15.10 Uhr - Heute Morgen zwischen 9.00 und 12.00 Uhr 6 neue Beben zwischen ML2,0 - ML2,8 in 17 bis 20 km Tiefe am Westzipfel.
Wie Orgelpfeifen sieht die statistische Aufreihung der seit dem Wiederaufleben Mitte Juni erfolgten täglichen Beben aus. Die Erdstöße nehmen kontinuierlich weiter ab. Gestern brachten wir es gerade noch auf 20 Beben. Aber immer wieder sind in einer vermeintlichen Ruhephase auch etwas stärkere Beben dabei. So wie heute Morgen um 5.30 Uhr ein ML3,0 in 24 km Tiefe im Südwesten. Das Ausgangszentrum liegt nach wie vor in über 20 km Tiefe, auch wenn es hin und wieder auch zu vereinzelten flacheren Beben kommt. So wie gestern unter dem Tanganasoga in 3 km Tiefe. Wohin der weitere Weg geht, weiß zur Zeit Keiner. Der Vulkan lässt sich einfach nicht in seine Karten schauen.Zu den jüngsten Pressemeldungen - ich hatte gestern darüber berichtet - hat sich Karin Kamm aus El Hierro zu Wort gemeldet:
"Ruhe in der Kiste oder Todeszone vor El Hierro
Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich die Einwohner El Hierros nun schon seit vielen Monaten, wie in einer Psycho-Achterbahn ohne Handbremse. Als die Insel vor einem Jahr anfing zu beben, war es für die meisten ein echter Schock und eine Herausforderung sich auf die neue Situation einzustellen. Existenzängste sassen vielen im Nacken, die Politiker und Wissenschaftler taten was sie konnten, zappelten aber auch recht hilflos von Beben zu Beben. Dann erhob sich der "Eldiscreto" aus den Gesteinsmassen des Meeresgrundes, die Wasseroberfläche leuchtete in grünen, gelben, braunen Farben, Fische starben vor La Restinga, Lavabrocken zischten übers Meer, keinerlei Sach- oder Personenschäden, der Tunnel stürzte nicht ein und alles lief, abgesehen von der Angst, was noch passieren könnte, seinen gewohnten Gang. Wirtschaftlich ist Land unter, Touristen stornierten ihren Urlaub, die gesamtspanische Krise machte sich bemerkbar, die Arbeitslosenzahlen stiegen u.s.w.. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont, als der Vulkanprozess im März 2012 offiziell als beendet erklärt wurde, die kleineren Beben wären normale Erscheinungen meinten die Vulkanologen und einen Tag später erklärten sie das Gegenteil, es ginge wieder los..Sofort standen selbsternannte Orakler, wie der "vermummte Rechtssprecher" und seine Fangemeinde wieder auf der Matte, die immer ganz genau wissen, wann was wo passiert und das in ihren Kommentaren in "Diario del Hierro" über die Insel posaunen. Klar, in so wackeligen Zeiten braucht man etwas, woran man sich festhalten kann. Ich ziehe Avcan, IGN, Earthquake und Manfred vor um halbwegs sachliche Informationen zu bekommen.
Meine Bitte an alle, die etwas zum Thema veröffentlichen, bitte ein klein wenig mehr Einfühlungsvermögen in die Menschen vor Ort und ihre schwierige Situation. Wir wünschen uns nichts mehr, als in Ruhe und Frieden zu leben, bemühen uns zu akzeptieren, dass es manchmal etwas bewegt ist, ein Vulkan ausbrechen kann, alles möglich ist, woanders gelingt es den Betroffenen auch.
Aber kippt uns nicht noch eigene Ängste über den Kopf, evakuiert die Insel nicht so schnell vom Schreibtisch aus, ruft nicht nach der Schließung des Tunnels ohne El Hierro jemals betreten zu haben und verzichtet auf reißerische Titel in euren Zeitungen, um Nervenkitzel bei den Lesern zu erreichen. Vorsicht ist angebracht, aber Todeszone vor El Hierro ist schon herbe, wünsche diesen Autoren und ihren Familien einen kleinen, stinkenden Vulkan hinter ihrem Haus, damit ihnen klar wird wie sich das an fühlt, was sie mit derartigen Überschriften anrichten können - sie schüren Ängste bei den Anwohnern und auch bei den Touristen. Seit gestern Nacht hat es kaum Beben gegeben, Ruhe in der Kiste? Es bleibt abzuwarten.
Karin"
El Hierro ist schön. Wunderschön, ruhig und träge wie immer. Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Gerade komme ich von meinem "Familienurlaub" auf El Hierro zurück und kann meine aktuellen Eindrücke schildern. Mein Aufenthalt fiel ja in die jüngste bebenreiche Zeit mit bis zu ML4,2 Erdstößen. Davon habe ich wenig gespürt, genau genommen wurde ich nur von einem 3,8 Beben einmal wachgerüttelt. Sonst war alles wie immer. Die Kinder konnten im Meer Baden, alle Straßen und Caminos sind frei befahrbar, liebenwürdige Menschen, im Hafenbecken von Restinga tummeln sich kleine Fischschwärme und die Sonne scheint vom Himmel. Alles normal ohne Auffälligkeiten - so wie ein Tourist im Moment die Insel erlebt. Das Wahrzeichen des Golfotales, der Glockenturm von La Frontera, vor seiner gigantischen Felskulisse oder Foto unten der Blick diesmal von Süden über das "friedliche" Gofotal.
Hier links der Blick von meiner Terrasse über den Rio von Tamaduste. In vielen Mails werde ich immer wieder gefragt, ob ein Urlaub jetzt auf El Hierro sinnvoll und zu empfehlen sei. Ich habe meinen "Urlaub" - es war fast mehr ein Arbeitsurlaub - mit der Familie genossen und heil und gesund überstanden und warum sollte es bei Ihrem Urlaub anders sein. Als Urlaubsdomizil würde ich im Moment eine Unterkunft im nördlichen Golfo, im Norden, Osten oder auf der Hochebene bevorzugen. Ängstliche Zeitgenossen können auch ihren Aufenthalt auf El Hierro zunächst verschieben, aber nicht streichen. Sie wissen sonst nicht was Ihnen so alles entgeht. Es lohnt sich wirklich und das sage ich als Kenner. El Hierro ist die schönste und interessanteste Insel der Kanaren (außer vielleicht meinem La Palma).
Ferienhausangebote finden Sie auf der El Hierro-Kampagneseite.
Da ich natürlich kein "normaler" Tourist bin und naturbedingt etwas tiefer in die Materie eindringe und auch durch meine früheren Recherchen zu meinen Büchern einen detaillierteren Einblick in so manche Dinge habe, fallen mir doch einige Unterschiede zu früher auf.
Optisch: Die Bauwut ist wegen Geldmangel und der Wirtschaftskrise fast ganz zum Erliegen gekommen. Nur an einigen wenigen Projekten wird noch gearbeitet. Nur die Telefonica scheint davon nichts zu spüren und setzt fleißig weiter unschöne und störende Masten in die Landschaft.
Viele Gebäude, Häuser und Wohnungen stehen leer und sind zu vermieten oder stehen zum Verkauf.
Das Verkehrsaufkommen ist zurück gegangen. Wesentlich weniger Autos sind auf den ohnehin schon schwach frequentierten Straßen unterwegs.
Nur wenige Touristen, dann meist von den Nachbarinseln oder aus Festlandspanien. In zwei Wochen Aufenthalt habe ich nur zwei oder drei deutsche Familien getroffen. Aber das war in früheren Jahren auch nicht anders.
Erst im "vertraulichen" Gespräch mit den Herrenos und den Residenten spürt man die unterschwellige Unsicherheit und Angst vor der Zukunft.
Was wird uns der Vulkan noch alles bringen?
Warum wir und das alles hier auf der doch sonst so friedlichen Insel?
Muß ich mein Haus verlassen in dem doch mein ganzes Geld steckt?
Was soll noch werden?
Nur einige Fragen von vielen. 12 Monate Beben- und Vulkan haben an den Nerven gezerrt und doch deutliche Spuren hinterlassen. Aber der Optimismus ist geblieben. Alle hoffen auf ein baldiges und schnelles Ende ob mit oder ohne sichtbaren Vulkan.
Ferienhausangebote finden Sie auf der El Hierro-Kampagneseite.
















