden.
Genauso kurzsinnig gedacht wie bei vielen unüberlegten Projekten aus der Vergangenheit.
 
Nicht, daß jetzt der Eindruck entsteht ich sei ein Befürworter der Ölförderung. Dies sind die Überlegungen und Gedanken der PRO Seite. In den nächsten Tagen will ich auf die Gegner einer Bohrung eingehen und deren Argumente analysieren.

Dienstag, 20. November 2012

El Hierro Vulkan - Ruhe !

NEWS:

Auch wenn heute die Aufzeichnung des Seismografen einen recht wilden Eindruck vermittelt - es gab es kein Beben. Es sind technische Störungen bei der Aufzeichnung oder der Übertragung der Signale. Den letzten registrierten Erdstoß hatten wir am vergangenen Sonntag um 23.50 Uhr. Es bleibt jetzt abzuwarten ob und wann sich die Beben zurück melden. Bereits in den letzten Wochen ist die Bebenhäufigkeit und Intensität merklich zurückgegangen. Verschnaufpause? - oder vielleicht doch das Abklingen der Vulkanaktivität.
Die nächsten Tage werden darüber sicher Aufschluss liefern.  

Montag, 19. November 2012

El Hierro Vulkan - Satelliten Interferometrie

NEWS:
Ein neuartiges Verfahren um die Bodenverformung von Vulkanen auch optisch darzustellen wendet das Deutsche GeoForschungszentrum (GFZ) in Potsdam an. Die Satellitenaufnahme oben ist nicht der Eldiscreto von El Hierro sondern der Vulkan Longonot in Kenia (Foto: ESA).
Mit Hilfe verschiedener Radarmessungen konnte hier eine Deformation von rund 9 Zentimeter bildlich dargestellt werden. Waren es bisher nur Diagramme und Listenverläufe die mit Laser oder wie in El Hierro per GPS Messdaten erhoben werden, so kann zukünftig nach diesem Prinzip die Verformung der Inseloberfläche plastisch erfolgen.


Es ist Technologisch ein Zusammenspiel von Physik, Geologie, Geochemie und Geodäsie die die Verformungsmessung revolutioniert. Mit Satelliten werden Radarsignale gesendet, am Boden reflektiert und am Satelliten wieder gemessen. Dieses wellenförmige elektromagnetische Signal wird bei mehrmaligen Überflügen wiederholt aufgezeichnet und verglichen. Selbst kleinste Veränderungen bis in den Millimeter-Bereich können so erfasst werden. Das ganze nennt sich Satelliten-Interferometrie. Diese Daten werden dann am Computer verarbeitet und ergeben eine simulierte Grafik (Darstellung: Thomas Walter, GFZ).
 
Es sind wohl noch keine Echtzeitdaten wie beim Seismografen, aber wieder ein kleiner innovativer Schritt in der Geo- und Vulkanforschung. Vielleicht sehen wir in absehbarer Zeit auch einmal eine Satelliten-Interferometrie Aufnahme von der Deformation auf El Hierro.
Wer sich für diese Technik interessiert, hier der Link zum GFZ Potsdam.


Schon seit etwas längerer Zeit gibt es das Synthetic Aperture Radar (kurz: SAR). Es sind Radaraufnahmen  die zur Fernerkundung von Flugzeugen oder wie hier aus dem Space Shuttle Endeavour gemacht werden. Diese NASA Aufnahme zeigt Teneriffa in einer 2-dimensionalen Darstellung (zum Vergrößern Bild anklicken). Deutlich sind die Barrancos und Lavaströme die vom Ausbruch im Jahre 1909 stammen, zu erkennen. 

Zum aktuellen Geschehen unter El Hierro gibt es heute nicht viel zu berichten. Zwei kleine Erdstöße an der Westspitze und im südlichen Teil der Insel (siehe IGN Grafik).
 


Sonntag, 18. November 2012

El Hierro - die Suche nach dem "schwarzen Gold"

NEWS:

In der vergangenen Nacht um 2.16 Uhr ein schwaches Beben von ML1,0 (siehe IGN Karte) an der Westspitze in 20 km Tiefe. Die Situation ist zur Zeit ruhig. Auf der Inseloberfläche ist von den geologischen Vorgängen im Untergrund absolut nichts zu spüren.

Zur Situation der geplanten Erdölbohrung bei den Kanaren


Die geplante Ölbohrungen zwischen den Kanarischen Inseln und Marokko schlagen weiter hohe Wellen. Es sind zunächst genehmigte Probebohrungen die von einem Konsortium um den spanischen Ölmulti Repsol ca. 61 km vor der Küste von Fuerteventura und Lanzarote durchgeführt werden sollen. Nach Meinung von Experten ist man dort auf die größte Erdölblase in der Geschichte Spaniens gestoßen. 150.000 Barrel Öl könnten so täglich aus dem Meer gepumpt werden. Die Förderkapazität Spaniens würde sich um das 50 fache erhöhen. Bisher müssen 99 % des Erdölbedarfs eingeführt werden. Mit dem neuen Ölfeld ließe sich auf einen Schlag 10 % des Eigenbedarfs decken und das für mindestens 20 Jahre.
 
Das Ölfeld liegt im umstrittenen Grenzgebiet zwischen Spanien und Marokko. Beide Länder erheben Anspruch auf das neu entdeckte "Gold" und wollen den Fund selbst fördern.
Marokko hat bereits dem australischen Ölunternehmen Tangiers Petroleum Limiteds eine Förderlizenz erteilt und sich 25 % des zu erwartenden Gewinns gesichert.
 
Es ist also nur eine Frage der Zeit bis aus dem Erdölfeld gefördert wird und welches Land das größte Stück Kuchen ab bekommt. Auch wenn Spanien seine Förderentscheidung wie 2004 bereits einmal geschehen wieder kippen würde, ändert dies an der Situation nicht viel. Einen Grenzkonflikt mit Marokko kann sich die spanische Regierung nicht leisten. Dies hätte weit aus gravierendere Auswirkungen auf die Kanaren.
 
Während dessen bekräftigt der spanische Minister für Industrie, Energie und Tourismus, José Manuel Soria erneut die Entschlossenheit seiner Regierung an den Bohrungen festzuhalten. Das Wohl der spanischen Einheit gehe regionalen Interessen vor.
 
Die erste Bohrung kann erst 2014 gesetzt werden, da aufgrund des großen Materialaufwands ca. 1,5 Jahre Vorbereitungszeit notwendig seien. Die zweite Bohrung ist dann für 2015 geplant. Eine Probebohrung koste schließlich 10 Millionen Euro erklärte der Direktor von Repsol, Javier Moro Morán. Nur 2 von 10 Probebohrungen führten letztendlich auch zum Erfolg. Ob dann überhaupt sich eine Ölförderung unter den Kanaren lohne, könne heute noch nicht gesagt werden.
 
Soweit die heutige Situation. In Fortsetzung werde ich in den nächsten Tagen die PRO und KONTRA Argumente und die evtl. Auswirkungen auf die Vulkan-Aktivität näher beleuchten.

Freitag, 16. November 2012

El Hierro Vulkan - Inselverformung bleibt bestehen

NEWS:
Samstag, den 17. November 2012
09.15 Uhr - In der vergangenen Nacht blieb alles ruhig. Keine Beben oder erwähnenswerte Veränderungen.

Freitag, den 16. November 2012
15.09 Uhr - Beben von ML1,5 in 12 km Tiefe im Golfotal

In den letzten 24 Stunden erfolgten keine weiteren Beben. Es scheint doch eine Eintagsfliege gewesen zu sein.
Links die letzten GPS Messwerte zur Bodenverformung der Stationen El Pinar, La Restinga und Tacoron. Also von den südlichen Messpunkten. Die Verformung bleibt bestehen. Die Grafik zeigt etwa den Zeitraum der letzten 3 Monate an. Es gab keinen weiteren Druckanstieg im Untergrund, aber auch keine große Entspannung. Die Werte bleiben relativ konstant.

Nachdem gestern in den Kommentaren die Frage zu der Verformung oder der Deformation der Inseloberfläche von El Hierro gestellt wurde, möchte ich es noch einmal verständlich erklären:


Wie entsteht überhaupt diese Deformation?


Wenn Magma aus den Tiefen noch oben aufsteigt sammelt es sich in der Regel und bildet eine Magmakammer oder eine Magmablase. Härtere Gesteinschichten hindern meist den schnellen Aufstieg zur Erdoberfläche. Die Gesteinsschichten müssen erst mühevoll aufgeschmolzen werden und das braucht Zeit.

Neues weiter nachrückendes Magma und die dabei entstehenden Gase benötigen Platz. Die Magmablase bläht sich wie ein Luftballon auf und beugt die über ihr liegende Erdoberfläche. Das können dann Aufbeulungen, Buckeln und sogar Risse sein. Es entsteht also auf der Inseloberfläche eine Deformation die am Beispiel El Hierro mit GPS Messungen ermittelt werden.

Je stärker der Druck im Untergrund desto mehr die Verformung. Auf El Hierro sind es seit Juli 2012 nur einige Zentimeter, aber ein untrügliches Zeichen auf einen Überdruck .. und dieser Druck will entweichen. Es ist eine gewaltige Kraft die in der Lage ist, das ganze Inselmassiv in die Höhe zu heben.
Im günstigsten Fall findet das Magma Hohlräume die es Ausfüllen kann und der Druck sinkt. Normal wird aber das Magma und die Gase einen Weg nach oben suchen. Als Vergleich dient vielleicht die Luftblase eines Tauchers die sich den direkten Weg zur Meeresoberfläche sucht um zu Entspannen.
Beim Vulkan wäre es dann eine Eruption.

Dieser Vorgang kann sich über Monate oder vielleicht auch Jahre je nach Bodenbeschaffenheit hinziehen.
Dauerhafte Hügel oder gar Berge können so aber nicht entstehen. Durch zu starke Aufwölbung würden sich Risse im Gestein bilden und der Überdruck wird dadurch entweichen.
Erste - so genannte Verformungsbeben hatten wir vor einigen Wochen um Sabinosa und um die Ediscreto Ausbruchstelle schon gehabt. Das waren die schwachen Beben in nur 1 oder 2 km Tiefe.

Diese Deformation wurde auch am Mount St. Helens (USA) beobachtet. Anfang August 1982 hatten Geologen im Kraterboden des Mount St. Helens viele schmale Bodenrisse entdeckt und sie mit Farblinien markiert. Zwei Tage später bereits waren die Linien deutlich gekrümmt, was eine Veränderung der Risse durch aufsteigendes Magma anzeigte.  Auch wurde eine Aufbeulung einer Vulkanflanke von mehr als 100 m beobachtet, die auch mit bloßem Auge sichtbar war (Foto Markierung).

Wenige Tage später kam es zu einer heftigen Eruption des Vulkan. Hier ein Video (engl.) über die damaligen Ereignisse um den Mount St. Helens.

Donnerstag, 15. November 2012

El Hierro Vulkan - Ruhepause beendet

NEWS:

Nicht lange hat die Ruhepause angehalten. Wie gestern bereits vermutet, war es nur ein kleines Nickerchen - eine Verschnaufpause. Seit 22.13 Uhr in der vergangenen Nacht hat sich der Vulkan mit Erdstößen wieder zurück gemeldet. Bis jetzt mit 3 Beben bis ML2,3 im südlichen Inselbereich vor der Küste von El Julan im  Meeresbereich des "Mar de Las Calmas" (IGN Grafik links). Die Ausgangszone lag in einer Tiefe zwischen 14 und 19 km. Also in einem altbekannten Bereich der im Moment keine neuen Rückschlüsse zu lässt. Es bleibt jetzt abzuwarten ob die Intensität in den nächsten Stunden anhält oder ob es nur ein kurzes Intermezzo war. Aus der Vergangenheit wissen wir, daß gerade im südwestlichen Calmas Bereich um den Leuchtturm in 18 bis 20 km Tiefe ein Sperrschicht liegt, die vom heißen Magma nur schwer aufzuschmelzen ist.

Mittwoch, 14. November 2012

EL Hierro Vulkan - Ruhephase?

NEWS:
Die vergangenen Nacht verlief auf El Hierro ohne Beben. Es gab nur einen ML2,8 Erdstoß weit im Norden der Kanaren (Grafik). Auch wenn im Moment alles ruhig und friedlich auf der Insel aussieht, darf man sich nicht täuschen lassen. Zu oft erfolgten in der Vergangenheit nach einer Ruhephase kräftige Bebenwellen. Es gibt eindeutige Faktoren die für eine Fortsetzung der Aktivität sprechen. So bleibt die Bodenverformung mit kleinen Abweichungen konstant und zeigt einen anhaltenden Überdruck im Bereich der Magmahauptkammer. Diese Verschnaufpause kann nun einige Wochen oder auch Monate anhalten, bis sich die Aktivität wieder reaktiviert und spürbar wird. Niemand hätte im Juli 2011 an eine so lange Episode, die für die Kanaren ungewöhnlich ist, gedacht. Alle vergleichbaren Vulkanausbrüche der letzten 200 Jahre hatten ihr Pulver nach längstens 3 Monaten verschossen.


Bild: Gernot Keller, London (www.gernot-keller.com)
Lediglich 1730 bis 1736 dauerte ein Eruption im Nordosten von Lanzarote fast 6 Jahre an. Es war eine Spalteneruption mit einer Reihe von 32 Vulkan- schloten. Nach Schätzungen wurden in diesem Zeitraum an die 5 Kubikkilometer Lava an die Erdoberfläche befördert und 23 % der Insel mit Schlacke bedeckt. Dieses Gebiet "Montañas del Fuego" im Timanfaya Nationalpark ist heute der Besuchermagnet auf Lanzarote.
 
Wie vielleicht schon bemerkt wurde, habe ich seit einigen Tagen in der Seitenleiste meine neue "Schnäppchenseite" verlinkt.
Interessante Angebote - nicht nur materieller Art sondern auch geldsparende Tipps - für und um die Kanaren. Aber auch hilfreich Hinweise und Links für Leser aus Deutschland und den Nachbarländern, die z.B. eine günstige Pauschalreise oder eine Kreuzfahrt zu den Inseln planen.

Nicht jedes so genanntes "Schnäppchen" wird hier aufgenommen. Nur geprüfte, getestete oder zumindest nachvollziehbare Angebote finden Eingang. Es soll keine Verkaufsseite, sondern ein Rat- und Hinweisgeber werden, aus dem jeder Leser auch ehrlichen Nutzen ziehen kann.
Noch sind es nur wenige Angebote - das soll sich aber ändern. Wenn Sie also etwas Interessantes entdecken das erwähnt werden muß, schicken Sie mir eine Mail.
Unter Namensnennung werde ich die überprüfte Offerte dann veröffentlichen. Es sollte aber einen Bezug zu den Kanarischen Inseln haben.

Dienstag, 13. November 2012

El Hierro - Kanaren kontra Ölmulti

NEWS:
16.45 UHR (Kanarenzeit) - in 3 Stunden ist eine totale Sonnenfinsternis in Australien. Mit zu beobachten über das Gloria-Project der EU.

Unter El Hierro war es in der vergangenen Nacht ruhig. Es gab kein neues Beben.

Auf El Hierro wird jetzt aber erst einmal gestreikt. Für Mittwoch, den 14.11.2012 haben die Gewerkschaften einen Generalstreik ausgerufen. Dem Unmut gegen die starken Sozialkürzungen, Einschränkungen in vielen Lebensbereichen, die hohe Arbeitslosigkeit und dem Niedergang der Wirtschaft wird lautstark Luft gemacht.

Gegen wen richtet sich der Streik?
Primär zunächst einmal gegen die Madrider Regierung und gegen deren Politik "diktiert aus den Büros der Banken und Arbeitgeber" wie es aus der Verlautbarung der Gewerkschaft heißt. Aber auch gegen die Lokalpolitik die das Treiben in der Vergangenheit unterstützt und mit gemacht hat.

Wohlstand lässt sich auf Dauer nicht mit Subventionen und auf "Pump" finanzieren. Die Quittung kommt und der "kleine Bürger" darf zahlen. Eine alte Binsenweisheit - und warum sollte es hier jetzt anders sein?
Es ist ein großes Problem das nicht nur El Hierro, sondern alle kanarischen Inseln und das Festland betrifft. Ganz Spanien wurde vom Sog der Abwärtsspirale erfasst und das Ende der Spirale dürfte noch lange nicht erreicht sein.

Erdölförderung vor den Kanarischen Küsten



So könnte es nach dem Willen der Madrider Regierung und ihres für Energie zuständigen Industrieminister José Manuel Soria bald vor der Küste von Fuerteventura und Lanzarote aussehen (Foto: rebel / pixelio.de). Soria war früher Führungskraft beim Ölkonzern Repsol und anschließend von 2003 bis 2007 Inselpräsident von Gran Canaria. Das macht die überraschende Entscheidung noch delikater.
Geplant und inzwischen auch genehmigt sind Probebohrungen nach Öl und Gas, 61 Kilometer vor der Küste der Kanaren Richtung Westafrika.
Experten des multinationalen Konzerns Repsol sind sich sicher, vor den Kanaren ein riesiges Erdölfeld entdeckt zu haben.

Repsol S.A. (bis Mai 2012 Repsol YPF, S.A.) mit Sitz in Madrid ist ein börsennotierter integrierter Erdölkonzern mit Aktivitäten in 29 Ländern. Repsol ist Marktführer in Spanien und beschäftigt weltweit mehr als 25.000 Mitarbeiter. Es ist eines der zehn größten privaten Erdölunternehmen der Welt erzielte 2011 bei einem Jahresumsatz von 60,1 Mrd. € einen Nettogewinn von 2,5 Mrd. €. (Quelle: Wikipedia). Aber auch der Ölkonzern Woodsite und die deutsche RWE sind mit von der Partie.

Damit sind die Anwohner und die Touristikbranche aber nicht einverstanden. Ein Aufschrei geht durch die Medien.

Was ist, wenn es zu einem Unfall kommt?
Die dramatischen Folgen des Ölunfall im Golf von Mexico sind noch in guter Erinnerung. Tourismus - die wirtschaftliche Schlagader von Fuerteventura und Lanzarote - dann aber ade.
Und wie wirken sich überhaupt Bohrungen und eine Erdölförderung auf den vulkanischen Untergrund aus? Wird der Hotspot angeregt und kommt es dann früher zu Vulkanausbrüchen?

Fragen über Fragen. Zu den Teilaspekten und möglichen Gefahren sowie dem Hindergrund, will ich nach genauer Recherche in den nächsten Tagen näher eingehen.

Montag, 12. November 2012

El Hierro Vulkan - der Winter kommt

NEWS:

Die Bebenbilanz der letzten 10 Tage. Das durch den Geräteausfall verursachte Datenloch konnte von der IGN nicht wieder hergestellt werden.
Dies lässt sich aber verschmerzen, da in dieser knappen Woche wahrscheinlich auch keine größeren Aktivitäten vorlagen. Gestern in den frühen Morgenstunden einen schwachen ML1,7 Erdstoß. Die letzten 24 Stunden waren Bebenfrei.

Wetterumschwung 

Es ist nach dem Unwetter nun auf den Westinseln kühler geworden. Wir haben wieder unseren typischen Passatwind aus Nordosten. Heute um 7.00 Uhr auf meinem Thermometer 14,8°C bei stark bewölktem Himmel und 78 % Luftfeuchtigkeit. Mehr als +18°C dürften es heute auch in den Mittagsstunden nicht werden. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit liegt die gefühlte Temperatur noch darunter. Das veranlasste mich heute erstmals wieder unseren Holzofen an zuwerfen.

Dieses Wettermix wird hier als sehr unangenehm empfunden. In Deutschland mag man das sicher nicht so recht verstehen, aber kaum ein Haus ist hier mit einer Heizmöglichkeit ausgestattet. Zwei Pullover und Abends vielleicht die Flasche Rum können auch wärmen. Aber ein Ofen macht das Ganze dann doch gemütlicher. Hier ein Blick in mein Reich - rechts der Wärmespender.

Sonntag, 11. November 2012

El Hierro Vulkan - Eisensulfat als Fischfutter?

NEWS:

Nachdem wir nun auf fast alle Daten wieder zugreifen können (außer den Gaswerten) hier der aktuelle Stand. Zwei schwache Beben in der vergangenen Nacht. Um 23.32 Uhr ein ML1,8 in 12 km Tiefe am Tanagasoga (rot) und um 02.40 ein ML1,7 Erdstoß ebenfalls in 12 km Tiefe im Süden (rosa).
 
 

Eisensulfat als positiver Lebens- und Klimaveränderer?


Man nehme sieben Tonnen Eisensulfat, streue es großflächig über die Meeresoberfläche vor La Restinga und warte ab. So kurz und simple das Wunderrezept.
Nach kurzer Zeit wird durch die Eisendüngung eine starke Algenblüte ausgelöst. Die Algen entwickeln sich explosionsartig bis in 100 Meter Meerestiefe. Durch das vermehrte Nahrungsangebot werden zusätzlich Fische angelockt, die Artenvielfalt vermehrt sich. Die Fischer können wieder aus dem Vollen schöpfen.

Zusätzlich entziehen die Algen der Atmosphäre Treibhausgas, binden es in ihren Zellen, transportieren es auf den Meeresgrund und lagern es dort über hunderte von Jahren ab. Zwei positive Aspekte und auf den ersten Blick auch erfolgversprechend und nachvollziehbar.

Genau dieses Experiment wurde im Jahre 2004 von einer internationalen Forschergruppe im Südpolarmeer unter dem Namen "EIFEX" erfolgreich durchgeführt. Die Hälfte der durch die Algenblüte verursachte Biomasse versank getränkt mit Kohlendioxid auf den Meeresgrund wo es gebunden über eine lange Zeit verbleibt.

Wenn nun aber geschäftstüchtige Privatleute wie der US-Unternehmer George Russ, ein erklärter Umweltaktivist, auf eigene Faust in großem Stil die Meeresdüngung übernehmen und sich dafür bezahlen lassen wird die noch unerforschte Sache bedenklich. 100 Tonnen Eisensulfat hat er im Auftrag einer Ureinwohner Gemeinschaft, für 2,5 Millionen Dollar (lt. New York Times) vor den kanadischen Inseln Haida-Gwaii im Meer versenkt. Der immer mehr zurückgehende Lachsbestand vor der Küste sollte gestoppt und wieder vermehrt werden.

Ob das Experiment erfolgreich war, wird nicht berichtet. Es ist aber anzunehmen, daß sowohl die Vermehrung des Lachsbestandes als auch die Kohlendioxid Bindung den erwünschten Erfolg brachten.

Gefährlich werden diese Experimente, wenn sie vielerorts in großem Maßstab durchgeführt werden. Die Natur wird über kurz oder lang auf diese Eingriffe reagieren und vielleicht negativ und unumkehrlich das Leben auf der Erde beeinflussen. Es wäre nicht das erste Mal, daß der "schlaue" Mensch Dinge entwickelt und entdeckt, die sich später als Geisel der Menschheit heraus stellen. Die Entdeckung der Kernspaltung war zunächst auch eine Genietat. Was der Mensch daraus gemacht hat und wie gravierend unser Leben davon heute bedroht ist, können wir alle sehen.

Kontrollierte Forschung im begrenzten Umfeld "Ja" - eine Kommerzialisierung bei dem heutigen Wissensstand jedoch "Nein" - so möchte ich meinen Beitrag heute abschließen und zur Diskussion stellen.

Samstag, 10. November 2012

El Hierro Vulkan - Seismografen liefern wieder Daten

NEWS:

Seit der vergangenen Nacht senden die Seismografen wieder. Der Geräteschaden konnte nach einer Woche behoben werden. Das erste aufgezeichnete Beben (IGN Grafik) erfolgte um 23.36 Uhr mit ML1,7 in 11 km Tiefe unter dem Tanganasoga. Ein weiteres Beben mit der gleichen Stärke kurz darauf um 00.03 Uhr vor der Westspitze in 31 km Tiefe. Die Seismografen sind mit die wichtigsten Messinstrumente in der Vulkanforschung. Schon kleinste Erdbewegungen werden registriert und es lässt sich die genaue Lage, Tiefe und Stärke aus den Daten mehrere Geräte heraus berechnen.

Das älteste Seismoskop der Welt stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Kaiserreich China. Es wurde um das Jahr 132 nach Christus von Zhang Heng, kaiserlicher Astronom der Han-Dynastie, erfunden – ungefähr 1600 Jahre bevor die ersten Seismographen in der westlichen Welt entwickelt wurden. Es handelte sich bei der Vorrichtung um ein bewegungsempfindliches Gefäß aus Bronze mit acht nach außen gerichteten Drachenköpfen, die in acht verschiedene Richtungen wiesen. Jeder der Drachen hielt eine kupferne Kugel in seinem Maul, die bei Erdbewegungen in Richtung des Bebens ausgespien wurden. Um die Basis des Gefäßes herum hockte unter jedem Drachen ein Frosch aus Porzellan mit weit aufgerissenem Maul. Schon durch leichteste seismische Erschütterungen wurde ein im Gefäß verborgenes Pendel in Schwingungen versetzt, welche die Kugel aus ihrer Halterung lösten. Vom Maul des Drachens fiel die Kugel in das des Frosches und erzeugt einen charakteristischen Klang, aus dem auf die Richtung des Erdbebens geschlossen werden konnte. Foto und weitere Einzelheiten nachzulesen bei Wikipedia.
 
 

Unabhängig von den Seismografen wird über mehrere satellitengestützte GPS Messpunkte eine Lageveränderung der Insel festgestellt und berechnet. Als Referenzpunkte dienen dabei die Nachbarinseln. Jede horizontale Verschiebung nach Norden oder Osten kann so festgestellt werden. Aber auch vertikale Verformungen lassen sich aus den Daten berechnen. Diese Aufgabe führt für El Hierro seit Jahren die japanische Universität Nagoya durch. Die spanische IGN übernimmt nur zeitverzögerte diese japanischen Werte. Aus den jüngsten Tabellen (links) von einigen südlichen Stationen um Restinga ist ein leichter Rückgang der Bodenverformung zu erkennen. Relevant ist immer der rechte blaue Punkt. Dies ist der neueste Messwert, der durch eine Rapido-Messung festgestellt wurde. Erst wenn dieser Wert nachberechnet und bestätigt wurden ändert sich die Punktfarbe in Rot. Die Bodenverformung bleibt also auf hohem Niveau mit leicht abnehmender Tendenz.
Das sagt uns, daß der Druck im Bereich der darunter liegenden Magmakammer weiter hoch ist und noch keinen wirklichen Druckausgleich gefunden hat. Erst durch das weitere Vordringen der Magma und der Gase in vielleicht vorhandene Hohlräume oder eine Ventilwirkung durch den Austritt ins Meer oder die Atmosphäre könnte schlagartig für einen Druckausgleich und das Abnehmen der Bodenverformung sorgen.