Montag, 3. September 2012

El Hierro Vulkan - Sabinosa bleibt im Zentrum

NEWS:
6.13  Uhr - Beben von ML1,5 in 10 km Tiefe im Golfo
8.38  Uhr - Beben von ML2,0 in 18 km Tiefe an der Westspitze

Das ist in etwa die Linie wo sich auch in den letzten 24 Stunden die meisten Beben ereignet haben. Von den Hängen des Tanganasoga nördlich am Ort Sabinosa vorbei bis zur Küste. 17 Erdstöße wurden hier in 9 bis 10 km Tiefe am Sonntag gezählt. Davon 4 Beben mit mehr als ML1,5. Um 22.36 Uhr das Stärkste mit ML2,0. Auch heute Morgen bereits wieder 5 neue Erdstöße. Um 5.25 Uhr ein Erdstoß von ML1,8 in 11 km Tiefe. Auf der Inseloberfläche ist von all dem nichts oder nicht viel zu verspüren. Nach meinen Informationen ist auch kein Schwefelgeruch wahrzunehmen. Im Süden (blauer und grüner Punkt) gab es ebenfalls wieder 2 Beben. Hier allerdings in größeren Tiefen um die 16 km.
 
Auf dem Histogramm der letzten 10 Tage (unten) ist das nun schon typische Auf- und Abschwellen der Beben gut zu erkennen. Zu oft haben wir im vergangenen Jahr diese Zyklen beobachten können. Rückschlüsse oder gar Prognosen lassen sich davon nicht ableiten. Es bleibt vielleicht fest zuhalten, daß sich die derzeitige Vulkanaktivität um Sabinosa in ca. 10 km Tiefe fest gefressen hat. Der Berg Tanganasoga war in den letzten 14 Monaten immer schon das Zentrum und Ausgangspunkt fast aller Aktivitäten. Von hier aus streuen und verteilen sich alle bisher erlebten Ereignisse. Auch die Eruption des Eldiscreto im Süden.
Ob nun die Magma und die damit verbundenen Beben weiter zur Erdoberfläche vordringen oder wieder ganz verstummen - das ist die große Frage ???  Dies kann zur Zeit Niemand beantworten. Auch nicht die Wissenschaft, wie mir gestern erst wieder ein Vulkanologe bestätigte. Auch für die Fachleute ist El Hierro Neuland - zumindest auf den Kanaren. Es kann aber erstmals fast lückenlos dokumentiert und beobachtet werden, wie sich ein über hunderte Jahre "eingeschlafener" Vulkan wieder mit Leben füllt. Früher - auch 1971 beim Teneguia-Ausbruch auf La Palma - hatte man noch nicht diese technischen Vorraussetzungen.
Hier noch ein kleiner Nachtrag von Karin zum Dorf-Alltag in Sabinosa:
 

Samstag Abend in Sabinosa

Gestern Abend fand in Sabinosa das Abschlusskonzert von Bimbache open Art statt. Die Stimmung auf dem kleinen Dorfplatz war aeusserst entspannt und sehr familiaer. Bei angenehmen Temperaturen und Vollmond liessen sich auf unaufdringliche Art und Weise das recht gemischte Publikum und die Dorfgemeinschaft von dem faszinierenden Musiker Rogelio Botanz von Teneriffa und seiner bunten Truppe mitreissen. Er traf genau den richtigen kanarischen Ton zu Ehren der verstorbenen, volkstuemlichen Saengerin Valentina aus Sabinosa.

Es wurde gesungen, gegeigt, Gitarre gespielt, gepfiffen, z.T. recht gewagt improvisiert und so das Jazzige mit dem Traditionellen vereint - Musik zum Erleben die unter die Haut ging. Zu den Klaengen der Tambores (Trommeln) und dem Gesang eines jungen Maedchens tanzte die Folkloregruppe des Ortes in zivil, ohne die typischen Trachten, und selbst aeltere Frauen standen von ihren Platzen auf und setzten perfekt und mit leuchtenden Augen ihre Schrittfolgen. Den Solopart, bei dem tanzend und Grimassen schneidend eine Frau versucht dem Mann seinen Hut vom Kopf zu schlagen, der bei keiner Vorstellung fehlen darf, da eine Art Sabinosa-typische Balz, legten gekonnt Javier Morales und seine(Tanz)Partnerin aufs Parkett. Ich bin auf El Hierro zum bekennenden Folklorefan geworden und fuer mich ist das Bimbachefestival das musikalische highlight des Jahres, es war ein unvergesslicher Abend und ein wuerdiger Abschluss der brillianten Veranstaltungen. Mehr unter (www.bimbache.info).

Der Vulkan? Klar macht man sich in Sabinosa seine Gedanken, trotzdem gelingt es den Menschen sich dem Moment hinzugeben und ihn zu geniessen.
 

Sonntag, 2. September 2012

El Hierro - nur Visionen bringen Fortschritt

NEWS:

Auch heute geht es weiter wie schon seit Tagen. Leichte Beben mit Schwerpunkt im südlichen Golfo um Sabinosa. In den vergangenen Nachtstunden bereits 3 Erdstöße im Westen bis ML1,5 in 10 km Tiefe und ein Beben im Süden (Tiefe noch nicht ermittelt).

Das Regenerative Energiekonzept (Teil V) - Der Visionär


Heute möchte ich Ihnen den Initiator und Gründer des Energieprojekt "Gorona" Javier Morales aus Sabinosa vorstellen. Ohne seine Vision und sein Durchhaltevermögen wäre auf El Hierro dieses einmalige Projekt "100% Strom aus regenerativer Energie" nie gestartet worden. Javier Morales ist heute Senator im Canarischen Parlament und vertritt als Mitglied der nationalen A.H.I. (Asamblea Herreno Independiente) - einer El Hierro Partei -  die Interessen seiner Insel. Während seiner Amtstzeit als Wirtschaftsdezernent und langjähriger stellvertretender Inselpräsident von El Hierro wurden die entscheidenden Weichen gestellt.

Ich hatte Gelegenheit mich mit ihm in Valverde in einem langen Gespräch ausführlich über seine Idee, die Umsetzung und seine weiteren Visionen zu unterhalten. Nicht weil ich darüber berichten wollte (das vielleicht auch), sondern weil es mich persönlich sehr interessiert. Wie schafft es ein Mensch - ein Einzelgänger auf einer doch konservativen und nicht so "aufgeschlossenen modernen" Insel, so ein Riesenprojekt durch zu setzen.

Javier Morales hat als gelernter Agrar-Ingenieur bereits seit den 1980er Jahren sich immer mit dem Gedanken beschäftigt, die auf El Hierro reichlich vorhandene natürliche Energie wie Sonne, Wind oder Gezeiten irgendwie nutzbar zu machen. Es kann nicht sein, daß nur die begrenzt vorhandenen fossilen Brennstoffe die zudem die Umwelt belasten, die einzige Möglichkeit für die kleine Insel darstellen.
Auch der übermässige Einsatz von Kunstdünger und chemischer Unkrautvernichtungs- mittel war ihm ein Dorn im Auge. Er startete in seinen Anfangsjahren mehrere landwirtschaftliche Projekte, die sich mit "biologischem" Nutzpflanzen-Anbau beschäftigten.

Aber erst seine Wahl in politische Ämter verlieh im Macht nun auch praktisch seine Vision durch zu boxen. Nur mit Hilfe des El Hierro Alt-Präsidenten Tomas Padron und des Teneriffa Präsidenten Ricardo Melchior (er regiert als anerkannter Naturschützer Teneriffa mit deutscher Gründlichkeit) fand er Verbündete. Javier Morales betonte mehrfach, daß es nur mit diesem Dreigestirn überhaupt möglich war in Madrid Gehör zu finden.

Viele Gespräche, Verhandlungen und unzählige Bittreisen nach Madrid brachten dann Ende der 90er Jahre den Durchbruch und die erforderlichen Millionen.
74 Millionen Euro soll das fertige Projekt am Ende kosten. Noch liegt man nach Javier Morales in der Kostenkalkulation. Ob es im Endeffekt auch reichen wird, das wird man sehen.
Er rechnet noch mit einer Bauzeit von 6 bis 12 Monate. Zur Zeit werde die Verbindung zwischen den mechanischen Komponenten der Anlage mit dem "elektrischen" Teil durchgeführt. (darüber hatte ich berichtet).
Das obere Speicherbecken sei so ausgelegt, daß bei völliger Windstille und keiner Wasserförderung die im Wasser gespeicherte Energie für 4 Tage für die Stromerzeugung ausreiche. Durch Tests, Untersuchungen und Berechnungen sei diese Reserve völlig ausreichend. Bei einem evtl. Engpass könnte dann immer noch das alte Kraftwerk die Zeit überbrücken.

Ob denn durch die Inbetriebnahme von "Gorona" der Strompreis auch für die Herrenos günstiger würde? .... diese Antwort und noch einiges mehr in den nächsten Tagen.

Samstag, 1. September 2012

El Hierro Vulkan - ein Wechselspiel

NEWS:
Nachdem wir gestern im Süden vermehrte Beben beobachten konnten, erfolgten in der vergangenen Nacht wieder zwei schwache Erdstöße im Golfo. Um 22.13 Uhr mit ML1,4 (Grafik) in 11 km Tiefe und heute Morgen um 3.10 Uhr mit ML1,6 in 9 km Tiefe. Wie ein Ping-Pong wechseln die Aktivitäten die Fronten. Entsteht im Süden ein Über- oder Unterdruck, versucht das System einen Druckausgleich herzustellen. So könnte man vielleicht physikalisch das Wechselspiel erklären. Zentrum und Mittelpunkt ist immer die Magmahauptkammer die unter dem Golfo bzw. Westzipfel in ca. 20 km Tiefe liegen dürfte. Der in ihr herrschende immense Druck bläht die Insel auf und wölbt die Inseloberfläche immer noch 6 bis 8 cm über dem Normalwert in die Höhe bzw. auch vertikal. Von all dem spürt man auf der Insel selbst nichts. Nur empfindliche Menschen können hin und wieder eine leichte Erschütterung verspüren. Auch die Gaswerte, also der Schwefel- und Kohlendioxid Ausstoss, liegen im Normalmass.

Regeneratives Energie-Projekt  (Teil IV)



Auch im Umfeld des unteren Auffangbecken in La Estaca laufen die Baumaßnahmen zügig weiter. Hier werden zur Zeit die Überlauftrassen und das Bachbett hergestellt. Überflüssiges Wasser nach z.B. starken Regenfällen wird ins Meer abgeleitet. Dazu werden Stollen und Brücken betoniert. In Sichtweite (Bild unten) steht das alte Kraftwerk. Hier wird noch aus Schweröl der gesamte Inselstrom produziert. Nach Inbetriebnahme des Gorona-Projekt dient es nur noch als Ersatzkraftwerk. Große Mengen an Schadstoffen, die heute noch in die Umwelt abgegeben, können so eingespart werden. Das Kraftwerk ist im Besitz von Endesa, das dem größten italienischen Energiekonzern Enel gehört.


Freitag, 31. August 2012

El Hierro Vulkan - nun geht`s im Süden weiter

NEWS:

Hatten wir gestern am Donnerstag noch alle Beben bis ML1,4 im Golfo in 8,6 bis 10,3 Tiefe, hat sich in der Nacht das Zentrum in den Süden verlagert. Um 5.03 Uhr ein Beben von ML1,5 in 15 km Tiefe, genau an der alten Eruptionstelle - südlichster Punkt auf Avcan Karte. Und um 6.12 Uhr ein Beben mit ML2,4 in 23 km Tiefe. Das dritte Südbeben taucht in keiner IGN Statistik auf. Es bleibt jetzt einmal abzuwarten wie sich diese Entwicklung fortsetzt. Zur Erinnerung: Wir haben in ca. 20 km die vermutete Hauptkammer die uns im Juni den Bebenschwall gebracht hatte und im Süden den alten Eldiscreto Aufstiegskanal, der inzwischen wohl verstopft ist. Schafft es nun das Magma diese Höhendifferenz aufzusteigen oder versackt es wieder auf halbem Weg? Wir werden es sehen.

Hier noch einige Impressionen vom Hotel "Parador El Hierro". Es liegt einsam und verlassen an der Ostküste und bietet "Internationalen Komfort". Reichhaltiges Frühstück-Büfett, guter Service und Stil. Die Küche selbst habe ich nicht getestet. Macht aber einen guten Eindruck. Es gehört zur staatlichen Hotelkette "Paradores" die auf allen Kanarischen Inseln und in vielen größeren Städten von Festlandspanien ein Hotel betreibt.

Große Aussenterasse mit einem kleinen Pool. Die Kulisse ist schon berauschend. Im Hintergrund steil aufragende Felswände und im Vordergrund den Atlantik mit grobkörnigem Strand.

Mehrere gemütliche Sitz- und Speiseräume sowie kleine recht gemütliche Innenhöfe. Die Zimmer sind gut ausgestattet. Alle mit Balkon und Klimaanlage. Alles so wie man das in der gehobenen Hotelkategorie auch erwartet. Die Preise liegen mit Frühstück je nach Ausstattung bei 90 bis 120.- Euro/Nacht.

Donnerstag, 30. August 2012

El Hierro Vulkan - doch keine erhöhte Gasemission

NEWS:

Die Beben werden weniger. Gestern nur noch 3 Erdstöße, heute Morgen um 5.51 Uhr ein ML1,3 in 10 km Tiefe an der Golfoküste.
Keine erhöhten Gaswerte!  Zu diesem Ergebnis haben gestern Telefonate, Diskussionen und Kommentare beigetragen. Auch steht seit heute Morgen wieder die Messwert-Tabelle des Gobierno de Canarias (danke) online in Echtzeit zur Verfügung (links). Manches bewirkt anscheinend Wunder. Dieser Messwagen steht neben dem IGN Zentrum am Sportplatz von La Restinga (ich hatte darüber berichtet). Anwohner sowohl im südlichen Golfo als auch in Restinga können von keinen besonderen Gerüchen oder sonstigen Abnormitäten berichten. Trotzdem kursieren auch heute wieder in einigen Medien entsprechende Meldungen.
Es sei mir aber hier grundsätzlich gestattet, diese Frage zur Diskussion zu stellen. Nur so kommen wir zu einem Ergebnis.

Ein anderes Thema



La Restinga hat neben dem nicht sichtbaren Eldiscreto auch Optisch und Kulinarisch einiges zu bieten. Wie wäre es denn mit einem fangfrischen Fisch der so liebevoll auf dem Tisch (war fast zu klein) wie oben präsentiert wird. Ob ein Bonito (Pelamide), Rape (Seeteufel), eine Dorada (Goldbrasse) oder ein Vieja. Ein Kräuter-Knoblauchbrot als Appetitholer - die Papas arugadas im Kreis serviert und natürlich die typischen hausgemachten Mojosossen. Dazu ein Glas Vino Tinto aus dem Golfotal. Es hat sehr gut geschmeckt und daher bekommt das Restaurant "La Vieja Pandorga" meine Empfehlung. Es liegt in einer Seitenstraße zur Promenade in Restinga und ist eigentlich nicht zu übersehen.
 
Kleine Anmerkung am Rande: Bedient wurden wir vom Besitzer persönlich mit dem ich natürlich gleich ins Gespräch kam. Auf meine Frage ob der Fisch aus Restinga stammt, kam kurz und klar "Si".
 
Auf meinen daraufhin erstaunten und bohrenden Blick wohl wissend, daß hier zur Zeit nicht gefischt werden darf - der tatsächliche Ursprungsort: "Aus La Palma, aus Puerto Tazacorte". Also ein für mich heimischer Fisch auf einem La Restinga Teller.
 

. Neu fielen mir am Hafenbecken von La Restinga Ende Juli diese rostigen Monumente auf. Gusseiserne Tafeln, frisch einbetoniert, mit Auszügen von Wünschen, Beileidbekundungen und Anteilnahme an dem Eldiscreto Ereignis. Botschaften und Mitteilungen von den Nachbarinseln, die ihre enge Verbundenheit mit dem kleinen El Hierro hier dauerhaft zeigen. Die Tafel von Teneriffa hatte im Juli noch gefehlt - der Aufstellplatz war aber schon vorbereitet.