Sonntag, 20. November 2011

EL Hierro Vulkan - Bebenstärke nimmt zu

Mit dem auflebenden Tremor gestern um 17.10 Uhr setzen nun auch wieder die starken Beben ein. Den Auftakt gab es gestern Abend um 18.27 Uhr mit einem Beben von 3,3 RSk. Weiter mit dem kräftigsten Erdstoß der Nacht von 3,7 RSk. um 3.15 Uhr und um 4.03 Uhr mit 3,3 auf der Richterskala. All die starken Beben liegen in einer Tiefe um die 20 km Tiefe, also im Bereich der Magmahauptkammer. Flachere Beben näher an der Erdoberfläche sind bisher ausgeblieben. Es findet noch das große Umschichten oder Befüllen in der Hauptkammer statt.
Der stärkere Tremor (Grafik) der fast bis zum Anschlag läuft, zeigt mit seinen nervösen Zitterbewegungen und kleinen Beben das Vordringen bzw. das Aufsteigen großer Magmamengen an. Es kocht und brodelt gewaltig im Untergrund. Mit einer Temperatur von 1200° und mehr entwickeln sich Gase und Kräfte, die mit einem enormen Druck den Weg an die Oberfläche suchen. In den nächsten Stunden sind Erdstöße mit 4,0 RSk. und mehr zu erwarten. Das Geologische Institut (IGN) geht seit Tagen gar von Beben über 4,6 RSk. aus, die die aufgestauten Spannungen explosionsartig im Erdinnern abbauen.
leer stehende Appartementanlage in Restinga
Inzwischen liegen auch ersten Krisen- Zahlen zum Rückgang des Tourismus auf El Hierro vor. Danach besuchten im Oktober 2011 - 865 Gäste die Insel. Ein Rückgang von 361 Personen oder 31,27% gegenüber Oktober 2010. Die Hotel- und Appartement- Auslastung lag bei knapp 26%. Das sind keine offiziellen Zahlen sondern nur Erhebungen des Hotelverbandes. Viele Privatvermieter sind in dieser Statistik nicht erfasst. Interessant vielleicht auch, daß der Hauptteil der Gäste (Touristen, Geschäftsleute und Wissenschaftler) aus Spanien kamen und nur 60 Personen aus Deutschland. Vielleicht als kleiner Trost, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer hat sich auf 3,31 Tage gegenüber 2010 von 2,94 Tage, verlängert.

Während auf der offiziellen "Emergencia" Webseite des Cabildo (Inselregierung) vom 18.11.2011 heute noch die großartige Leistung der mit der Telefonica installierten Webcam im Süden gefeiert wird wurde bekannt, daß nun auch in den nächsten Tagen eine zusätzliche Kamera im Golfo aufgestellt wird. Gut so - und hoffentlich an einem sicheren Ort.

Unser "Mann" steht in den Startlöchern auf La Gomera und wird bei Bedarf nach El Hierro hüpfen, um dann direkt von der Situation zu berichten und evtl. Hilfen zu koordinieren.
Seit gestern hat dieser Blog ein neues Gesicht. Ich hoffe, daß er damit etwas übersichtlicher und leichter lesbar wurde. Die nächsten Tage schalte ich noch in der Seitenleiste Direktlinks auf die Webcams.


Samstag, 19. November 2011

El Hierro Vulkan - Magma steigt wieder stark

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Seit 17.10 Uhr hat sich der Tremor (grüne Linien) plötzlich stark verstärkt. Das Magma hat sich wahrscheinlich unter dem immer mehr aufbauenden Druck in der Kammer einen Durchbruch geschaffen und steigt empor. Ob ein starkes Beben mit diesem Vorgang verbunden war, lässt sich noch nicht sagen. Es liegen noch keine IGN Auswertungen vor.

NEWS: Beben mit 3,3 RSk. um 18.27 vor der Golfoküste

El Hierro - Der Vulkan hat Zeit

Die Aufnahme der INVOLVAN zeigt den Gas und Lavaaustritt des Südvulkan vor einigen Tagen. Inzwischen hat sich die Aktivität verlangsamt. (zum Vergrößern Bild anklicken)
Der stärkste Erdstoß von 3,7 RSk. gestern Nachmittag um 15.32 Uhr lag direkt vor der Golfoküste in 23 km Tiefe. Insgesamt hat sich gestern die Bebenhäufigkeit, es waren insgesamt 48 Beben, erhöht. Die letzte Nacht verlief relativ ruhig. Um 6.48 Uhr noch ein Beben mit 2,7 auf der Richterskala. Der Tremor läuft bis jetzt ruhig weiter.
NEWS: 8.20 Uhr - Beben im Golfo von 2,8 RSk. in 16 km Tiefe
Alles sieht nach einer Beruhigung der Lage aus - aber lassen wir uns nicht täuschen. Vulkane sind unberechenbar. Aus der kumulierten Energiekurve der AVCAN sehen wir das stetige Anwachsen innerhalb der letzten vier Wochen.

Ein Blick aus der ESA-Satellitenperspektive vom südlichen kanarischen Archipel - von rechts Gran Canaria, Teneriffa, La Gomera, La Palma und darunter El Hierro. Das  Ausmaß der "grünen Brühe" ist inzwischen deutlich größer als die Insel El Hierro selbst und treibt Richtung Süden.

Freitag, 18. November 2011

El Hierro Vulkan - Tremor bricht ein

News: Neues Beben im Golfo um 15.32 mit 3,7 RSk. in 23 km Tiefe

Der Tremor ist gestern Abend um 22.12 Uhr plötzlich zusammen gebrochen. Das breite rote Band ist innerhalb von nur wenigen Minuten geschrumpft. Das Tremorband zeigt uns die Intensität des Magmaaufstiegs an. Was ist nun passiert?
Drei Möglichkeiten stehen zur Auswahl. Zum einen könnte der Magmanachschub aus der Hauptkammer versiegen. Das würde aber langsam von statten gehen und ist eigentlich auszuschließen.
Zum Zweiten, es ist in größeren Mengen Lava ausgetreten. Der Eldiscredo im Süden ist ruhig und neue Eruptionsherde wurden auch nicht festgestellt. Bleibt noch die dritte Möglichkeit - dem Magmaaufstieg hat sich ein Hindernis in den Weg gestellt, das nicht so leicht zu überwinden ist. Der Aufstiegskanal ist eingebrochen und verstopft den weiteren Magmafluss. Diese Möglichkeit ist die Denkbarste. Wie geht es nun weiter?
Wir müssen uns die Magmakammer als Druckkessel vorstellen. Der Südschlot ist das Sicherheitsventil über den bei Überdruck Dampf, also Gase und Lava, ausgestoßen werden. Ist nun das Sicherheitsventil verstopft, baut sich im Innern der Magmakammer enormer Druck auf der mit Gewalt einen Ausgang sucht. Ist der Druck groß genug, sprengt er sich einen Ausgang. Die fast explosive Entladung verursacht ein sehr kräftiges Beben.
Den gleichen Vorgang konnten wir bereits am 12.10. kurz vor dem Ausbruch des Eldiscreto beobachten. Auch hier ist der Tremor zusammen gebrochen um kurz darauf sich in einer Eruption zu entladen.

Hier die Übersichtskarte der INVOLCAN mit den wichtigsten aktuellen Daten.


Die Anzahl der Erdbeben im Golfo nahm gestern und in der Nacht weiter zu. Den stärksten Erdstoß gab es am Donnerstag um 16.25 Uhr mit 3,6 RSk. in 22 km zu verzeichnen.

Eine weitere Aufnahme der INVOLCAN vom Südvulkan. Eine farbenprächtige Aufnahme mit La Restinga im Hindergrund. Um Restinga die vulkanische Vergangenheit und im Meer davor die Spuren der Gegenwart.


   

Donnerstag, 17. November 2011

El Hierro Vulkan - etwas Wissenschaft

Die AVCAN hat die Lage des Eldiscreto vermessen und mit Koordinaten in eine Google Karte eingefügt. Aus einem Guardia Civil Helikopter haben die Forscher der INVOLCAN gestern die Eruptionsstelle so gesehen.



NEWS - 16.25 Uhr Beben mit 3,6 RSk. in 22 km Tiefe im Golfo

Auf der Tremorauswertung verläuft weiter ein breites Band mit unregelmäßigen Ausfranzungen. Der Magmafluss ist seit Tagen kräftig auf dem Vormarsch. Wo der Weg hinführt ist die große Frage? Wir wissen wohl wie hoch ein Berg oder wie tief ein Krater auf dem Mond oder dem Mars ist, aber was jetzt genau unter unseren Füßen abläuft ist noch die große Unbekannte. Das Einzige was wir sicher wissen, dort im Untergrund geht etwas vor und kann uns bald treffen.

Im Süden der Insel ist die Deformation, also die Wölbung, der Erdoberfläche etwas zurück gegangen. Im Golfo jedoch leicht nach GPS Satelliten-Messungen angestiegen. Genauere Tabellen zur Deformation auf der AVCAN Seite .

Zum Thema Helium Konzentration von heute Morgen noch ein Nachtrag einer Chemieingenieurin und Hobby-Vulkanelogin.
"Bei den hohen Heliumkonzentrationen ist zumindest eines positiv:
Helium ist ein Edelgas und chemisch sehr inaktiv (inert), d. h. es ist nicht giftig (es sei denn es ist kein Sauerstoff mehr da zum Atmen - davon ist die Konzentration weit entfernt). Es brennt nicht und ist nicht explosiv. Es ist das Gas, was in Ballons gefüllt wird, damit sie fliegen und was bewirkt, dass man wie Donald Duck klingt, wenn man es einatmet.
Viel übler ist Schwefelwasserstoff oder andere Vulkangase. Helium zeigt hier aber an, dass es da vulkanisch sehr aktiv ist." - Danke an Frau Andrea Bördner.

Ein kleiner Blick hinter die Kulissen zeigt, daß sich die Wissenschaftler bzw. die Forschungsinstitute nicht besonders "Grün" sind. Ich hatte mehrfach die mangelnde Zusammenarbeit und die oft kopflose und nicht nachvollziehbare Koordination vor allem der Verwaltung bemängelt. Inzwischen läuft Gott sei Dank vieles besser. Lesen Sie hier mal welches Kompetenzgerangel dort so abläuft.