NEWS:
17.07 Uhr - bisher 124 Beben heute. Um 13.34 Uhr ML2,6 und um 15.08 Uhr mit ML2,8 beide in 19 km Tiefe südlich des Tanganasoga. Nach einem kurzen Abflauen heute Morgen, nun wieder kräftiger. Der Tremor ist immer noch schwach.
18.13 Uhr - nach einem Beben um 15.35 Uhr mit
ML2,7 in 19 km Tiefe setzt nun seit 16.10 Uhr der Tremor wieder ein.
21.27 Uhr - die Beben verlagern sich weiter nach Süden. 16.35 und 16.50 Uhr von je ML3,5 und 17.54 Uhr mit ML3,3 in 19 km Tiefe.


Die Beben halten weiter an, auch wenn sich der Tremor in der Nacht abgeschwächt hat. Heute Morgen bereits wieder über 50 Erdstöße. Der bisher Stärkste um
4.11 Uhr mit ML3,1 in 18 km Tiefe unter dem Tanganasoga. Die Bebenbilanz von gestern entspricht in ihrem Ausmaß den Höhepunkten um den 13. September 2011. Insgesamt 241 Beben, davon 180 Erdstöße zwischen ML2,0 - 3,0 und
6 Beben über ML3,0. Keiner käme hier auf die Idee von einem Ausklingen der Vulkanaktivität und von
"Normalität" zu sprechen. Nur die PEVOLCA, der Krisenstab der gestern im fernen Teneriffa tagte, kommt zu dieser Auffassung. Sicher besteht im Moment noch keine Gefahr für die Menschen, aber die Gefahr ist im Anmarsch. Das sind Bürokraten denen parteipolitische und wirtschaftliche Gründe wichtiger sind als Aufklärung. Auch unter den Wissenschaftler hat sich im Hindergrund eine rege Diskussion und Unverständnis über derartige Aussagen entwickelt. Lassen wir Krisenstab - Krisenstab sein und entwickeln unsere eigenen möglichen Vorstellungen.

Die Erdstöße zentrieren sich auf das Inselinnere und liegen heute im Tiefenbereich von 16 bis 18 km. Wir wissen, daß der Magmakanal nach Süden ansteigt und die Eruption erst mit Beben in ca. 8 - 10 km im November 2011 erfolgte. Die Abschwächung des Tremor lässt darauf schließen, daß alte Kanäle verstopft sind und sich die Magma erst einen weiteren Weg - vielleicht neuen Weg - suchen muß. Die Beben werden anhalten und erst durch einen "Befreiungsschlag" ein starkes Beben den Weg öffnen. Alles geht dieses Mal viel schneller, so daß bis zum kommenden Wochenende wahrscheinlich erste Spuren an der Oberfläche zu sehen sein werden.
Zum Tanganasoga und ins Golfotal

Am Montag war die Sonne hinter einem Sandschleier, dem
Calima verborgen. Starke Saharawinde brachten Unmengen von Sand mit. Die Sonne kann direkt beobachtet oder wie hier mit der Kamera fotografiert werden. Die Sicht ist auf wenige hundert Meter eingeschränkt. Der Sandschleier wirkt wie ein Treibhaus und die normal bei 60 bis 70 % liegende Luftfeuchtigkeit ist nicht mehr messbar, also nahe 0 %.

Das Epizentrum (Karte) heute lag im Golfo-Gebiet zwischen
Los Llanillos und links dem alten Vulkanberg
Tanganasoga (1376 m). Er ist der zweithöchste Berg nach dem Malpaso (1503 m) und auch bereits bei Beginn der Beben im Vorjahr der Schlüsselpunkt und mögliche Kandidat für einen Ausbruch. Unter ihm laufen die Magmakanäle Richtung Süden zum Eldiscreto. Ich habe mich gestern mehrere Stunden (von 10 - 15.00 Uhr) im näheren Umfeld dieses Berges aufgehalten und auch die ML2,8 - ML3,1 Beben nicht wahrgenommen.
Los Llanillos, ein Ortsteil von La Frontera unter dem Sandschleier. An der Küste das Meeresbad "Charco Azul". Da alle Beben in 17 - 20 km Tiefe ihren Auslöser haben, mag die Spürbarkeits-Grenze vielleicht bei ML3,8 oder höher liegen. Allerdings habe ich mit Einwohner gesprochen die in der Nacht und am Morgen die stärkeren Erdstöße gespürt haben. Es liegt eine trügerische Ruhe über der Gegend, die schwer zu beschreiben ist. Zum einen weiß ich was sich jetzt wohl im Moment in 20 km Tiefe abspielt und wie schnell die Auswirkungen auch an der Oberfläche spürbar sein können. Zum Anderen diese Stille, das Meeresrauschen in der Ferne und die drückende Hitze. Eine unwirkliche Idylle - wenn jetzt noch das kleine Glöckchen erklingen würde - eine besondere Atmosphäre So oder ähnlich ist die von mir empfundene Situation. Alles hat man im Jahr 2011 bereits einmal erlebt und hofft natürlich, daß sich die hoffentlich "ungefährliche" Pracht wieder im Süden entlädt. Wenn es schon sein muß !

Auch ein Glöckchen, das
Wahrzeichen von La Frontera. Der Glockenturm auf einem Vulkanhügel weithin sichtbar. Die dazu gehörende Kirche steht am Fuße hinter dem Berg. Umrandet von den über 1000 Meter hohen Felswänden des vor ca. 120.000 Jahren zusammen gebrochenen und abgerutschten Hauptvulkan, dessen Kratergrund heute das Golfotal bildet. Alle Straßen sind befahrbar. Auf den Berg- und Abstiegsstrecken liegen allerdings kleinere Steine und Lavabrocken herum, die wahrscheinlich am frühen Morgen von der Bebenserie ausgelöst wurden.

Erdrutsche und Steinschlag gab es hier schon immer, auch ohne Erdbeben. Hier auf dem Foto eine Geröllhalde die vor wenigen Jahren das Legartarium (Aufzuchtstation der Riesen-Eidechsen) zerstört und verschüttet hat. Besonders nach schweren Regenfällen in den Wintermonaten beginnt die Felswand zu bröckeln und es können sich richtige Geröll-Lawinen ins Tal ergießen. Die
Golfotunnel Zufahrt (unten) mit den schnell im Dezember 2011 errichteten Auffangnetzen, die den besonders gefährdeten Eingangsbereich auch bei Beben vor herabstürzenden Felsbrocken schützen soll.


Das ehemals
kleinste Hotel der Welt vor den Roques del Salmor Felsen. Der nördliche Abschluss des Golfotal. Auch hier gab es in den letzten Tagen Erdbeben. Diese Pizzeria mit dem Namen "
Vulcano" habe ich in La Frontera gefunden.