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Donnerstag, 4. September 2014

Vulkan - Erdbeben von ML3,8

Unter El Hierro wird es wieder aktiver

Schneller als erwartet hat sich mit einem ML3,8 Beben der El Hierro Vulkan in Erinnerung gerufen. In der vergangenen Nacht um 22.35 Uhr erfolgte der für El Hierro starke Erdstoß (siehe IGN Grafiken) 3,9 km vor der Westküste. Das Ausgangszentrum lag bei 15,6 km Tiefe.

Stunden zuvor um 19.53 Uhr hatte bereits ein ML2,4 Beben aus 33 km Tiefe Aktivitäten angekündigt.
Auch heute Morgen ein weiterer ML1,4 Erdstoß dieses Mal unter dem Inselmassiv (blauer Punkt)) aus 10 km Tiefe.

Es könnte sich bei einer Fortsetzung der Aktivitäten bewahrheiten, dass eine gewisse Regelmäßigkeit in den Intervallen (siehe auch Kommentar gestern von R. Harter) zu beobachten ist. Auslöser dürfte jetzt ein neuer Magmanachschub aus großer Tiefe gewesen sein. Eine aufsteigende Magmablase aus dem Erdinnern kann sich den Aufstiegskanal freigemacht haben. Interessant wären es in diesem Zusammenhang GPS-Werte der Bodenverformung vor der Küste am Meeresgrund zu erhalten . Dies ist allerdings technisch heute noch nicht möglich.

Es zeigt sich doch wieder, wie wenig wir über die Struktur und des Verhalten unseres Erdball wissen. Kometen- und Asteroidenbahnen kann der Mensch Jahre im voraus Berechnen. Wann aber ein starkes Erdbeben oder ein Vulkanausbruch zu erwarten ist, nur über einen wagen Zeitraum Einschätzen und in etwa Vorhersagen. Dabei sterben viel mehr Menschen durch Erdbeben oder an den Folgen einer Vulkaneruption, als durch Kometen.

Die Vulkanforschung ist allerdings noch eine junge Wissenschaft. Im Gegensatz zur Astronomie die seit grauer Vorzeit beobachtet und Daten sammelt, entwickelte sich die ernsthafte Vulkanologie erst im späten 18. Jahrhundert.

Noch heute gibt es keinen eigenen Diplom Studiengang zum Vulkanologen. Die Wissenschaftler kommen aus dem Umfeld der Geologie oder Physik. Es wäre vielleicht für die Kanaren oder Island interessant, sich im Bereich der Bildung vom Rest der Welt abzuheben und einen eigene Diplom Studiengang  "Vulkanologie" einzurichten. Die Studienexponate liegen dort direkt vor den Füssen.

Freitag, 10. Januar 2014

Vulkan - neue Forschungsansätze

NEWS:
Samstag, 11.01.14 - 17.14 Uhr - ein ML1,4 Erdstoß aus 17 km Tiefe in Nähe der alten Eldiscreto Eruptionsstelle um 14.55 Uhr. Seit den frühen Mittagsstunden werden auf dem CRST Seismografen bei La Restinga leichte Zitterbewegungen registriert.

So unbefleckt wie heute war die IGN Bebengrafik schon lange nicht mehr. In den letzten 3 Tagen wurde kein einziger Erdstoß registriert.. Auf den ersten Blick vielleicht ein erfreulicher Anblick. Lassen wir uns aber nicht Täuschen. Auch schon in der Vergangenheit gab es bebenlose Perioden, die dann plötzlich mit besonderer Heftigkeit wieder los brachen. Die Spannung baut sich unbemerkt erneut auf und wird sich dann im Maximum erst bemerkbar machen. Je länger sich dieser Knackpunkt verzögert, desto heftiger wird das Beben. So die bisherigen Erfahrungswerte.


Beobachten können wir im Moment einen leichten Druckabfall in meinen Referenzbeispielen HI08/HI09 und HI010 (IGN Grafik links). Es sind die südlichen GPS Messpunkte um El Pinar und La Restinga. Die vertikale Bodenverformung ist im Schnitt um 20 mm gefallen. Dieser Wert dürfte jetzt auch gehalten werden und sich nur noch unwesentlich nach unten verändern. Geblieben sind seit dem Mitte Dezember 2013 Bebenschwall, Verwerfungen von 40 bis 60 mm. Addiert mit den schon vorhandenen Verformungswerten ergibt sich eine Aufwölbung von 180 bis 200 mm in den letzten 2 Jahren.

Es sind im Moment die einzigen messbaren, aber wichtigen Indizien, für eine weitere Aktivität.

Die Vulkanforschung hat in den vergangenen Jahren wohl Fortschritte gemacht. Gemessen an der Astronomie die heute bereits erdähnliche Planeten in vielen Lichtjahren Entfernung entdecken und die Umlaufbahn, die Atmosphäre und andere Faktoren bestimmen und berechnen kann, gab es aber in der Vulkanologie nur kleine Schritte. Sicher lag es auch am besonderen öffentlichen Interesse neues und unerforschtes aus dem Weltall zu erfahren. Große finanzielle Mittel sind seit den 1960er Jahren in diesen Forschungsbereich geflossen.

Dabei sollte uns aber die Erde auf der wir Tag für Tag leben genauso wichtig sein. Es sind nicht die Asteroiden oder Kometen die am meisten Menschenopfer fordern, sondern Erdbeben, Vulkanausbrüche und andere Naturkatastrophen die primär von unserem Globus ausgehen.

Wenn ich hier auf den Kanaren sehe, wie z.B. die INVOLCAN - ein Kanarisches Institut zur Erforschung der Vulkanaktivität - mit nur geringen Finanzmitteln ausgestattet und bewusst "klein" gehalten wird, stellt sich automatisch die Frage wie groß überhaupt das Interesse ist, die Forschung auf diesem Gebiet voran zu treiben.

Auch bei neuen Ideen und Lösungsansätzen ist man eher zurückhaltend. Vieles wird nicht näher untersucht, sondern gleich als Pseudowissenschaft abgestempelt und Ad acta gelegt.
Es wird überhaupt nicht der ernsthafte Versuch unternommen - Phänomene oder wie die schon seit mehreren Jahrhunderten beobachteten Lichterscheinungen vor Erdbeben (siehe letzter Beitrag) zu erforschen.

An diesem Thema ist nicht nur der Geowissenschaftler Robert Thériault aus Kanada, sondern auch der amerikanische Physiker Friedemann Freund von der Universität von Kalifornien in San José, interessiert. Auch er vermutet, dass bei Gesteinbruch unter hohem Druck, sich elektrische Ladungen aufbauen. Solche Ladungen könnten zu den Leuchterscheinungen vor einem Beben führen.

Bisher alles Theorien - der wissenschaftliche Nachweis muss erst noch erbracht werden.

Etwas weiter ist bereits Bernd Zimanowski, Professor für Geophysik an der Universität Würzburg. Auch er möchte Erdrutsche und Beben vorhersagen können.
Ein groß angelegte Feldversuche in einem zu Erdrutschen neigenden Weinberg im Maintal hat bereits im April 2013 begonnen. Mit platzierten Sonden im Erdreich will er Änderung der elektrischen Spannung messen.
"Wir haben starke Hinweise, dass solche Änderungen immer einige Sekunden bis Minuten vor einem Rutsch auftreten.
Es sei aber bislang technisch unmöglich über mehrere tausend Kilometer an den tektonischen Plattengrenzen Sensoren zu verlegen um Spannungen und deren Entladung aufzuspüren" - so der Wissenschaftler.

Das wäre sicher ein Mammutprogramm, das auch den entsprechenden finanziellen Background benötigen würde.
Auf El Hierro wäre dies aber auf engstem Raum möglich. Die Ausgangslage der Beben liegt in einem maximalen Radius von 40x30 km. Hier kommt allerdings die große Meerestiefe von bis zu 3500 m hinzu.
Elektrische Spannungen und deren Entladung lassen sich aber sicher auch über das Medium Wasser an dessen Oberfläche messen. Mit einem Bojensystem sollte dies also auch möglich sein.
Die technischen Gerätschaften wurden bereits von der Firma Boltec entwickelt (danke an Peter Kocksholt für den Hinweis).

Auf den Kanaren gibt es auch gute Wissenschaftler - auch Vulkanologen ... und ein Institut das sich mit diesem Thema befassen könnte - die Involcan.
Es wäre vielleicht einen Versuch wert, sich nicht nur mit den bisher bekannten Methoden wie Seismograf, GPS oder der Gasmessung zufrieden zu geben, sondern sich in ein völlig neues Forschungsgebiet als einer der Ersten und dazu noch vor der eigenen Haustüre vorzuwagen.

Das wäre meine Anregung hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Einen Geldgeber oder Sponsor müsste dann allerdings noch gefunden werden.

Dienstag, 27. November 2012

El Hierro Vulkan - El Tiempo oder der Zeitfaktor

NEWS:

Heute etwas später - ich musste erst meine AIDA Gäste versorgen. ----  Keine weiteren Beben, es bleibt ruhig. Wenn wir uns das Histogram seit Anbeginn der Vulkanaktvität im Sommer 2011 etwas näher betrachten, können wir gut die Bebenintervalle erkennen. Im Juli/August 2011 der große Bebenschwall bis zur Eruption im November 2011. Dann Ruhe bis zum Februar 2012 mit einem leichten Aufbäumen. Im Juli 2012 ging es dann mit vielen und kräftigen Beben an der Südwestspitze weiter bis wieder eine Schwächephase erfolgte. Den letzten Schwall erlebten wir dann im vergangenen September 2012 direkt unter der Insel beim Berg Tanganasoga und südwestlich beim Ort El Pinar (zum Vergrößern Grafik anklicken).
 
Ich denke in diesem Rhythmus könnte es noch eine Weile so weiter gehen. Der relativ stabile Druck unter El Hierro spricht nicht für ein Abklingen der Vulkanaktivität. Wie und wann dann letztendlich diese Episode sein Ende findet, kann heute niemand beantworten.
Es ist ein Prozess, der Zeit - viel Zeit benötigt. Es ist die Natur die alle Kanarischen Inseln erschaffen hat. Ohne unseren Hotspot mit vielen Vulkanausbrüchen gäbe es keine Inseln und wir würden nicht hier leben. Der Zahn der Zeit nagt an unseren Küsten. Die Erosion ob Wind, Regen oder das Meer trägt alle Inseln ab. Irgendwann würden die Kanaren dann von der Landkarte verschwinden. Nur durch neuen Magmanachschub und durch viele zukünftige Vulkanausbrüche ist der Fortbestand gesichert.
 
Das macht die Natur auch ohne unser Zutun. Wir können nur betrachten, staunen oder uns fürchten. So wie es bereits unseren Vorahnen ergangen ist und es auch unsere Kinder und Kindeskinder hoffentlich noch erleben werden.
 
Nur ist heute die Deutung und das Verständnis in diese Vorgänge besser erklärbar und keine Götter und Feuerteufel müssen dafür mehr herhalten. Aber es ist noch viel zu tun und viel zu erforschen. Die Geologie und besonders die Vulkanologie hat gegenüber anderen Wissenschaftszweigen großen Nachholbedarf. Viele Abläufe und Zusammenhänge und letztendliche Folgen können noch nicht logisch erklärt werden und sind oft Vermutungen. Jeder Vulkanausbruch und jedes neue Beben bringt ein neues Puzzlesteinchen und Erfahrungswerte in das komplexe Gebilde ein. Irgendwann wird es dann vielleicht in der Zukunft auch möglich sein, einen Vulkanausbruch oder ein Erdbeben im voraus genau zu datieren. 
Noch ein Wunschdenken, aber durchaus möglich.