Montag, 27. August 2012

El Hierro Vulkan - Schnappschüsse

NEWS:
12.32 Uhr - das Beben vom 25.8.12 an der Westspitze wurde von der IGN nachträglich von ML2,9 auf ML3,3 hoch gestuft und die Tiefe auf 20 km korrigiert.
 

Schnappschüsse die Geschichten erzählen. Soeben hat die Salvamar Adhara im Hafen von La Restinga festgemacht und ihre wertvolle Fracht ausgeladen als der jüngste Sohn von Kapitän Carlos Antonio zur Begrüßung auftaucht. Alle Blicke sind jetzt auf den ganzen Stolz des Vaters ausgerichtet. Oder links beobachten noch skeptisch und mit Abstand Wissenschaftler der IGN die soeben an Land gebrachten Lavabrocken. Die Dame in der Bildmitte ist die Direktorin der IGN Maria Blanco.

Kein Hai - Zahn! ... sondern kleine Restingolitas. Die ersten kurz nach der Eruption im November 2011 mit Sedimentgestein aufgeschmolzenen Lavastückchen. Mit einem weißem Kern und einer schwarzen Kruste. Da sie aus einer bis dahin unbekannte Gesteinsmischung bestehen, wurden sie nach dem Auffindort Restinga benannt. Ein Fischer präsentiert stolz seine Fundstücke, die heute im "Restingolita - Museum" in La Restinga ausgestellt sind. Inzwischen haben diese Restingolitas Sammlerwert und werden auch zeitweise über Ebay (rechte Seitenleiste) im Internet angeboten. Für solche Aufnahmen braucht man einen Blick und wurden von unserem Leser Jörg Gröger (Danke) während seines Urlaubaufenthalt im Januar 2012 eingefangen.



Aktuell hatten wir gestern 19 schwache Beben. Die Anzahl nimmt täglich wieder zu (siehe rechter Grafikbalken). Heute bereits schon 9 weitere Erdstöße. Die nicht vom Menschen wahrnembare Stärke liegt bei max. ML2,0 und konzentriert auf den südlichen Golfobereich in einer Tiefe von 7 bis 9 km. Auch an der Westspitze scheinen sich die Beben aus dem 20 km Tiefenbereich zu lösen. Einzelne Erdstöße wurden bereits in 14 km Tiefe gemessen.

Verschiedene Augenzeugen berichten aus dem Raum Sabinosa im südlichen Golfotal von Schwindelgefühlen und seltsamen Gerüchen. Wenn Sie auch so etwas merkwürdiges Verspüren, schreiben Sie bitte eine kurze Notiz in die Kommentare (Danke). Offiziell ist alles normal und keine erhöhte Gaskonzentration vorhanden.

Sonntag, 26. August 2012

El Hierro Vulkan - Gestern Beben von ML2,9

NEWS:
15.20 Uhr - erneutes Beben an der Westspitze in 14 km Tiefe mit ML1,6

Das war gestern um 17.09 Uhr das ML2,9 Beben in 21 km Tiefe an der Westspitze. Insgesamt wieder 11 Erdstöße meist um Sabinosa (IGN Grafik Punkt CTAB). Die Tiefe lag zwischen 4 und 11 km, wobei sich jetzt als Schwerpunkt der Bereich um 8 bis 9 km heraus kristallisiert. Die Beben kommen also immer näher an die Erd- bzw. Meeresoberfläche. Gut zu sehen auf der AVCAN-Grafik unten. Interessant ist der obere 10 km Bereich. Während das Zentrum vor einer Woche noch bei 10 bis 12 km Tiefe lag, liegen die jüngsten Erdstöße fast alle in geringerer Tiefe von weniger als 10 km.

Auch hier links im IGN Tiefenprofil der vergangenen Tage erkennt man inzwischen die direkte Verbindung von der unteren Magmahauptkammer zu den flachen Beben. Der ML2,9 Erdstoß (rot) von gestern lag am unteren Westrand der Kammer im Meer. Der Magmaaufstieg vollzieht sich jedoch im südwestlichen Golfotal um Sabinosa. Inzwischen müssten auch aufgrund der geringen Tiefe langsam Gas Emissionen riech und messbar sein. Dazu gibt es aber noch keine Aussagen oder Messergebnisse.
 


Noch ein kurzer Rückblick in eigener Sache. Seit nun einem Jahr gibt es diesen Blog ... und das Interesse ist ungebrochen. Über 1,8 Millionen Seitenaufrufe aus aller Welt zeigen doch, daß Viele an diesem Naturereignis teilhaben und die Eldiscreto Entwicklung mit verfolgen wollen. Aus ein paar Notizen wurde für mich inzwischen ein "abendfüllendes Programm" - und dem soll auch weiter so sein. Wer Lust hat den Anfang nachzulesen - hier zum Rückblick.

Samstag, 25. August 2012

El Hierro Vulkan - Spiegelbild Kapverdische Inseln

NEWS:
11.50 Uhr - neues Beben mit ML1,6 in 9 km Tiefe vor der Golfo-Küste.
17.09 Uhr - Beben mit ML2,9 in 21 km Tiefe an der Westspitze.

Heute bereits 7 Erdstöße in 4 bis 11 km Tiefe unter dem Golfo. Gestern insgesamt 11 Beben bis ML1,5. Auch an der Westspitze wenige schwache Beben um die 20 km Tiefe. Es rumort also verhalten wie in den vergangenen Tagen weiter. Die Gas-Emissionswerte liegen im Normalbereich. Ebenso lassen sich bei der Oberflächenverformung der Insel nach den GPS Daten keine großen Abweichungen erkennen. El Hierro bleibt weiter um einige Zentimeter aufgebläht. Alles normal - könnte man sagen. Das wäre aber ein Trugschluss. Still und fast unbemerkt arbeiten sich die Beben und damit das Magma langsam nach oben.

Nur zwei Flugstunden von den Kanaren entfernt, liegen südlich die Kapverdischen Inseln. Die Kap­verdischen Inseln oder Kap­verden sind eine Insel­gruppe mit 9 be­wohnten Inseln, die ca. 560 Kilo­meter westlich von Dakar liegen. Ehemals eine portu­giesische Kolonie und seit 1975 der unab­hängige Staat "República de Cabo Verde". Es gibt eine Reihe von Parallelen mit den Kanaren. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs mit einem noch aktiven Vulkan auf der Insel Fogo. Der vulkanische Berg Pico do Fogo ist mit 2829 Metern zugleich der höchste Berg des Archipels und nach dem Pico del Teide auf der kanarischen Insel Teneriffa der zweithöchste Berg im Atlantik. Die Insel Brava (64 km ²) ist die westlichste Insel und mit El Hierro optisch vergleichbar (Foto unten). Sie ist nicht nur die südwestlichste Insel sondern seit wenigen Monaten genauso vulkanisch aktiv. Das vulkanische Insel Brava-System liegt 18 km westlich von der Insel Fogo. Dazwischen haben wir eine Meerestiefe von mehr als 1400 Meter mit einer Reihe von Unterwasser Vulkankegeln. Historische Eruptionen auf Brava sind nicht bekannt. Dafür aber belegte 27 Vulkanausbrüche auf der Nachbarinsel Fogo.

Die Involcan (Instituto Volcanico de Canarias) aus Teneriffa ist bereits seit Jahren im Rahmen des Projektes MAKAVOL, finanziert durch die Europäische Union, dort wissenschaftlich tätig. Es ist eine  transnationale Zusammenarbeit Madeira - Canarias - Azoren (MAC 2007-2013) und der Universität Cabo Verde. Festgestellt wurden nun auf der Insel Brava stark erhöhte CO2-Emissionen von 233 Tonnen pro Tag. Der Normalwert liegt bei 50 Tonnen/Tag. Dieser 4,7 fache Kohlendioxidwert - Anstieg lässt auf das Aufsteigen von Magma im Inselfundament schließen. Eine Eruption ist in naher Zukunft wahrscheinlich.
Obwohl die Insel Brava über 2500 km von El Hierro entfernt liegt, erleben wir zur Zeit dort ähnliche Vorgänge. Es dürfte sich ebenso wie auf den Kanaren um einen Hotspot handeln, der natürlich in den Erdtiefen miteinander verwachsen und verbunden ist. Wie diese Verbindungen miteinander agieren ist noch die große Unbekannte und soll nun erforscht werden.

Freitag, 24. August 2012

El Hierro Vulkan - und die Geologie

NEWS:
11.49 Uhr - neuer Erdstoß von ML1,5 in 10 km Tiefe im Golfo

Steinschlag - Gefahr


Berge und vor allem Steilwände bergen immer die Gefahr von Steinschlag oder Erdrutsch... und davon haben wir auf El Hierro genug. Das bröselige Vulkangestein macht sich oft in den Wintermonaten nach ausdauernden Regenfällen selbständig und stürzt in die Tiefe. Meist in unbewohnte Barrancos, aber auch auf Straßen oder wie hier auf eine Strandanlage. Geschehen ist dies im März 2011, also noch vor den Erdbeben, in Tamaduste im Nordosten von El Hierro. Zum Glück krachte der tonnenschwere Felsbrocken in der Nacht auf die sonst meist gut besuchte Promenade und es gab keine Personenschäden. Auch heute noch sind die Spuren des Einschlag (Fotos) zu erkennen. Der Felsbrocken wurde bereits zerstückelt und weggeräumt.
Erst recht bei Beben von mehr als ML4,0 steigt dieses Risiko. Das Golfotal mit seinen über 1000 Meter steil ansteigenden Felswänden ist dann besonders gefährdet. Hier könnten es dann nicht nur einzelne Felsbrocken, sondern ganze Gesteinswände sein die als Felsrutsch ins Tal stürzen.  


Zur Zeit kann die Bebenaktivität als ruhig bezeichnet werden. Es kocht und brodelt im Untergrund wohl weiter, aber auf Sparflamme. Auch in den vergangenen Stunden 8 schwache Erdstöße im Bereich um Sabinosa im Golfo (IGN Grafik links). Ein Beben von ML1,3 sogar in nur 1,8 km Tiefe. Der Rest aber in inzwischen gewohnter Tiefe von 9 bis 10 km. Aus der Vergangenheit wissen wir, daß Ruhephasen typische Eldiscreto Vorgänge sind und er jederzeit wieder mehr Aktivität und stärkere Beben erzeugen kann. Auch dieses Mal wird es sicher nicht anders sein. Es drängt sich das Gefühl auf, daß der Vulkan jetzt neue Kräfte sammelt um sich dann zum richtigen Zeitpunkt wieder in Szene zu setzen.
In Wirklichkeit sind die ganzen Vorgänge natürlich viel komplexer und weder von mir noch von den Wissenschaftlern genau zu deuten. Es ist heute noch immer ein Überraschungspotential vorhanden, das sich vielleicht in Zukunft durch viel Beobachten und neue Messmethoden oder durch noch zu erfindende Geräte und Sonden genauer eingrenzen lässt. Wie bei der Wettervorhersage sollte es dann auch möglich sein, Entwicklungen und Eruptionen, vielleicht sogar die genaue Lage und den Zeitpunkt, zu benennen - aber das ist noch Zukunftsvision. 

Donnerstag, 23. August 2012

El Hierro - Pozo de la Salud- der Wellnesstempel

NEWS:
Um 14.06 Uhr ein ML1,3 Beben direkt vor der Golfoküste in 1,8 km Tiefe (wenn IGN nicht wieder korrigiert)

In den vergangenen 24 Sunden wieder 6 kleine Beben bis ML1,4 in 9,2 bis 10,8 km Tiefe.  Nachdem es gestern im Süden zitterte, jetzt wieder im Golfo. Das Dorf Sabinosa, der Adlerhorst am Steilhang, das ich bereits vorgestellt hatte - und das direkt unterhalb an der Küste liegende Pozo de la Salud (Satellitenaufnahme) sind die Zentren. Der Gesundheitbrunnen Pozo de la Salud oder wörtlich übersetzt "Tümpel der Gesundheit" besteht aus dem in den 1990 er Jahren und jetzt neu renovierten Kurhotel "Balneario" und noch einigen wenigen Häusern. Ein Mini Kurzentrum das seit 1830 Kurgäste auch aus fernen Regionen anlockt.

Der Brunnen (oben) aus dem das Heilwasser geschöpft und heute unterirdisch gepumpt wird, soll Linderung und Heilung bei Hautkrankheiten und rheumatischen Beschwerden bringen. Es ist ein salzhaltiges Brachwasser das früher auch zur Viehtränkung benutzt wurde. Genaue Analysen haben allerdings noch keinen nachweisbaren Heilefekt feststellen können. Die Herrenos sind von ihrer Heilquelle allerdings überzeugt. Das Heilbad, im Besitz des Cabildo (Inselregierung), liegt einsam und verlassen am südwestlichsten Punkt des Golfotals.

Früher gab es hier Dona Rosa`s kleine Pension "Casa Rosa" die für ihre "Rosskuren" beliebt und gefürchtet war. Das alte Casa Rosa ist heute eine Ruine und zerfällt leider. Durch den Fortschrittswahn musste natürlich ein modernes, großes und neues Heilbad erbaut werden. Mit allen Saunaarten, Massageeinrichtungen und den ganzen Errungenschaften eines Wellness-Tempel. Das Interieur des Balneario erinnert allerdings an die 1960 er Jahre oder wie mein Begleiter auch meinte - an einen Trakt eines amerikanischen Gefängnis, nur mit Pflanzen. Ob es der große Renner unter den Wellness Badelandschaften wird, möchte ich eher bezweifeln. Viel mehr wieder eine Sparbüchse ohne Boden.