Donnerstag, 7. Juni 2012

El Hierro - doch keine Insel ?

NEWS: Um 14.12 Uhr ein kleiner Seufzer von ML1,0 in 12 km Tiefe im Golfo.

Von der Vulkanfront gibt es heute nichts Neues zu berichten.
"Still ruht der See" um diesen Satz aufzugreifen. Gestern und auch in der vergangenen Nacht waren keine neuen Aktivitäten zu verzeichnen.

Nach einer Umfrage der spanischen Tageszeitung "El Pais" in Festlandspanien beurteilen 90,02 Prozent der Befragten die Lage ihres Landes als "schlecht" oder "sehr schlecht".
Bereits im letzten Jahr lag das Stimmungsbarometer bei über 80 %. Dieser pessimistische Trend hat sich nun weiter fortgesetzt.
Es gibt auch wenig Hoffnung auf eine schnelle Änderung der miesen Wirtschaftslage. Bei 30 % Arbeitslosigkeit und einem Rückgang der Industrieproduktion allein im April 2012 von 8,3 Prozent können auch keine euphorischen Gefühle aufkommen.
Der spanische Zentralstaat ist pleite und wird - nein er muß, alle Ausgaben noch weiter kürzen, will er nicht in den nächsten Monaten den Offenbarungseid ablegen. Diese Konsequenzen wären noch weitaus dramatischer.

All die EU Milliarden in den letzten 20 Jahren haben nichts genutzt eine funktionierende und auch jetzt  tragfähige Wirtschaft aufzubauen. Lieber hat man in die Infrastruktur mit oft sinnlosen Bauprojekten investiert. Mit Geldgeben alleine ist es nicht getan. Auch das Wissen, die Planung und die Erfahrung und vor allem die Überwachung hätten die Subventionen begleiten müssen. Hier aber ist Fehlanzeige zu vermelden.
Bei Entwicklungsländern weiß man inzwischen , daß nur projektbezogene Subventionen Erfolg bringen können. Die Förderung von neuen Brunnen oder ganzen Bewässerungsystemen oder der Bau eines notwendigen Hospital unter ständiger Kontrolle der Geldgeber bringt ein Resultat.

Gut - Spanien oder Griechenland sind keine Entwicklungsländer wie der Kongo in Afrika. Es kann aber den Beamten in Brüssel nicht entgangen sein, daß hier über viele Jahre einiges schief gelaufen ist. Eingegriffen hat aber Niemand.
Eine gewisse Mitschuld an dieser Misere trägt auch die EU und dafür wird sie auch in Zukunft zahlen müssen.

Wenn nun der stolze Spanier noch den Finanz-Rettungschirm ablehnt und lieber die Milliarden so ohne Kontrolle für seine Banken haben möchte, sind wir bei der Fortsetzung der bisherigen Politik.

Hier gebe ich Frau Merkel schon recht wenn sie darauf besteht, weiteres Geld nur zu den ausgehandelten Bedingen des Rettungschirmes locker zu machen. Eine Kontrolle und Eingriff in die Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik von Spanien wäre die Folge. Als Gläubiger sollte man schon wissen für was und wo die Milliarden verbraten werden. Letztendlich wird man als größter EU Einzahler dafür haften und der deutsche Steuerzahler dafür zahlen müssen.

Für El Hierro könnte das alles egal sein, würden nicht alle Kanarischen Inseln am Finanztropf von Madrid hängen. Jeder Euro Einsparung, jede Steuererhöhung oder jede Subventionkürzung bekommt der Einwohner zu spüren. Ob der Ziegenhirte auf der Hochebene mehr Geld für Futter oder der Resident im Golfotal höhere Flugpreise für Binter zahlen muß.

Die Insel El Hierro ist hier keine Insel. Zumindest nicht im globalen Finanzpoker. Sie sitzt genauso wie La Palma oder Andalusien in einem gemeinsamen Boot und wird mit diesem im Extremfall auch untergehen.
Hier nützen keine inseleigenen Proteste oder Boykott-Maßnahmen auf Dauer etwas. Vielleicht kurzfristig punktuelle Aktionen wie die Armas Blockierung. Auf längere Sicht kann aber auch der Inselpräsident Alpidio Armas hier nicht viel ausrichten.

Halten wir es doch so wie es die Kanarische Regierung in seiner Krisenbotschaft für die nun kommende Ferienzeit vorschlägt:

"Este verano, por qué no mirarnos el ombligo?" - Betreibe im Sommer die eigene Nabelschau - oder etwas sinnvoller übersetzt: Bleibe Zuhause und genieße deine Heimat.

Dies gilt natürlich nicht für all die ausländischen Touristen und Besucher.

Kommt Zahlreich und bestaunt mit uns gemeinsam unsere schöne Insel.


PS: Auch von hier könnt Ihr die Fußball Europameisterschaft und Olympia verfolgen. Wir haben noch Satellitenempfang auch mit deutschen Programmen.

Mittwoch, 6. Juni 2012

El Hierro Vulkan - nun die "trügerische" Stille

NEWS:
Es ist schon komisch - nach einem Montag mit plötzlich aufbrausender Erdbebenaktivität und 16 Erdstößen bis ML2,9, folgt gähnende Passivität.
Gestern am Dienstag herrschte absolute Ruhe bis auf einen kleinen Rüttler um 7.51 Uhr mit ML0,9.
Das kennen wir aber schon aus den vergangenen Monaten. Langsam aufgebaute Spannungen entladen sich und lösen eine Serie von Beben aus. Nun ist wieder Raum um neuen Druck aufzubauen.
Auch eine andere These wäre möglich. Einstürzende Deckenteile in der Magmakammer bzw. in den Magmakanälen haben diese Seismik ausgelöst. Zwei Möglichkeiten mit unterschiedlichsten Folgen. Diese Frage lässt sich im Moment nicht beantworten. Die Zeit wird es zeigen.
Auch von der IGN gibt es keine Erklärung. Wer sich gestern die Aufzeichnungen des Seismographen CHIE (SHZ) hier links angeschaut hat, wurde seekrank. Bizarre Wellenlinien durchsetzt mit ägyptischen Hieroglyphen ließen Schlimmes im Untergrund vermuten. Es war aber nur eine Fehlfunktion der Technik. Gegen Abend war der Schaden wieder behoben.

So sieht die Computeranimation der IEO (Instituto Espanol de Oceanografia) den Eldiscreto. Ein neues Video in Spanisch, über die wissenschaftliche Untersuchung der vergangenen Monate mit dem Forschungsschiff Ramon Margaleff wurde veröffentlicht.


Dienstag, 5. Juni 2012

El Hierro Vulkan - neues Beben mit ML2,9

NEWS:
Mit einem Beben der Stärke ML2,9 meldete sich gestern um 12.45 Uhr der Vulkan zurück. Ein Erdstoß der von vielen Anwohnern im Golfotal gespürt wurde. Den ganzen Tag über gab es bereits schwache Erdstöße, sogenannte Schwarmbeben bis zu ML2,0. Das IGN zählte am Montag insgesamt 16 Beben. Seit Freitag vergangener Woche hat sich diese Entwicklung bereits abgezeichnet. Nach einer Phase scheinbarer Ruhe begannen verstärkt die Schwachbeben anzusteigen. Ich hatte darüber berichtet.
Das Zentrum lag im Nordwesten im Golfo unterhalb des Berges Tanganasoga. Im Küstenbereich zwischen dem Meeresbad Charco Azul und Pozo de la Salud in 17 km Tiefe. Alle gestrigen Erdstöße kamen aus der vermuteten Magmahauptkammer und fanden ihren Auslöser in 15 bis 20 km Tiefe. Ob nun neues Magmamaterial aus dem Erdinnern nachfließt oder sich die Kammer vergrößert oder das Magma gar bereits Aufstiegswege sucht, lässt sich im Augenblick nicht sagen. Es sind jedoch deutliche Parallelen zu den Aktivitäten des letzten Jahres erkennbar. Auch damals begann alles mit Schwarmbeben. Ein Tremor ist allerdings noch nicht vorhanden.
In der vergangenen Nacht war es ruhig. Der letzte registrierte Erdstoß erfolgte gestern am Nachmittag um 17.33 Uhr.
Die Bebenkurve der IGN hat Zuwachs bekommen und weist nun steil nach oben. Ob das alles nur eine Episode war oder der Beginn einer Reihe von neuen Entwicklungen, zeigen die kommenden Tage. Von offizieller Seite gibt es noch keine Stellungnahme. Die "Emergencias" Seite der Inselregierung ist auf dem Stand vom 17. Mai eingefroren und beschäftigt sich noch mit gesperrten Straßen und der Waldbrandgefahr.
Gestern kam passend die Meldung der Kanarischen Regierung, daß die "Centro Coordinador de Emergencias Insular" - die 112 Notrufzentrale auf El Hierro, wegen Geldmangel geschlossen werden muß. Alle Notrufe sollen nun auf Teneriffa koordiniert werden.

Hier die genaue IGN Auflistung aller Beben der vergangenen zwei Tage. (Danke an Carlos)

Montag, 4. Juni 2012

El Hierro Vulkan - neue Schwarmbeben

NEWS:
11.08 Uhr - es geht weiter - zwischen 7.18 und 8.40 heute Morgen allein 5 neue Beben bis ML1,9 in 11 bis 18 km Tiefe im Golfo.
13.01 Uhr - 5 weitere Erdstöße - Bilanz am Montag bisher 10 Beben. Die Beben von 7.18 und 7.31 Uhr wurden auf ML2,0 korrigiert.
15.23 Uhr - kräftiges Beben von ML2,9 um 12.45 Uhr direkt vor der Gofoküste in 17 km Tiefe.
16.29 Uhr - die IGN Auflistung der über ML1,5 Beben von heute. Das ML2,9 Beben wurde im Golfotal verspürt. Bis jetzt insgesamt 13 Erdstöße.
21.25 Uhr - die Schwarmbeben Serie hält weiter an. Bis jetzt 16 Beben.


Nach Wochen der Ruhe nehmen seit Anfang Juni die Beben wieder zu. Es sind leichte Schwarmbeben die bisher bei max. ML1,6 lagen. In den letzten drei Tagen ereigneten sich 16 Erdstöße. Es ist nicht die Stärke, aber die Anzahl der Beben die plötzlich wieder auftreten und Aufhorchen lassen. Auf der IGN-Grafik oben ist die täglich anwachsende Anzahl gut zu erkennen..Erinnern wir uns an Juli 2011 als die Vulkan- und  Bebentätigkeit begann. Auch damals waren es zunächst Schwarmbeben die im Endstadium bis zu über 400 Erdstöße am Tag produzierten. Davon sind wir heute natürlich noch weit entfernt, aber es ist schon ungewöhnlich und mit dem Abklingen der Eldiscreto-Aktivität eigentlich nicht zu erklären. Das Zentrum liegt am Westrand des Golfo und zieht sich unter dem Bergkamm bis hin zur Südseite der Insel. Die Tiefe der Beben variiert zwischen 12 und 21 km Tiefe. Also im Bereich der vermuteten Magmahauptkammer. Von der Wissenschaft kommen im Augenblick noch keine Erklärungen zu den Vorgängen.

Eldiscreto weiter aktiv

Ein ganz anderes Bild ergaben Sonar Untersuchungen der Atlantic Explorer in der letzten Woche. Obwohl seit Mitte März 2012 die Eruption des Eldiscreto offiziell für beendet erklärt wurde, spuckt er noch oder wieder Gase und Asche aus. Links auf der Sonar Aufnahme der Qstar Oceanography + Marine Research ist deutlich die aufsteigende Säule zu erkennen. Wissenschaftler der Uni Las Palmas (ULPGC) erklären, daß es sich nicht nur um Gase, sondern auch um Lava Aschepartikel handelt. An der Meeresoberfläche sei nur ein leichtes Sprudeln, aber keine Verfärbung erkennbar. Tote Fische seien nicht gesichtet worden. Die Meerestemperatur an der Oberfläche betrug 21,8° und in der Tiefe 18,2°. Unklar ist, ob das Sonarbild vom Hauptkrater oder einem Nebenkrater stammt. Gesprochen wird nur von einem Spalt. Dies würde dann auch die Tiefe von 150 m von der Meeresoberfläche erklären. Die Vulkanspitze des Eldiscreto lag ja bei 88 m. Theoretisch wäre es auch möglich, daß der Hauptkrater in den letzten Wochen eingestürzt ist. Nicht erklärbare Erschütterungen am 26. Mai die nur im Süden messbar waren und keinem normalen Erdbeben zu zuordnen sind, lassen vielleicht diesen Schluss zu. Wir werden sicher in den nächsten Tagen dazu noch Näheres hören.

Samstag, 2. Juni 2012

El Hierro Vulkan - Nächtlicher Bebenschwarm

NEWS:  Sonntag, 3. Juni 2012 - 11.31 Uhr - und es geht weiter. Heute bereits 7 weitere schwache Erdstöße bis ML1,6 in 12 km Tiefe an der Westspitze.
In der vergangenen Nacht gab es einen richtigen Bebenschwarm von 7 Erdstößen. Begonnen hat die Bebenserie um 21.34 Uhr mit einem Auftaktbeben von ML1,7 an der Westspitze des Golfo. Bis 4.40 Uhr heute Morgen erfolgten 6 weitere leichtere Beben in diesem Epibereich. Der Ausgangspunkt lag nach Messungen der IGN in einem Bereich zwischen 18 km und 28 km Tiefe. Also am Südwestrand der vermuteten Hauptmagmakammer. Bereits in den letzten Wochen war dieses Gebiet Zentrum mehrerer kleiner Beben. Ob es sich noch um Nachbeben des Eldiscreto Ausbruch oder um den Auftakt neuer Aktivitäten handelt, muß beobachtet werden.

Das neuerliche Rumoren mit gleich 7 Beben innerhalb weniger Stunden, könnte natürlich auch auf ein Aufsteigen neuer Magmamassen aus tieferen Erdschichten hindeuten. Die nächsten Stunden oder Tage werden es zeigen.
Im Fährenstreit (streik) mit der Gesellschaft Armas (Bild: Armas) zeichnet sich eine Entspannung, aber noch keine endgültige Lösung ab. Wie Armas gestern erklärte werde sie den Fährbetrieb von Teneriffa über La Gomera nach El Hierro vorübergehend wieder aufnehmen. El Hierro wird jedoch nur angesteuert, wenn noch genügend Ladefläche auf dem Schiff frei ist. Dies dürfte vor allem den Frachtverkehr betreffen. Armas möchte es nicht mit den Herrenos verscherzen.
Wie jetzt bekannt wurde, dürfte der Hintergrund der Auseinandersetzung und die Einstellung der Verbindung an der Zahlungsmoral des Gobierno de Canarias (Kanarenregierung) liegen. Zwischen Armas und dem Gobierno gibt es vertragliche Regelungen über monatliche Subventions Zahlungen, die seit Monaten trotz Vereinbarung nicht mehr erfolgten. Es geht also wieder um das liebe Geld - um Subventionen und hier herrscht Ebbe.

1500000 oder einfacher ausgedrückt 1,5 Millionen Seitenaufrufe innerhalb der vergangenen knapp 10 Monate. Wer hätte das gedacht - ich nicht. Aber es gab ja auch viel Spannendes und Neues von El Hierro zu berichten. Ein kleines Inselchen am Rande des politischen Europas (geographisch Afrika) findet seine Aufmerksamkeit. Meinen Dank an alle Leser, Kommentartoren und Helfer ohne die das nicht möglich gewesen wäre. Ab Ende Juni bin ich übrigens wieder selbst auf El Hierro und werde für einige Zeit direkt Live vor und vom Ort berichten können. Es sind Gespräche mit Wissenschaftlern, Politiker und natürlich Einwohnern und Freunden geplant.