Freitag, 20. Januar 2012

EL Hierro Vulkan - bisher 145 Millionen m³ Lava ausgestossen !

NEWS:
Nach langem Warten liegt nun endlich die ersehnte bathymetrische Meereskarte des Spanischen Ozeanographischen Institut (OIE) vor. Die Spitze des Eldiscreto liegt nach den jüngsten Vermessungen des Forschungsschiff Ramon Margalef nur noch 130 m unter dem Meeresspiegel. Nach älteren Angaben aus dem Monat November/Dezember 2011 waren es noch zwischen 150 m und 180 m. Unser Vulkan ist also in den vergangenen Wochen um rund 35 m in die Höhe gewachsen.



Jetzt fehlen noch ca. 30 m bis zur kritischen Höhe einer direkten explosiven Reaktion mit dem Meereswasser. Das wäre dann die nächste Phase, die einer phreatischen Wasserdampf  Eruption. Jedoch noch beachtenswerter ist die Menge der bisher ausgeflossenen Lava. Waren es nach den letzten Messungen zwischen 5 - 7 Millionen m³, so sind es heute bereits ca. 145 Millionen m³ Lavamaterial. Durch seine Hanglage konnte bisher der größte Teil der ausgestoßenen Masse ein abwärts verlaufendes Tal auffüllen und abfließen. Der Lavastrom dürfte inzwischen eine Länge von mehreren Kilometern erreicht haben. Die Wissenschaftler der OIE schätzen das Volumen des Vulkankegel selbst auf ca. 57 Millionen m³. Würde sich Eldiscreto auf ebenem Meeresgrund befinden, könnten wir schon längst eine neue Insel bewundern.

Hier sind die alten topographischen Karten vom Oktober 2011 (oben) und November 2011 (unten). Danach hat sich die Unterwasser Landschaft verändert. Gab es im Oktober (roter Kreis) noch eine Felsnase, so ist sie wohl durch die vulkanische Aktivität zunächst abgebrochen (blau) und heute komplett verschwunden. Dieser abgebrochene Felsbrocken dürfte eine Größe von mehreren hundert Metern gehabt haben. Ob er aufgeschmolzen oder vom Lavastrom verdeckt wurde, ist nicht ersichtlich.
Welche Schlussfolgerung können wir nun daraus ziehen: Unser Eldiscreto ist nicht nur eine kleine Warze, sondern ein mächtiger Vulkan. Vom Volumen seiner Magmaausschüttung hat er bisher mehr Lava ausgestoßen, als all seine kanarischen Vorgänger in den letzten 200 Jahren. Er wächst wegen seiner exponierten Lage zwar nur langsam aber stetig. Sollte die Aktivität so weiter andauern, würde er in ca. 6 Wochen, also bis Ende Februar/Anfang März die kritische Höhe von 100 m unter der Wasserlinie erreicht haben und heftige Eruptionen hervor bringen.
Interessant war gestern der Begleitkommentar der OIE anlässlich dieser Veröffentlichung. "Wir möchten uns für das Fehlen von Informationen in den letzten Wochen entschuldigen. Durch verschiedene technische Probleme und die langen Behördenwege kommen die Daten erst jetzt an die Öffentlichkeit. Die Pevolca (Krisenstab) ist alleine für die Sicherheit der Bevölkerung zuständig und entscheidet wann und was veröffentlicht wird." - so der sinngemäße Text.
Ich frage mich jetzt natürlich, was es so viel Neues und Verbergenswertes gab, um diesen Bericht so lange unter Verschluss zu halten - oder wollte nur wieder einmal die Pevolca ihre Macht und Wichtigkeit Allen demonstrieren?
Nun zum Tagesgeschehen. Nach seinem Atemstillstand seit gestern Nachmittag hat der Tremor heute Morgen gegen 4.05 Uhr wieder seinen Betrieb aufgenommen. Wahrscheinlich waren Teile des Lavakanal eingestürzt, die er nun wieder freigeräumt hat. In der Nacht gab es nur leichte Erdstöße im Süden.

Am 30.Januar 2012 kommt hoheitlicher Besuch nach El Hierro. Der spanische Kronprinz Don Felipe y Doña Letizia haben ihren Solidaritätsbesuch angekündigt. Ein schönes Zeichen des spanischen Königshauses für die krisengeschüttelte Insel. Vielleicht haben sie auch einige Gaben im Gepäck dabei.

Die neuesten Touristenzahlen vom Dezember 2011 wurden vom Kanarischen Institut für Statistik (Istac) veröffentlicht. Danach kamen 659 Gäste im Dezember auf die Insel. Ein Rückgang von 252 Personen gegenüber dem Vergleichsmonat 2010. Die meisten Gäste waren Spanier, 48 kamen aus Deutschland, 21 aus Frankreich, 5 aus Italien und 2 aus Belgien. Der Durchschnittsaufenthalt betrug nur 2,16 Tage im Vergleich zu 2010 von 3,05 Tage.

9 Kommentare:

  1. Unser "Manfred" wird hier erwähnt....

    http://vulkane.net/blogmobil/?cat=5

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  2. "Unser" Manfred wird oft erwähnt. Ich habe ein Google-Alert und bekomme seit Monaten jeden Tag 3 bis 4 Meldungen. In vielen wird Manfred zitiert.

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  3. Es Dampft und Brodelt wieder....

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  4. Hallo,

    Seit 8:50Uhr ist der Tremor erneut stark zurück gegangen. Könnte sein, dass wieder der Förderschlot eingebrochen bzw. die Öffnung sich verkleinert haben, da noch ein minimaler Fluss erkennbar ist.

    http://www.ign.es/ign/head/volcaSenalesAnterioresDia.do?nombreFichero=CHIE_2012-01-20&ver=s&estacion=CHIE&Anio=2012&Mes=01&Dia=20&tipo=1


    Die bisher geförderte Menge an Magma (0,145km³) ist laut Marc von http://vulkane.net/blogmobil/?cat=5 mit dem des Eyjafjallajökull in seiner ersten Eruptionsphase vergleichbar.

    Drücken allen Bewohnern von El Hierro auch weiterhin die Daumen, das alles glimpflich ausgeht.

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  5. Tremor steigt wieder und es dampft auch an der Wasseroberfläche.

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  6. Rrrrrichtig ich habe grad wieder ein Stück an der Wasseroberfläche qualmen sehen

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  7. Wenn eldiscredo in den vergangenen Wochen um ca 35 Meter gewachsen ist und es so etwa weiter geht, dann haben wir spätestens zu Ostern eine Überraschung.
    Schade, dass ich pers. nicht die Möglichkeit habe nach El hierro zu kommen.

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  8. Selbst wenn die Austoßmenge auf dem Niveau bleibt, kann man davon ausgehen, dass ein weiterer Höhenzuwachs des Vulkangebäudes immer länger dauern wird. Um die notwendige Standfestigkeit des Vulkans sicherzustellen, müssen unter dem Gesichtspunkt der Statik weitere Materialanlagerungen/-aufschüttungen am Fuss des Vulkankegels passieren. Dabei verteilen sich diese Aufschüttungen auf immer größer werdende Radien und Umfänge am Fuss des Vulkankegels. Weiter verzögert wird dieser Prozess, weil sich der Fuss des Kegels mutmaßlich nicht als Kreis sondern als hangabwärts liegendes Oval darstellt. Das führt zur Vergrößerung der Aufschüttungsradien/-umfänge und somit zur Notwendigkeit einer Vervielfachung der Ausstossmenge, damit der Höhenzuwachs in gleichem Maße fortgesetzt werden kann.

    Grüße Lars - Potsdam

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  9. Moin,

    ich "denk" mal, dass sich der Graben, in dem das Magma abfließt, schon recht ordentlich gefüllt hat.

    Meine Schlussfolgerung ist demnach, dass der Höhenzuwachs konstant bleibt, wenn nicht schneller.
    Auf den "früheren" Aufnahmen war der Graben ja richtig TIEF.

    Seit gestern Früh gab es lt. AVCAN wieder 5 Beben zw. 10-15km Tiefe und unter 1,5 Magnitude.

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