Montag, 6. Januar 2014

Vulkan - GPS als Frühindikator

NEWS:
16.16 Uhr - um 14.06 Uhr ein ML2,3 Beben aus 12 km Tiefe vor der Westspitze.

Ein Blick auf die Bebenentwicklung der vergangenen 30 Monate um El Hierro. Seit dem Auftakt der Vulkanaktivität am 19.7.2011 hat die IGN bis heute 21.029 Beben bis ML5,1 gezählt. Ohne große Unterbrechung arbeitet seitdem das Magma an seinem Aufstieg. Nur Ende 2011 hat das Magma es bei der Eldiscreto Eruption an die Meeresboden- Oberfläche geschafft. Es ist seit dem Vulkanausbruch auf Lanzarote im 18. Jahrhundert - er brauchte fast 6 Jahre, die längste Aktivitätsphase auf den Kanaren. Die letzten Vulkane auf La Palma 1949 und 1971 hatten nach 3 Monaten ihre aktive Phase abgeschlossen und sind seitdem ruhig. Auch die Ausdehnung der Magmakammer, die früher wegen fehlender Messeinrichtungen nicht so klar umrissen werde konnte, ist beachtlich. 40 Kilometer Ausdehnung von West nach Ost und rund 30 Kilometer nach Norden.
Wenn es in den ersten Tagen des Neuen Jahres bisher mit Beben ruhig blieb (gestern nur ein ML2,3 Erdstoß), spricht die Aufzeichnung der Bodenverformung eine andere Sprache. Rund 8 cm ist wie auf der GPS Grafik links die vertikale Verformung z.B. am Messpunkt El Pinar im Südteil der Insel seit Mitte Dezember 2013 angewachsen ... und sie bleibt stabil. 

Auf der Nagoya Grafik ist der zeitliche Druckanstieg seit Anfang 2012 gut zu erkennen. Nach der Eldiscreto Eruption lagen wir bei -8 cm. Mit jedem neuen Magmaeinschuss und den dadurch entstandenen Bebenschwalls stieg die Kurve in Schüben kontinuierlich immer weiter an. Eine wesentliche Entlastung findet nicht statt. Heute liegen wir bei mindestens +12 cm Aufwölbung. Insgesamt also 20 cm vertikale Verformung.

Dies mag nun noch eine Weile so weiter gehen. Je höher aber der Innendruck wird, desto heftiger auch die Beben. Es ist eine trügerische Ruhe und an der Inseloberfläche nicht zu bemerken.

Nur empfindliche Messgeräte, die es in früheren Jahren noch nicht gab, können diese Veränderungen feststellen und lassen ungefähre Prognosen für die Zukunft zu. GPS Oberflächen Vermessungen sind also ein wichtiger Frühindikator.

Wann und wo der Mantel genau bricht, sagen diese Daten jedoch nicht aus. Es liegt an der Festigkeit des Gesteinaufbau, wie homogen ist die Struktur der Hülle, gibt es bereits Risse oder Hohlräume in die das Magma eindringen kann, wie viel Tonnen Druck hält es noch aus und noch mehr unbekannte Faktoren.

Die Seismografen schlagen aus

Wenn in der kommenden Nacht die El Hierro Seismografen starke tremorähnliche Ausschläge aufzeichnen, liegt es am Atlantik. Starke Brandung mit bis zu 6 m hohen Wellen werden an die Küste anschlagen und sie in Schwingung versetzen. Der staatliche Wetterdienst AEmet hat die Wetterwarnstufe für die Westinseln von heute 17.00 Uhr bis Dienstagvormittag 9.00 Uhr auf "Orange" gesetzt. Die starke Brandung kommt aus Nordosten.

Wo und wie der starke Wellengang zustande kommt - ist mir ein Rätsel. Hier ist es heute und nach den Prognosen auch in den nächsten Tagen fast windstill und sonnig. Erst am kommenden Donnerstag soll es bis 30 L/m² Regen geben. Die Schneefallgrenze fällt auf 1900 m, so dass auch unser Roque de los Muchachos (2426 m) erstmals in diesem Winter eine weiße Scheekappe bekommen wird.

6 Kommentare:

  1. Auf der Website

    http://www.oceanweather.com/data/

    kann man gut sehen, wo hoher Wellengang herrscht, wie stark er ist und wohin die Strömung ihn treibt. Meist kommen die die Wellenzonen, die hohe Brandung in Westeuropa (bis hinunter zu den Kanaren) verursachen, aus Nordamerika. Zur Zeit treibt wieder eine solche gewaltige Zone auf die britischen Inseln, Frankreich, Spanien und Portugal zu. Und beinflusst eben auch die südlicher gelegenen Kanaren.

    Ich mag es, wenn die Brandung an die lanzarotenische Westküste donnert, das ist ein sehenswertes Schauspiel. Leider sind wir zur Zeit in Deutschland, da gibt's statt Wellen nur graue Wolken.

    Monika aus Hessen

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  2. Hallo Herr Betzwieser,

    ich komme gerade von einem 2-Wochenurlaub von El Hierro zurück und habe die Folgen des Erdbebens gesehen.
    Nach den heftigen Regenfällen war die Straße Abzweig Faro de Orchilla/Playa del Verodal bis Verodal gesperrt.
    Nach dem beben bis Pozo de la Salut gesperrt. Auf der Fahrbahn lagen zum Teil tonnenschwere Fels- und Gesteinsbrocken. An einer Stelle, an der die Straße ganz dicht am Meer entlangführt, schien sie regelrecht weggerissen zu sein. Überall tiefe und große Risse und Krater.
    Auch zwischen Sabinosa und Los LLanillos war die Straße gesperrt.
    Weiterhin bemerkenswert erschien mir, dass der Bau des Kongresszentrums neben dem Mirador de la Pena fast fertig ist. das hat El Hierro ja auch ganz dringend gebraucht, während das Gorona-Projekt offenbar aufgegeben worden ist.

    Herzliche Grüße aus Berlin

    Helmut Boy

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  3. Merkwürdig, dass das Beben von heute Mittag bei IGN keinen sichtbaren Ausschlag gegeben hat. Sieht alles gleich aus, so wäre gar nichts gewesen.

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  4. Am besten hier schauen da gibt es noch mehr Infos:
    http://webcams.volcanodiscovery.com/

    Oben links auf El Hierro stellen.

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    1. Super Info Denis !
      Vielen Dank

      Thomas/Obb

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    2. was auch noch ein neueres und sehr praktisches Tool zur Vulkanfrüherkennung ist, nennt sich MODIS TERMAL ALERT und ist auf der website
      http://modis.higp.hawaii.edu/cgi-bin/modis/modisnew.cgi
      zu finden.Ich klicke es sehr häufig an für meine Webseiten berichte, es misst einfach per Satellit die Wärmestrahlung, die manchmal ( z B in den Sa Anden) von einer ganzen Region um den Vulkan herum und vom Kegel selbst ausgeht . Die Wärmebilder werden alle 7 Tage aktualisiert Bei El Hierro zeigt MODVOLC La Gomera, El Hierro und La Palma. Das aktuelle aber etwas niedrig aufgelöste Bild zeigt keine rote Färbung auf El Hierro, und/aber (nur?)eine leichte Rotfärbung auf dem Bergrücken von La Palma sowie im zentralen Garajonay auf La Gomera. H Betzwieser schrieb dass die Magmakammer doch auf stattliche 8 km Durchmesser geschätzt wird. Da die wenigen tremors alle immer noch aus 10- 16 km Tiefe kommen, darf man wohl vermuten dass die Magmakammer noch lange nicht voll ist ( passt ja Einiges rein). Zur Oberfläche aufsteigen ( infolge physikalischen Auftriebes) wird sie ja erst wenn die Magmakammer selbst voll ist und nicht wieder wie im März 2013 offenbar der Nachschub aus dem Erdmantel versiegt. Da fragte ich mich auch ( bzw einen experten bei earthquake-report.com- einer auch sehr empfehlenswerten website wo Sie Herr Betzwieser sogar heute erwähnt werden) ; was bewirkt also die Anhebung der Insel (engl. "inflation" genannt) wenn sich unterhalb der Insel selbst noch gar keine Magma angesammelt hat. Hebt die Magma die ganze Insel( ächz!) aus 10- 15 km Tiefe an oder sind es eher oder auch Gase die durch das aufsteigende Magma verdrängt werden? z. B Wasserdampf kann bekanntlich nahezu jeden denkbaren Druck aufbauen.Hierzu fällt auf, dass der GPS Graph darauf abzielt die langfristige Verformung der Insel darzustellen, nicht aber die ständigen Auf und Abbewegungen ( um bis zu 2 cm pro Tag) mit der das zumindest seit Januar 2014 geschieht. die Frage hierzu war: ist das rythmische auf und ab was man ja offenbar erst dieses Mal beobachten kann vielleicht eher eine art "Venting" also eine Entlüftung wie bei einem Dampfkochtopf ? Antwort steht noch aus und wird dann mitgeteilt. Schönen Tag auch noch ( übrigens: ziemlich viele Wolken auf den Kanaren , wo doch normalerwiese um diese Zeit fast inurdie Sonne scheint)
      H Hummel
      MÜnchen

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