Sonntag, 22. Juli 2012

El Hierro Vulkan - und die Statistik

NEWS:
Auch kleine Veränderungen der Bebenzentren können interessante Erkenntnisse liefern. Die Avcan Karte der letzten Tage zeigt, daß sich die Ausgangslage der Erdstöße langsam Richtung La Restinga an die Südspitze verschieben. Das letzte Beben um 22.14 Uhr gestern Abend mit ML1,9 in nur 15 km Tiefe (Kreis). Es sind zwar nur schwache Beben, aber bereits aus flacheren Regionen. Nur wenige Kilometer davon entfernt liegt die alte Eldiscreto Eruptionsstelle. Es bleibt jetzt einfach einmal abzuwarten, ob sich diese Bewegung weiter fortsetzt oder ob es nur Entlastungs- und Setzungsbeben waren.



Von der Touristenfront gibt es eigentlich erfreuliches zu berichten. Danach haben im Juni 2012 - 773 Gäste die Insel besucht. Genau 6 Touristen mehr als vor einem Jahr im Juni 2011 kurz vor den Vulkanaktivitäten. Foto: Badebucht von Tamaduste im Nordosten. Zu dieser positiven Entwicklung hat natürlich auch der Besuch meiner Familie beigetragen. Nach den Angaben des Statistik-Institut (Istac) betrug die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste 2,34 Belegungstage (Vorjahr 2,67). Es dürften vor allem Besucher der Nachbarinseln gewesen sein, die oft nur über das Wochenende hier verweilen. Kein Tourist aus Deutschland oder ferneren Regionen wird sich für 2 oder 3 Tage die Anreisestrapazen zumuten. Auch ist mir nicht klar wie diese Zahlen überhaupt zustande kommen. Ein Melderegister in den Ferienunterkünften gibt es nicht, so daß nur die Fluplatz und Schiffsfähr- Ankömmlinge gezählt werden können. Ob nun auch der immer am Freitag aus Teneriffa ankommende Lieferant von Backwaren (am Samstag gehts wieder zurück) und seine zahlreichen Kollegen hier mitgezählt werden, bleibt ein Geheimnis.
Gefühlt -  und wir waren zwei Wochen auf der Insel und täglich unterwegs habe ich höchstens 25 % dieser Gästezahl. Viele Unterkünfte standen leer.  
Nach der offiziellen Statistik also positiv. Trotz Wirtschaftskrise - höheren Transportpreisen, ausgedünnten Fahrplänen und allerorts hier und in Spanien knappen Kassen.

Samstag, 21. Juli 2012

El Hierro - das Urgewächs "El Sabinar"

NEWS:  9.10 Uhr - Beben von ML2,5 in 23 km Tiefe - Westspitze
So wenige Erdstöße wie in den letzten drei Tagen (IGN Grafik) hatten wir schon lange nicht mehr. Das Zentrum und die Tiefe hat sich nicht verändert. Alles sieht heute nach einem ruhigen Wochenende aus. Etwas Zeit sich auch den anderen bemerkenswerten Dingen in der La Dehesa am Westzipfel von El Hierro zu widmen.

Nicht irgend ein Baum, sondern der auf den Kanaren nur hier vorkommende El Sabinar (Juniperus Phoenicea) oder Sabinares, wie sie von den Herrenos genannt werden. Eine besondere Art von Zeder-Wacholder mit blauen Früchten. Sturmgepeitscht mit einer bizarren und geduckten Wuchsform gibt es diese Art nur noch in der Sierra Nevada in Festlandspanien. Der kleine Sabinar- Hain im Südwesten steht unter Naturschutz und wird beständig von heftigen Winden oft auch mit Nebel und Wolkenfetzen durchströmt. Das gibt der Gegend oft ein unheimliches und gespenstisches Aussehen.



Die gebogenen und vom Wind beim Wuchs mit Gewalt geformten Stämme und Äste erscheinen dann wie Fabelgestalten. Als diese Aufnahmen im letzten Monat entstanden, war es ausnahmsweise einmal wolkenlos. Über das Alter dieser Sabinares wird viel spekuliert. "So alt wie die Insel selbst" so ein Herreno - realistisch dürften sie aber 1000 Jahre bestimmt sein. Auf dem ausgetrockneten Boden wächst kaum Grünzeug. Nur einige Trockengewächse die längere Dürreperioden überstehen, zeigen sich vereinzelt. Verwundert steht dann inmitten ein  mit Moos und Flechten überzogenes Wegkreuz. Es sind die vorbei ziehenden Nebel- und Passatwinde die die Feuchtigkeit liefern.


Freitag, 20. Juli 2012

El Hierro Vulkan - "Islas Baja" die Tiefeninsel

NEWS:
10.40 Uhr - Waldbrand auf Teneriffa unter Kontrolle. Alles Aktuelle zu den Waldbränden auf der La Palma-Seite.

Auch der Donnerstag war ein ruhiger Tag. Es gab in der vergangenen Nacht nur zwei kleine Erdstöße von ML1.6 und ML2,0 in 19 und 20 km Tiefe an der Westspitze.
Die Verformung der Erdoberfläche ist weiter vorhanden und variiert nur um den Eldiscreto am GPS Messpunkt La Restinga um +/- 10 mm.

Nachdem ich Ihnen bereits den südwestlichsten Punkt den Leuchturm "Faro de Orchilla" vorgestellt habe, gehen wir heute ein weniger weiter Richtung Punta de La Dehesa. Das ist der nordwestliche Rand des Westzipfels und auch Epizentrum der jüngsten Beben.
Auf den ersten Blick eine tote und öde Gegend ohne Bewuchs. Auf den zweiten Blick erkennt man aber eine interessante Lavaformation, auch "Islas Baja" die Tiefeninsel genannt. Diese Küstenplattform ist erst in der jüngeren Vulkangeschichte entstanden und hat durch ausfliessende Lava diesen Küstenstreifen dem Meer abgerungen. Die "Hoya del Verodal" wie der linke Bereich auch noch genannt wird, hat den einzigen Sandstrand der Insel. Er wird sehr gerne aufgesucht ist aber Steinschlag gefährdet. Die ungewöhnliche Form des Lavastromes entstand durch die Zusammensetzung der Lava, dem flachen Gefälle und der geringen Fließgeschwindigkeit. Sie besteht aus fast glatten Lavaplatten - auch Päkoehoe (stilles Meer) genannt und rauhen und scharfkantigen Lavabrocken die schlicht Aa (vom Wind aufgewühlt) heißen.
Die aufgelassen Felder, Mauern und Umzäunungen stammen noch aus den Pionierzeiten des Bananenanbaus in den 1960er Jahren, wo versucht wurde an den unfruchbarsten und wasserärmsten Ecken mit aller Gewalt diese Tropenfrucht zu kultivieren. Als Zeugnis des gescheiterter Versuch, Geldmangel und vielleicht mangels Interesse diese Fragmente auch wieder zurück zu bauen, sind die Reste einfach heute stille Zeitzeugen.
Quell dieser Lavafelder sind mehrere Vulkankegel (Bild unten), die einfach Lomo Negro (schwarze Rücken) genannt werden und in ca. 300 m Höhenlage um dieses Gebiet liegen.

Donnerstag, 19. Juli 2012

El Hierro Vulkan - Ruhe gewünscht !

NEWS:
Innerhalb der letzten 24 Stunden keine neuen erwähnenswerten Beben. Still ruht der See. Eine absteigende Leiter (Grafik) seit dem Bebenschwall vom 25. Juni 2012.

Es sind gerade diese stillen Momente zwischen Hoffen und Bangen, die unbewusst an den Nerven zerren und das Gemüt langsam aber stetig zermürben und auch eine gewisse Gleichgültigkeit hervorrufen.

War es das jetzt? Gibt er nun endlich für die nächsten Hundert Jahre Ruhe oder geht es bald wieder los?
Diese Ungewissheit, die Ratlosigkeit und das "nichts machen können" ist für viele Herrenos schlimm. Auch die im Menschen eingebaute Schutzfunktion alles irgendwann zu ignorieren, das sich dann mit Sätzen wie "Ich will davon nichts mehr hören" artikuliert, hilft dem Unterbewusstsein nicht weiter.

Man möchte seine altbekannte Ruhe wieder finden - verständlich nach nun einem Jahr Bebentätigkeit.
Die Regie führt aber allein die Natur. Der Mensch kann nur Abwarten und vielleicht Beten und Hoffen.
Ernsthaft Beantworten kann er diese Frage jedoch nicht.

Es gibt Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit und die haben wir hier beim Eldiscreto erlebt, daß nach einer kurzen Ruhephase die Aktivität wieder verstärkt los legen. Es gibt aber auch andere Vulkane wo lange Zeit dann Pause war.

Lieber ein schnelles Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Dies möchte man sich und den Insulanern eigentlich wünschen. Möglichst weit draußen auf dem Meer, wenn es schon sein muß - und damit wäre die Vulkangeschichte für diese Generation wahrscheinlich abgehakt.

Mittwoch, 18. Juli 2012

El Hierro Vulkan - es Rumpelt weiter

NEWS:
Wären da nicht die immer wieder in größeren Zeitabständen auftretenden starken Beben, könnte der Beobachter von einem Abklingen der Aktivität ausgehen. Auch gestern Morgen um 7.46 Uhr ein ML3.4 Erdstoß in 18 km Tiefe direkt vor dem Leuchtturm Orchilla an der Westspitze. Die Anzahl der Schwachbeben hat sich reduziert bzw. fast ganz aufgehört, dafür sammelt sich aber die Energie um sich dann geballt mit über ML3.0 zu entladen.
Die grünen Linien auf der Grafik waren keine erfassten Beben. Wahrscheinlich Störungen - genauso wie oben um 00.50 Uhr die blauen Ausschläge technischer Art sind.

Was im Moment genau da unten in rund 20 km los ist, kann niemand beantworten. Nur zwei Feststellungen können jetzt getroffen werden:

1. Der Vulkan ist weiter aktiv und
2. solange das Zentrum der Beben sich in rund 20 km Tiefe abspielt besteht keine Gefahr einer Eruption.

Heute Morgen hatten wir einmal etwas ganz Neues. Ein Erdstoß im Norden (Pfeil). Ungefähr 5 km vor der Nordküste um 2.46 Uhr von ML2,0 in 27 km Tiefe. Aufgrund der großen Tiefe und der Lage ist davon auszugehen, daß sich dort die nördliche Begrenzung der Hauptmagmakammer befindet. Es ist logisch nachvollziehbar, daß Aktivitäten in der Südkammer auch irgendwann Reaktionen im Norden hervor rufen müssen. Die Pevolca (Krisenstab) lässt sich jetzt Zeit die Warnstufe "Gelb" wieder auf "Grün" zu ändern. Im Grunde ist es auch egal ob für den unbewohnten Westzipfel diese oder eine andere Warnstufe gilt. Zudem ist der Krisenstab der Kanarischen Regierung im Moment mit den Waldbränden auf Teneriffa und La Palma beschäftigt.
Für La Palma kann ich Entwarnung geben. Der Brand ist weitgehend unter Kontrolle. Auf Teneriffa spitzt sich die Lage jedoch zu. Gestern Abend musste der Ort Vilaflor im Süden mit 1800 Einwohnern evakuiert werden. Es droht ein Übergreifen der Flammen auf die Ortschaft. Näheres dazu aber auf meinem La Palma-Blog.