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Schreck zur Abendstunde. Gestern um 18.14 Uhr schlugen alle seismischen Stationen der Kanaren, wie hier links auf Fuerteventura, wie wild aus und zeichneten einen in dieser Form noch nie gesehenen Tremor bzw. ein langes Beben auf. Schnell war jedoch geklärt, daß es die Erschütterung eines Beben von
ML7,6 in Mexiko waren. Mit Verzögerung kommen auch diese Beben hier an und können registriert werden.

Nur die Stationen von El Hierro verzeichneten einen geringen Ausschlag, wie hier links zu sehen. Durch eine andere Justierung der Seismographen auf El Hierro wurde das Mexiko Beben nur schwach aufgezeichnet (rote Wellenlinie). Die IGN Wissenschaftler werden ihre Gründe haben, warum diese Geräte so eingestellt wurden. Vielleicht werden bewusst alle fremden Geräusche heraus gefiltert.
Es gab wieder zwei kleine Beben - am Dienstag um 3.12 Uhr mit ML2,0 im Süden und heute Morgen um 7.07 Uhr mit ML1,5 in 11 km Tiefe an der Westspitze. Sonst blieb es ruhig.
Zu den gestern veröffentlichten rückläufigen Touristenzahlen im Februar 2012 kamen interessante Meinungen.
Das Tauchgebiet um La Restinga ist durch die Eruption weitgehend zerstört. Das Unterwasserparadies mit seiner einzigartigen Flora und Fauna wird Jahre brauchen um sich wieder zu regenerieren. Restinga hat neben der Fischerei vom Tauchtourismus gelebt. Diese Einnahmequelle wird definitiv die nächste Zeit ausfallen. Kein Taucher wird extra anreisen, um eine öde Unterwasserwelt zu begutachten.
Vielleicht machen die Vulkantouristen diesen Ausfall wieder wett. Der Eldiscreto, auch wenn nicht viel zu sehen ist vor Restinga, gehört nun zum Pflichtprogramm jedes Urlauber. Ein Museumsbesuch, eine Küstenwanderung, ein Bootausflug und eine Tasse Kaffee - vielleicht auch ein Mittagessen, wird und kann schon hängen bleiben. Es kommt jetzt darauf an, wie attraktiv der "versteckte" Vulkan vermarktet wird. Ich hätte da so meine Ideen.
El Hierro wurde bekannter und wird in Zukunft stärker bereist. Nicht als "Bebeninsel" wie in einem Kommentar gestern sarkastisch angemerkt, sondern als die jüngste Vulkaninsel der Kanaren.
Der Reiz der Insel wurde durch die Vulkanaktivitäten in seiner Natur und Vielfältigkeit sonst ja nicht beeinträchtigt. Lassen wir mal eine Insiderin und Kennerin der touristischen Szene - Karin Kamm, zu Wort kommen:
El Hierro, der Vulkan und die Touristen
Da ich vom Tourismus auf El Hierro lebe, spüre ich den Rückgang der Besucherzahlen am eigenen Geldbeutel recht deutlich, bin aber weit entfernt davon, die Schuld jmdm. im Besonderen zu geben. Wir waren im Winter durch die seismischen Aktivitäten in einer noch nie da gewesenen Ausnahmesituation, auf die sich alle hier erst einmal einstellen mussten. Die PEVOLCA wurde aus dem Boden gestampft, um irgendwie mit dem aktuellen Geschehen fertig zu werden und die Bevölkerung vor Schäden zu bewahren. Wie schlecht der Katastrophenschutz auf den Kanaren im Allgemeinen ist, war bekannt, streitende Experten trugen nicht gerade dazu bei, die Situation zu entspannen und Entscheidungsfindungen für die PEVOLCA zu vereinfachen, dazu Sensationsjournalismus, Verschwörungstheorien u.s.w.. Ich glaube, jeder hat auf seine Art getan was er konnte und aus Fehlern sollte man im günstigsten Fall lernen.
Gott sei Dank wurde die Insel nicht evakuiert, es hat keine schlimmeren Sachschäden gegeben und der Tunnel ist auch nicht eingestürzt. Den Wunsch, dass alles wieder so normal in seinen Bahnen läuft, wie vor dem Ausbruch der Beben und des Vulkans, hegen fast alle Insulaner. Was soll man auch anderes tun, als darauf zu vertrauen, dass es schon nicht so schlimm wird? Wie ein vor Angst gelähmtes Kaninchen auf die Webcam starren, in jedem Moment mit der gossen Explosion vor La Restinga rechnen und in Depressionen versinken? Bei niemanden steht die allwissende Glaskugel auf dem Schreibtisch, jeder hat seine eigene Theorie und wir versuchen hier unseren Alltag so gut es geht zu bewältigen und sind nicht scharf darauf, dass weiterhin Alarmstufe rot oder gelb bestehen bleibt.
Die Arbeitslosenzahlen steigen weiterhin, uns wurde eine neue Regierung beschert, Krise und leere Kassen, brutal wird der Rotstift auf allen Ebenen angesetzt, obendrein eine Dürre, wie es sie seit den 40iger Jahren nicht mehr gegeben hat und jetzt sind auch noch Erdölbohrungen in der Nähe von Lanzarote und Fuerteventura gegen den Willen der Bevölkerung geplant...
Das Buchungsverhalten nordeuropäischer Touristen ist in der Regel langfristig, ich hätte mir aus Deutschland im November El Hierro für den Frühling nicht als Urlaubsziel ausgesucht. Der Streichung der Fährverbindung nach La Palma folgt jetzt die Einstellung der Direktverbindung per Binter nach/von Gran Canaria, der Tourismus wird so sicher nicht angekurbelt und auch nicht, durch die Fahrpläne, die recht kurzfristig ins Netz gestellt werden. Hoffentlich finden die Politiker eine Lösung, sie suchen sie.
Trotzdem ist es mit entsprechenden Informationen möglich El Hierro von Deutschland aus an einem Tag zu erreichen und eine Zwischenübernachtung in La Laguna, der alten Universitätsstadt Teneriffas in der Nähe des Nordflughafens, die zum Weltkulturerbe gehört, kann eine Bereicherung des Urlaubes sein.