NEWS: Zwei neue Beben um 10.57 Uhr und um 11.01 Uhr mit je ML1,6 in 17 bzw. 23 km Tiefe im Golfo/Westspitze.
Auch wenn die Wirtschaftskrise oder hier schlicht "Crisis" genannt, kein spezifisches El Hierro Problem ist, sind doch gerade die Kanarischen Inseln und damit auch El Hierro besonders hart betroffen.
In Deutschland wird man immer erst auf Spanien wieder aufmerksam, wenn dramatische Dinge wie im Moment die "Bankia" Rettung mit 23 Milliarden Euro anstehen. Erst dann sorgen Schlagzeilen für neue Aufmerksamkeit und es wird wieder bewusst, auf welchen desolaten Füßen die spanische Wirtschaft überhaupt steht. 23 Milliarden hier, weitere Milliarden dort - insgesamt schätzt man den Finanzbedarf der spanischen Banken in den nächsten Wochen auf über 100 Milliarden Euro. Auch hier sind leider die Banken "Systemrelevant". Ohne sie und ohne Rettungssubventionen steht der spanische Staat sonst über kurz oder lang vor dem endgültigen "Aus". Mit katastrophalen Folgen!
Der stolze Spanier schreit nicht sofort nach dem Euro Rettungsschirm und lehnt ihn zunächst wie gestern vom spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy „Es wird für die spanischen Geldhäuser keine europäische Rettungsaktion geben" ab.
Zunächst ab - keiner muß ein Prophet sein um vorherzusagen, daß diese Geste in wenigen Wochen Makulatur ist. Dann wird man die Euro Milliarden nehmen, gerne nehmen - einfach weil man sie dringend braucht.
Zunächst wird aber erst einmal kräftig gespart und gekürzt. Wenn auch viel zu spät und oft an der falschen Stelle. Kürzungen im Gesundheits- und Sozialwesen, in der Bildung und auch bei den Subventionen. Während dessen steigt die Arbeitslosigkeit weiter und besonders bedenklich die Jugendarbeitslosigkeit. Die Quote liegt hier bei über 50% und das Spanienweit. Eingespart werden sollen deses Jahr so 25 Milliarden Euro. Fast genau die Summe die gestern der Bankia-Rettung zur Verfügung gestellt wurde.
Was hat das alles nun mit El Hierro zu tun ?
Die Kanaren und besonders die westlichen Inseln La Palma, La Gomera und El Hierro hängen am Geldtropf von Madrid. Ohne diese Mittel ist der heutige Lebensstandart nicht mehr aufrecht zu halten. Kam das meiste Geld in der Vergangenheit aus den EU Fonds über den Umweg Madrid auf die Inseln, ist jetzt diese Quelle ausgetrocknet.
Die tragende Säule des Wohlstandes, die Bauwirtschaft ist weggebrochen und der Tourismus hatte nie den großen Stellenwert wie etwa auf Teneriffa, Gran Canaria oder den östlichen Inseln.
Die Landwirtschaft sorgte in der Vergangenheit für Arbeit und ein bescheidenes Leben. Zumindest konnte die Inselbevölkerung mit eigenen Nahrungsmitteln versorgt werden. Heute kommen die Kartoffeln aus Irland, der Apfel aus Chile und das Geflügel aus Brasilien.
Dafür hat man wunderschöne Strassen, ein Tunnel, einen Flugplatz, zwei Häfen, riesige Miradore, einen fast unbenutzten Freizeitpark, ein Erlebnisbad und ein halb fertiges Kongresszentrum und demnächst noch kostenlosen Internetempfang - um nur einige Dinge beim Namen zu nennen.
Alles tolle Sachen, herrlich anzuschauen - man ist Stolz auf seine Insel. Zu Recht, man hat aus dem herbeiströmenden Geld etwas geschaffen.
Nur einen kleinen Haken hat die ganze Beton- und Technikwelt. Sie ist nicht nachhaltig und schafft keine dauerhaften Arbeitsplätze und kein geregeltes Einkommen und Essen kann ich es auch nicht. Sie kosten stattdessen Unterhalt, wenn ich sie nicht dem Verfall Preis geben möchte - und das Geld hat die Insel nicht.
Was nützen all diese Objekte, wenn kein Tourist kommt um sie zu bewundern. Die Fähr- und Flugpreise steigen. Verbindungen werden gestrichen und der Flugplan ausgedünnt. Ohne weitere Subventionen wird keine private Firma unrentable Strecken weiter bedienen.
Die An- und Abreise für den Gast wird immer umständlicher und beschwerlicher. Nur wenige tun sich dies an. So wird man keinen Tourismusboom erreichen.
Jetzt schließt sich unser Kreislauf. Ohne weiteres Geld aus Madrid sind viele getätigten Investitionen nutzlos und ohne nachhaltige Wirkung - und Madrid ist Pleite.
Es stellt sich natürlich jetzt die Frage, warum ein Politiker nicht etwas weiter denkt und versucht sich die Zukunft realistisch vorzustellen. Nicht durch die rosarote Brille, sondern mit logischem Menschenverstand und etwas visionären Weitblick. Davon kenne ich auf El Hierro nur einen Politiker. Javier Morales, Wirtschaftsdezernent und ehemaliger Vizepräsident der Inselregierung und Vordenker und "Vater" des regenerativen Energieprojekt "Garona del Viento ".
Erst belächelt, heute genau beobachtet und in einigen Jahren sicher Symbolfigur für Nachhaltigkeit und Visionär und vielleicht bald Ehrenbürger der Insel. Davon bin ich überzeugt und davon hätte man in den "fetten Jahren" noch mehr gebraucht. Jetzt ist es dafür zu spät.
Warum erzähle ich Ihnen diese Geschichte - weil sie interessant ist und die verpasste Chance widerspiegelt. Dieses Beispiel ließe sich beliebig auf La Gomera oder La Palma und vielleicht auch noch auf andere Inseln anwenden.
Als das Geld noch floß wurde es verprasst und verbaut ohne an die Zukunft zu denken. Vor allem nicht an die Zukunft der Kinder. Die Zukunft umfasste vielleicht 4 Jahre bis zur nächsten Wahl. Nach mir die Sintflut war wahrscheinlich das Leitmotiv. Diese Sünden rächen sich nun schmerzlich.
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