Samstag, 4. Juli 2015

El Hierro heute

Was gibt es Neues auf El Hierro


Vier Jahre ist es nun her, seit der Vulkan unter El Hierro sich mit neuen Leben füllte. Nach über 300 Jahren Ruhezeit rüttelte er mit fast 24.000 Erdstößen bis ML5,1 die Insel wieder wach. Die Eruption kurz vor der Küste von La Restinga lies damals Größeres befürchten.

Es gab ein seltenes Naturschauspiel mit bunt gefärbtem Meerwasser durch austretende Gase und Schwebepartikel. Über viele Quadratkilometer konnte sogar aus dem Weltall dieses Spektakel beobachtet werden.

Auch wurden erstmalig bei einem Vulkanausbruch weiße Lavabrocken mit schwarzem Schokoladenüberzug ausgeworfenen- die Restingolitas.

Ein neuer Unterwasservulkan wurde geboren. Noch 88 Meter unter der Meeresoberfläche verborgen – der Eldiscreto. Seitdem ist wieder Pause angesagt. Aber noch keine Ruhe. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Erdbeben und auch die letzten Tage kleinere Erdstöße.

Auf der Insel läuft alles wieder seinen geregelten Gang. Die spanienweite Wirtschaftskrise hat auch auf El Hierro tiefe Einschnitte hinterlassen. Viele Bewohner sind ausgewandert und noch mehr arbeitslos. Die maßlose Bauwut und eine verfehlte Wirtschafts- und Subventionspolitik hat gravierende Spuren hinterlassen. Das eine ist Vergangenheit, aber an den Folgen wird die Insel noch lange zu knabbern haben.

Zu geblendet haben die Aussagen von bleibendem Wohlstand und Reichtum. Madrid hat es vorgemacht und jede spanische Region, Provinz und Gemeinde wollte das versprochene Wachstum auch nicht versäumen. An Stillstand oder gar Rückschritt dachten nur die Pessimisten. Aber so sollte es dann auch kommen. Jede Medaille hat zwei Seiten. Solange die Subventionen aus fremden Kassen fließen und keine nachhaltige eigene Wirtschaft aufgebaut wird, es es nur eine Frage der Zeit bis sich die Medaille dreht.

Von Betonpalästen, breiten Straßen, Wellness Bädern oder einem Kongresszentrum im Rohbau kann niemand leben. Das kostet nur Unterhalt oder wird Verrotten.

Jetzt müssen und werden kleinere Brötchen gebacken. Hier hat man es im Gegensatz zu Griechenland kapiert und ist mit kleinen Schritten dabei sich langsam zu erholen. Einschnitte im Sozialsystem, im Arbeitsrecht, Steuererhöhungen und die Streichung von Vergünstigungen sind nur einige Punkte … und dann soll noch ein Land finanziell auch aus spanischen Kassen am Leben gehalten werden, das mit aller Gewalt seinen hohen Lebensstandard behalten will. Das soll mal ein Ziegenhirte auf Europas südlichsten Zipfelchen verstehen.

Globalisierung heißt das Schlagwort, wenn weit ab vom Golfotal die EU Milliarden in der Akropolis versenkt werden. Solange aus Brüssel Mittel kamen wurden die auch ungefragt von El Hierro genommen. Jetzt wo es ans Zahlen geht, erinnert man sich gerne wieder an die eigenen Interessen und an die eigene Partei. Im Mai 2015 wurde der bisherige Inselpräsident Alpidio Armas (Koalition überregionaler Parteien) abgewählt und eine Dame – Belén Allende der nationalen Inselpartei AHI, zur Präsidentin gekürt …ob Fortschritt oder Rückschritt vermag ich nicht zu beurteilen.

Vielen, auch auf den Nachbarinseln, wird die Macht und das nebulöse Wirken des Beamtenapparat in Brüssel langsam unheimlich. Die anfängliche Euphorie vom Stern Europa ist längst verflogen. Der Regulierungswahn ist inzwischen in der letzte Bar in Tacoron angekommen. Nur noch eine auf Hygiene überprüfte Köchin darf jetzt die Pizza zubereiten. Schilder am Eingang sagen jetzt dem Gast, ob der Innenraum noch Kapazität aufnehmen kann oder die maximale Personenzahl bereits überschritten ist. Gemüseeinkauf geht nur noch mit dem Plastikhandschuh und die bisher kostenlosenTüten im Supermarkt kosten plötzlich Geld.

Nicht alles ist falsch. Aber damit ging das besondere Flair, die Atmosphäre und die gewissen Eigenarten immer mehr im Bürokratiesumpf verloren. Hatte man damals noch erwartungsvoll den teuren Euro gegen die Leichtmetall-Peseta eingetauscht, wäre ich mir heute nicht mehr so sicher.
Die langen Arme aus Brüssel, greifen schon bis zum Eldiscreto. Hier haben sie allerdings noch einmal ihr Füllhorn ausgeschüttet und den Bau eines Vulkanzentrum ermöglicht.

Der Vulkanpark von El Hierro


Der im Februar 2015 neu eröffnete Geoparque liegt an der HI-4 zwischen La Restinga und El Pinar, unweit der Abzweigung zur Badebucht Tacoron in einem renaturierten Steinbruch.
Auf den ersten Blick vielleicht etwas unscheinbar, ist er doch einen Besuch wert und bietet mit mehreren gut gemachten interaktiven Multimedia Shows eine Menge Informationen rund um den Unterwasservulkan vor La Restinga.  
Ralf Rehbock (Fotos) hat vor einigen Wochen El Hierro besucht und wird uns seine gewonnenen Eindrücke schildern (Danke).
In Vitrinen sind einige  Restingiolas zu sehen, die während der aktiven Phase vom Eldiscreto vor Restinga vom Rettungskreuzer aus dem Meer gefischt wurden.

Auf der kurzen geführten Wanderung zwischen den zwei Ausstellungsgebäuden macht eine Rangerin auf viele geologische Besonderheiten in dem Lavafeld aufmerksam an denen man sonst vielleicht achtlos vorbei gelaufen wären.

Sie hat auch erzählt das mitunter kleine Gruppen von Einwohnern aus Restinga vorbei schauen die sich dann oft sehr emotional an die Zeit der Evakuierungen erinnern. In einer Nacht und Nebelaktion mussten damals die Bewohner „Notevakuiert“ werden.

Hier die dramatischen Stunden zum Nachlesen „Restinga evakuiert„. Die Behörden hatten trotz eindeutiger Anzeichen die Gefahr falsch eingeschätzt und verharmlost.

Der Besuch dauert eine gute Stunde und ist kostenlos. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.geoparqueelhierro.es

Das „alte“ Restingolita-Museeum der Gemeinde direkt in La Restinga ist weiter geöffnet.
In Folge erscheinen nun weitere Vorort Berichte von Ralf Rehbock zur heutigen Situation auf El Hierro.

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