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7. Oktober - 07.33 Uhr - in der vergangenen Nacht um 23.25 Uhr ein Beben von ML2,2 aus 11 km Tiefe am Tanganasoga und wenige Sekunden später ein ML2,4 Erdstoß an der Küste von La Frontera im Golfo aus 13 km Tiefe. Gestern insgesamt 29 Beben.
5. Oktober - 17.28 Uhr - und weitere Beben folgen um 14.11 Uhr mit ML2,3 und um 15.22 Uhr von ML1,8 aus 11 bzw. 12 km Tiefe unter dem Inselmassiv (Tanganasoga).
Das Prinzip des Erdgasspeicher (hier als Proyecto Castor bezeichnet) im Golf von Valencia zeigen die Grafiken der Betreiberfirma UGS. In einem ausgebeuteten Erdölfeld - 22 km vor der Küste im Mittelmeer - soll ein Reservelager für Erdgas entstehen. Ob es aus ökonomischer Sicht überhaupt sinnvoll ist, erst das Erdöl abzupumpen um nachher wieder den Energiespender Erdgas nachzufüllen, ist mehr als fraglich.
Weltweit gibt es 627 unterirdische Gas Speicher, davon 81 in einem Salzstock. Im Grunde scheint dieses Prinzip auch zu funktionieren. Nur einige Störfälle sind bisher bekannt geworden. Entscheidend ist der Gesteinsaufbau der Erdkruste .. und hier scheint es vor der Küste von Castellon und Tarragona kräftige Probleme zu geben.
Auch gestern wieder ein ML3,7 Beben aus 6 km Tiefe. Es ist die Fortsetzung einer ganzen Bebenserie, seit der Gaseinpressung vor einigen Monaten.
Selbst der zuständige spanische Minister für Industrie José Manuel Soria (ein Canario, ehemals Bürgermeister von Las Palmas und Inselpräsident von Gran Canaria) scheint inzwischen den Ernst der Lage erkannt zu haben.
Er schließt eine direkte Beziehung zwischen der Injektion von Gas in den Castor und den "Mikrobeben" wie er es nennt, nicht mehr aus und hat die Arbeiten gestoppt.
Abgesehen, dass Erdbeben von mehr als ML3,0 keine Mikrobeben mehr sind, musste er nun Einlenken und hat weitere Untersuchungen angekündigt.
Genau dieser Minister forciert die Probebohrungen vor Fuerteventura und hat bereits die entsprechenden Genehmigungen erteilt.
Er ist verantwortlich für die Energieversorgung und damit auch für die entsprechende Bevorratung von Energiereserven.
Als Hindergrundwissen: Soria war vor seiner politischen Laufbahn in der Geschäftsführung eines großen spanischen Energieversorger tätig und verfügt über ein gutes und enges Netzwerk in diese Branche.
Sicher hat Soria als gesamtspanischer Minister im Moment keinen leichten Stand. Ein fast bankrotter Staat und Ölreserven unter den Kanaren. Die Versuchung diese Quellen auszubeuten ist doch zu groß. Zudem liegen diese Ölvorkommen im Grenzgebiet zwischen Spanien und Marokko. Wenn nicht Spanien, dann wird eben Marokko das Ölfeld ausbeuten.
Den kleinen aber entscheidenden Unterschied und die möglichen Risiken einer Ölförderung, finden wir in der Geologie des Untergrundes.
Wenn es schon im Golf von Valencia ohne aktive Vulkane diese Probleme und die Beben gibt, wird das Risiko in einem Hotspot herum zu bohren - sicher nicht weniger.
Anmerkung: Auch um Valencia gibt es alte Vulkane, wie Kommentare hier und auf Facebook erläutert haben.
Nach den Expertisen von IFM-Geomar verläuft wahrscheinlich genau unter dem Erdölfeld ein magmafördernder Korridor Richtung afrikanischer Küste (Grafik: S.Duggen).
Die möglichen Folgen wären dann nicht nur stärkere Erdbeben sondern vielleicht auch eine Initialzündung für einen Magmaaufstieg. Nicht unbedingt an der Ölförderstelle, aber auf einer benachbarten Insel.
Diese Risiken sind noch nicht genügend untersucht worden. Ob überhaupt eine gewissenhafte wissenschaftliche Beurteilung dieser Situation abschließend möglich ist, halte ich für unwahrscheinlich. Dafür fehlt zur Zeit noch das Wissen und die technischen Voraussetzungen.
Es wird ein Experiment mit offenem Ausgang. Zunächst ist es ja nur eine Probebohrung. Wenn dafür aber bereits jetzt über eine Milliarde Euro von der Ölindustrie eingesetzt wird, soll es dabei bestimmt nicht bleiben und eine intensive Ölförderung folgen. Investitionen sollen sich schließlich auch auszahlen.
Der Minister Soria wird sich seine Sympathien verspielen. Die meisten Insulaner verweigern ihm bereits jetzt ihre Gefolgschaft. Stoppt er das Projekt - wird er wahrscheinlich die Konzerne verärgern und die längste Zeit Minister gewesen sein.
Kein leichtes Spiel. Wenn ich so die Artikel und Beiträge zur Ölbohrung hier auf den Inseln verfolge, wird als Hauptgrund der Ablehnung, die möglichen Folgen einer Umweltverschmutzung durch austretendes Erdöl angeführt. Der Wirtschaftsfaktor Tourismus und damit Arbeitsplätze werden dann gefährdet.
Erdbeben und das vulkanische Risiko sind noch nicht groß in die Diskussion eingeflossen.
Nun sind wir wieder auf El Hierro angekommen.
Gestern gab es 12 Beben bis ML2,2. Wie die IGN Grafik (unten) der letzten drei Tage zeigt, verlagern sich die Erdstöße nun Richtung Süden (gelb). Auch an der Westspitze der Insel (rot) kam ein Beben aus 20 km Tiefe.
Heute bereits 6 Beben, darunter ein ML2,3 Erdstoß um 10.25 Uhr aus 10 km Tiefe in Nähe des Tanganasoga (noch nicht auf der Karte verzeichnet).
Auch auf El Hierro ist Minister Soria nun zum Streitpunkt geworden. Es geht nicht um Gasspeicher oder Erdöl, aber auch um Energie.
Hier verweigert er seine Genehmigung zur Inbetriebnahme des alternativen Wind/Wasser Energieprojekt " - dem Vorzeigemodell der Insel ... und die Gemüter kochen hoch.
Dazu aber in den nächsten Tagen mehr.
Lieber Manfred
AntwortenLöschenHerzlichen Dank für die sachliche Ausführung zu den Problemen in Spanien und den Kanaren. Es ist ja schon verückt, dass man immer noch nicht verstanden hat, dass ein Klimawandel ansteht und weiter wird an den fossilen Brennestoffen herum gemacht.
Un auf El Hierro wäre ein Vorzeigeobjekt, dass Arbeit und Wohlstand nach Spanien bringen könnte.
Leider habe ich damit meine grosse Mühe und hoffe, dass die Bürger sich wehren werden. In der heutigen Zeit mit den erneuerbaren Energien macht es keinen Sinn mehr, auf Biegen und Brechen komm raus, an diese alten Technologien herumzuwerkeln.
Freue mich auf Deine weiteren Informatioen und herzlichen Dank.
Carlos aus Wittenbach CH
Als ich die Graphik sah fiel mir auf, dass der Magmatunnel nach Afrika einen Abwärtstunnel benötigt. Dieser fehlt in der Graphik. Dafür gibt es eine Absinkende Platte. Ohne Abwärtztunnel wäre das Magma im Tunnel schon vor Jahrmillionen erkaltet
AntwortenLöschenDenn wenn er existiert, hat man einen Konvektionsring und die Vulkane im Atlasgebirge sind nicht erloschen.
BG