Donnerstag, 3. Mai 2012

El Hierro Vulkan - Restingolitas, doch etwas Besonderes

NEWS:

Erst unter dem Elektronenmikroskop ist die genaue Struktur der Restingolitas zu erkennen. Kleine Einschlüsse von Sediment-Gestein. Der Strukturaufbau aus Quarz und viel Platz für Gase. Nach dem Untersuchungsbericht dominiert SiO2 mit einem Gewichtsanteil von 70 -80 %. Während die glasige Beschichtung der Außenhaut es auf 89 % SiO2 bringt. - Zur Erklärung was SiO2 genau ist, bemühen wir Prof. Wikipedia:
"Siliciumdioxid (häufig auch: Silizium- dioxid) ist eine Sammelbezeichnung für die Modifikationen der Oxide des Siliciums mit der Summenformel SiO2.
Im deutschen Sprachraum wird, vorwiegend in der Kautschuk-Industrie, fälschlich für Siliciumdioxid die Bezeichnung Kieselsäure benutzt. Nicht korrekt ist auch die Gleichsetzung von Siliciumdioxid mit Sand. Der Großteil der Sandvorkommen besteht allerdings aus Siliciumdioxid (Quarz), denn er ist nicht nur häufig, sondern auf Grund seiner Härte und seiner chemischen Widerständigkeit besonders verwitterungsbeständig. Siliciumdioxid ist der Hauptbestandteil aller (Quarz-)Gläser."

Abgesehen von Kieselsäure, sind andere wichtige Bestandteile Al2O3 (bis zu 18 % Gew.), Na2O (bis zu 6 % Gew.), und K2O (etwa 5 % Gew.), während die FeO und CaO Inhalte sehr niedrig sind. Die Konzentration einige Spurenelemente ist auch bemerkenswert niedrig, angesichts vor allem ihrer hohen SiO2-Gehalte.
Hier noch eine Tabelle zu den genauen Einzelwerten.


Insgesamt kommt die Expertengruppe zu dem Schluss, daß viele Bestandteile und die Zusammensetzung der Restingolitas auch in vielen gefundenen und untersuchten anderen Lavaproben der Kanaren vohanden sind und es sich um eine typisch kanarische Lava handelt.

"Wenn man die weiße Komponente der Restingolitas in einem Plot vulkanischer Gesteine darstellt, dann zeigen sie die Zusammensetzung von rhyolithischen Vulkanen, aber die entspricht eben sehr nah einem Sandstein…..
Wir haben weitere Analysen im Paper dargestellt, die in unserem Augen beweisen, dass der Ursprung sedimentär ist und nicht eine differenzierte Schmelze." - so Dr. Ulrich Küppers.

Aber einige kleine Besonderheiten sind nur im Auswurfmaterial des Eldiscreto vorhanden und wenn es nur das Aussehen ist - und diese Kleinigkeiten machen ja bekanntlich den Unterschied aus. 
Deshalb trägt diese Lava zu recht den Namen: Restingolita
Auch wenn uns der Eldiscreto nicht viel hinterlassen hat, so können wir zumindest einige besondere Lavabrocken als Zeitzeuge und Erinnerung in den Händen halten.

Jetzt hoffe ich, daß ich einigermaßen verständlich den Untersuchungsbericht wiedergegeben habe. Besonderen Dank an den Vulkanologen Herrn Dr. Küppers von der Munich University (LMU).
Wer an weiteren Einzelheiten interessiert ist, hier der Link zum engl. Solid Earth Untersuchungsbericht

Hiobsbotschaften von der Insel:

Während der Eldiscreto sich gestern ruhig verhielt, wurden neue Zahlen vom Arbeitsmarkt veröffentlicht.
Die Arbeitslosenquote auf El Hierro liegt im 1. Quartal 2012 bei 31,78 %. Laut Istac Statistik ist das ein Anstieg von 4,6 % gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damit liegt El Hierro aber noch lange nicht an der Spitze. Schlechter ergeht es Lanzarote mit 34,94 % Arbeitslosen. Die geringste Arbeitslosenquote hat Teneriffa mit 30,58 %. Ganz schlimm die Jugendarbeitslosigkeit (bis zu 25 Jahre) mit mehr als 52 %.
Zahlen, die man vielleicht im tiefsten Afrika vermuten könnte - wir sind aber in Europa. Im ehemaligen EU Musterland Spanien.
Es ist schon mehr als bedenklich, einfach katastrophal wie schnell und tief die spanische Wirtschaft abstürzt. Nicht die "Vulkankrise", sondern eine total fehlgesteuerte spanische Wirtschaftspolitik sind der Auslöser - aber dazu hatte ich mich vor Tagen bereits ausführlich ausgelassen.

So und was beschäftigt zur Zeit die Inselregierung von El Hierro.

Das Cabildo von El Hierro hat sich bei Google wegen fehlerhafter Bezeichnungen von Orts- und Gemeindenamen der Insel in den Kartendiensten Google Maps und Google Earth beschwert; die Gemeinde El Pinar fehlte auf den Karten sogar vollständig.
Alpidio Armas, Inselpräsident von El Hierro, unterstrich die Wichtigkeit der korrekten Daten, da die Insel bereits seit dem 15. September 2007 drei Gemeinden habe, Valverde, La Frontera und El Pinar und dies bei Google bisher nicht berücksichtigt wurde.
Außerdem bekräftigte Armas die Wichtigkeit der korrekten Bezeichnungen, so heiße seine Insel nicht Hierro, wie es oft falsch wiedergegeben werde, sondern El Hierro, mit dem Artikel, so wie es auch bei La Frontera der Fall sei.
Nun hat das Unternehmen reagiert und baldige Korrekturen versprochen - nachzulesen im Wochenblatt

Nicht falsch verstehen - das sollte nicht als Kontrastprogramm gegen die Krise dienen. Aber auch das Cabildo ist jetzt hilflos. Sicher werden kleine Werbeveranstaltungen in Supermärkten auf Gran Canaria gestartet. Alles aber nur ein Tröpfchen auf den heißen Stein. Jetzt ist es dafür zu spät.
Hätte man lieber in der Vergangenheit keine "Schlösser" und andere Prestigeprojekte gebaut und lieber an die Zukunft gedacht, dann wäre wahrscheinlich vieles milder ausgefallen. Das ist meine Überzeugung!

Mittwoch, 2. Mai 2012

El Hierro Vulkan - Restingolitas aus "Xeno-Bimsstein"

NEWS:
Kommen wir heute zum zweiten Teil der internationalen wissenschaftlichen Untersuchung:
Zu den Restingolitas
In der ersten Ausbruchphase des Eldiscreto kamen Lavabrocken mit einem ungewöhnlichen Aussehen an die Meeresoberfläche. Schwarze vulkanische "Bomben" mit einem weißen porösen Bims-ähnlichen Kern. Sie wurden nach dem nahe gelegenen Dorf La Restinga als "Restingolitas" bezeichnet.
In der Wissenschaft ist es üblich, daß Proben - in unserem Falle Restingolitas - an viele namhaften Institute, Universitäten und Experten weltweit zur Analyse und Einschätzung übersandt werden. Erst deren Ergebnisse und Meinungen ergibt ein schlüssiges Gesamtbild. Das wurde auch von der IGN mit kleinen Restingolitas Proben so gehandhabt.
Seit ihrem ersten Auftauchen wurden diese "schwebende Steine" - sie schwammen einige Zeit an der Meeresoberfläche, bis sie wieder zum Meeresgrund absanken - unter Forschern und auch hier im Blog kräftig diskutiert. Ihr kurzes Auftauchen, die Art und der Ursprung gab wichtige Implikationen für die Interpretation eines Gefahren-Potenzial des laufenden Ausbruchs.
Ich erinnere mich noch gut an die Ergebnisse von Prof. Domingo Gimeno Torrente aus Barcelona, der den Typ: Surtseyano ins Spiel brachte und damit für viel Aufregung hier sorgte. Nach seiner Meinung war das Lavagemisch hoch explosiv.

Bei der jetzigen Untersuchung standen mehrere Möglichkeiten zur Wahl:
  •  Entweder ein juvenile hoch-Kieselsäure Magma (z. B. Rhyolith)
  •  ESU magmatisches Material (Trachyt)
  •  verändertes Vulkangestein
  •  aufgewärmt Hyaloclastites oder Zeolith
Aber es gab auch noch eine weitere Möglichkeit, nämlich der Vergleich mit früher gefundenen Lavabrocken von den Kanarischen Inseln, wie z. B. von La Palma oder Gran Canaria, die einen ganz anderen Schluss zulassen.
Die Texturen und Kompositionen des Restingolita wurden analysiert und mit Ergebnissen zu vorherigen Arbeiten mit ähnlicher Lava von den Kanaren verglichen - und es gab Gemeinsamkeiten.

Ihr hoher Siliziumgehalt, das Fehlen von magmatischen Spurenelement-Signaturen, die Präsenz der Überreste von Quarze, Jaspis Fragmente und Carbonat sowie Wollastonit (abgeleitet von thermischen Überdrucken Kalziumkarbonat) und ihre relativ hohe Sauerstoff-Isotop Werte, lässt den Schluss zu, daß die "Restingolitas" in der Tat aus Xenoliths aus den Frühsedimentären Schichten stammt. Es wurde durch die aufsteigende Magma erhitzt, teilweise aufgeschmolzen und neu gemischt.
Es ist sehr ähnlich mit Bimsstein und wird daher als "Xeno-Bimsstein" bezeichnet und ist nicht explosiv. 
Das Restingolita ist also ein Bote aus der Tiefe und hilft der Wissenschaft die Interaktion zwischen aufsteigender Magma und der Erdkruste unter den Kanaren besser zu verstehen.
Morgen folgt der III. Teil der Untersuchung.

Aber es gibt auch Aktuelles (Avcan Grafik). Wie ich gestern bereits angesprochen habe, entwickelt sich an der Westspitze von El Hierro ein weiteres neues Zentrum von Beben (Pfeile). Um 22.43 Uhr ein neuer Erdstoß von ML1,0 in 20 km Tiefe. Das inzwischen 3. Beben innerhalb weniger Tage. Auch im Süden gab es gestern Abend zwei weitere Erdstöße. Um 22.41 Uhr und um 23.55 Uhr mit jeweils ML1,2 und 1,0 in nur 2,0 bzw. 2,8 km Tiefe. Alles schwache Beben, aber sie sind noch oder wieder vorhanden und müssen beobachtet und eingeschätzt werden.
Leider hören wir von der IGN und den Behörden dazu keinen Kommentar. Für sie gibt es keine Aktivitäten mehr ! Mit dem behördlich festgestellten  Eruptionsende im März 2012 wurden die Aktendeckel zugeklappt ... Wollen wir nur einmal hoffen, daß sie sich nicht täuschen.

Dienstag, 1. Mai 2012

El Hierro Vulkan - Experten Bericht

NEWS:
Ein neues Beben an der Westspitze des Golfotales.
Um 1.28 Uhr in der Nacht des 1. Mai mit ML1,6 in 18 km Tiefe. Bereits das zweite Beben innerhalb weniger Tage an dieser ungewöhnlichen Stelle vor der Inselspitze. Lagen bisher alle Erdstöße im Golfokessel bzw. Richtung Süden, so hat sich bereits am 28.4. an der Westspitze ein Erdstoß in nur 1,3 km Tiefe ereignet. Bleibt zu beobachten ob es nur ein Zufall oder der Auftakt für weitere Beben sein wird. Nach meiner Einschätzung liegt das Ausgangszentrum am westlichen Rand oder sogar außerhalb der vermuteten Magmahauptkammer unter dem Golfo.
Die 4. Mission der Atlantic Explorer geht zu Ende. Wie zu hören ist, treten in Intervallen noch große Gasmengen und auch Aschepartikel aus dem Eldiscretoschlund aus. Die grüne Meeresverfärbung wird durch Stickstoffoxide verursacht. Schwefel ist in den Gasen kaum noch vorhanden. Der Ph-Wert des umgebenden Meereswasser liegt am Morgen bei 7,0 und am Nachmittag bei 7,5 Ph und wird durch das CO² Gas verursacht. Der Normalwert des Atlantikwasser liegt bei 8,2 Ph. Das Kohlendioxid (CO²) ruft die aufsteigenden Gasblasen hervor, die auch bei den Sonarmessungen als hervorquellende Wolke zu erkennen waren. Durch den hohen CO² Gehalt wird Sauerstoff verdrängt, was in einem Radius von 20 bis 30 m um die Eruptionstelle das Sterben der Jungfische auslöst.
Jetzt liegt auch das Untersuchungsergebnis einer internationalen Expertengruppe von Wissenschaftlern vor, die gemeinsam ihre Einschätzung zum Eldiscreto Ausbruch zu Papier gebracht haben. Bekannte Vulkanologen wie Dr. I.C. Carracedo von der Uni Las Palmas oder Dr. Ulrich Küppers von der Experimental & Physical Volcanology der Uni München - der mir freundlicherweise dieses Dokument zur Verfügung gestellt hat - haben daran mitgewirkt. Zum Vergrößern bitte Bild anklicken.


Nach der Grafik liegt die Magmakammer die den Eldiscreto im Süden speist in einer Tiefe von 7 bis 8 km. Direkt unter einer 1 - 2 km dicken Sedimentschicht aus alten Ablagerungen. Diese Sedimentschicht wir durch die extreme Hitze aufgeschmolzen und es lösen sich Sedimentbrocken, die als "Restingolitas" bekannt wurden. Der Magmanachschub selbst kommt aus dem Erdmantel der 15 km und tiefer liegt. Über einen eng begrenzten Magmakanal steigt die flüssige Magma zur Erdoberfläche und tritt am Meeresboden vor La Restinga aus. Auch die Zusammensetzung der "Restingolitas" wurden näher untersucht. Darauf werde ich Morgen näher eingehen.

Montag, 30. April 2012

El Hierro Vulkan - Spektakuläre Lavaformationen

NEWS: 17.09 Uhr - Beben nördlich von Lanzarote mit ML2,3
Tesoros ocultos bajo el mar - Verborgene Schätze im Meer. So tituliert die Diario de Avisos einen Bericht zu einem spektakulären Fund einer Lavaformation vor der Küste von Teneriffa. Francis Perez entdeckte bei einem Tauchgang bei Santa Ursula, nördlich von Puerto de la Cruz, diese außergewöhnlichen basaltischen Lavaberge mit einer Höhe von 30 m. Die Involcan schätzt das Alter auf 500.000 bis eine Million Jahre. Diese natürliche Schönheit und der Seltenheitswert dieser Unterwasser Aufnahmen war Anlass für das National Geographic- Magazin die Fotos zu veröffentlichen. Nach Meinung des wissenschaftlichen Berater des Instituto Volcanológico de Canarias, Juan Jesus Coello gibt es um die Kanaren "noch weitere derartige Lavaformationen".

Die Geheimnisse auf dem Meeresgrund direkt vor unserer Haustüre bergen noch große Überraschungen und sind kaum erforscht. Aufgrund der zur Zeit noch beschränkten technischen Möglichkeiten und Mittel ist jeder neue Vorstoß und jeder hinzu gewonnene Tiefenmeter wie ein Schritt in eine neue Welt. Gerade die Kanarischen Inseln haben aufgrund ihrer steilabfallenden Küsten bis in eine Tiefe von 3500 m logistisch die besten Voraussetzungen für eine Tiefenforschung des Meeresuntergrundes. Es wäre zu wünschen, daß gerade diesem Wissenschaftszweig in Zukunft mehr Beachtung und Finanzbudget zugedacht wird. Die Kanaren könnten sich so als Standort und zukünftiges Zentrum für die Meeresforschung damit etablieren und empfehlen. Diese Idee wäre sicher einen Gedanken wert.

Der Eldiscreto vor La Restinga kommt einfach nicht zur Ruhe. Auch am Sonntag gab es um 21.53 Uhr ein Beben von ML1,3 in 13 km Tiefe. Ebenso heute Nacht um 00.06 Uhr ein weiterer schwacher Erdstoß.

Zu den wirtschaftlichen Einbussen durch die Vulkanaktivität kommen jetzt auf die Bewohner von El Hierro noch ganz andere Dinge angeschwappt. Die gesamtspanische Wirtschaftskrise fordert ihr Tribut. Es kommen empfindliche Steuererhöhungen und Einschränkungen auf die Inselbewohner zu. Die Einzelheiten entnehmen Sie bitte aus meinem Wirtschafts-Blog.

Sonntag, 29. April 2012

El Hierro Vulkan - Eldiscreto ist noch sehr lebendig

NEWS:
Gestern gab es wieder zwei Erdbeben. Das erste Beben um 8.16 Uhr mit ML1,4 in 15 km Tiefe im Süden und ein weiteres um 21.32 Uhr mit ML1,0 in nur 1,3 km Tiefe an der Westspitze im Golfo.
Die ersten Sonaraufnahmen der ULPGC und SOS Oceanos von Bord des Forschungs- schiffes Atlantic Explorer zeigen erstaunliches. Der Eldiscreto ist noch sehr lebendig. Die Aufnahme zeigt den Vulkankegel und darüber eine große Wolke von austretendem Gas und weiteren Partikeln, die von der Meeresströmung verteilt werden. Auf der Meeresoberfläche war in den letzten Tagen von Land aus, keine Verfärbung mehr zu erkennen. Die Besatzung des Forschungsschiffes berichtet jedoch, daß über der Eruptionsstelle deutlich eine grüne Verfärbung zu erkennen sei. Auch würden tote Fische in der Größenordnung von bis zu 10 cm zur Meeresoberfläche hoch getrieben. Heute bzw. in den nächsten Tagen soll der Unterwasser-Roboter (ROV) wieder eingesetzt werden, um reale Bilder von der momentanen Aktivität und den Auswürfen des Eldiscreto zu bekommen. Erst dann kann die Situation richtig eingeschätzt werden.

Auch in den vergangenen Monaten war es ja oft so, daß erst durch Luftaufnahmen aus dem Hubschrauber die genauen Ausmaße der Meeresverfärbung zu erkennen waren. Seit der offiziellen Beerdigung des Vulkan im März 2012 wird kein Helikopter mehr eingesetzt.