Mittwoch, 2. Mai 2012

El Hierro Vulkan - Restingolitas aus "Xeno-Bimsstein"

NEWS:
Kommen wir heute zum zweiten Teil der internationalen wissenschaftlichen Untersuchung:
Zu den Restingolitas
In der ersten Ausbruchphase des Eldiscreto kamen Lavabrocken mit einem ungewöhnlichen Aussehen an die Meeresoberfläche. Schwarze vulkanische "Bomben" mit einem weißen porösen Bims-ähnlichen Kern. Sie wurden nach dem nahe gelegenen Dorf La Restinga als "Restingolitas" bezeichnet.
In der Wissenschaft ist es üblich, daß Proben - in unserem Falle Restingolitas - an viele namhaften Institute, Universitäten und Experten weltweit zur Analyse und Einschätzung übersandt werden. Erst deren Ergebnisse und Meinungen ergibt ein schlüssiges Gesamtbild. Das wurde auch von der IGN mit kleinen Restingolitas Proben so gehandhabt.
Seit ihrem ersten Auftauchen wurden diese "schwebende Steine" - sie schwammen einige Zeit an der Meeresoberfläche, bis sie wieder zum Meeresgrund absanken - unter Forschern und auch hier im Blog kräftig diskutiert. Ihr kurzes Auftauchen, die Art und der Ursprung gab wichtige Implikationen für die Interpretation eines Gefahren-Potenzial des laufenden Ausbruchs.
Ich erinnere mich noch gut an die Ergebnisse von Prof. Domingo Gimeno Torrente aus Barcelona, der den Typ: Surtseyano ins Spiel brachte und damit für viel Aufregung hier sorgte. Nach seiner Meinung war das Lavagemisch hoch explosiv.

Bei der jetzigen Untersuchung standen mehrere Möglichkeiten zur Wahl:
  •  Entweder ein juvenile hoch-Kieselsäure Magma (z. B. Rhyolith)
  •  ESU magmatisches Material (Trachyt)
  •  verändertes Vulkangestein
  •  aufgewärmt Hyaloclastites oder Zeolith
Aber es gab auch noch eine weitere Möglichkeit, nämlich der Vergleich mit früher gefundenen Lavabrocken von den Kanarischen Inseln, wie z. B. von La Palma oder Gran Canaria, die einen ganz anderen Schluss zulassen.
Die Texturen und Kompositionen des Restingolita wurden analysiert und mit Ergebnissen zu vorherigen Arbeiten mit ähnlicher Lava von den Kanaren verglichen - und es gab Gemeinsamkeiten.

Ihr hoher Siliziumgehalt, das Fehlen von magmatischen Spurenelement-Signaturen, die Präsenz der Überreste von Quarze, Jaspis Fragmente und Carbonat sowie Wollastonit (abgeleitet von thermischen Überdrucken Kalziumkarbonat) und ihre relativ hohe Sauerstoff-Isotop Werte, lässt den Schluss zu, daß die "Restingolitas" in der Tat aus Xenoliths aus den Frühsedimentären Schichten stammt. Es wurde durch die aufsteigende Magma erhitzt, teilweise aufgeschmolzen und neu gemischt.
Es ist sehr ähnlich mit Bimsstein und wird daher als "Xeno-Bimsstein" bezeichnet und ist nicht explosiv. 
Das Restingolita ist also ein Bote aus der Tiefe und hilft der Wissenschaft die Interaktion zwischen aufsteigender Magma und der Erdkruste unter den Kanaren besser zu verstehen.
Morgen folgt der III. Teil der Untersuchung.

Aber es gibt auch Aktuelles (Avcan Grafik). Wie ich gestern bereits angesprochen habe, entwickelt sich an der Westspitze von El Hierro ein weiteres neues Zentrum von Beben (Pfeile). Um 22.43 Uhr ein neuer Erdstoß von ML1,0 in 20 km Tiefe. Das inzwischen 3. Beben innerhalb weniger Tage. Auch im Süden gab es gestern Abend zwei weitere Erdstöße. Um 22.41 Uhr und um 23.55 Uhr mit jeweils ML1,2 und 1,0 in nur 2,0 bzw. 2,8 km Tiefe. Alles schwache Beben, aber sie sind noch oder wieder vorhanden und müssen beobachtet und eingeschätzt werden.
Leider hören wir von der IGN und den Behörden dazu keinen Kommentar. Für sie gibt es keine Aktivitäten mehr ! Mit dem behördlich festgestellten  Eruptionsende im März 2012 wurden die Aktendeckel zugeklappt ... Wollen wir nur einmal hoffen, daß sie sich nicht täuschen.

1 Kommentar:

  1. Hallo Manfred

    Kann man den Bericht irgendwo nachlesen, am besten in englisch. Speziel würden mich die Messergebnisse der Wasserwerte interessieren gerade wo ich jetzt die Zusammensetzung der Restingolitas lese und die UW-Bilder im Geiste Revue passieren lasse. Das "Mar las Calmes" ist ja strömungsmässig eher ruhig und ich glaub nicht das das aufsteigende CO2 für den starken Ph-Abfall zuständig ist. Pflanzen produzieren nur bei Licht Sauerstoff und verbrauchen dann CO2. Im dunkelen verbrauchen die auch O2 und geben CO2 ab und Algen sind nunmal Pflanzen und deren massenhaftes Auftreten durften wir im Blog und auf diversen Videos schon betrachten.

    Übrigens hier ein Video wo Möwen und Seeschalben leichte Beute machen über unserem "erloschenen Vulkan" den wir fast 10 Monate beobachten.

    http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=aUOMc-CGwvE

    Vogelkundler hätten da bestimmt die helle Aufregung sowas zu beobachten ;-).

    Also wenn Du den Link mit englischer Sprache hast wäre nicht übel, in Spanisch verhunger und verdurste ich zwar nicht und den rechten Weg find ich auch bei der Kommunikation, aber Wasserchemie möchte ich dann schon in einer mir geläufigen Sprache.

    Gruß aus dem nassen NRW

    Juergen

    p.s.: Das Ereigniss wurd ja eh eher in spanisch gehalten wodurch unsere Medien teilw. in Deutschland etwas wirr behandelt haben.

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