Montag, 5. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - eine Zwischenbilanz

NEWS: Neues Beben um 6.29 Uhr mit 2,4 RSk. in 20 km Tiefe im Golfo

Das sind keine Eiskristalle sondern ein Blick durch das Elektronenmikroskop in einen Restingolita. Restingolitas hat man die Lavabrocken getauft die bei der ersten Eruption des Eldiscreto beim Ort La Restinga im Süden an die Meeresoberfläche getrieben wurden.

Da das Lavagestein eine bis dahin unbekannte Zusammensetzung von Materialien aufwies, war eine neue Namensgebung erforderlich. Die Aufnahme der INVOLCAN zeigt den Aufbau und die luftige und mit Kanälen durchzogene Struktur der Restingolitas. Rätsel gibt immer noch der innere weiße Kern dieser Lavasegmente auf.



In der vergangenen Nacht gab es, wie aus der IGN Grafik zu entnehmen, drei leichtere Erdstöße im Golfo. Der Tremor hat sich verstärkt und es dürfte heute zu vermehrtem Lavaausstoß im Süden kommen.
Erfreulich ist der starke Kohlendioxid (CO²) Rückgang auf der Insel. Wie jüngste INVOLCAN Messungen ergaben, fiel der Emissions Wert innerhalb der letzten Tage von 2400 t/Tag auf 1560t/Tag ab. Das bedeutet, daß es einen starken Druckabbau im Vulkansystem gegeben hat. Dieser Indikator lässt mit dem Rückgang der Beben auf ein Abflauen der Aktivität schließen. Am Sonntag stattete der Präsident der Kanaren, Paulino Rivero, der Insel einen Besuch ab. In La Restinga wurde er vom Sprecher der Fischervereinigung, Fernando Gutierrez, mit dem Vorwurf konfrontiert, daß die zugesagten staatlichen Mitteln und Hilfen nur langsam und spärlich eintreffen und viele Betroffene in ständiger Existenzangst leben müssen. Zeit, - über den hier veröffentlichten Spendenaufruf vom November zu berichten.

Eine erste Zwischenbilanz des Spendenaufruf für El Hierro vom 15.11.2011
 
Von den Lesern des Blogs wurden insgesamt 1.000 € auf unser Spendenkonto überwiesen, recht herzlichen Dank.
In der vergangenen Woche übergab Helmut Spriegel den "Servicios Sociales" der drei Gemeinden El Hierros jeweils 1.000 € zum Kauf von Lebensmitteln für bedürftige Familien. Das Feedback war äusserst positiv, besonders in El Pinar löste die unerwartete Hilfe große Freude bei den Sozialarbeitern und dem Bürgermeister aus.
Im Gegensatz zur augenblicklichen Ruhe der Naturgewalten, blutet die Insel wirtschaftlich weiter aus. Die Unterstützung der Regierung, der Inselinstitutionen, der Banken, des Roten Kreuzes sind bis jetzt ein Tropfen auf den heißen Stein, laufen schleppend und erfassen nur einen Teil der Betroffenen. Kleine Unternehmen auf der ganzen Insel stehen kurz vor dem Bankrott, viele Menschen wissen nicht mehr, wovon sie ihre Miete, die Hypothek oder sogar Lebensmittel bezahlen sollen. Man kann und will es nicht glauben, dass es innerhalb weniger Monate derat den Bach runter ging. In unserer Familie werfen der vorher gut funktionierende private Kindergarten, die Tischlerei und die Häuservermietung gerade soviel ab, dass Nebenkosten gedeckt werden können, ich rede jetzt von Valverde und nicht vom Golftal oder El Pinar, wo die Lage noch kritischer ist.

Die Regierung will neue Arbeitsplätze schaffen, die Unternehmer ergreifen Initiative, im Tourismusgewerbe wird für "Tourismo Volcanico" geworben, die Läden reduzieren Preise und verlängern ihre Öffnungszeiten, Kunsthandwerkmesse, kulturelle Veranstaltungen ...alles soll helfen die Wirtschaft anzukurbeln und die "angeknackste" Psyche vieler Herreños ein wenig aufzuhellen. 
Wir sammeln weiterhin, gerade in der Vorweihnachtszeit, Spenden zum Kauf von Lebensmitteln für Insulaner, die durch die seismische Krise harte Zeiten durchmachen und beschränken uns dabei nicht nur auf Manfreds Blog, sondern mailen Freunden, Verwandten, Bekannten, Mandanten, Touristen und anderen großzügigen Menschen unseren Hilferuf.
 
Gracias Karin Kamm
 
Hier noch einmal das El Hierro Spenden-Treuhandkonto:

Asesoría Dr. Spriegel S.L.U.,
Kontonummer bzw. IBAN: ES48 2100 1528 7102 0011 1538

bei der Bank „La Caixa“, BIC: CAIXESBB

Sonntag, 4. Dezember 2011

EL Hierro - Vulkan und Science-Fiction

NEWS:
Was unser Vulkan Eldiscredo im Süden und hochtrabende Zukunftsprojekte miteinander zu tun haben, will ich gleich erklären.
Zunächst aber das Aktuellste:
Zu der Lage-Einschätzung von gestern haben sich innerhalb der vergangenen 24 Stunden keine großen Änderungen ergeben. Der Tremor (siehe Grafik) ist weiter aktiv. Zwei Beben im Golfo um 17.41 und 18.34 Uhr mit 2,3 bzw. 2,4 RSk. in 19 km Tiefe waren zu verzeichnen. Beim Südvulkan tritt weiter magmatisches Material aus und verfärbt die Meeresoberfläche. Sonst ist Sonntagsruhe angesagt.


Weltraumbahnhof El Hierro


Das Ganze klingt futuristisch, ein bisschen nach Science-Fiction, die große
Moderne, der Bahnhof zu anderen Welten .. und das auf unserer kleinen Insel El Hierro?
Wenn es nach den Planern geht würde es auf El Hierro in Zukunft so aussehen.
Nein, das ist kein Aprilscherz … sondern reale Wirklichkeit, zumindest in den
Köpfen der Initiatoren .. es sind keine Intellektuelle oder Phantasten, sondern keine Geringeren als die spanische Zentralregierung in Madrid.
1996 wurden Pläne bekannt, daß die damals konservative Regierung in Madrid eine Abschussrampe für Kleinraketen plane. Es sollten die im eigenen Land entwickelten Argo (die Schnelle) und Capricornio (Einhorn) Raketen mit Satelliten von El Hierro aus abgeschossen werden.

Bild: Boeing
Die staatliche Raumfahrt- agentur INTA (Instituto National de Tecnica Aeroespacial) wurde mit der Abwicklung beauftragt.
Das verschlafene und immer vergessene El Hierro rückte plötzlich in den Mittelpunkt und erweckte das Interesse der Mächtigen aus Madrid. Was war geschehen, - warum ausgerechnet El Hierro. Der Abschusspunkt El Hierro ist optimal für erdnahe polare Satelliten als auch für geostationäre Umlaufbahnen in 36 000 km Höhe.
Um einen geostationären Orbit zur erreichen, sind also bei einem Start von El Hierro aus am wenigsten energie- aufwendige Flugmanöver notwendig.
Der Abschuss in der Nähe des Äquators hat auch noch den Vorteil (wenn die Rakete in Ost-Richtung abgeschossen wird), dass die relativ hohe Rotationsgeschwindigkeit der Erde und die daraus sich ergebende kinetische Energie ausgenutzt wird.
Das spart Treibstoff und setzt eine weniger aufwendige Technik voraus. Es werden also Kosten eingespart und jeder Satellitenstart wird günstiger.
Dazu kommt, dass die Insel politisch stabil und obwohl geografisch in Afrika, doch fester Bestandteil eines europäischen Landes ist. Im Hinterkopf so denke ich gab es noch weitere Gedanken. Was spricht dagegen später nach erfolgreicher Installation der Abschussrampen, auch Satelliten von anderen Ländern gegen Geld ins All zu befördern. Dieser Markt boomt und hat Zukunft.

Einige Politiker jubilierten bereits und malten sich die schönste Zukunft El
Hierro`s, als Europas führender Weltraumbahnhof – viel näher am Kontinent als der Ariane Startplatz in Guyana und wettersicherer als die ESA-Startrampen in Skandinavien, aus.
Im Vorfeld wurde bereits die amerikanische Firma Bechtel National Inc. aus
San Francisco mit einer Projektstudie und Standortanalyse beauftragt.

Bechtel ist ein über 100 Jahre altes amerikanisches Unternehmen mit 49 tausend Beschäftigten. Bei vielen Großprojekten weltweit, ob Staudamm oder Kernkraftwerk, Bechtel ist engagiert. Zur Zeit wir mit Babcok & Wilcox ein neues kleines modulares Kernkraftwerk entwickelt.

Eine blühende Zukunft
Die Ingenieure von Bechtel waren von dem Projekt auf El Hierro begeistert und lobten den Standort über alles. El Hierro sollte gewaltsam aus seinem
Dornröschenschlaf gerissen werden. Ein wahrer Goldregen sollte über die Insel niederprasseln – ein neuer Hafen, neue und noch breitere Straßen und ein internationaler Airport für die hoch technologische Fracht aus aller Welt, müssten gebaut werden. Mehrere Hundert Millionen Euro-Investitionen würde das Raketengelände auf die Insel spülen.

Der Raumfahrt Tourismus wird beginnen – neue Betten und Unterkünfte
werden gebraucht. Jeder kann mit profitieren – auch der Ziegenhirte.
Hunderte neue Arbeitsplätze würden entstehen, alles modernisiert werden – wie Phönix aus der Asche oder von der Aschenputtel zur Prinzessin … alles wie in einem schönen Traum.
... ein kleiner Auszug - weiteres zum Thema mit interessantem Hintergrundwissen in meinem Buch "Geheimnisvolles El Hierro".

Daß es dann nicht dazu kam ist den Herrenos selbst zu verdanken. Mit allen Mitteln wurde dieses Projekt 1997 gekippt.
Es galt der Satz: "Wir sind vielleicht nur 8000 Menschen auf der Insel - aber wir sind 8000 aus El Hierro"

Das Fatale aus heutiger Sicht daran ist:
Das Raketenstartgelände mit großen Treibstofflagern sollte nur unweit der jetzigen Eruptionsstelle im Süden, zwischen La Restinga und Tacaron erbaut werden.
Nicht nur die zusätzlich davon ausgehende Gefahr sondern auch der evtl. Verlust dieses technologischen Futureprojektes mit Arbeitsplätzen und der ganzen aufgebauten Infrastruktur wäre weit schlimmer zu verkraften, als der heutige Ist-Zustand. Sind wir mit den Herrenos froh, daß es nur eine kurze FataMorgana war.

Samstag, 3. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - die Beben ebben ab

NEWS: Neues Beben um 17.41 Uhr mit 2,3 RSk. im Golfo in 19 km Tiefe
              und 18.34 Uhr mit 2,4 RSk. in 19 km
          
Die Bebenaktivität ebbt ab. In den letzten 24 Stunden gab es nur einen Erdstoß mit mehr als 1,5 auf der Richterskala. Um 1.56 Uhr in der vergangenen Nacht mit 2,0 RSk. im Golfo in 21 km Tiefe. Auf der AVCAN Darstellung ist das Abflauen der Beben in den letzten Tagen gut zu erkennen.

Auch die Schwefeldioxid (SO²) Entwicklung ist wieder auf Normalstand. In den letzten Tagen wurde eine Schwefeldioxid Konzentration von weniger als 5 Tonnen am Tag gemessen. Am 6.11. dem Tage der stärksten Eruption lag dieser Wert bei 109 t/Tag. Allerdings muß gesagt werden, daß hohe Schwefeldioxid Werte nur entstehen, wenn vulkanische Gase bei relativ hohen Temperaturen in die Atmosphäre entweichen. Dieser Schwefeldioxid Indikator ist eher eine Momentaufnahme und gibt kein verlässliches Zeugnis über die Aktivität des Vulkan im Untergrund ab.
Auch die Eruption des Eldiscredo im Süden ist auf ein Minimum zurück gefahren.

Eine Ruhe die dazu verleiten könnte, die Akte Vulkan so langsam zu schließen. Eine trügerische Ruhe die wir in den vergangenen Wochen schon öfter erlebt haben.
Was spricht dagegen ?
Wir haben auf der ganzen Insel die höchste je gemessene Kohlendioxid (CO²) Ansammlung von fast 2400 Tonnen/Tag (normal 345 t/Tag) und Magma steigt weiter unaufhörlich nach oben.
Ein Blick auf die aktuelle Tremor Grafik der IGN von heute Morgen zeigt den Verlauf der fließenden Magma an. Ob die Magma eine höher liegende Kammer auffüllt oder sich Richtung südlichem Eruptionspunkt bewegt, kann aus den Zitterbewegungen nicht heraus gelesen werden. Aber sie läuft weiter und stößt auf keine großen Widerstände. Jetzt bleibt nur einfach einmal abzuwarten, was unser Vulkan in den nächsten Stunden oder Tagen so weiter macht. Für eine Entwarnung ist es jedenfalls zu früh.

Zu der vor Tagen auf der Ostseite aufgetauchten Meeresverfärbung gibt vielleicht dieses Foto aus dem Guardia Civil Helikopter Aufschluss. Es zeigt die östliche Südspitze bei Restinga und die nach Osten abdriftende "grüne Brühe".  Wahrscheinlich ist durch die Gezeitenbewegung des Meeres doch ein Teil des verfärbten Wasser um das Horn gedrückt worden und hat den aus dem All von der NASA fotografierten Fleck verursacht.

Freitag, 2. Dezember 2011

El Hierro Vulkan - Webcam total

NEWS:

Seit heute Nachmittag hat die Telefonica nun auch die beiden neuen Webcams im Golfo freigeschaltet. Alle Kameras sind über die Telefonica Übersichtsseite (oben) aufrufbar. Der Standort Tigaday vermittelt Richtung Norden einen guten Blick über La Frontera mit seinem imposanten Bergmassiv.
Die zweite Golfo Webcam steht im Bereich des Tunneleinganges und vermittelt einen Eindruck in die südwestliche Richtung über das Meer. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, daß die Kapazität so reichlich bemessen wurde und nicht bei starker Belastung wieder zusammen bricht. Im Eiltempo wurde extra ein neues Glasfaserkabel durch das schon oft genannte Roquillos Tunnel (ja genau dieses) verlegt. Mit den jetzt vier Webcams ist El Hierro nun weltweit Live verkabelt und auf Schritt und Tritt zu beobachten.

El Hierro Vulkan - Seismische Wolke im Süden

NEWS:
Als Größenvergleich ein Forschungsschiff (links oben) am Eruptionsrand auf dieser INVOLCAN Aufnahme der vergangenen Tage vom Eldiscreto im Süden.
In der vergangenen Nacht gab es  6 Beben im Golfo zu verzeichnen. Der kräftigste Erdstoß um 4.07 Uhr mit 2,8 RSk. in 17 km Tiefe. Ein Kuriosum gestern am Nachmittag um 17.12:06 Uhr. Gleich zwei Beben sekundengenau mt 1,8 und 1,9 RSk. am äußersten Westteil der Insel. Das eine im Golfo und das andere fast genau gegenüber im südlichen Meer. Der Tremor läuft heute Morgen mit mittlerem Antrieb.


Carlos Bernal hat in einer Google Ansicht die Schiffbewegung der Roman Margalef vom Mittwoch festgehalten. Auf einem NASA Foto war im Südosten ein grün/blauer Fleck auf der Meeresoberfläche aufgetaucht, der auf eine neue Eruptionsstelle hindeuten konnte. Die Untersuchungen brachten keine neuen Erkenntnisse. Vielleicht haben doch die Gezeiten die "grüne Brühe" nach Osten getrieben und kreisrund verwirbelt.
Eine Grafik der AVCAN zeigt die Lage und Verteilung der kleinen Schwarmbeben vor Restinga. Diese seismische Wolke erstreckt sich doch weiter Richtung Osten als bisher gedacht.

Die Sarmiento de Gamboa hat gestern ihre Meeresbodenvermessung beendet und das Einsatzgebiet El Hierro verlassen. Gespannt dürfen wir auf die genaue Meereskarte sein, die hoffentlich nächste Woche veröffentlicht wird. In den nächsten Tagen wird ein weiteres Forschungsschiff, die "Cornide Saavedra" der OIE vor der Insel erscheinen, die zusammen mit der Margalef weitere Untersuchungen vornehmen soll.
In Sachen Webcam wird die Telefonica in den nächsten Stunden auch den Blick auf das Golfotal ermöglichen. Gestern bereits versuchsweise auf die Eldiscreto Web aufgeschaltet, soll vielleicht heute die Kamera ständig Live gehen. Sobald ein Dauerbild erzeugt wird, verlinke ich sie auf der Seitenleiste.