Samstag, 22. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - Stärkere Beben im Golfo


Die Erdstöße im Golfo nehmen an Intensität und Umfang zu. Noch liegen fast alle Beben in ca. 20km Tiefe. Die in der Tabelle als "Atlantico" bezeichneten Beben, befinden sich weiter im Meer vor dem Golfo. Es ist anzunehmen, daß sich die Magmakammer weiter mit frischem Material versorgt. Den stärksten Erdstoß gab es um 10.31 Uhr mit 2,8 RSk, der auch deutlich spürbar war. Der Tremor aus dem aufsteigenden Magma verläuft normal, mit leicht ansteigender Tendenz.
Von der Eruptionstelle im Süden wird nur noch von aufsteigenden Gasblasen berichtet. Weite Meeresteile seien weiter grün eingefärbt und viele "Lavabrocken" treibend an der Meeresoberfläche gesichtet worden.

Um ihnen die Situation und Gefährlichkeit eines evtl.Vulkanausbruch im Golfotal zu erklären, habe ich auf der Google Karte die vorhandenen Straßenausgänge rot markiert.

Das Golfotal ist ein Halbkrater mit über 1000m hohen und steilen Felswänden (der untere Halbkreis auf der Karte). Auf dem Kratergrund leben fast 3000 Menschen. Es gibt drei Ausgänge: Links im Süden über einen schmalen Weg, in der Mitte unten eine kurvenreiche Straße über die Gipfel und rechts das oft erwähnte 2km lange Tunnel.


Im angenommenen Fall einer Eruption (= nur eine von mir gedachte Hypothese) mit starkem Beben, würde Erdrutsch und Steinschlag von den Kraterwänden, die Bergstrecke unten und den Tunneldurchgang schnell unpassierbar machen. Bliebe als letzter Fluchtweg der enge Südausgang. Nicht auszudenken, wenn sich das Ereignis im südlichen Teil des Golfotales ereignet. Eine Evakuierung über den Seeweg wäre nur bedingt im nördliche Teil von der kleinen Anlegestelle "Punta Grande" aus möglich und nur mit kleinen Zubringer- Booten. Große Schiffe können hier nicht anlegen. 
Wie gesagt nur ein Gedankenspiel - die offiziellen Stellen sehen keine momentane Gefahr und haben sicher den perfekten Plan bereits in der Schublade.
Die Ramon Margalef, das sehnsüchtig erwartete Forschungsschiff aus Nordspanien mit seinem leistungsstarken ROV-Roboter, ist heute Morgen in Santa Cruz de Tenerife angekommen und befindet sich bereits auf der Anfahrt nach El Hierro. Ab Morgen kann es dann auch visuelle Aufnahmen von der Eruptionstelle im Süden zur Oberfläche bringen.

El Hierro Vulkan - Golfotal neues Bebenzentrum

Der Schreck von den gestrigen Abendstunden, als alle auf den Kanaren installierten Seismographen fast gleichzeitig Alarm schlugen, ist geklärt. Aufgezeichnet wurde ein schweres Erdbeben der Stärke 7,3 Richterskala auf den Kermadec- Inseln im Südwest Pazifik bei Neuseeland. Hier das Diagramm von La Gomera.
Nur auf meinem La Palma, der Isla Bonita, wurde davon nichts bemerkt. Die Messgeräte sind außer Funktion. Gerade auf der vulkangefährdesten Insel der Kanaren gehen derzeit die Erdstösse unbemerkt vorbei. Das war vielleicht die wichtigste Erkenntnis des gestrigen Abend.

Auf El Hierro spitzt sich dagegen die Lage zu. Fast alle neuen Erdstöße kommen aus dem Bereich des Golfotales. Innerhalb von 7 Stunden erfolgten heute Nacht über 10 Erdbeben mit mehr als 1,5 RSk. Das kräftigste Beben erfolgte um 2.30 Uhr mit 2,3 und um 8.21 Uhr mit 2,1 auf der Richterskala. So langsam werden auch die Anwohner unruhig und nervös. Aus vielen Mails verspüre ich Unbehagen und Ärger über die Informationspolitik der Behörden. Das Vertrauen in die offiziellen Aussagen schwindet mehr und mehr.

Seit einer Woche ist das Forschungsschiff "Prof. Ignazio Lazano" in dem Eruptionsgebiet von El Hierro nun unterwegs.
Das Schiff gehört der PLOCAN (Plataforma Oceanica de Canarias) mit Sitz in Telde auf Gran Canaria. Ein staatliches Unternehmen.
Zu seinen Aufgaben gehört die Entnahme von Wasserproben aus unterschiedlicher Tiefe und das Aufsammeln von Lava und biologischen Feststoffen. Im bordeigenen Labor können diese Proben gleich untersucht werden. Auch die Überwachung der Gas- und Wasser- dampfkonzentration, sowie die Charakterisierung von Unterwassergeräuschen gehört zum Tätigkeitsfeld. Eine gute Hilfe ist der mitgeführte Seaglider "Altair", ein Roboter, der bis in eine Tiefe von 1000m abtauchen kann, aber keine Camera an Bord hat.


Aufgefunden wurden viele tote Fische, die durch Druck, Hitze oder durch die hohe Gaskonzentration ums Leben kamen. Untersuchungsergebnisse werden nur spärlich bekannt, da weitere Kontrolluntersuchungen in Teneriffa erfolgen. Bestätigt wurde bisher eigentlich nur, daß sich der Ph-Wert im betroffenen Meeresgebiet drastisch verändert habe. Das Eruptionsgebiet auf El Hierro galt bis vor wenigen Tagen noch, als eines der artenreichsten und schönsten Tauchgebiete der Kanaren.

Freitag, 21. Oktober 2011

EL Hierro Vulkan - Neue Entwicklung

Seit 18.17 Uhr registrieren alle IGN Seismometer leichte Erdstöße auf allen Kanarischen Inseln, außer auf La Palma. 



Es ist ein leichtes Zitterbeben, deren Stärke mir noch nicht bekannt ist. Ungewöhnlich der fast gleichzeitige Start auf allen Inseln. Die Beben halten in abgeschwächter Form noch an. Warum gerade La Palma davon ausgenommen ist,  muß noch geklärt werden. Wahrscheinlich ist das Messgerät ausgefallen.


Auch auf El Hierro scheint sich etwas Neues zu entwickeln. Nachdem heute Nachmittag innerhalb von 2 Stunden im Golfotal vier Erdstöße, alle um 2,0 RSk. (siehe Tabelle unten) den Boden erzittern ließen, wurde mir von Anwohnern ein leichtes Donnergrollen, kommend von der Meeresseite im Golfotal berichtet.

Nach unbestätigten Berichten hat sich das an der Eruptionsstelle im Süden operierende Forschungsschiff wegen plötzlich auftretender starker Strudel und auftreibender Lavabrocken fluchtartig in den Hafen zurückgezogen. Dies sind alles noch keine Fakten. Sie müssen erst noch überprüft werden. Sobald Neuigkeiten vorliegen melde ich mich.


El Hierro Vulkan - Die grüne Brühe

Foto: El Mundo

Das ganze Ausmaß der "grünen Brühe". Vom austretenden Gas der Eruption durch chemische Veränderungen verfärbtes Meerwasser, hat gestern dieses Foto eingefangen. Im Hindergrund der Ort La Restinga mit dem vorgelagerten Hafen. Inzwischen breitet sich der Teppich weiter nach Westen aus.

Welche Folgen der giftige Schleier auf die Fische und Meeresbewohner hat, wird sich noch herausstellen. Die angeschwemmten toten Fische lassen nichts gutes erahnen. Und hier wollen also die angestammtem Fischer wieder ihrem Broterwerb nachgehen. Ich frage mich nur, wer diese gefangenen Fische essen soll.
Der Tourist im Norden der Insel etwa? Kein Einheimischer wird die nächste Zeit "Frischen Fisch aus Restinga" auf seinem Speiseplan aufnehmen.
Auch die Tauchschulen werden kam Gäste in diese gefährliche Brühe locken können. Bleiben noch die Restaurantes - Journalisten gibt es genug, auch die haben Hunger. Aber in Restinga in einem schönen Appartement auch noch zu übernachten - eher Nein, dafür ist einem normal denkenden Menschen das Risiko und die schwefelhaltigen Ausdünstungen, dann wahrscheinlich doch zu groß.

Hier ist mit einem Balken (zur Vergrößerung Grafik anklicken) der Bereich gekennzeichnet, in dem sich in den letzten Tagen die meisten Beben ereignet haben. Die Richtung weist von Süden über das Golfotal nach Nordwesten.
Am Vormittag hat sich wieder um 10.36 Uhr direkt vor der Golfoküste das in den letzten Tagen stärkste Beben mit 2,6 RSk. in 24km Tiefe ereignet. Bleibt nur zu hoffen, daß beim nächsten vielleicht stärkeren Erdstoß, keinem Tunnelbenutzer die Decke auf den Kopf fällt.


El Mundo- Foto: Desiree Martin
Aus den bisherigen Diskussionsbeiträgen und Mails entnehme ich, daß großes Interesse besteht und viel Unklarheit über die Art der ausgeworfene Lava bei der Eruption vorhanden ist. Auf dem Foto sind die von der Meeresoberfläche aufgefischten "Lavaknollen" - außen schwarz mit weißer Füllung - gut zu sehen.
Von offiziellen Stellen hieß es zunächst, die aufgefundenen Knollen seien keine richtige Lava aus dem Erdinnern, da sie keinen Basalt enthalten. Es handele sich um Sedimentablagerungen vom Meeresgrund, die von den heißen Vulkangasen (ca. 1200°) aufgeschmolzen wurden. Inzwischen wurde dies wieder Infrage gestellt. Genaue Aufschlüsse ergeben sich erst in 8 Tagen nach einer eingehenden Untersuchung in den Labors der Universität von La Laguna (Teneriffa).

Zu diesem Thema hat mich eine Mail erreicht mit einer interessanten These, die ich für Diskussionwürdig halte und auszugsweise hier anfüge. Vielleicht können sich unsere Geologen, Vulkanologen  und Fachleute unter den Lesern kurz dazu äußern. - Danke.

"... besonders interessant finde ich die Info, dass die aufgefischten Teilchen aus dem Vulkan kein Basalt enthalten, sondern hauptsächlich Kieselsäure. Das Auftauchen von Kieselsäure deutet darauf hin, dass das ausgestoßene, durch heiße Gase verflüssigte und "verbrannte " Material aus fossilen Ablagerungen stammt, denn das ist das Hauptvorkommensgebiet von Kieselsäure. Also aus einem Bereich versteinerter Lebewesen -versteinerter Tiere,Pflanzen oder sogar Wald. Denn die Art von Magma, die man hier erwartet hatte aus dem Erdinnern ist das nicht. Tagelanger Auswurf aus einer Muschelbank in 150m Tiefe kann das aber wohl auch kaum sein. Wenn die Spalte aber Verbindung hat zu viel tieferen Gesteinsschichten, durch frühere Abrutschungen verschüttete, möglicherweise bewaldete Teile der Insel z.B.(ich denke da an die Forschungsarbeit über den Verlauf von Riffen und Abrutschungen).........dann könnte dieser eher schlappe Ausbruch auch darauf hindeuten, dass alles, was ausgeworfen wurde lediglich die Folge einer Entlüftungreaktion war. Die heißen Gase sind durch eine Schicht fossiler Ablagerungen gedrungen und haben diese verflüssigt. Mal angenommen -. Das würde dann auch erklären, warum der Druck nur wenig abgenommen hat bisher und die Ausdehnung der Insel jetzt wieder zunimmt - der eigentliche Ausbruch hätte demnach noch gar nicht stattgefunden.
Ich bin kein Vulkanologe, aber denken kann ich schon...
Unter sauren oder basischen Bedingungen unterliegt Monokieselsäure einer exothermen, intermolekularen Kondensationsreaktion......Es bilden sich kugelförmige, nicht kristalline (amorphe) Polykieselsäuren. (Wikipedia über Kieselsäurereaktionen) "

El Hierro Vulkan - Warten ist angesagt

Heute mal mit einer etwas anderen Grafik die die Beben der letzten Stunden markiert. Das kräftigste Beben mit 2,1 RSk. (grüner Punkt) um 23.30 Uhr in Nähe der Eruptionsstelle.
Die Erdstöße sind heute gleichmässig auf den Golfobereich und den Süden verteilt. Aufgefallen ist mir, daß nun Beben -alle über 1,5 RSk.- im Minutentakt erfolgen. So in der Nacht im Süden um 23.23/ - 23.29/ und  23.30 Uhr. Diese enge zeitliche Konzentration konnte gestern Mittag bereits im Golfo beobachtet werden. Der Magmaaufstieg (Tremor) erfolgt weiter in normalen Bahnen.

An der Eruptionsstelle im Süden dringen weiter Gase an die Oberfläche. Wie stark der Lavaauswurf zur Zeit ist können vielleicht heute Untersuchungen des eingesetzten Roboter (ROV) bringen. Nur Schade, daß der ROV mit keiner Camera ausgerüstet ist und nach Meldungen nur Wassertemperaturen bis 35°? verträgt. Vielleicht lassen sich mit seinen Wärmesensoren entsprechende Daten ermitteln. Ich denke, daß der Meeresgrund so aufgewühlt ist, daß optische Aufnahmen des Schlotes ohnehin nur schwer zu bekommen wären.

Der Katastrophenstab (Pevolca) hat gestern in Valverde beschlossen, daß ab sofort Anwohner ihre Anwesen in La Restinga wieder bewohnen können. Die Lage sei stabil und entsprechende Mess- und Warngeräte installiert. Für den Ernstfall würden zwei Busse ständig vor Ort bereit gehalten. Vor dem Baden, Tauchen und Fischen in den Gewässern um Restinga wird gewarnt. Auch der Verzehr von Fisch sei nicht zu empfehlen. Die Schule im Ort bleibt geschlossen. Die höchste Warnstufe "ROT" wird aufrecht erhalten.
Weiter wird ab heute das 2km lange Tunnel im Golfotal von 8.00 bis 20.00 Uhr für alle Fahrzeuge wieder freigegeben.

Hier stellt sich natürlich für den Betrachter die Frage: Höchste Warnstufe und keine Gefahr für die Menschen? Wie passt das zusammen ? Was geht in den Köpfen der Entscheidungsträger vor?

Genauso die Wiedereröffnung des Golfotunnels. Seit Tagen wieder verstärkte Erdbeben im Golfotal, mit zunehmender Tendenz. Ticken die noch Richtig! - oder verstehen wir das nur nicht.