Samstag, 19. November 2011

El Hierro - Der Vulkan hat Zeit

Die Aufnahme der INVOLVAN zeigt den Gas und Lavaaustritt des Südvulkan vor einigen Tagen. Inzwischen hat sich die Aktivität verlangsamt. (zum Vergrößern Bild anklicken)
Der stärkste Erdstoß von 3,7 RSk. gestern Nachmittag um 15.32 Uhr lag direkt vor der Golfoküste in 23 km Tiefe. Insgesamt hat sich gestern die Bebenhäufigkeit, es waren insgesamt 48 Beben, erhöht. Die letzte Nacht verlief relativ ruhig. Um 6.48 Uhr noch ein Beben mit 2,7 auf der Richterskala. Der Tremor läuft bis jetzt ruhig weiter.
NEWS: 8.20 Uhr - Beben im Golfo von 2,8 RSk. in 16 km Tiefe
Alles sieht nach einer Beruhigung der Lage aus - aber lassen wir uns nicht täuschen. Vulkane sind unberechenbar. Aus der kumulierten Energiekurve der AVCAN sehen wir das stetige Anwachsen innerhalb der letzten vier Wochen.

Ein Blick aus der ESA-Satellitenperspektive vom südlichen kanarischen Archipel - von rechts Gran Canaria, Teneriffa, La Gomera, La Palma und darunter El Hierro. Das  Ausmaß der "grünen Brühe" ist inzwischen deutlich größer als die Insel El Hierro selbst und treibt Richtung Süden.

Freitag, 18. November 2011

El Hierro Vulkan - Tremor bricht ein

News: Neues Beben im Golfo um 15.32 mit 3,7 RSk. in 23 km Tiefe

Der Tremor ist gestern Abend um 22.12 Uhr plötzlich zusammen gebrochen. Das breite rote Band ist innerhalb von nur wenigen Minuten geschrumpft. Das Tremorband zeigt uns die Intensität des Magmaaufstiegs an. Was ist nun passiert?
Drei Möglichkeiten stehen zur Auswahl. Zum einen könnte der Magmanachschub aus der Hauptkammer versiegen. Das würde aber langsam von statten gehen und ist eigentlich auszuschließen.
Zum Zweiten, es ist in größeren Mengen Lava ausgetreten. Der Eldiscredo im Süden ist ruhig und neue Eruptionsherde wurden auch nicht festgestellt. Bleibt noch die dritte Möglichkeit - dem Magmaaufstieg hat sich ein Hindernis in den Weg gestellt, das nicht so leicht zu überwinden ist. Der Aufstiegskanal ist eingebrochen und verstopft den weiteren Magmafluss. Diese Möglichkeit ist die Denkbarste. Wie geht es nun weiter?
Wir müssen uns die Magmakammer als Druckkessel vorstellen. Der Südschlot ist das Sicherheitsventil über den bei Überdruck Dampf, also Gase und Lava, ausgestoßen werden. Ist nun das Sicherheitsventil verstopft, baut sich im Innern der Magmakammer enormer Druck auf der mit Gewalt einen Ausgang sucht. Ist der Druck groß genug, sprengt er sich einen Ausgang. Die fast explosive Entladung verursacht ein sehr kräftiges Beben.
Den gleichen Vorgang konnten wir bereits am 12.10. kurz vor dem Ausbruch des Eldiscreto beobachten. Auch hier ist der Tremor zusammen gebrochen um kurz darauf sich in einer Eruption zu entladen.

Hier die Übersichtskarte der INVOLCAN mit den wichtigsten aktuellen Daten.


Die Anzahl der Erdbeben im Golfo nahm gestern und in der Nacht weiter zu. Den stärksten Erdstoß gab es am Donnerstag um 16.25 Uhr mit 3,6 RSk. in 22 km zu verzeichnen.

Eine weitere Aufnahme der INVOLCAN vom Südvulkan. Eine farbenprächtige Aufnahme mit La Restinga im Hindergrund. Um Restinga die vulkanische Vergangenheit und im Meer davor die Spuren der Gegenwart.


   

Donnerstag, 17. November 2011

El Hierro Vulkan - etwas Wissenschaft

Die AVCAN hat die Lage des Eldiscreto vermessen und mit Koordinaten in eine Google Karte eingefügt. Aus einem Guardia Civil Helikopter haben die Forscher der INVOLCAN gestern die Eruptionsstelle so gesehen.



NEWS - 16.25 Uhr Beben mit 3,6 RSk. in 22 km Tiefe im Golfo

Auf der Tremorauswertung verläuft weiter ein breites Band mit unregelmäßigen Ausfranzungen. Der Magmafluss ist seit Tagen kräftig auf dem Vormarsch. Wo der Weg hinführt ist die große Frage? Wir wissen wohl wie hoch ein Berg oder wie tief ein Krater auf dem Mond oder dem Mars ist, aber was jetzt genau unter unseren Füßen abläuft ist noch die große Unbekannte. Das Einzige was wir sicher wissen, dort im Untergrund geht etwas vor und kann uns bald treffen.

Im Süden der Insel ist die Deformation, also die Wölbung, der Erdoberfläche etwas zurück gegangen. Im Golfo jedoch leicht nach GPS Satelliten-Messungen angestiegen. Genauere Tabellen zur Deformation auf der AVCAN Seite .

Zum Thema Helium Konzentration von heute Morgen noch ein Nachtrag einer Chemieingenieurin und Hobby-Vulkanelogin.
"Bei den hohen Heliumkonzentrationen ist zumindest eines positiv:
Helium ist ein Edelgas und chemisch sehr inaktiv (inert), d. h. es ist nicht giftig (es sei denn es ist kein Sauerstoff mehr da zum Atmen - davon ist die Konzentration weit entfernt). Es brennt nicht und ist nicht explosiv. Es ist das Gas, was in Ballons gefüllt wird, damit sie fliegen und was bewirkt, dass man wie Donald Duck klingt, wenn man es einatmet.
Viel übler ist Schwefelwasserstoff oder andere Vulkangase. Helium zeigt hier aber an, dass es da vulkanisch sehr aktiv ist." - Danke an Frau Andrea Bördner.

Ein kleiner Blick hinter die Kulissen zeigt, daß sich die Wissenschaftler bzw. die Forschungsinstitute nicht besonders "Grün" sind. Ich hatte mehrfach die mangelnde Zusammenarbeit und die oft kopflose und nicht nachvollziehbare Koordination vor allem der Verwaltung bemängelt. Inzwischen läuft Gott sei Dank vieles besser. Lesen Sie hier mal welches Kompetenzgerangel dort so abläuft.

El Hierro Vulkan - über 11.600 Beben gezählt

Keine große Veränderung - so könnte die angespannte Lage beschrieben werden. Gestern allein wurden 22 Beben registriert. Der kräftigste Erdstoß am Abend im Golfo um 20.32 Uhr mit 3,1 RSk. in 19 km Tiefe. Der Tremor (aufsteigende Magma) hat weiter kräftig zugenommen. Nach Meinung der Wissenschaftler müsste in Kürze ein größerer Lavaausstoss im Süden oder über eine neue Eruptionsstelle vielleicht im Norden erfolgen.

Nach dem neuesten Computermodell der IEO (Instituto Espanol de Oceanografia) das auf gemessenen Daten der Forschungsschiffe Margaleff und Prof. Lazano beruhen, hat sich im Süden beim Eldiscreto in den vergangenen Tagen einiges getan.
Die erste Grafik zeigt den Vulkan am 24.10.11 





Nach der 2. Eruption hat sich neben dem Hauptkrater ein weiterer Berg (lila) angehäuft, der nur etwas kleiner als der Hauptschlot ist. Damit Sie ein Größenverhältnis haben - der rote Vulkan- Sockel hat eine Länge von ungefähr 700 m.

Die bräunliche Masse ist ausgeflossene Lava, die mehrere Km² des Unterwassertales aufgefüllt hat.
Nach Schätzungen der IEO sind vom 24.10 bis 28.10. -  in also nur vier Tagen, über 5,5 Millionen m³ Magmamaterial ausgeflossen.
An der Meeresoberfläche hat man bisher davon nicht all zu viel mitbekommen. Ändern wird sich das wahrscheinlich nun, wenn der Schlot weiter in die Höhe wächst. Noch befinden sich ca. 100 m Meereswasser über der Ausbruchsstelle.

Die Wassertemperatur im Südsektor wurde gestern mit 21,6° angegeben - mit sinkender Tendenz also. Sorgen bereitet dagegen der hohe Heliumanteil der im Meer festgestellt wurde. Normal liegt der Heliumwert im Meer und der Atmosphäre bei 4 - 7 ppm. Um die Eruptionsstelle wurden nun im Wasser 4.000 bis 35.000 mal höhere Konzentrationen von gelöstem Helium festgestellt. Welche Auswirkungen das auf die Natur und Umwelt noch haben wird, ist noch nicht klar.

Auch der laufende Wahlkampf für die anstehende Parlamentswahl in Madrid verschont El Hierro nicht. Obwohl alle Parteien vereinbart hatten keine Parteienwerbung zu betreiben, erscheinen Politgrößen auf der Insel um ihr Mitgefühl auszudrücken und um Stimmen zu werben. Werbespots im Fernsehen und Internet und ein handfester Streit zwischen dem Inselpräsidenten Alpido Armas und dem neuernannten Koordinator für die Verwaltung der Krisenbeihilfen Candido Padron runden dieses jämmerliche Schauspiel ab. Würden alle dafür verpulverten Gelder in den Beihilfefond fließen, wäre den leidgeprüften Menschen viel mehr geholfen.


Mittwoch, 16. November 2011

El Hierro Vulkan - und kein Ende

Die Erdbeben im Golfo halten weiter an und haben sich sogar verstärkt. In der vergangenen Nacht hatten wir drei Beben mit 3,0 RSk. und mehr. Der letzte Erdstoß um 5.09 Uhr mit 3,2 RSk. in 20 km Tiefe. Auch der Tremor hat sich verstärkt und zeigt einen immer mehr unruhigeren Verlauf. Die Eruptionsstelle im Süden beschränkt sich heute Morgen auf eine schwache Aktivität. Gase und kleine Mengen von Lava erscheinen an der Meeresoberfläche. In den vergangenen Tagen wurden hier auch Lavabrocken mit einer Größe von mehr als 1 Meter treibend an der Wasseroberfläche entdeckt. Neue Messungen haben ergeben daß sich der Vulkanschlund inzwischen bis auf 100 m an die Oberfläche aufgebaut hat. Das ist in etwa der Abstand der bei einer erneuten starken Eruption Wasserdampf-Explosionen auslösen kann.

Eine neue Satellitenaufnahme vom 13.11.11 von Rapideye zeigt die Situation. Der helle Punkt vor der Südspitze dürfte der Eruptionsherd sein. Die Meeresströmung hat die ausgetretene "grüne Brühe" über den gesamten Südwest- Küstenbereich El Hierros inzwischen verteilt.

Bild mit freundlicher Genehmigung von RapidEye Satelliten

Aus einer interessanten Darstellung der INVOLCAN lassen sich der Temperaturverlauf, die Lage und Verteilung schön erkennen. Diese mit einer Wärmebildkamera aus dem Helikopter am Eldiscreto vorgenommenen Temperaturaufnahmen der letzten 10 Tage zeigen, daß sich inzwischen großflächig die Meeresoberfläche erwärmt hat. Es bleibt also nur noch abzuwarten, bis sich im weiteren Umfeld der Erwärmung tropische Fische aus den 400 km entfernten afrikanischen Küstengewässer zeigen.


Hinter dem gestrige Aufruf stehe ich voll und ganz, sonst hätte ich ihn hier nicht veröffentlicht, auch wenn manche auf El Hierro wohnende Deutsche vom Sinn und Zweck nicht überzeugt sind. Auch auf La Palma gibt es Deutsche die hier in ihrem eigenen Reich mit viel Geld wohnen aber wirklich hier nicht leben und keinen Einblick in die Sorgen der Palmeros haben oder haben wollen. Für meine Familie (16 Jahre auf La Palma) mit zwei schulpflichtigen Kindern (7+11 Jahre) die seit dem 4. Lebensjahr in eine rein palmerische Schule gehen und sich mehr als Palmeros als Deutsche fühlen, glaube ich sehr gut beurteilen zu können, wie die Situation tatsächlich aussieht. Auch auf El Hierro.

Natürlich sind die Canarios stolze Menschen denen es immer gut geht und jede Hilfe weit von sich weisen. Blickt man jedoch dahinter und das geht nur, wenn enge Verbindungen aufgebaut sind, offenbaren sich die wahren Probleme. Mehrfach haben wir mit einer Waschmaschine, einem neuen Kühlschrank oder auch mit Geld ausgeholfen. Warum? - weil es einfach notwendig war und die Palmera am 20. des Monats nicht mehr wusste was sie ihren Kindern zum Essen auf den Tisch stellen sollte - und das in normalen Zeiten. In einer Krise wie jetzt auf El Hierro ist vieles schlimmer.

Wenn nun Menschen die in der Gesellschaft von El Hierro sicher tiefer verwurzelt sind, akzeptiert werden und die Lage viel besser einschätzen können als manch nur dort "Wohnender", sich nun engagieren und uneigennützig ihre Zeit opfern, - verdient das Unterstützung. Darüber sollte jeder einmal Nachdenken.