Auch in Südhessen macht man sich Gedanken. Innerhalb weniger Wochen nun das dritte spürbare Beben. Am vergangenen Sonntag, dem 8.6.14 um 16.15 Uhr ein ML3,1 Erdstoß aus 5 km Tiefe bei Ober-Ramstadt. So wurde es vom Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) von dem auch die Grafiken stammen, gemessen. Das GFZ, Potsdam kommt gar auf eine Stärke von ML3,2 aus 10 km Tiefe. Nach dem doch kräftigen Erdstoß von Ende März 2014 mit ML4,2 setzt sich also der Bebenreigen fort.
So wurde das Pfingssonntag-Beben vom Seismografen (links) aufgezeichnet. Es sind keine Schwarm- sondern Einzelbeben mit leichten Nachbeben. Die Anwohner in der Region sind natürlich beunruhigt. Mehrere Mails oder so wie im Kommentar (Auszug) von gestern bringt dies zum Ausdruck:
"Nun hatten wir gestern nachmittag schon das 4. Beben im Großraum Darmstadt innerhalb von nur 9 Wochen. Die Stärken werden als relativ gering, knapp über 3, angegeben (bis auf eines über 4). Man sollte diese Beben eigentlich kaum wahrnehmen. Fakt ist aber, dass es zuerst einen sehr lauten dumpfen Knall gibt, dann fängt alles an zu wackeln, die Fußböden oder gestern die Terrasse "buckeln". In den Medien wird das alles verniedlicht und klein geredet, "alles völlig normal für dieses Gebiet". Das stimmt so aber nicht: Ich lebe seit 50 Jahren hier, und habe nie so etwas erlebt, meine Eltern sind beide weit über 70 Jahre alt und auch sie sagen, das gab's noch nie. Es gibt keine Aufklärungt oder Hintergrundinfo durch die Medien, wodurch das Ganze ausgelöst sein könnte. Die zeitlichen Abstände der Beben verkürzen sich: Vom 1. zum 2. waren es rund 6 Wochen, dann 2 Wochen, dann 1 Woche. Viele glauben, dass das etwas mit den Tiefbohrungen im hessischen Ried zu tun haben könnte, aber, tiefes Schweigen in den Medien."
Grundsätzlich werden Beben vom Menschen ab ML3,0 wahrgenommen. Von sensible Personen auch schon darunter. Findet ein Beben in geringer Tiefe wie z.B. 5 km statt, ist oft auch akustisch ein Knall oder Grollen zu hören.
Wenn Gesteinschichten brechen oder in Hohlraume abstürzen erzeugen sie nicht nur eine Erschütterung sondern auch ein hörbares Geräusch. Je näher man am Epizentrum wohnt, desto lauter.
Die Region in Südhessen ist kein aktives Vulkangebiet wie im Chebgraben an der tschechischen Grenze.
Es sind tektonische Beben die normal an den Rändern der Kontinentalplatten auftreten. Südhessen liegt aber nicht an so einem Plattenrand. Es ist aber eine Senkung auf der Eurasischen Platte - dem Oberrheingraben. Dieser Graben führt an der Bergstraße entlang. Hier kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Verwerfungen und Senkungsbeben. Die Karte (HLUG) zeigt die Häufigkeit und Lage der Beben.
Im Oberrheingraben dehnt sich die Erdkruste durch die Aufwölbung der Erdmantelgrenze. Das erhöht den Wärmefluss. Der Untergrund ist hier bereits in geringer Tiefe heiß. Die Wärmekarte links zeigt mit grün/gelber Verfärbung den wärmsten Untergrund in Südhessen. In Deutschland liegt im Durchschnitt der geothermische Gradient bei 30°C in 1000 Meter Tiefe - und hier bei 60°C. Es ist natürlich verlockend und auch sinnvoll diese Heizquelle anzuzapfen. Natürliche Wärmequellen als Geothermie nutzbar gemacht, spart Heizöl und macht vielleicht unabhängig.
Aber alles hat zwei Seiten. Es müssen Bohrungen ausgebracht werden, Wasser oder Gas wird in den Untergrund gepumpt oder dem Boden entnommen. Es werden unbekannte Gesteinschichten oder Kammern angebohrt. Ist es eine geologisch stabile Region dürfte der Versuch gelingen.
Aber es gibt auch genügend Beispiele wo ein Desaster damit herauf beschworen wurde. Im baden-württembergischen Staufen wurden durch Bohrungen zur Erdwärmenutzung Wasser in gipshaltige Erdschichten umgeleitet. Der Gips quoll in die Höhe und verursachte große Schäden an den Häusern - zum Nachlesen RP-Online.
Auch in Basel oder St.Gallen gab es bei Tiefenbohrungen große Probleme - siehe Tagblatt. Hier erfolgten und das ist nachgewiesen, durch diese Bohrungen Erdbeben.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Orte wie bei Alicante in Südspanien oder in den USA - einfach links in der Seitenleiste unter "Archiv durchsuchen" Stichwort "Geothermie" eingeben.
Mir ist jetzt nicht bekannt was in Südhessen genau "Gebohrt" wird. Es kann aber sein, dass durch Tiefenbohrungen oder Untertagebau Senkungsbeben beschleunigt oder gar ausgelöst werden. Jeder Eingriff in die Natur durch den Menschen hat über kurz oder lang auch eine Reaktion zur Folge - und das können auch kräftige Erdbeben sein.
Es stellt sich natürlich auch die Frage: Wie viel Risiko nehme ich in Kauf um an günstige und eigene Energie zu kommen ?
Das müssen aber die Politiker und Menschen direkt vor Ort entscheiden.
Soviel aus meiner Sicht zu Südhessen.
Über El Hierro gibt es im Moment nicht viel zu berichten. Nur einige kleine Beben bis ML1,5 im Südwesten.
Am 27. Juni 2014 soll nun endlich das Regenerative Energieprojekt Gorona - 100 % Strom aus erneuerbarer Energie - auf der Insel eingeweiht werden. Dazu gibt es natürlich von mir dann eine Chronik und einen ausführlichen Bericht.
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