Montag, 31. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - Situationsbericht

Um 16.49 Uhr ein Beben der Stärke 3,4 RSk. in 22 km Tiefe. Der Tremor hat etwas nachgelassen, ist aber weiter nervös.

Der Krisenstab geht von einem weiteren Szenario aus. Wie heute bekannt wurde könnten auch Beben in 10 - 15 km Tiefe als Vorläufer eines Ausbruchs gedeutet werden. Auch die Heliumwerte könnten ein Indikator sein. Vor dem Ausbruch im Süden wurden erhöhte Heliumausdünstungen registriert. Entsprechende Messungen laufen nun auch im Golfo.

Ein Kommentar heute aus El Hierro hat mich beschäftigt, den ich hier wiedergeben möchte:

Birgit hat gesagt…

"Ich lebe nun seit über 12 Jahren auf El Hierro und zwar im Golf. Aber ich bin weit entfernt davon, mir ernsthafte Sorgen zu machen. Das geht wohl den meisten Herrenos auch so. Zu ungewiss sind die Spekulationen über Ort, Zeitpunkt und Stärke eines möglichen Ausbruchs, die fast jeden Tag wieder eine andere Tendenz zeigen. Mein "Notfallköfferchen" ist immer noch nicht gepackt und viele "Horrorszenarien" halte ich schlichtweg für übertrieben."


Ich habe mir heute einmal Gedanken gemacht, wie ich auf der Insel La Palma bei einem drohenden Vulkanausbruch reagieren würde.  Auch ich würde solange wie möglich in meinem Hause mit den Tieren ausharren. Würde aber rechtzeitig meine Familie (Frau mit Kindern) in Sicherheit bringen. Auch mein Notfallkoffer wäre längst gepackt. Allerdings wohne ich nicht in so einem Talkessel, wie das Golfotal, der von tausend Meter hohen Steilfelsen umgeben ist und im Falle eines Falles nur wenige Fluchtmöglichkeiten bietet. Ich hätte viele Fluchtmöglichkeiten, auch notfalls zu Fuß.
Also eine etwas andere Ausgangssituation.
Natürlich müssten die Behörden rechtzeitig andere Schulen öffnen, die Altenbetreuung ermöglichen, Notquartiere bereit stellen und vor allem eine vorübergehende Wegzug- Empfehlung aussprechen. Das würde ich erwarten - und genau das ist auf El Hierro bisher ausgeblieben.
Das Ganze ist keine Zwangsmaßnahme oder behördlich verordnete Evakuierung. Sondern eine freiwillige Vorsorgemaßnahme. Ich könnte mir gut vorstellen, daß viele dieser Empfehlung folgen würden. Vieles wäre dann einfacher !

Für den 3.11.11 wurde vom Secretario General del Mar del Ministerio de medio Ambiente ... (kurz Ministerium für Meeresschutz) eine Sitzung einberufen, die den Zustand und die Entwicklung des Meeresgebiet um Restinga beurteilen soll. Dieses Gebiet ist seit 1998 maritimes Schutzgebiet um die Artenvielfalt und Population  der Meeresbewohner zu fördern. Genau dort ist nun der neue Vulkan ausgebrochen. Eingeladen sind das Ozeanographische Institut, Fischer und die Tauchverbände.

Das Forschungsschiff "Roman Margalef" kann voraussichtlich in den nächsten Tagen noch kein Video des neuen Vulkan liefern, da die Sicht durch Schwebteilchen noch zu eingetrübt ist.
Dafür eine neue Nahansicht einer Computer Simulation das heute das Gobierno de Canarias vom Eldiscredo-Vulkan bei Restinga veröffentlicht wurde.

Ansicht von Süden

Ansicht von Osten



El Hierro Vulkan - Tremor verstärkt sich

Der Tremor wird in den letzten Stunden kräftiger und unruhiger. Das kann bedeuten, daß der Magmafluss sich vergrößert oder auf Hindernisse, wie härtere Gesteinsschichten, stößt. Ein weiteres stärkeres Beben dürfte dadurch in den nächsten Stunden ausgelöst werden.



Der Krisenstab hat sich heute Vormittag unerwartet schon wieder getroffen. Ergebnis:  Die Bewohner des Golfotales sollen sich auf eine Evakuierung bei weiterem Ansteigen der Bebenaktivität vorbereiten - aber Ruhe bewahren.
Bei der Sitzung gestern Abend wurde anscheinend das ständige Ansteigen der Bebenstärke nicht genügend in die Überlegungen einbezogen. Ein Blick in unseren Blog hätte ausgereicht.

In eigener Sache:
Überrascht bin ich was aus einer Idee wurde. Ein kleiner Informationsblog, der mangels aktueller Infos und unverständlicher Darstellung entstand. Anscheinend haben viele den gleichen Informationsbedarf wie ich.
Inzwischen hat sich dieser Blog zu einer wichtigen deutschsprachigen Nachrichtenbörse über die Vulkanaktivitäten auf El Hierro entwickelt. Allein über 100.000 Besucher innerhalb der letzten 30 Tage. Darauf bin ich etwas stolz. Es ermuntert mich natürlich genau so weiter zumachen, wie Sie das gewohnt sind.

Danken muß ich den vielen Kommentatoren, die Anfragen fachmännisch beantworten und mir so viel Arbeit abnehmen. Auch für die vielen Mails die mich erreichen meinen herzlichsten Dank. Leider kann ich aus Zeitgründen - ich habe noch einen Beruf und eine Familie - nur wenige beantworten.

Die Kommentarfunktion ist offen für Alle, die einen schnellen und konstruktiven Beitrag oder Ihre Meinung zur Sache einbringen wollen. Bitte nicht "Anonym" sondern unter Ihrem Namen schreiben.
Beleidigungen, Abwertendes oder persönlichen Frust, laden Sie bitte in einem anderen Blog oder Forum ab.

El Hierro Vulkan - in der Ruhe liegt die Kraft

Die Bebenaktivität im Golfo hält weiter an. Zu erwähnen sind, neben den schwächeren Beben, zwei Erdstöße mit mehr als 3,0 auf der Richterskala.
Ein Beben um 2.13 Uhr mit 3,4 RSk. und um 7.13 mit 3,1 RSk. Das gemessene Bebenzentrum lag vor der Golfoküste in 20 bzw. 22 km Tiefe. Im Grunde also keine Veränderung der Situation. Der Tremor (Magmafluss) läuft harmonisch weiter.

Die Entscheidung des Krisenstabes (Pevolca) von gestern Abend, nach dem die jetzige Lage als sicher für die Anwohner angesehen wird und daher keine weiteren Sicherungmaßnahmen notwendig seien, stößt erwartungsgemäß auf Unverständnis.


Foto: La Provincia
Um den Krisenstab einmal zu Personifizieren. Wir haben links den Inselpräsidenten von El Hierro Alpido Armas, Mitte Juan Santana (Vertreter der kanarischen Gesamtregierung) und die Dame rechts: Carmen Morales (Sicherheitsbeauftragte von El Hierro).

Das ist quasi der politische Kopf des Krisenstabes. Die Wissenschaft, wie das Geologische Institut (IGN) oder die CSIS, bringen als beratende Institutionen ihr Wissen und ihre Vorschläge in dieses Gremium ein.
Massive Kritik hagelt es von der Gemeinnützigen Organisation AVCAN (Asociacion Vulcanologia de Canarias). Ein Zusammenschluss von Vulkanologen, Geologen und Hobby- Vulkanologen. Seit vielen Jahren engagiert sich diese Organisation um die Vulkanologie der Kanaren.

"In einem offenen Brief  kritisiert sie den Krisenstab vorhandene wissenschaftliche Ressourcen wie Meeresbiologen, Chemiker und anderes Fachpersonal und Institutionen nicht beteiligt und in ihre Entscheidungen einbezogen habe. Wertvolle neue wissenschaftliche  Erkenntnisse über die Entstehung eines Unterwasservulkan seien daher nicht gewonnen worden und nun für die Forschung verloren. Auch hätten so manche Entscheidungen des Stabes anderst ausgesehen. Verschwendete Zeit, mangelnde Erfahrung und die Missachtung und die Nichtnutzung von vorhandenem Sachverstand hätten nun zu einem Vertrauenverlust in der Bevölkerung und den Medien geführt.
Dem Krisenstab muß klar sein, daß er den Überblick und die ganze Dimension über die tatsächliche Lage, aus Mangel an wissenschaftlichen Wissen, nicht hat.
Die Bevölkerung ist heute anspruchsvoll und verlangt eine umfassende Erklärung. Ein Beispiel sollte man sich an anderen Ländern nehmen, die ähnliche Krisensituationen bewältigt haben."

Auffallend ist auch, daß nur spanische Wissenschaftler vor Ort sind. Die Kollegen aus Island würden sicher gerne mit ihrem Wissen und der jüngst gemachten Vulkan Erfahrung hier einige brauchbare Dinge beisteuern.

Warum die Bevölkerung von El Hierro trotz der drohenden Gefahr relativ ruhig und abwartend reagiert, hat vielleicht noch einen ganz anderen Grund. In einem der nächsten Beiträge möchte ich mal auf die Mentalität und die Grundeinstellung der Herrenos näher eingehen.

Sonntag, 30. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - so kann man es auch sehen

Der Krisenstab Pevolca sieht keine Notwendigkeit zum jetzigen Zeitpunkt weitere Maßnahmen zu ergreifen. Das ist grob zusammengefasst das Ergebnis der heutigen Krisensitzung.
Wie der Direktor für Seguridad y Emergencias (Sicherheit und Notfälle) del Gobierno de Canarias, Juan Santana erklärte, gebe es wohl eine verstärkte seismische Bewegung im Golfo, die aber keine Gefahr für die Anwohner darstellt. Noch seien die Beben in 20 km Tiefe und bedeuten jetzt noch keine Eruptionsgefahr. Die Warnstufe für Frontera bleibt auf "Gelb" und das Tunnel 24 Stunden geöffnet.

Eine beruhigende Feststellung und Entscheidung des Krisenstabes.

In der Zwischenzeit rumort es im Untergrund weiter. Seit 15.30 Uhr bis um 21.00 Uhr - 24 gemessene Erdstöße mit einer Stärke von über 1,5 RSk. Davon eines um 18.03 Uhr mit 2,8 und ein weiteres um 18.57 mit 3,2 auf der Richterskala.

Aber es besteht nicht geringste Gefahr - so der Krisenstab.

El Hierro Vulkan - Krisenstab tagt

Wie bereits erwartet ereignete sich um 13.05 Uhr ein weiteres Beben mit 3,9 RSk. und um 15.23 Uhr von 3,2 RSk. Dazwischen mehrere kleinere Erdstöße. Inzwischen gehen auch die Wissenschaftler, noch nicht offiziell, von einer weiteren Eruption diesmal im Golfo aus. Wahrscheinlich sei ein Ausbruch im Küstenbereich, also im ufernahen Meer. Möglich sei aber auch ein Ausbruch in der Talebene. Kein Wissenschaftler möchte aber dem Krisenstab vorgreifen.
Der Krisenstab (PEVOLCA) tagt im Moment. Eine Entscheidung soll in Kürze fallen.
Zum Verstehen: Der Krisenstab ist ein politisches Instrument. Wissenschaftler sind nur beratende Mitglieder, also technische Gutachter. Entschieden wird von den Politikern. Das letzte Wort hat der Vorsitzende des Krisenstabes und das ist der Inselpräsident Sen. Armas.

Bleibt heute nur zu hoffen, daß die Gefahr erkannt wurde und nicht wieder eine wachsweiche Entscheidung dabei heraus kommt. Auch werden z. B. bei einer Alarmstufe "Rot" Finanzquellen in Madrid angezapft.


Die kumulierte Energiekurve spricht Bände. Die Tabelle umfasst den gesamten Zeitraum vom 16.7.11 bis heute. Gerade in den letzten Tagen steigt die Kurve förmlich senkrecht in den Himmel.

Die "grüne Brühe" hat inzwischen den kompletten Golfo erfasst. Anwohner berichten von starkem Schwefelgeruch.
Das Forschungsschiff "Ramon Margalef" wurde inzwischen auch wieder gesichtet. Es kreuzt vor dem Golfotal und untersucht den Meeresgrund auf mögliche Gasabsonderungen, Risse und evtl. entstehende Schlote.

Ich bleibe dran. Sobald Neues bekannt wird, melde ich mich.