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Samstag, 24. Mai 2014

Risiko oder provoziertes Risiko ?

NEWS:

Dieses Bild ging 2013 um die Welt. In rund 30 km Höhe explodierte über der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk im Ural beim Eintritt in die Atmosphäre ein großer Meteorit. Eine greller Lichtblitz und seine Rauchspur (Fotos: ITAR-TASS) waren noch das geringste Übel. Die Druckwelle der Explosion beschädigte 7000 Gebäude und umher fliegende Glassplitter verletzten 1500 Bewohner. Ein großes Meteoritenstück das die Reibungskraft überstand, stürzte in einen nahen See (Foto unten). Insgesamt wurden in den Monaten danach mehr als 100 Bruchstücke des Meteoriten gefunden, zum Teil Hunderte Kilogramm schwer. Nach Berechnungen der Wissenschaftler betrug die freigesetzte Energie rund 500 bis 600 Kilotonnen TNT. Das entspricht der 30- bis 40-fachen Sprengkraft der Atombombe von Hiroshima. Der Meteorit selbst dürfte eine Größe von 20 Meter im Durchmesser gehabt haben.

In den aufgefunden Meteoriten- Segmenten entdeckten nun russische und japanische Forscher das Mineral Jadeit, das in glasige Adern in dem Meteoriten eingeschlossen ist. Die Zusammensetzung des Minerals und die berechnete Kristallisationszeit der Adern legt nahe, dass der Mutterasteroid vor höchstens 290 Millionen Jahren mit einem anderen Asteroiden kollidiert sein muss. Dies berichtet die Tohoku-Universität in Sendai im englischen "Scientific Reports". Nur ein kleines Bruchstück von 10.000 Tonnen Gewicht dieser Kollision, hat nun nach einem langen Flug die Erde erreicht. 76 % des Meteoriten sind bei der Explosion verdampft.

Jederzeit können solche und auch größere Meteoriten auf der Erde einschlagen. In den letzten 15 Jahren sollen nach einer amerikanischen Studie, mindestens 26 großen Meteoriten mit einer Sprengkraft zwischen einer und 600 Kilotonnen TNT die Erdatmosphäre erreicht haben. Viele davon unbeobachtet über dem Meer oder in unbewohntem Wüstengebiet. Sie kommen ohne Vorwarnzeit und haben in jüngster Zeit zum Glück bisher keine großen Schäden auf der Erde angerichtet.

Beobachtet werden im Moment nur die großen Asteroiden und Kometen mit mehreren Kilometer im Durchmesser, die die Menschheit auslöschen könnten. Viele bleiben dabei, wenn sie direkt aus der Sonne kommen, unentdeckt.
Was allerdings für Abwehrmaßnahmen ergriffen werden können, wenn eine Kollision mit der Erde bevorsteht - darüber diskutieren noch die Wissenschaftler.
Das Leben ist und bleibt ein Risiko. Die Natur hat es so eingerichtet und daran werden wir auch nichts ändern. Wir können wohl versuchen das Risiko zu minimieren, aber sicher nicht gänzlich ausschließen.
Anders sieht es mit den vom Menschen herauf beschworenen Risiken aus.

Erdgaslager löst Erdbeben aus


Jetzt steht es offiziell fest. In einem Gutachten des Instituto Geografico Nacional (IGN) war es das unterirdische Erdgaslager an der ostspanischen Mittelmeerküste, das im Herbst 2013 über 400 Erdbeben bis ML4,2 auslöste.
Darüber hatte ich berichtet Erdgasspeicher und Ölbohrung und Vulkan, Erdbeben und Erdölförderung

Es gab damals wohl keine größeren Schäden, aber die Bevölkerung der Provinzen Castellón und Tarragona ist in Angst und Schrecken versetzt worden. Weitere Beben können nicht ausgeschlossen werden.
Es zeigt sich wieder, dass alle menschlichen Eingriffe in die Erdkruste unerwünschte Reaktionen auslösen können. Ob Erdölförderung, Fracking oder geothermische Bohrungen zur Nutzung der Erdwärme wie im Schwarzwald oder bei Basel.
Es ist immer abzuwägen, ob es um die Sicherheit von Menschen geht oder ob die Energiegewinnung oberste Priorität hat. Es sind kalkulierbare und mögliche Risiken die politisch getroffen werden.

Welches Gut ist höher und nutzbringender einzustufen?
Wollen wir genügend und billige Energie und nehmen Bebenschäden in Kauf oder ist uns ein "Bebenfreies Leben" lieber.

Im Grunde entscheidet jeder Mensch für sich selbst. Arbeit, Wohlstand mit genügend Sprit und dieses Risiko ertragen?
Auf Dauer kann die benötigte Energie nicht nur in der Ferne geholt werden. Auch ein Windrad vor der eigenen Haustür muss dann geduldet werden.
Jeder der Energie verbraucht, kann nicht nur auf Kosten und Risiko der "Anderen" diesen Vorteil genießen und deren Vorräte verbrauchen.

Es bleibt jedem die Wahl - morgen ist wieder die Gelegenheit dazu. Es sind in einer Demokratie die "Volksvertreter" die diese Entscheidung treffen und umsetzen.

Ich möchte nicht zu politisch werden, daher noch die aktuelle Entwicklung auf El Hierro:
Gestern zwei schwache Beben bis ML1,2 unter dem Inselmassiv im Südteil. Die Erdstöße kamen aus 12 und 14 km Tiefe.

.. und auch noch dieser Hinweis: Falls Sie damit liebäugeln ihren Wohn- oder Zweitwohnsitz nach La Palma zu verlegen. Ein Freund verkauft sein schönes Haus im Süden der Insel - weitere Infos hier.

Samstag, 5. Oktober 2013

Erdgasspeicher und Ölbohrung - zu leichtfertig geplant ?

NEWS:
7. Oktober - 07.33 Uhr - in der vergangenen Nacht um 23.25 Uhr ein Beben von ML2,2 aus 11 km Tiefe am Tanganasoga und wenige Sekunden später ein ML2,4 Erdstoß an der Küste von La Frontera im Golfo aus 13 km Tiefe. Gestern insgesamt 29 Beben.

5. Oktober - 17.28 Uhr - und weitere Beben folgen um 14.11 Uhr mit ML2,3 und um 15.22 Uhr von ML1,8 aus 11 bzw. 12 km Tiefe unter dem Inselmassiv (Tanganasoga).



Das Prinzip des Erdgasspeicher (hier als Proyecto Castor bezeichnet) im Golf von Valencia zeigen die Grafiken der Betreiberfirma UGS. In einem ausgebeuteten Erdölfeld - 22 km vor der Küste im Mittelmeer - soll ein Reservelager für Erdgas entstehen. Ob es aus ökonomischer Sicht überhaupt sinnvoll ist, erst das Erdöl abzupumpen um nachher wieder den Energiespender Erdgas nachzufüllen, ist mehr als fraglich.
Weltweit gibt es 627 unterirdische Gas Speicher, davon 81 in einem Salzstock. Im Grunde scheint dieses Prinzip auch zu funktionieren. Nur einige Störfälle sind bisher bekannt geworden. Entscheidend ist der Gesteinsaufbau der Erdkruste .. und hier scheint es vor der Küste von Castellon und Tarragona kräftige Probleme zu geben.

Auch gestern wieder ein ML3,7 Beben aus 6 km Tiefe. Es ist die Fortsetzung einer ganzen Bebenserie, seit der Gaseinpressung vor einigen Monaten.

Selbst der zuständige spanische Minister für Industrie José Manuel Soria (ein Canario, ehemals Bürgermeister von Las Palmas und Inselpräsident von Gran Canaria) scheint inzwischen den Ernst der Lage erkannt zu haben.
Er schließt eine direkte Beziehung zwischen der Injektion von Gas in den Castor und den "Mikrobeben" wie er es nennt, nicht mehr aus und hat die Arbeiten gestoppt.
Abgesehen, dass Erdbeben von mehr als ML3,0 keine Mikrobeben mehr sind, musste er nun Einlenken und hat weitere Untersuchungen angekündigt.

Genau dieser Minister forciert die Probebohrungen vor Fuerteventura und hat bereits die entsprechenden Genehmigungen erteilt.
Er ist verantwortlich für die Energieversorgung und damit auch für die entsprechende Bevorratung von Energiereserven.
Als Hindergrundwissen: Soria war vor seiner politischen Laufbahn in der Geschäftsführung eines großen spanischen Energieversorger tätig und verfügt über ein gutes und enges Netzwerk in diese Branche.

Sicher hat Soria als gesamtspanischer Minister im Moment keinen leichten Stand. Ein fast bankrotter Staat und Ölreserven unter den Kanaren. Die Versuchung diese Quellen auszubeuten ist doch zu groß. Zudem liegen diese Ölvorkommen im Grenzgebiet zwischen Spanien und Marokko. Wenn nicht Spanien, dann wird eben Marokko das Ölfeld ausbeuten.

Den kleinen aber entscheidenden Unterschied und die möglichen Risiken einer Ölförderung, finden wir in der Geologie des Untergrundes.

Wenn es schon im Golf von Valencia ohne aktive Vulkane diese Probleme und die Beben gibt, wird das Risiko in einem Hotspot herum zu bohren - sicher nicht weniger.
Anmerkung: Auch um Valencia gibt es alte Vulkane, wie Kommentare hier und auf Facebook erläutert haben.

Nach den Expertisen von IFM-Geomar verläuft wahrscheinlich genau unter dem Erdölfeld ein magmafördernder Korridor Richtung afrikanischer Küste (Grafik: S.Duggen).
Die möglichen Folgen wären dann nicht nur stärkere Erdbeben sondern vielleicht auch eine Initialzündung für einen Magmaaufstieg. Nicht unbedingt an der Ölförderstelle, aber auf einer benachbarten Insel.

Diese Risiken sind noch nicht genügend untersucht worden. Ob überhaupt eine gewissenhafte wissenschaftliche Beurteilung dieser Situation abschließend möglich ist, halte ich für unwahrscheinlich. Dafür fehlt zur Zeit noch das Wissen und die technischen Voraussetzungen.

Es wird ein Experiment mit offenem Ausgang. Zunächst ist es ja nur eine Probebohrung. Wenn dafür aber bereits jetzt über eine Milliarde Euro von der Ölindustrie eingesetzt wird, soll es dabei bestimmt nicht bleiben und eine intensive Ölförderung folgen. Investitionen sollen sich schließlich auch auszahlen.

Der Minister Soria wird sich seine Sympathien verspielen. Die meisten Insulaner verweigern ihm bereits jetzt ihre Gefolgschaft. Stoppt er das Projekt - wird er wahrscheinlich die Konzerne verärgern und die längste Zeit Minister gewesen sein.

Kein leichtes Spiel. Wenn ich so die Artikel und Beiträge zur Ölbohrung hier auf den Inseln verfolge, wird als Hauptgrund der Ablehnung, die möglichen Folgen einer Umweltverschmutzung durch austretendes Erdöl angeführt. Der Wirtschaftsfaktor Tourismus und damit Arbeitsplätze werden dann gefährdet.

Erdbeben und das vulkanische Risiko sind noch nicht groß in die Diskussion eingeflossen.

Nun sind wir wieder auf El Hierro angekommen.
Gestern gab es 12 Beben bis ML2,2. Wie die IGN Grafik (unten) der letzten drei Tage zeigt, verlagern sich die Erdstöße nun Richtung Süden (gelb). Auch an der Westspitze der Insel (rot) kam ein Beben aus 20 km Tiefe.
Heute bereits 6 Beben, darunter ein ML2,3 Erdstoß um 10.25 Uhr aus 10 km Tiefe in Nähe des Tanganasoga (noch nicht auf der Karte verzeichnet).



Auch auf El Hierro ist Minister Soria nun zum Streitpunkt geworden. Es geht nicht um Gasspeicher oder Erdöl, aber auch um Energie.
Hier verweigert er seine Genehmigung zur Inbetriebnahme des alternativen Wind/Wasser Energieprojekt " - dem Vorzeigemodell der Insel ... und die Gemüter kochen hoch.
Dazu aber in den nächsten Tagen mehr.