14.01 Uhr - Beben um 11.16 Uhr mit ML2,0 in 11 km Tiefe/Golf
um 11.54 Uhr mit ML2,7 in 20 km Tiefe/Westspitze
Der jüngste Bebenschwall im Golfo scheint abzuklingen. Gestern gab es nur noch 4 Beben. Wobei sich einige Erdstöße schon wieder in 20 km Tiefe unter der Westspitze ereigneten. Was bleibt also festzuhalten: Es befindet sich im Ausläufer des Berg Tanganasoga im Gebiet um Sabinosa im Golfo eine Magmaschicht bzw. ein Magmakanal in nur 10 km Tiefe. An der südlichen Westflanke um den Leuchtturm sind keine Tiefenveränderungen erfolgt. Hier spielt sich alles weiter um die 20 km Tiefe ab. Dieser Vulkan hat schon eine Ausdauer. Die Aktivitäten dauern inzwischen über ein Jahr an und sind für kanarische Verhältnisse extrem lang. Vergangene kanarische Vulkane haben meist bereits nach 3 Monaten Aktivitätsphase ihren Spuk beendet. Aber Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel.
Auch das trockene und heiße Wetter macht uns zu schaffen. Gerade ist der letzte Waldbrand auf der Nachbarinsel La Gomera mühevoll unter Kontrolle gebracht worden, rollt schon der nächste Calima heran. Ab Dienstag soll es Temperaturen zwischen 35 - 37 C° mit kaum messbarer Luftfeuchtigkeit geben. Vom Wetterdienst AEmet wurde für alle Westinseln die Warnstufe "Gelb" heraus gegeben. Die Waldbrandgefahr steigt damit wieder extrem an. Ein Funke genügt und der Wald steht in Flammen. Bereits zweimal in diesem Sommer wurden alle Westinseln, mit Ausnahme von El Hierro, von großen Waldbränden heimgesucht. Viele Häuser und wertvolles Busch- und Baumland wurden dabei vernichtet - und die ersten Regenfälle können wir frühestens im Oktober erwarten.
Dem noch nicht genug. Ein tropischer Wirbelsturm nähert sich über den Atlantik unseren Inseln (Karte). Noch liegt er südwestlich der Azoren - nimmt aber südlichen Kurs. Hoffen wir nur, daß er sich abschwächt und uns verschont. Mit Schrecken erinnern sich noch viele Canarios an einen Hurrikan vor 8 Jahren der große Schäden hier hinterlassen hat.
Warum werden wir im Augenblick von allen möglichen Naturgewalten bedroht ?
Liegt es an der geographischen Lage? Liegt es an uns Menschen? Warum nur?
Fragen die sich nicht so einfach beantworten lassen und Nachdenklichkeit und damit Angst wecken.
Zum Thema Angst und Angstbewältigung lassen wir einmal Karin Kamm aus El Hierro zu Wort kommen:
El Hierro tanzt auf dem Vulkan, ganz entspannt im Hier und Jetzt
Unter der Insel zirkuliert Magma, im Moment nicht in 20 km Tiefe, sondern nur 10 km trennen uns von der glühenden Masse. Da ich ja immer informiert sein möchte, klicke ich online auf IGN, avcan, earthquaeke und Manfreds Block, bin auf dem neusten Stand und nun gibt es mehrere Möglichkeiten.
-Verfluche mich selbst dafür, dass ich vor fast 30 Jahren so blauäugig sein konnte, meinem geliebten Hamburg endgültig den Rücken gekehrt zu haben um mich auf der kleinsten Kanareninsel, ohne Industrieverschmutzung, Atomkraftwerke, Stress und Hektik in fast unberührter Natur bei angenehmen Temperaturen niederzulassen. Habe hier ganz tiefe Wurzeln geschlagen, bin glücklich und lebe so, wie es mir gefällt. Dann brach im vergangenen Jahr für alle völlig unerwartet nach einer Zitterpartie zahlreicher Beben, Tunnelsperrungen, Evakuierungen u.s.w. in La Restinga unter Wasser der Vulkan aus . Stellte entsetzt fest, dass ich bei meiner Lebensplanung, wie die meisten Einwohner, keinen Totalverlust von Hab und Gut einkalkuliert habe, obwohl wir auf einer Insel vulkanischen Ursprungs leben. Die Drohung, dass das "Pulverfass" hochgehen könnte lässt mich nicht mehr schlafen, bei jeder düsteren Prognose die ich aus dem Internet fische, zucke ich zusammen, deshalb ziehe ich meine Konsequenzen und gehe wieder dorthin zurück, wo ich hergekommen bin, in die norddeutsche Tiefebene.
-Backe mir ein Ei auf die Medien, stöpsel meinen PC aus, einen Fernseher habe ich sowieso nicht und widme mich der Alltagsbewältigung, was bei der schlimmsten Dürrekatastrophe, seit 1948, tiefster Ebbe in der Kasse, unserer neuen Regierung mit absoluter Mehrheit, der gesamtspanischen und mundialen Krise, den schrecklichen Bränden auf den Nachbarinseln schon anstrengend genug ist. Nachts sinke ich erschöpft ins Bett und schlafe tief und traumlos. Der Vulkan..welcher Vulkan? Merke seit Monaten nur ganz selten ein leichtes Wackeln. Wieso haben einige Leute eigentlich Panik?
-Sommer auf El Hierro, ich geniesse jeden Tag ganz intensiv und bin begeistert von dem üppigen kulturellen Angebot, den zahlreichen Fiestas, Ausstellungen und Konzerten. Lasse mich von der Lebensfreude der Herreños anstecken, vorgestern Konzert von Rosanna mit anschliessendem Tanz in weiss, gestern nachmittag Sportspektakel im Meer vor La Caleta, bei Dunkelheit das beeindruckende Feuerwerk über Tamaduste und zum Ausklang Dorffest in Echedo. Die Organisation ist oft mehr als chaotisch, was die Lebensfreude aber in keinster Weise einschraenkt. Zum Thema Vulkan habe ich gelernt, dass der Mensch nichts unter Kontrolle hat, Leben ist Risiko, hier und ueberall sonst auf der Welt,.Wir sind wie Sandkoerner am Strand, die der Wind jederzeit hochwirbeln kann und Sicherheit ist eine Illusion. Werde weiterhin ab und zu meine Vulkaninformationsquellen anzapfen und zur gegebenen Zeit die noetigen Vorkehrungen treffen, aber Angst wird mir niemand mehr einjagen.
