Donnerstag, 2. August 2012

El Hierro - Natur und regenerative Energie

NEWS:
In der vergangenen Nacht um 2.04 Uhr nur ein Beben von ML1,8 in 20,8 km Tiefe. Das Zentrum lag ca. 1 km (grüner Pfeil) vor dem Leuchtturm Orchilla (rot). Wie die Daten von den verschiedenen Seismographen im Auswertezentrum der IGN in Madrid einlaufen, zeigt das Datenblatt unten ( zum Vergrößern anklicken). Hier werden erst von einem Geologen die Zahlen überprüft und die ermittelten Durchschnittswerte festgestellt. Die Computer können zwar viel, aber der logische Menschenverstand ist auch hier noch gefragt. Daher kann es oft Stunden dauern bis die "amtlichen" Werte in der Statistik auftauchen bzw. nachträglich noch korrigiert werden.


Das regenerative Energieprojekt Gorona

Nicht nur die Naturgewalt des Vulkan Eldiscreto mit all seinen Vor- und Nachteilen erweckt das Interesse der Öffentlichkeit, sondern auch das von Menschenhand zur Zeit im Bau befindliche "Gerona del Viento El Hierro". Ein einmaliges Projekt das auch indirekt mit der Natur - dem Wind zu tun hat und in einigen Monaten (vielleicht auch noch Jahre) die Insel El Hierro zu 100 % mit Strom versorgen soll.
Ich hatte schon mehrfach darüber berichtet und habe mich in den letzten Wochen intensiv mit dieser Sache beschäftigt. In loser Abfolge werde ich, wenn Eldiscreto Ruhe gibt, nun darüber berichten.


Heute zunächst eine Bestandsaufnahme.
Inzwischen stehen am windigsten Ort der Insel, in Nähe der Hauptstadt Valverde, die fünf Windräder aus deutscher Produktion. Diesen Standort hat man ausgewählt, da pro Jahr hier nur an drei aufeinander folgenden Tagen (es gab eine lange Messreihe) kein verwertbarer Wind weht.

Das obere Speicherbecken mit 380.000 m³ Fassungsvermögen ist fertiggestellt. Es wurde in einem alten Vulkankrater errichtet und soll auch Beben überstehen Mit diese Problematik werde ich mich noch ausführlich beschäftigen. Auf La Palma haben wir auch ohne große Beben unsere negativen Erfahrungen bereits gesammelt.
Das kleiner in Küstennähe liegende Auffangbecken ist noch in Arbeit. Es wird mit sechs Sperrschichten unterschiedlichster Bauart zur Zeit abgedichtet. Es soll sich um das modernste Verfahren handeln. Im Hindergrund das Turbinenhaus. Dort werden im Moment die Turbinen und Generatoren installiert. Ich war bei der Montage dabei und werde noch ausführlich auf die Montage und die Besonderheiten eingehen. Um das gesamte Wirkungsprinzip besser zu verstehen hier noch ein Video von und über das Gorona-Projekt.

Mittwoch, 1. August 2012

El Hierro Vulkan - Bebenschwall wieder abgeklungen ?

NEWS:
Keine neuen Erdstöße. Das Beben-Intermezzo scheint nach einem Monat beendet zu sein und langsam auszuklingen. Nach einem plötzlichen Bebenschwall um den 25. Juni 2012 (siehe Grafik oben) von bis zu 240 Erdstößen am Tage, nahm deren Zahl bis heute stetig ab. Das macht sich natürlich auch auf der kumulierten Energiekurve (links Avcan Grafik) bemerkbar. Es sind die zusammen gezählten Energiewerte die die Beben freigesetzt haben. Nach einem fast senkrechten Sprung nach oben, verläuft die Kurve heute fast wieder moderat.
War das das Ende der Vulkanaktivität ? - Die jüngste Aktivität scheint beendet zu sein. Die Vulkanaktivität aber insgesamt ist nach den bisherigen Erkenntnissen nun wieder in eine Ruhephase über gegangen. Zu viele Faktoren sprechen aber für eine Fortsetzung der Beben und ein weiteres Vordringen der Magma. Wann das sein wird, ob bereits in den nächsten Tagen, Wochen oder erst in Monaten, kann niemand beantworten.
Bleibt nur zu hoffen, daß offizielle Stellen nun nicht wieder voreilig, wie im März 2012, die Vulkanaktivität für beendet erklären und eine trügerische Sicherheit vorspiegeln.

Grundsätzlich kann ich aber aus eigener Erfahrung versichern, daß selbst Beben von mehr als ML4,0 die ich selbst auf der Insel miterlebt habe, kaum spürbar sind. Solange sich alles am Westzipfel oder im Meer und in 20 km Tiefe abspielt, besteht keine Gefahr und der Urlaub kann unbeschwert verlebt werden.
Mit Überraschungsmomenten ist nach jetzigem Stand auch nicht zu rechnen, da ein umfassendes Überwachungs-System auf der Insel installiert ist und Tage im vorraus etwaige Änderungen festgestellt werden können.

Dienstag, 31. Juli 2012

El Hierro Vulkan - Magnituden werden wieder stärker

NEWS:
In der vergangenen Nacht gab es zwei Beben über ML2,5. Um 20.40 Uhr ein ML2,8 und um 3.25 Uhr ein ML2,7 Beben. Beide Erdstöße in 20 km Tiefe im altbekannten Bereich um die Südwestspitze (rote bzw. rosa Markierung). Die Beben verharren weiter um die 20 km Tiefe. Man möchte gerne Mäuschen sein und dort unten einmal genauer nachschauen was da so vorgeht. Noch gibt es jedoch, außer in Science Fiction Romanen, keine technischen Möglichkeiten. So sind wir weiter auf unsere begrenzten Mittel, Berechnungen und Spekulationen angewiesen. 20 Kilometer stellen auf der Erdoberfläche oder Richtung Weltall keine große Entfernung dar. Der Blick in unsere Mutter-Erde, ist in dieser Tiefe aber noch eine fast unbekannte Welt.
Das wird sich bestimmt in naher oder ferner Zukunft ändern, so daß die geologischen Zusammenhänge besser verstanden und Beben- oder Vulkanvorhersagen treffender möglich sein werden.

Unten der Blick über das jetzige Epizentrum mit dem Leuchtturm und das Lavafeld mit seinen alten Vulkankegeln. Eine bizarre Mondlandschaft mit einem ganz besonderen Reiz.


Montag, 30. Juli 2012

El Hierro Vulkan - Eldiscreto Szenario wieder möglich!

NEWS:
16.54 Uhr - Nachtrag zu meinem Beitrag von heute: Prof. Ramon Ortiz ist davon überzeugt, daß es im vergangenen November 2011 noch eine 2. Eruption gab. Im nördlichen Golfo ca. 10 Seemeilen von der Küste entfernt in ca. 3000 m Tiefe. Daher kaum Spuren an der Meeresoberfläche.
Auch gestern nur 5 Beben bis ML1,8 in 14 bis 32 km Tiefe. Der auffälligste Erdstoß ereignete sich um 10.06 Uhr mit ML1,8 in 32 km Tiefe unter der Inselmitte in Nähe des Tanganasoga (Grafik links). In 32 km Tiefe hatten wir schon seit fast einem Jahr keine Beben mehr. Dort dürfte der Eingangsbereich in die Hauptmagmakammer liegen. Das könnte darauf hin deuten, daß weiteres Magmamaterial aus dem Erdinnern nachfliesst und in die Kammer drückt.







Der Professor und Vulkanologe Ramon Ortiz von der CSIC aus Madrid räumte gestern in einem Gespräch mit der Vereinigung "Volcanes de Canarias" ein, daß wir in naher Zukunft ein ähnliches Szenario wie im Vorjahr erleben könnten. Er ist wissenschaftlicher Berater der Pevolca (Krisenstab) und war der einzige Vulkanologe der im März 2012 noch keine Beendigung der Eldiscreto Aktivität sah. Damals wurde er überstimmt und von der Pevolca und IGN voreilig das Ende der Vulkanaktivität ausgerufen. Wie recht er hatte haben wir durch das Wiederaufleben der Beben im Juni 2012 gesehen.
Politische und wissenschaftliche Interessen sind nach seiner Meinung schwer unter einen Hut zu bringen. Die Interessenlage sei zu unterschiedlich.
Von einer Beendigung der jetzt aktuellen Vulkanaktivität könne man frühestens nach einer Beobachtungszeit von 2 Jahren sprechen. Alles andere sei voreilig und mit der Wissenschaft nicht zu vereinbaren.
Er geht im Moment von zwei unterschiedlichen Bebenverursacher aus. Durch den neuen Magmazufluss, er schätzt die Menge auf ca. 2 Kubikkilometer, würden die starken über ML2,5 liegenden Erdstöße verursacht. Die schwächeren Reihenbeben wie wir sie in den vergangenen Wochen erlebt haben, sind vertikale Magmaausdehnungen die Spalten und Ritzen füllen und damit Erschütterungen auslösen.
Wer das Gespräch auf Spanisch nachlesen möchte hier.

Sonntag, 29. Juli 2012

El Hierro Vulkan - was könnte kommen ?

NEWS:
15.06 Uhr - Erdstoß in 32 km Tiefe von ML1,8 unter Berg Tanganasoga
Am Samstag gab es nur 6 schwache Beben. Der vor einem Monat begonnene Bebenschwall scheint nun wieder vorüber zu sein. Zeit sich einmal die Entwicklung der Erdstöße näher anzuschauen. Die linke IGN Karte zeigt den Bebenverlauf seit dem 1. Januar 2012 bis heute.  Das Epizentrum liegt deutlich vor der südlichen Westspitze in Nähe des Leuchtturm. Kaum Beben im Golfo und an der Südspitze bei La Restinga. Das Ausgangszentrum liegt meist bei einer Tiefe um die 20 km. Genauso wie es vor einem Jahr im Golfo begonnen hat. Dort wird die Magmahauptkammer vermutet, die sich wahrscheinlich in den letzten Monaten weiter nach Südwesten erweitert hat. Neues Magma dürfte aus dem Erdinnern nachgeflossen sein.
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Ein Blick auf die Lage und Verteilung der Beben seit Anbeginn der Krise im Juli 2011. Begonnen hat die Aktivität im nördlichen Golfo und sich dann fächerförmig nach Süden vorgearbeitet. Die dunkleren Punkte (Beben von 2011) bilden fast eine Gerade von Nord nach Süd, was dann auch im November 2011 nachdem das Magma einen Weg nach oben gefunden hatte zur Eldiscreto Eruption geführt hat. Insgesamt wurden in den nun vergangenen 12 Monaten weit über 13 000  Beben registriert.
Die Bodenverformung bleibt hoch. Die Messkurven der Station HI09 Tacaron und HI10 Restinga verharren mit kleinen Abweichungen auf ihren Höchstständen. Die Grafik zeigt den Zeitraum April - Juli 2012. Ähnlich sieht es an der Westspitze aus. Der Druck in und um die Magmakammer ist hoch und findet keine Entlastung - also kein Ventil. Selbst vor der Eruption 2011 hatten wir nicht einen derartigen Druckanstieg zu verzeichnen.

Nachdem wir seit Wochen aus offiziellem Munde keine Verlautbarungen mehr hören, wage ich als aufmerksamer Betrachter meine Einschätzung der Lage.
Nach einer kurzen oder vielleicht auch längeren Ruhepause werden sich die Aktivitäten fortsetzen. Zur Zeit reicht der Druck noch nicht aus um einen Durchbruch zur Erdoberfläche zu finden. Der Druck wird weiter ansteigen, bis eine Schwachstelle gefunden ist. Ich vermute, daß im Bereich des alten Eldiscreto Vulkankegel die Chancen für eine Druckentlastung am Größten sind. Hier gibt es bereits ab 10 bis 15 km Tiefe "alte" Magmakanäle die einen Aufstieg ermöglichen könnten.
Ein völliges Einschlafen für die nächsten "Tausend Jahre" halte ich im Moment für unwahrscheinlich. Dazu dauert die Aktivität schon zu lange. Die letzten kanarischen Vulkane San Juan (1949) und Teneguia (1971) hatten bereits nach drei Monaten ihr Pulver verschossen und ihren Druck abgebaut.

Diese Meinung wird übrigens auch von den "Fachleuten" vor Ort" für möglich gehalten. Ob es auch so kommen wird und hier muß ich mich wiederholen "bestimmt aber allein die Natur". 

Daß es auch noch viel extremere Verformungen geben kann, die im "Dutzende Meter" Bereich liegen - hier ein Bericht in der Zeit-Online:  Tiefseevulkan pulsiert rekordverdächtig