Montag, 10. September 2012

El Hierro - Ausbildungstraining für ROV-Roboter

NEWS:
10.18 Uhr - heute Morgen bereits wieder 4 Erdstösse bis ML1,3 in 10 und 11 km /Golfo
14.23 Uhr - ein richtiger Bebenschwall mit bis jetzt 12 Beben ereignet sich im Moment unter der Küste von Sabinosa. Der letzte Erdstoß um 12.13 und 12.39 Uhr in 10 km Tiefe mit je ML2,1

Am Sonntag blieb es wie erwartet ruhig. Nur 3 Beben bis ML1,1 -  alle wieder in 10 km Tiefe um Sabinosa.

 

Alle können wir uns noch an den ROV (Remote Operating Vehicle) Einsatz nach der Eldiscreto Eruption erinnern. Der Unterwasser-Roboter war die einzige technische Möglichkeit näher an die Eruptionsstelle heran zu fahren um visuell und messtechnisch Kenntnisse über den Zustand des Vulkanschlot zu erfahren. Zunächst gab es logistische Probleme überhaupt erst einen ROV nach El Hierro zu beordern. In ganz Spanien gibt es nur wenige dieser doch recht teueren und technisch aufwendigen Geräte. Das System besteht nicht nur aus dem Schwimm-Roboter sondern auch aus einer Steuer-, Beobachtungs- und Auswerteeinheit die an Bord des Mutterschiffes installiert ist.
Ich hatte ja im Juli diesen Jahres Gelegenheit mir an Bord der Atlantic Explorer alles einmal genau anzuschauen und die Funktionsweise erklären zu lassen. Darüber hatte ich berichtet.

Dazu braucht man dann natürlich auch noch ausgebildetes Personal das das System bedienen kann. Auch hier gab es beim El Hierro Einsatz Engpässe.
 
Um für die Zukunft besser gewappnet zu sein, wurde nun zum ersten Mal in Spanien ein Ausbildungs-Training für angehende ROV Piloten an Bord der Atlantic Explorer durchgeführt. Der Kapitän der Atlantic Explorer Jose Maria Sepulveda von S.O.S. und gleichzeitig Instrukteur des ROV Programm unterwies in Zusammenarbeit mit dem Ausrüster der Firma Qstar S.L.aus Barcelona in einem 14 tägigen Lehrgang die Aspiranten. So hofft man in Zukunft auch im Schichtbetrieb den Roboter länger unter Wasser einsetzen zu können. Über den Trainingsablauf und die Funktionsweise des ROV gibt es hier ein Video .

Und noch ein Fernsehtipp:

Am Mittwoch, 19. September 2012 um 22.25 Uhr in 3sat der Psychothriller

Hierro - Insel der Angst  - Spielfilm, Spanien 2009, 85 Minuten
Regie: Gabe Ibáñez

Der Film wurde 2009, also vor den ganzen Vulkanaktivitäten auf El Hierro und Gran Canaria gedreht.
Zum Inhalt:
"Maria hat ihren Sohn vor einiger Zeit auf der Kanareninsel El Hierro verloren, doch die Leiche, die die Polizei ihr später zeigt, scheint ein anderer Junge zu sein. Als noch ein Kind verschwindet, beginnt Maria eine verzweifelte Suche nach der Wahrheit unter den schroffen Inseleinwohnern. - Atmosphärischer Mysterythriller als TV-Premiere in der Reihe "Emoción - Neues spanisches Kino". -Text aus der 3sat Programmvorschau - (danke für den Hinweis an Herrn Griepenburg).

Sonntag, 9. September 2012

El Hierro Vulkan - Restingolitas gesucht

NEWS:

Bisher ein ruhiges Wochenende. In der vergangenen Nacht nur zwei Beben. Der stärkste Erdstoß von ML1,7 um 23.12 Uhr in 11 km Tiefe unter dem Küstenbereich von Sabinosa. Wieder eine dieser "Ruhephasen" die wir ja in der Vergangenheit schon oft erlebt haben. Es bleibt nichts anderes übrig als Abzuwarten. Seit nunmehr fast 14 Monaten erleben wir die mal stärkeren, dann wieder schwächeren Aktivitäten dieses Vulkan. Auch wenn auf der Inseloberfläche von all den Vorgängen im Untergrund nicht viel zu spüren ist, bleibt doch für die Anwohner die Ungewissheit was noch passieren könnte - und das zerrt an den Nerven. Diese Frage kann aber zum jetzigen Zeitpunkt Keiner beantworten.
Es bleibt die Möglichkeit abzuwiegeln und zu beruhigen und alles als "Normal" einzustufen oder zu versuchen anhand der vorliegenden Daten und Fakten ein einigermaßen objektives Bild darzustellen und die vermeintlichen Vorgänge zu erklären.
Einen für alle zufrieden stellenden "Königsweg" gibt es wahrscheinlich nicht.

Restingolitas
Mir liegen eine ganze Reihe von Anfragen nach Bruchstücken von Restingolitas vor. Es sind Institute und Wissenschaftler die dieses Lavagestein gerne einmal näher unter die Lupe nehmen würden.
Gesucht werden also "echte" Restingolitas (die mit dem weißen Kern) die nur die ersten Tage vom Eldiscreto ausgeworfen wurden.
Dankbar wäre man für eine befristete Leihgabe oder gegen Kostenerstattung. Wenn Sie also selbst im Besitz eines Bruchstückes sind oder jemand kennen der sein Stück veräußern möchte, schicken Sie mir bitte eine Mail La.Palma@web.de

Beim Stichwort Mail möchte ich mich natürlich für die vielen Mails die mich in den vergangenen Wochen und Monaten wieder erreicht haben sehr herzlich bedanken. Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß ich aus Zeitgründen nur einige wenige beantworten kann.

Samstag, 8. September 2012

El Hierro - sauberer Strom und die Mobilität

NEWS:

Die Lage ist unverändert. Auch gestern wieder 9 Erdstöße bis ML1,9. Das Zentrum bleibt im südwestlichen Golfo Bereich um Sabinosa bei 10 km Tiefe. Mit einer kleinen Ausnahme. Ein Erdstoß von ML1,6 weiter nördlich im Küstenbereich bei Los Llanillos am Charco Azul in 20 km Tiefe (blauer Punkt auf der IGN Karte). Es kursieren jetzt auch Berichte oder auch nur Gerüchte, daß die relativ schwachen Beben von einer Art "Donnergrollen" begleitet würden. Es mag die Übersensibilität mancher Anwohner sein die diese Geräusche und auch schwefelartige Gerüche wahrnehmen. Mir liegen dazu keine Meldungen vor.
 
Unten die jüngste IGN-Auflistung aller Beben bis heute Morgen.
 

Regenerative Energie - Das Elektromobil (Teil VII)

 
Die sauber erzeugte Regenerative Energie - der Strom, muß natürlich auch sinnvoll eingesetzt werden. Es macht wenig Sinn, wenn die bisherige Energie Verschwendung so wie in der Vergangenheit ungebremst weiter geht. Ständig neue Rekordwerte in der Strombilanz bei fast gleichbleibender Einwohnerzahl. Immer neue Luxusgüter die natürlich Energie fressen, werden angeschafft. Der Fernseher läuft fast 24 Stunden am Tage nonstop. Die Wohnraum Beleuchtung ist auch am Mittag noch an. Dabei wäre es so einfach nur die Fensterläden aufzumachen und das Sonnenlicht herein zu lassen. Bequemlichkeit, Gewohnheit oder vielleicht nur Dummheit - ich weiß es nicht, aber ich erlebe es täglich. Das Energiesparen ist einfach noch nicht bis in alle Köpfe vorgedrungen. Hier ist noch sehr viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten.


Einer der größte Umweltverschmutzer und Energiefresser auf El Hierro ist aber das Auto. Statussymbol und bequeme Fortbewegung zu noch erschwinglichen Spritpreisen (Benzin und Diesel ca. 1,20 €/Liter). Kaum ein Herreno läuft noch. Es ist ja so bequem bis in den letzten Winkel auf den nun gut ausgebauten Straßen und Caminos mit dem Toyota zu fahren. Nur die Touristen laufen noch - die nennen das Wandern. Die Inselverwaltung und natürlich der Stromlieferant Endesa versucht nun das Elektromobil schmackhaft zu machen. Im Grunde eine gute Idee. Nur müssen noch die Kinderkrankheiten und die Speicherkapazität der Batterien verbessert werden..

Überrascht war ich doch als ich bei meinem letzten Aufenthalt auf der Insel gleich vier dieser neu errichteten Strom-Tankstellen entdeckte. Eine "Tankstelle" mitten in der Hauptstadt Valverde (Fotos oben), auf dem Mirador de La Pena (links), in Tigaday Richtung Süden vor einem Restaurant und in El Pinar (noch im Bau). Mit einer Art Scheckkarte kann hier während des Mittagessen oder des Aufenhaltes Strom gezapft werden. Natürlich tut es auch jede andere Steckdose. Logistisch ist man also auf die Elektromobile bereits eingestellt.

Doch wie sieht es in der Praxis aus. Ganze vier oder weniger Elektroautos laufen bereits auf der Insel - versicherte mir der Renault Händler in Valverde. Das Auftanken dauere etwas länger - so um die 2 Stunden, dann könne man aber um die ganze Insel fahren. Von außen sei der Elektro Renault Kangoo nur am fehlenden Auspuff zu erkennen. Ob sich dieses Elektromobil auf El Hierro durchsetze, wollte ich wissen. Erst nach langem Zögern und als ihm klar wurde, daß ich kein potenzieller Käufer war, rückte er mit der Antwort heraus. Das Auto koste jetzt 22.000 Euro und sei daher für viele Herrenos unerschwinglich. Zudem habe fast jeder ein neues Benzin- oder Dieselfahrzeug und es sei außerdem jetzt "Crisis", ob ich denn das nicht wisse.
 
Eine ehrliche Antwort und auch meine Einschätzung. Das Elektroauto scheint zumindest kurzfristig auf der Insel nicht der große Renner zu werden. So hat im Augenblick jedes Elektroauto seine eigene "private" Tankstelle.

Freitag, 7. September 2012

El Hierro - Gegenwart und Zukunftsvision

NEWS:
8.03 Uhr - Beben von ML1,9 in 11 km Tiefe Tanganasoga
9.25 Uhr - Beben von ML1,6 in 20 km Tiefe Golfo/Tigaday Küste

Auch gestern wieder 13 Beben bis ML1,9 im Bereich um Sabinosa. Die Tiefe liegt unverändert zwischen 9 und 10 km. Einige Erdstöße auch Süden unter den Hängen des El Julan in 18 km Tiefe.
Gestern sollen sich gegen 19.00 Uhr oberhalb von Sabinosa kleine Erdrutsche gelöst haben. Bei den steilen Hängen ein häufig zu beobachtender Vorgang. Vor allem im Winter nach starken Regenfällen ein Folge der Erosion. Regen ist im Moment sicher nicht der Auslöser, aber auch viele kleine Erdstöße "höhlen den Stein" und können dann Erdrutsch und Steinschlag auslösen. Es ist überhaupt auf El Hierro die größere Gefahr, daß sich von den fast senkrecht über 1000 Meter in den Himmel ragenden Steilwänden Felsplatten oder große Felsen lösen und ins Tal stürzen.

Regenerative Energie - der Vater des Gorona-Projekt (Teil VI)



Javier Morales - der herrenische Senator im Kanarischen Parlament in Aktion. Seine Ausdauer und Überzeugungskraft und das tretmühlenartige Wiederholen seiner Argumente machte es erst möglich.

"Dadurch ersparen wir der Umwelt jedes Jahr den Verbrauch von 6000 Tonnen Diesel. Das vermeidet den Ausstoß von 18.700 Tonnen Kohlendioxid - etwa so viel, wie ein 20.000 Fußballplätze großer Wald aufnimmt. Außerdem sparen wir jede Menge Kraftstoff, da ja für die Stromerzeugung kein Diesel mehr auf die entlegene Insel transportiert werden muss."
Den meisten Nachbarinseln fehlt der Wille, obwohl sie ähnliche Vorraussetzungen haben. Bei uns war der Wille vorhanden und wir haben es geschafft. Trotz seiner bescheidenen Art ist sein Stolz aus den Augen zu lesen. Ein Modellprojekt das sicher - wenn es einmal funktioniert- Nachahmer auf der ganzen Welt finden wird.

Wird der Strom dadurch für die Herrenos billiger oder müssen sie gar mehr zahlen?
Das wollte ich in unserem Gespräch in Valverde wissen.

Der Strompreis für den Endabnehmer wird sich dadurch nicht ändern. Eine Kommission in Madrid legt diese Preise für ganz Spanien fest. Darauf haben wir keinen Einfluss. Allerdings können wir in Zukunft sicher sein, daß 100 % unseres Stromes hier auf der Insel aus der Natur selbst erzeugt wurde. Das macht uns von Öl-Lieferungen aus Venezuela und den arabischen Ländern unabhängig.

War es eine gute Idee einen Monopolisten wie die Endesa die heute im Besitz des größten italienischen Energiegiganten Enel ist, mit an Bord zu nehmen?

Wir - das Cabildo von El Hierro -  haben das Sagen und die Mehrheit der Anteile. Endesa ist nur zu rund 30 % am Projekt beteiligt. Dies war notwendig, da Endesa das alte Dieselkraftwerk für den Notfall bei einer Störung oder bei Wartungsarbeiten bereit hält. Auch verfügt Endesa über das notwendige Know-How auf diesem Gebiet. Ein privatwirtschaftliches Unternehmen hat eine andere Ausrichtung als eine Behörde oder staatliche Institution und bringt positive Impulse ein. Die Kombination zwischen Privat und Staat war bisher schon und ist auch in Zukunft eine Bereicherung für das Gorona Projekt.

Javier Morales denkt aber schon weiter.
Noch wird auf den Straßen der Insel Benzin und Diesel in den Fahrzeugen verfeuert. Seine Vision und seine Gedanken beschäftigen sich längst mit dieser Problematik. Nicht das Elektroauto wird das zukünftige Fortbewegungsmittel sein, wie jetzt vielleicht viele glauben.
Er brütet hier an einer viel besseren Idee, die durchaus auch nach meiner Überzeugung Zukunft haben könnte.
Dazu aber in den nächsten Tagen mehr.

Donnerstag, 6. September 2012

El Hierro Vulkan - und kein Fortschritt

NEWS:
15.19 Uhr - Beben von ML 1,9 unter dem Tanganasoga in 20 km Tiefe.


 
Unverändert rumort es in 9 bis 10 km Tiefe weiter. Gestern sogar ein neuer Wochenrekord von 18 Beben - heute Morgen zählen wir bereits 9 Erdstöße. Der Standort unverändert um Sabinosa im Südwesten des Golfo. Siehe auch Avcan Grafik der letzten 12 Stunden. Alles schwache Beben bis ML1,8. Es brodelt und kocht im Untergrund auf "Sparflamme" weiter. Ein Trend oder gar eine Richtung ist noch nicht zu erkennen. Das Magma bewegt sich im Moment minimal in horizontaler Richtung und vergrößert dabei seinen Raum. Es schmilzt je nach Zusammensetzung und Druckverhältnissen mit einer Temperatur von 700 °C bis 1250 °C das umgebende Gestein auf. Hierbei entstehen dann diese Erschütterungen.
 

Meereserwärmung durch Hotspot

Die heißen magmatischen Ströme in relativ geringer Tiefe haben natürlich auch Auswirkungen auf die Wassertemperatur des Atlantik. Auf der NASA Satellitenaufnahme in Zusammenarbeit mit der Uni Las Palmas sind "rot" die erhöhten Wassertemperatur- Bereiche zu erkennen. Aufgrund des Kanarischen Hotspot - also des Gesamtkomplexes - ist nicht nur um El Hierro, sondern weitläufig um alle Westkanaren bis östlich nach Teneriffa die erhöhte Wassertemperatur vorhanden (zum Vergrößern anklicken).
Es sind wohl nur geringe Temperatur Differenzen zu verzeichnen, die aber gleich das ökologische Gleichgewicht durcheinander bringen können. Kleinstlebewesen können sich in einer wärmeren Umgebung besser entwickeln. Das Wachstum von Plankton wird gefördert.
Das Ganze kann dann eine  Kettenreaktion auslösen. Neue Fischarten die sich von der Planktonmasse ernähren, werden angelockt. Andere Fischarten dagegen vertrieben oder aufgefressen. Im Extremfall kann es auch zu Nährstoffüberschuß kommen. Wir kennen das von stehenden Binnengewässern die durch zu starkes anwachsende Phytonplankton zum sogenannten "Umkippen" neigen. Das ist wohl für den Atlantik mit seinen großen Wassermassen nicht zu erwarten. Aber auch die Meeresflora und -Fauna  reagiert sensibel selbst auf kleinste Veränderungen.