Freitag, 15. Juni 2012

El Hierro Vulkan - gestrige Bilanz

NEWS:
Nach dem aufregenden Tag gestern, ist nun heute wieder Ruhe eingekehrt. Wie bei einem heraufziehenden Gewitter hat sich innerhalb von 10 Stunden ohne große Vorwarnung die Energie entladen - und das war schon deftig. Für den Menschen nicht zu spüren, aber auf den Seismographen aufgezeichnet. Wir hatten 20 Erdbeben (schwarzer Balken), davon allein 15 Erdstöße mit mehr als ML1,5 (grün). Fünf Beben lagen gar über ML2,0 (rot). Das stärkste Beben brachte es um 6.05 Uhr auf ML2,8. Also noch kurz unter der menschlichen Wahrnehmungsgrenze. Es war nun die zweite Bebenserie innerhalb von 10 Tagen. Genau am 4. Juni 2012 erfolgte ein ähnlicher Bebenschub. Damals nicht ganz so stark und mit Vorwarnung. Die Tage zuvor gab es schon einzelne Erdstöße die auf ein Ereignis hinwiesen. Auf der IGN Grafik unten sind die beiden Serien und die Vorbeben gut zu erkennen.
Das Epizentrum lag wieder im Mittelabschnitt des Golfo. Relativ konzentriert auf die Linie Berg Tanganasoga - Los Llanillos, bis ca. 2 km vor die Küste von Charco Azul. Der Ausgangspunkt der Beben lag in einer Tiefe von 20 bis 26 km, also im Bereich der vermuteten Magmahauptkammer. Es stellt sich natürlich jetzt die Frage - Was hat das alles zu bedeuten? Sind das Signale von abklingender Aktivität - von sich zurückziehender Magma und einstürzender Hohlräume und Höhlen. Also quasi die Nachwehen der Eruption oder erfolgt genau das Gegenteil.
Neue Magma schiebt aus dem Erdinnern genau in diese Magmakammer nach und vergrößert die Spannung mit den Beben als Folge ?

Interessant wären nun aktuelle GPS Messungen zur Oberflächen Verschiebung. Hat sich das Golfotal in den letzten Tagen angehoben oder hat sich die Verformung normalisiert und ist zurück gegangen. Wir wissen, daß diese GPS Messungen auf El Hierro von einer japanischen Universität für ein Forschungsprojekt durchgeführt wird. Mit Messergebnissen ist man allerdings sehr sparsam und die Daten werden nur zeitverzögert publiziert.

Was machen die Gaswerte - ist die Schwefel- und Kohlendioxid Konzentration angestiegen oder wie sieht es hier überhaupt aus ?  Das liegt im Zuständigkeitsbereich der IGN. 
Aber die Wissenschaft schweigt oder muß schweigen ! Dabei wären doch genau diese Werte wichtige Indikatoren für die Einschätzung und weiteren Entwicklung der Lage.

Das einzige was gestern von Seiten der Kanarischen Regierung zu hören war und dabei berief man sich auf die ihr unterstellte IGN - sinngemäß übersetzt:

"Die seismischen Aktivitäten kommen von der Umstrukturierung der eruptiven Prozesse. Die Situation hat sich nicht verändert".

Jetzt wissen wir alle Bescheid und jeder kann sich selbst seinen Reim darauf machen. Was ist eine "Umstrukturierung der eruptiven Prozesse" ?
Ich habe das Gefühl, daß man wieder in die alte wenig aufschlussreiche Informationspolitik zurück fällt und erst dann wieder offen aufklärt, wenn es sowieso jeder spürt oder selbst sehen kann.

Vielleicht kann uns hier ein Geologe oder Vukanologe in einem Kommentar seine fachliche Ansicht, Meinung und seine Einschätzung der momentanen Lage geben.
Es wäre sicher sehr hilfreich. Danke!


Hier noch die IGN Gesamtaufstellung (über ML1,5) der gestrigen Seismik:


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